Elastic Aktie - Warum ich erneut investiere
- Stefan Waldhauser
- 11. Okt.
- 4 Min. Lesezeit

Elastic-Aktien waren von 2019 bis 2023 eine feste Größe in meinem Portfolio. Dann habe ich mich nach bescheidenen Gewinnen zum Ausstieg entschlossen, die Gründe sind hier nachzulesen. Nach zwei Jahren Pause habe ich mich jetzt zum Neuaufbau einer Position in dem B2B-Infrastruktursoftwareanbieter entschlossen, der sich mittlerweile als „the Search AI Company” positioniert.
Das ursprünglich aus den Niederlanden stammende Unternehmen war bereits vor seinem Börsengang in den USA im Jahr 2018 eines der führenden europäischen Softwareunternehmen, und ich war schon viel früher in meinen eigenen Softwareprojekten darauf gestoßen.
Für mich war und ist Elastic DAS Unternehmen, das sich von der Masse der ursprünglich europäischen Softwareunternehmen abhebt, da es auch als Global Player eine nachhaltige Führungsrolle spielt. Mehr als 50 % der Fortune-500-Unternehmen stehen auf der Kundenliste von Elastic.
Leider fliegen die Elastic-Aktien jedoch bei den meisten Investoren eher unter dem Radar und fallen auch sieben Jahre nach dem Börsengang in die Kategorie der "Fallen Angels". Das liegt daran, dass sich der Aktienkurs nicht wirklich von dem Tech-Crash von 2022 erholt hat und weiterhin mehr als 50 % unter seinen Höchstständen von 2021 gehandelt wird.
Manchmal sind die besten Chancen diejenigen, die man bereits gut kennt. Es ist also an der Zeit, Elastic noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Langjährige Leser meiner Blogs kennen das Unternehmen bereits, aber für alle anderen hier eine kurze Zusammenfassung:
Was macht Elastic?
Schon lange vor seinem Börsengang war das Unternehmen der führende Anbieter von Enterprise Search. Dabei geht es um die Suche nach und den hocheffizienten Zugriff auf bestimmte Daten innerhalb eines Unternehmens und nicht etwa um eine Alternative zur Google-Suche.
Fast alle von uns nutzen die Technologie von Elastic schon seit vielen Jahren: Ob die Uber-App, die nach Fahrzeugen in der Nähe sucht, die Tinder-App, die nach passenden Partnern sucht, oder Cybersecurity Dienste, die nach Bedrohungen suchen – Elasticsearch wird seit Jahren in all diesen Anwendungen eingesetzt, um große Datensätze in Millisekunden zu durchsuchen.
Elasticsearch ist die nahezu unbegrenzt skalierbare Echtzeit-Suchmaschine, die dies für eine Vielzahl von Datentypen ermöglicht, darunter strukturierte und unstrukturierte Daten.
Aufbauend auf dieser grundlegenden „Search”-Technologie wurden in den letzten Jahren verschiedene Produkte für wichtige Anwendungsfälle von Elastic entwickelt. Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für Kunden ist, dass Elastic mehrere Lösungen auf einem einzigen Software-Stack aufbauen kann. Dies führt zu Synergien und einer möglichen Konsolidierung der Softwareanbieter für den Kunden.
Im Jahr 2019 stieg das Unternehmen offiziell in den „Security" Markt ein. Schon zuvor hatten eine Reihe von Kunden Elastic-Produkte zur Erkennung und Analyse von Cyberangriffen (Threat Hunting) eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt machte Elastic diesen Anwendungsfall zu einem eigenen Produktangebot und wandelte sich von einem Komponentenlieferanten zu einem Anbieter von SIEM-Lösungen (Security Information and Event Management).
Seit 2020 positioniert sich das Unternehmen auch im Bereich „Observability”. Dieses Unternehmenssoftwaresegment ist eine Weiterentwicklung früherer Monitoringsysteme für das Zeitalter verteilter Systeme. Damit wurde Elastic zu einem direkten Konkurrenten des damaligen Marktführers Splunk, der 2024 von Cisco übernommen wurde.
Seit 2023 konzentriert sich die Positionierung von Elastic immer mehr auf neue Anwendungsfälle im Zusammenhang mit Gen AI. Elastic hat seine Plattform mit einem Schwerpunkt auf der Vektorsuche weiterentwickelt – einer Schlüsseltechnologie für semantische und KI-gestützte Suchanwendungen.
Das Produktmarketing von Elastic betont nachdrücklich die Bedeutung der Elastic-Technologie für die Umsetzung von generativen KI-Projekten (GenAI), die von so vielen Unternehmen gestartet wurden. Und tatsächlich scheint es plausibel, dass die marktführende Suchtechnologie von Elastic eine wichtige Rolle spielen wird, wenn es darum geht, große Sprachmodelle (LLMs) mit Wissen aus unternehmenseigenen Datensätzen anzureichern und sie in Millisekunden durchsuchbar zu machen.
Die jüngste Produktankündigung des „Elastic Native Inference Service” als GPU-beschleunigter Inference-as-a-Service in Elastic Cloud positioniert Elastic deutlicher als KI-Infrastrukturunternehmen und nicht nur als Search Engine.
Der nachhaltige Erfolg all dieser KI-Anwendungsfälle ist jedoch Zukunftsmusik und keineswegs garantiert. Diese Projekte befinden sich größtenteils noch im Experimentierstadium und sind für Elastic derzeit eher Hoffnungs- als Umsatzträger.
Warum habe ich meine Elastic-Aktien im Jahr 2023 verkauft?
Damals gab es zwei Hauptgründe (mehr dazu hier):
2022/2023 gab es einen kompletten Führungswechsel: Der Gründer Shay Banon trat zurück und Ash Kulkarni wurde aus den Reihen des Unternehmens zum CEO befördert. Im Dezember 2023 verkaufte ich meine Elastic-Position, weil ich nicht davon überzeugt war, dass der neue Chief Revenue Officer, Mark Dodds, der nach einer langen Konzernkarriere von Cisco kam, gut für das Unternehmen sein würde. Der "Culture Clash" zwischen dem ehemaligen Open-Source-Unternehmen und der neuen GoTo-Market Strategie eines solchen Enterprise Sales Managers schien mir zu groß zu sein.
Damit lag ich falsch. Elastic ist heute in Vertrieb und Marketing viel besser aufgestellt und agiert wesentlich effizienter als vor zwei Jahren.
Der ausschlaggebende Grund für meinen Ausstieg war damals jedoch – wie könnte es anders sein – die damalige Bewertung der Elastic-Aktie: Wie viele andere Softwareanbieter hatte sich das Unternehmen 2023 eilig auf das Thema GenAI positioniert, was einen kurzfristigen Kurssprung um 100 % auf rund 115 US-Dollar auslöste, der zunächst mal ausschließlich auf Fantasie beruhte.
Das EV/Sales-Verhältnis hatte sich damals auf 9 verdoppelt, bei einem Cashflow-Multiple von über 70. Das war zu diesem Zeitpunkt ein extrem ambitionierter Preis für ein Unternehmen, das bereits 2023 mit weniger als 20 % pro Jahr wuchs und immer noch deutliche Verluste in der Bilanz ausweisen musste.
Warum ich ausgerechnet jetzt meine Meinung geändert habe?
In einem ausführlicheren Beitrag auf meinem englischsprachigen Substack (Paywall) erläutere ich, warum ich nach zwei Jahren Pause nun wieder in die Elastic Aktie investiere.
*Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Elastic. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.









