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  • Stefan Waldhauser

Was ich von Bitcoin halte



Bisher hatte ich mich beharrlich geweigert, meine Meinung zu Bitcoin öffentlich kundzutun. Einerseits weil ich kein Blockchain- oder Krypto-Experte bin und andererseits weil ich den Hype um Bitcoin nicht noch weiter befeuern möchte.


Aber ich werde wieder und wieder gefragt was ich als Tech-Investor denn von Bitcoin halte und wie ich zu Kryptowährungen insgesamt stehe. Also will ich mich hier mal (in diesem Fall bewusst als NICHT-Experte) äußern.


Ignoranz war noch nie eine gute Option


Ich habe tatsächlich das Gefühl, in den letzten Wochen und Monaten hat sich die Situation rund um Bitcoin verändert. Man kann als Akteur am Aktienmarkt das Thema Krypto nicht länger ignorieren - genauso wenig wie man andere Assetklassen wie Anleihen, Rohstoffe oder Edelmetalle ignorieren sollte. D.h. nicht unbedingt dass man all diese Anlageklassen inklusive Bitcoin im Portfolio haben muss, aber man sollte als Investor zumindest mal über das Für und Wider nachgedacht haben.


Leider gibt es nur sehr wenige differenzierte Meinungsäußerungen zum Thema Krypto-Assets. Man findet fast nur zwei extreme Lager:


Da gibt es einerseits die Bitcoin Fans, die nichts unversucht lassen, um ihre Mitbürger mit einem fast schon religiösen Eifer davon zu überzeugen, dass der Bitcoin die Zukunft des Geldes sei. Sie sind sich sicher, dass der Bitcoin-Preis aufgrund der beschränkten Verfügbarkeit von insgesamt 21 Mio. Coins auch zukünftig (unter hohen Schwankungen) immer weiter steigen und seine Besitzer reich machen wird.


Und dann gibt es die Gegner des Bitcoin, für die Krypto-Währungen keinen Nutzen haben und die in ihren Augen vor allem der Geldwäsche und zur Finanzierung von Terrorismus dienen. Diese Leute machen sich meist nicht einmal die Mühe, den Argumenten der Bitcoin Befürworter wirklich zuzuhören.


Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich gehöre keinem der beiden Lager an und bemühe mich, die Argumente beider Seiten zu verstehen.


Ist Bitcoin das Geld der Zukunft?


Könnte Bitcoin (oder eine andere Kryptowährung) tatsächlich das Geld der Zukunft und die Basis für ein weltweit verbreitetes Nextgen-Zahlungssystem sein in einer Zeit, in der immer mehr Menschen das Vertrauen in die offiziellen Währungen verloren haben?


Viele Menschen machen sich berechtigte Sorgen um ihr Vermögen. Regierungen rund um den Globus haben in Zeiten der Corona-Pandemie (wohl zurecht) die Gelddruckmaschinen angeworfen wie nie zuvor und tun alles, um Inflation zu schaffen bzw. ihre Währungen abzuwerten.


Dennoch (oder gerade deswegen?) ist es zumindest für mich nicht vorstellbar, dass Bitcoin zum weithin akzeptierten Zahlungsmittel avanciert und die Regierungen bzw. Zentralbanken der westlichen Welt weiterhin untätig zuschauen werden.


Meine Prognose: Von staatlicher Seite werden im Laufe der nächsten 5-10 Jahre eigene regulierte digitale Währungen geschaffen werden. In China hat dieser Prozess zur Einführung eines staatlich kontrollierten digitalen Geldes schon begonnen.


Auch andere westliche Ländern werden nachziehen. Die Staaten werden nur solche blockchain-basierte Zahlungssysteme dulden, deren Coins wie Diem (das ist der neue Name des von Facebook initiierten Libra) als Stable-Coins an den Wert der offiziellen Währungen gebunden sind. Für Bitcoin oder andere Kryptowährungen, die nicht an dieses offizielle digitale Geld gekoppelt sind, wird in diesen digitalen Zahlungssystemen der Zukunft kaum Platz sein.


Ist Bitcoin das neue Gold?



Eine andere Frage ist, ob sich Bitcoin tatsächlich in Zukunft einen Platz als alternativer Wertspeicher neben den offiziellen Währungen erobern kann so wie etwa Gold?


Für eine solche Entwicklung müssten neben den Privatanlegern auch institutionelle Investoren Vertrauen fassen und damit beginnen, eigene Assets wie FIAT-Geld oder eben Gold in Bitcoin umzutauschen. Falls dieses positive Szenario eintritt und damit zu weiter erhöhter Bitcoin Nachfrage führt, dann dürfte der Bitcoin Kurs sich auch in den kommenden Jahren unter großen Schwankungen vervielfachen.


Dieses Vertrauen in den Bitcoin seitens institutioneller Investoren wird aber erst dann entstehen, wenn ein verlässlicher regulatorischer Rahmen für die Nutzung von Bitcoin als Wertspeicher geschaffen wurde.


