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Profitabilität schlägt Wachstum: Das stille Comeback der PayPal-Aktie

  • Autorenbild: Stefan Waldhauser
    Stefan Waldhauser
  • vor 6 Stunden
  • 5 Min. Lesezeit

PayPal wird profitabler

Eines meiner Kerninvestments ist seit 2024 die PayPal-Aktie (PYPL). Den Investment Case kannst Du hier nachlesen. Im Fokus steht ein neues innovatives Management-Team, welches das Unternehmen nach Jahren des Missmanagements wieder nach vorne bringt, effizienter und wettbewerbsfähiger macht.


PayPal hat am 29. April 2025 die Zahlen für das erste Quartal veröffentlicht. Trotz eines geringen Umsatzwachstums konnte das Unternehmen seine Profitabilität deutlich steigern und wichtige strategische Initiativen vorantreiben. Den Aktienkurs hat das allerdings kurzfristig nicht voran gebracht.

PayPal Aktienkursentwicklung

Hier ein kurzer Überblick über das Quartal:


Finanzielle Highlights von PayPal im 1. Quartal 2025

Im 1. Quartal 2025 erzielte PayPal einen Umsatz von 7,8 Mrd. US-Dollar, was einem Anstieg von nur 1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der bereinigte Gewinn je Aktie (Non-GAAP EPS) stieg um 23 % auf 1,33 US-Dollar und übertraf damit deutlich die Erwartungen der Analysten von 1,16 US-Dollar. Der Gewinn je Aktie nach GAAP betrug 1,29 US-Dollar und lag damit volle 56 % über dem Vorjahreswert.


Das operative Ergebnis nach GAAP stieg um 31 Prozent auf 1,5 Milliarden US-Dollar, die operative Marge erhöhte sich auf 19,6 Prozent. Die Non-GAAP-operative Marge verbesserte sich auf 20,7 Prozent.


Effizienzsteigerung bei PayPal

Unter der Führung von CEO Alex Chriss, der das Unternehmen erst vor fünf Quartalen übernommen hat, konzentriert sich PayPal verstärkt auf margenstarke Geschäftsbereiche und Effizienzsteigerungen. Auch durch den Einsatz von mehr Automatisierung und künstlicher Intelligenz konnten die operativen Kosten im Vergleich zum Vorjahr um 4% gesenkt werden. Diese Erfolge auf der Kostenseite führten trotz des nur geringen Umsatzwachstums zu einer stark verbesserten Profitabilität.


Die "Transaction Margin Dollars", ein wichtiger Indikator für die Profitabilität, stiegen um 7% auf 3,7 Milliarden US-Dollar. Diese Kennzahl gibt an, wie viel Bruttoeinnahmen PayPal mit seinen Zahlungsabwicklungen erzielt - also nach Abzug der direkten Transaktionskosten wie Gebühren an Kartennetzwerke (z.B. Visa, Mastercard) oder andere Zahlungsinfrastrukturen (z.B. Stripe) - und wie viel PayPal tatsächlich an den Transaktionen verdient, bevor die allgemeinen Betriebskosten (z.B. Forschung, Marketing, Verwaltung) anfallen.


Gleichzeitig ist das Transaktionsvolumen (TPV) nur um 3% gestiegen. Das bedeutet: PayPal ist effizienter geworden, um aus jedem Dollar Zahlungsvolumen mehr Gewinn zu erzielen.


Nutzerwachstum und Zahlungsvolumen bei PayPal

Die Zahl der aktiven Konten stieg im Jahresvergleich um 2 % auf 436 Millionen. Das gesamte Zahlungsvolumen (Total Payment Volume, TPV) stieg um 3% auf 417,2 Milliarden US-Dollar. Die Gesamtzahl der Zahlungstransaktionen ging jedoch um 7 % zurück, was hauptsächlich auf einen Rückgang der "unbranded PSP transactions" zurückzuführen ist. Ohne diesen Effekt stiegen die Transaktionen um 6 %, was auf eine stabile Entwicklung im Kerngeschäft hindeutet.


„Unbranded PSP-Transaktionen“ im Zusammenhang mit PayPal bezeichnen Zahlungsvorgänge, bei denen PayPal als Zahlungsdienstleister (PSP = Payment Service Provider) im Hintergrund agiert, ohne dass der Endkunde die Marke „PayPal“ oder „Venmo“ aktiv wahrnimmt oder nutzt. Diese Transaktionen laufen ohne sichtbare PayPal-Marke ab, z.B. bei Bezahlvorgängen über Drittanbieter, bei denen PayPal lediglich die technische Abwicklung übernimmt. PayPal tritt hier z.B. über sein Tochterunternehmen Braintree auf - eine von PayPal akquirierte PSP-Lösung, die als „White Label“ fungiert.


Viele dieser Unbranded PSP-Transaktionen waren für PayPal in der Vergangenheit nicht profitabel. Das neue PayPal Management 2024 hat beschlossen, solche unprofitablen Vertragsbeziehungen zu beenden, was nun das Umsatzwachstum (auch noch in den kommenden Quartalen) dämpft, aber die Profitabilität ankurbelt.


