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Stefan Waldhauser

Was kommt nach “Extreme Greed”?


Ich hatte Ende Februar 2020 in einem Beitrag zur Korrektur von Apple und Microsoft schon mal auf den Fear & Greed Index von CNN hingewiesen. Dieser vielbeachtete Index versucht die Stimmung der Anleger in einer einzigen Kennzahl abzubilden.


Damals in der Corona-Krise wies dieser - wenig überraschend - auf extreme Furcht hin. Im Nachhinein betrachtet war das dann tatsächlich ein guter Zeitpunkt, um antizyklisch Aktien zu kaufen.


Allerdings sollte man diesen Index auch nicht überbewerten. Denn wenn man sich dessen Definition einmal genauer anschaut, dann erkennt man, wie einfach das mit 7 Kennzahlen gemessene Momentum am Markt zu einer einzigen plakativen Kennzahl zusammengefasst wird.


Aktuell weist der Fear & Greed Indikator auf eine Phase der extremen Gier (Extreme Greed) hin. Je mehr gute Börsentage wir erleben, desto höher steigt der Fear & Greed Indikator. So einfach ist das (mehr oder weniger).


Das jetzt als ein Verkaufssignal zu interpretieren bedeutet ungefähr soviel wie die Binsenweisheit, dass es nach x guten Tagen auch mal wieder abwärts gehen wird. Das ist nicht besonders hilfreich.


Generell bin ich jedoch durchaus ein großer Befürworter einer antizyklischen Verhaltensweise und daher kann der Fear & Greed Indikator Dir durchaus eine Hilfestellung leisten, wenn Du Dich am Timing des Marktes versuchen willst.


Soll heißen: Wenn die Anleger wie aktuell "extrem gierig" sind, dann ist die nächste Korrektur meist nicht mehr weit.


Ich verwende meine Zeit ja - anstelle des Markttimings - lieber auf die fundamentale Analyse von vielversprechenden Technologie- und Wachstumsunternehmen. Aber nicht jedes herausragende Unternehmen ist auch ein gutes Investment. Dieser Grundsatz gilt aktuell mehr denn je.


Und so finden sich neben dem Fear & Greed Index noch eine ganze Reihe anderer Verkaufssignale, wenn man sich die Bewertungen einiger Tech-Aktien anschaut, die gerade bei Privatanlegern aktuell hoch im Kurs stehen.


Beispiel Snowflake


Die Aktien des Cloud Data Warehouse Unternehmens Snowflake haben sich vom schon sportlichen Ausgabekurs 120$ innerhalb weniger Monate im Wert mittlerweile verdreifacht.


Das Unternehmen wird damit zu einem Enterprise Value von deutlich über $100 Mrd. bewertet. Das entspricht einem EV/Sales Verhältnis von mehr als 200 auf Basis der vergangenen 12 Monate und wohl immer noch mehr als 100 auf Basis der kommenden 12 Monate.


Snowflake ist ein noch kleines Unternehmen mit ca. $500 Mio. Umsatz und müsste seinen Umsatz in etwa verzehnfachen, um in diese Bewertung hineinzuwachsen. D.h. das Unternehmen müsste seinen Umsatz in den kommenden 3 Jahren mit gleichbleibender Geschwindigkeit steigern (derzeit Wachstum 118%), dann würde das EV/Sales-Verhältnis bei gleichem Aktienkurs und ohne Ausgabe neuer Aktien immer noch über 20 betragen...


Ist das realistisch? Und wo ist da das Potential für weitere Kurssteigerungen?


Wie absurd hoch der Snowflake Kurs gestiegen ist, das zeigt sich auch an den Aktienoptionsprogrammen für die Führungskräfte: Der CEO kassiert aktuell $95 Mio. pro Monat aus seinem Aktienoptionsprogramm, welches in 2019 mit einem Basispreis von unter 9$ aufgelegt wurde. Heutiger Kurs: 387$. Das ist insane.


Snowflake ist nur ein besonders krasses Beispiel dafür, wie heißgelaufen der Markt für Tech-Aktien insbesondere rund um das Cloud-Computing ist.


Bewertungen auf Rekordniveau


Selbstverständlich freue ich mich, dass auch in meinem High-Tech Stock Picking wikifolio in der vergangenen Woche etliche Aktien wie The Trade Desk, DocuSign, CrowdStrike und Zscaler nach der Vorlage von phantastischen Zahlen zum 3. Quartal 2020 neue historische Höchststände erreicht haben.



Aber auch die Bewertungen dieser Aktien gemessen am EV/Sales Verhältnis sind teilweise auf einem rekordverdächtigen Niveau.


Ich liebe die Bewertungsansicht im Musterdepot/Watchlist bei aktien.guide. Dort wird auf einen Blick die historische Bewertung in den letzten 2 Jahren angezeigt. The Trade Desk ist z.B. nun 5x teurer als im Corona-Crash… bei Zscaler und DocuSign sieht es nicht viel anders aus.


Das soll kein Plädoyer dafür sein, jetzt komplett aus diesen Highflyern rauszugehen. Das sind allesamt tolle Unternehmen, die eine phantastische Zukunft vor sich haben. Und erstklassige Unternehmen sind immer teuer. Aber an der obigen Ansicht aus dem aktien.guide erkennt ihr auf einen Blick, wieviel billiger die gleichen Unternehmen vor gar nicht allzu langer Zeit zu haben waren.


An Gewinnmitnahmen ist bekanntlich noch keiner pleite gegangen. Ich habe für das High-Tech Stock Picking wikifolio die aus meiner Sicht derzeit überteuerten Highflyer inzwischen drastisch in der Gewichtung reduziert. Unter den hoch gewichteten Aktien im wikifolio befindet sich kein einziger dieser Werte mehr:



Dadurch habe ich zwar in 2020 eine noch bessere Performance verpasst (aktuell +36% YTD), aber ich fühle mich mit viel niedriger bewerteten Aktien für eine evtl. schwierigere Börsenphase in 2021 besser aufgestellt.


Auch Du solltest vorsichtig sein, dass Du Dich nicht von der extremen Gier anstecken lässt, die derzeit an den Märkten herrscht. Der Anblick der Vervielfacher im Depot kann berauschend sein. Du hast natürlich allen Grund, Dich darüber zu freuen. Aber Achtung: nach einem Rausch folgt auch an der Börse oftmals ein Kater...


Falls du dich mehr für die grundlegenden Kennzahlen der High-Growth-Investing-Strategie interessierst findest du hier einen Blog Artikel zu diesem Thema.


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Disclaimer Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.


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