Davon sind wir noch relativ weit entfernt. Kein Mensch weiß, wie Regulatoren und Regierungen weltweit mit Bitcoin umgehen werden. Werden sie evtl. den Handel oder gar den Besitz von Bitcoin komplett verbieten? Derzeit existiert rund um den Erdball keine einheitliche Meinung der Regulatoren. In einigen Ländern ist zumindest der private Bitcoin-Handel heute schon untersagt.


Ein vollständiges Verbot von Bitcoin erscheint in Europa und USA derzeit unwahrscheinlich, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen. Wer jetzt mit dem Kopf schüttelt und ein Bitcoin-Verbot für undenkbar hält, dem rate ich, sich mal mit den zahlreichen Beispielen eines Goldverbotes in der Geschichte von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien und den USA zu beschäftigen.


In den vergangenen Monaten war zu beobachten, dass es nicht nur wie in früheren Jahren die spekulativ agierenden Kleinanleger sind, die mit dem Bitcoin zocken. Es gibt nun auch einige visionäre und einflussreiche Unternehmer, allen voran Elon Musk und Jack Dorsey an der Spitze, die in ihrem Kampf gegen das Establishment in den Bilanzen ihrer Unternehmen eine Milliardensumme von USD in Bitcoin tauschten.


Die spannende Frage wird sein, ob diese Unternehmenslenker damit Vorreiter einer größeren Bewegung sind und auch weniger visionäre Unternehmer und Vermögensverwalter einen Teil ihrer Cashreserven zukünftig durch den Tausch in Bitcoin gegen Inflation absichern wollen. Das wären dann tatsächlich ernstzunehmende Zeichen dafür, dass Bitcoin breitere Akzeptanz als Wertspeicher erfährt.


Derzeit dominieren m.E. unter den Bitcoin-Käufern allerdings noch nicht diejenigen, die ihre Vermögenswerte vor Inflation in Sicherheit bringen wollen. Die Käufer sind eher diejenigen, die durch einen immer weiter steigenden Bitcoin Kurs schnell reich werden wollen. Der Bitcoin ist für diese Spekulanten ein Spielball ähnlich wie in den vergangenen Wochen die Gamestop-Aktie beim Krieg der “WallStreetBets” gegen die Hedgefonds.


Auch im Falle Tesla kann man trefflich darüber spekulieren was die eigentlichen Beweggründe von Elon Musk für den Bitcoin-Erwerb waren. Geht es ihm evtl. doch um das Erzielen von Spekulationsgewinnen, die sicher nicht ungelegen kämen angesichts der schwierigen Situation von Tesla im härter werdenden Wettbewerbs im E-Auto-Markt? Ich bin gespannt, ob er seine Ankündigung wirklich wahr macht und Bitcoin als Zahlungsmittel für die Tesla-Fahrzeuge akzeptiert.


Meine persönliche Meinung zu Bitcoin


Ich kann gut verstehen, wenn Privatanleger oder Unternehmer in Sorge um ihre z.B. in Euro oder USD vorhandenen Cashreserven sind. Ich halte es auch durchaus für vertretbar, einen kleinen Teil des Vermögens in Bitcoin (als Alternative zu Gold) oder andere Krypto-Assets anzulegen. Man sollte das dann allerdings als Wette auf eine hochgradig ungewisse Zukunft dieser Assets verstehen und bereit sein, diesen Wetteinsatz u.U. größtenteils abzuschreiben.


Auch ich habe (weniger als 1% meines Vermögens) in Bitcoin und Co. angelegt. Ich sehe dieses "Investment" als eine Spekulation darauf, dass Bitcoin tatsächlich zum Gold der nächsten Generationen avanciert und hoffe, dass Bitcoin ähnlich wie Gold nicht mit dem Aktienmarkt korreliert - in dem der Großteil meines Vermögens investiert ist. Idealerweise kann Bitcoin zur Diversifikation beitragen und mein Portfolio etwas gegen einen künftigen Aktiencrash abzusichern.


Ob das in der Praxis funktioniert, das wird nur die Zukunft zeigen. Wenn Du Lust hast, etwas tiefer in das Thema Bitcoin und Co. einzusteigen, dann kann ich Dir diesen Artikel von Ray Dalio und Rebecca Patterson empfehlen:



Nur warnen kann ich Dich vor dem Umtausch von größeren Teilen Deines Aktiendepots in Bitcoin oder andere Kryptowährungen. Das Risiko ist immens. Schnell reich werden UND reich bleiben wird meiner Meinung nach mit Krypto-Assets genauso wenig funktionieren wie mit Zocker-Aktien und ist auch via Bitcoin keineswegs so sicher wie vielerorts suggeriert wird.


Wenn Du hingegen mit einer vernünftigen Anlagestrategie in qualitativ hochwertige Wachstumsaktien investiert, dann ist der langfristige Aufbau eines Vermögens durchaus planbar. Vielleicht hast Du ja Lust, Dich mit meiner HGI-Anlagestrategie zu beschäftigen? Ein guter Startpunkt ist das E-Book zum High-Growth-Investing , das Du Dir hier kostenlos herunterladen kannst.


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