Herausforderungen im Bereich Branded Checkout

Deutlich besorgter sind die Analysten über das im Branchenvergleich seit langem relativ langsame Wachstum im Bereich Branded Checkout, also dem Kerngeschäft von PayPal und Venmo. Zunehmende Konkurrenz durch die Technologieriesen Apple und Google setzt das Unternehmen unter Druck. PayPal plant, das Wachstum in diesem Bereich bis 2027 wieder auf 8-10 % zu steigern, unter anderem durch neue innovative Funktionen (wie Fastlane) und eine bessere Monetarisierung von Venmo. Im 1. Quartal wuchs das Zahlungsvolumen im Bereich Branded Checkout um immerhin 6 %.


Aktienrückkäufe und Ausblick

Im 1. Quartal erwirtschaftete PayPal einen freien Cashflow von 1,0 Mrd. US-Dollar und kaufte rund 19 Millionen Aktien im Wert von 1,5 Mrd. US-Dollar zurück. Für das Gesamtjahr 2025 ist der Rückkauf von PayPal-Aktien im Wert von 6 Mrd. US-Dollar geplant, was beim aktuellen Kurs rund 9 % aller ausstehenden Aktien entspricht!


Trotz eines über den Erwartungen liegenden Jahresauftaktquartals und eines ebenfalls guten Aprils 2025 hat PayPal seine bisherige Jahresprognose mit einem erwarteten bereinigten Gewinn pro Aktie zwischen 4,95 und 5,10 US-Dollar noch nicht erhöht. Begründet wird diese vorsichtige Haltung mit den Unsicherheiten im globalen makroökonomischen Umfeld, gemeint ist damit die erratische Handelspolitik des US-Präsidenten.


Wettbewerbssituation

PayPal steht seit jeher in einem intensiven Wettbewerb mit anderen Zahlungsdienstleistern und Technologiegiganten. Apple Pay und Google Pay gewinnen zunehmend Marktanteile im Bereich der mobilen Zahlungen. Darüber hinaus konkurriert PayPal mit Unternehmen wie Square (Block Inc.), Stripe und traditionellen Finanzinstituten, die ihre digitalen Angebote ausbauen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investiert PayPal unter dem neuen Management nun (endlich) in neue Technologien, Partnerschaften und eine bessere Integration seiner Angebote.


Vor kurzem habe ich an dieser Stelle über die neue Plattform PayPal Open berichtet. Die Einführung von Funktionen wie Fastlane und die verbesserte Monetarisierung von Venmo sind Teil dieser Strategie. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen - wie viele andere Anbieter auch - an der Integration von KI-basierten Funktionen, um personalisierte Nutzererlebnisse zu schaffen.


Bewertung der PayPal-Aktie im Vergleich zur Konkurrenz

Die PayPal-Aktie notierte zuletzt bei rund 65 US-Dollar, was einem Rückgang von 24 Prozent seit Jahresbeginn entspricht. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der aktuellen Gewinnprognosen für 2025 liegt bei ca. 13, was im Vergleich zu Wettbewerbern wie Block Inc. und Adyen günstig erscheint.


Für mich persönlich ist jedoch das Cashflow-Multiple viel wichtiger als das KGV. Betrachtet man das Verhältnis von Enterprise Value zu Free Cash Flow (EV/FCF) - hier einfach erklärt, so ist PayPal mit einem EV/FCF von 11 im Vergleich zu Adyen und Block derzeit sehr günstig bewertet.

Bewertung der PayPal Aktie


Hinzu kommt, dass die Zahl der ausstehenden Aktien bei PayPal aufgrund des großen Aktienrückkaufprogramms im Gegensatz zu den Wettbewerbern weiter deutlich sinken dürfte, was den Cashflow je Aktie in Zukunft noch deutlicher nach oben treiben wird.

Ausstehende Aktien bei PayPal

Ich sehe in der aktuellen Bewertung der PayPal-Aktie eine Chance für langfristig orientierte Anleger, insbesondere wenn PayPal seine strategischen Initiativen erfolgreich umsetzt und das Wachstum im Bereich Branded Checkout wie geplant bis 2027 beschleunigen kann. Eine grosse Unbekannte und nicht zu unterschätzendes Risiko ist natürlich die drohende US-Rezession unter Trump.


Fazit

PayPal hat im 1. Quartal 2025 solide Ergebnisse erzielt und seine wichtigen strategischen Initiativen erfolgreich vorangetrieben. Trotz der bekannten Herausforderungen im Wettbewerb und eines nur geringen Umsatzwachstums konnte das Unternehmen seine Profitabilität deutlich steigern. Die Bewertung der PayPal-Aktie erscheint mir im Vergleich zur Konkurrenz, aber auch im historischen Vergleich attraktiv und bleibt ein Kerninvestment in meinem Portfolio.


Wenn Du die Entwicklung von PayPal zukünftig gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter bestellen.


Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von PayPal. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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