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Stefan Waldhauser

Warum ich nicht in Netflix investiere


Netflix Logo

Kürzlich hat Netflix sehr gute Nutzerzahlen und beeindruckendes Umsatzwachstum zum Q1 2018 vorgelegt. Die Aktie notiert schon wieder nahe dem All-Time-High und das obwohl die FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google) ja teilweise mehr als 15% korrigiert haben in den vergangenen Wochen.

Natürlich ist Netflix eine beeindruckende Erfolgsgeschichte und DER Digital Leader unter den Medienfirmen. Das Unternehmen hat es in wenigen Jahren geschafft, dem Video-Streaming zum Durchbruch zu verhelfen und den "Cord-Cutting"-Trend weg vom Kabel- und Satelliten-Fernsehen zu begründen. Und das in einer Zeit, als hierzulande die Bandbreite des Internets vielerorts noch gar nicht geeignet war für den ungetrübten Videogenuss aus dem Netz.

Netflix Chart

Netflix wird von den meisten Börsianern derzeit gefeiert für das 43%-ige Umsatzwachstum im Q1 2018 gegenüber dem Vorjahr. Aber ein guter Teil dieses Wachstums geht auf Preiserhöhungen zurück, die nicht beliebig wiederholbar sind. Das organische Wachstum der Subscriptionen lag zuletzt bei 25% und das ist dann eher die Wachstumsrate welche man bei der Bewertung des Unternehmens zugrunde legen sollte.

Dennoch ist das anhaltende stürmische Wachstum natürlich beeindruckend und mit mittlerweile 125 Mio. zahlenden Abonnenten (davon mehr als 50% außerhalb der USA) hat man eine wertvolle Kundenbasis geschaffen.

Eigentlich müsste die Netflix-Aktie für einen Growth-Investor wie mich also wie geschaffen sein - könnte man meinen.

Was also passt für mich nicht?

Cashflow als Red Flag

Red Flag

Für mich ist vor allem die Cashflow-Situation ein Red Flag und Grund genug, die Netflix-Aktie nicht anzurühren. In 2017 betrug der negative Cashflow ca. USD 2 Mrd. Für 2018 soll der Cashflow sogar mehr als USD 3 Mrd. im roten Bereich sein. Und im aktuellen Aktionärsbrief zum Q1 2018 wird dann nochmals bekräftigt, dass der Cashflow über Jahre hinaus negativ bleiben wird:

"We forecast to be negative cash flow for several more years as our original content spend rapidly grows".

D.h. Netflix wird sich auch in den nächsten Jahren noch viel zusätzliches Geld besorgen müssen am Kapitalmarkt. Dafür gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Eigenkapital (das bedeutet Verwässerung der Aktionäre durch Kapitalerhöhungen) oder Fremdkapital (das bedeutet steigende Verschuldung).

Netflix finanziert sich aktuell durch Schulden und nicht etwa durch Kapitalerhöhungen. Natürlich lieben die Aktionäre diese "Nicht-Verwässerung" ihrer Anteile, aber ich finde diese Strategie doch sehr bedenklich und risikoreich.

Zumal im Aktionärsbrief damit argumentiert wird, dass der Verschuldungsgrad gemessen am Unternehmenswert doch moderat sei:

"Our debt levels are quite modest as a percentage of our enterprise value".

Der hohe Enterprise Value ist natürlich das direkte Ergebnis des jahrelangen Booms der FANG-Aktien. Der Enterprise Value von Netflix (derzeit das 8-fache des Umsatzes!) kann sich bei einer anderen Lage an den US-Börsen durchaus auch mal halbieren ohne dass sich im Unternehmen selbst viel ändert. Und dann sieht es mit dieser "selbstbewussten" Interpretation des Verschuldungsgrades plötzlich ganz anders aus. In einem Szenario steigender Zinsen kann die Verschuldung dann ganz schnell zu einem Riesen-Problem werden.

Wenn Du Dich intensiver mit der Netflix Aktie beschäftigen möchtest, so empfehle ich Dir dieses Video von dem von mir hochgeschätzten Aswath Damodaran, der nicht nur Professor für Finance an der NYU ist, sondern m.E. auch einer der besten Finanz-Blogger überhaupt (siehe "Musings on Markets"):

Fazit

Die Netflix-Aktie ist hochriskant und für mich viel zu heiss.

Glücklicherweise gibt es im Medienmarkt aber ein anderes Unternehmen, das viel solider daherkommt und gerade im Hinblick auf die Digitale Transformation der Medienbranche m.E. einen langfristigen Kauf wert ist. Es handelt sich um Disney, deren Aktie sich nun auch im Portfolio des Digital Leaders Fund findet. In dem folgenden Blog-Beitrag beschreibe ich den Investment Case: "Investieren in Disney. Das Imperium schlägt zurück."


Disclaimer Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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