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  • Stefan Waldhauser

100% Chance mit der Warner Bros. Discovery Aktie?


WBD Aktie

Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 05.07.2023 veröffentlichten Beitrags. Er wurde erweitert und aktualisiert nach der Bekanntgabe der Geschäftszahlen von Warner Bros. Discovery für das Q2 2023.


Die Aktionäre des durch die Fusion von Discovery mit Warner Media entstandenen neuen Medienriesen Warner Bros. Discovery (WBD) erleben ein volatiles 2023. Nach einer 70% Kursrallye zu Jahresbeginn legte die WBD Aktie aus meinem investierbaren Musterportfolio wieder den Rückwärtsgang ein und konsolidiert seitdem. Zur Erinnerung (hier WBD Investmentcase nachlesen): WBD war 2022 angetreten, um Netflix und Disney ernsthafte Konkurrenz zu machen und befindet sich aktuell auf Sanierungskurs.


WBD Aktie Kursentwicklung

WBD Aktie Kursentwicklung (Quelle: aktien.guide)



Im letzten Update zur WBD Aktie hatte ich im Januar davor gewarnt, den kurzfristig zu schnell gestiegenen Kursen hinterherzulaufen, sondern geduldig einen Rückschlag der Warner Bros. Discovery Aktie abzuwarten. Dieser Rückschlag ist wie erwartet eingetreten, seit Jahresbeginn ist die WBD Aktie "nur" noch 32% im Plus.


Hier ein Blick auf die aktuelle Situation nach dem Q2 2023:


Q2 Zahlen von WBD viel besser als die Headlines aussagen

Warner Bros. Discovery hat im Q2 2023 beim Nettogewinn mit einem nochmaligen Verlust von $1,2 Mrd. (nach $3,4 Mrd. Verlust im Vorjahr) die Analystenschätzungen verfehlt. Auch der Umsatz von $10,4 Mrd. (+5% gegenüber Vorjahr) lag leicht unter den Erwartungen.


Allerdings sind diese Zahlen immer noch verzerrt durch die großen Restrukturierungen und dadurch bedingt, dass man unprofitable Geschäftsbereiche nach der Fusion bewusst zurückgefahren bzw. aufgegeben hat.


Viel relevanter ist in der gegenwärtigen Situation mit Blick auf die hohe Verschuldung der Blick auf den Cashflow.


Der so wichtige Free Cashflow hat im 2. Quartal 2023 mit $1,7 Mrd. überzeugt, nachdem im 1. Quartal noch ein Cashburn von $0,9 Mrd. angefallen war. Die vielleicht beste Nachricht aus dem Q2 Analystencall: Auch im laufenden Q3 rechnet Warner Bros. Discovery trotz der anfallenden hohen Zinszahlungen mit einem Free Cashflow i.H.v. $1,7 Mrd. und für das Gesamtjahr 2023 erhöhte man die Erwartungen an den Cashflow um 25% auf nunmehr $5 Mrd.


Die Verschuldungssituation

DIE große Herausforderung bei WBD ist die extrem hohe Schuldenlast, welche dem Unternehmen durch die Fusion aufgebürdet wurde. Auf den WBD Investor Relations findet sich eine detaillierte Aufstellung über die zum 30.06.23 ausstehenden Schulden von WBD inkl. der Fälligkeiten und Zinssätze.


Es ist für das Unternehmen ungeheuer wichtig, in den kommenden Jahren wie geplant hohe Free Cashflows zu erwirtschaften, um die Verschuldung und die Zinsausgaben zügig absenken zu können.


Und tatsächlich konnte WBD in den letzten 4 Quartalen die Verschuldung bereits spürbar zurückführen. Alleine im Q3 wurde die Verschuldung um $1,6 Mrd. auf nunmehr $47 Mrd. reduziert.


Das Management hat ein klares Ziel ausgegeben, das Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA bis zum 31.12.2023 auf 4 zu senken. Im 2. Quartal 2023 ist diese Verschuldungskennzahl ("Net Leverage") von 5 nach dem Q1 auf nunmehr 4,6 zum 30.06.2023 gesunken, tendiert also in die richtige Richtung. Bis Ende 2024 will man dann die Schulden auf das 2,5 bis 3-fache des EBITDA begrenzen.


Ich gehe nicht zuletzt aufgrund der unpopulären aber notwenigen massiven Kosteneinsparungen davon aus, dass WBD dieses Ziel erreichen wird. In spätestens 18 Monaten können wir dann hoffentlich wieder mehr über die profitable Geschäftsentwicklung als über den Verlauf der Sanierung und die angespannte Schuldensituation reden.


Das Streaming Business von WBD

Wie geplant ist der neue kombinierte Streaming Dienst von WBD im Mai 2023 unter dem schlichten Namen "Max" gestartet. Damit wurden die bisherigen Plattformen HBO Max und Discovery+ zu einem einheitlichen Dienst zusammengeführt.


Weltbekannte Marken wie das Superhelden Universum DC (mit Superman, Batman u.a.), Harry Potter und Game of Thrones sollen ein Fundament des Streaming-Dienstes werden.


In Deutschland wird Max übrigens in absehbarer Zeit nicht starten, da dem ein laufendes Abkommen mit Sky Deutschland entgegensteht, wo der HBO Content derzeit noch (angeblich bis 2025) vermarktet wird.


Ursprünglich war vorgesehen, dass das DTC-Business rund um Max (DTC = Direct to Consumer) im wichtigsten US-Markt ab 2024 die Profitabilität erreichen sollte. Jetzt geht das Management davon aus, dass man diesen Meilenstein schon 2023 erreicht.


Allerdings geht die Anzahl der ausgewiesenen Abonnenten im DTC Segment nun nach dem Launch von Max erstmal zurück, denn durch den Zusammenschluss von HBO Max und Discovery+ haben viele doppelt versorgte Kunden keinen Bedarf mehr an einer dedizierten Discovery Subskription.


Die Anzahl der Abonnenten bei WBD betrug zum Ende des Q2 noch 95,8 Mio. nach 97,6 Mio. im Q1 vor dem Start von Max. Zum Vergleich: Netflix berichtete zum Ende des Q1 über 238,4 Mio. Subscriber und Disney+ musste zuletzt einen leichten Rückgang der zahlenden Abo-Kunden auf 157,8 Mio. hinnehmen.

Das Studios Business von WBD

WBD verfügt über einige der weltbesten Studios zur Produktion von erstklassigen Filmen im Hollywood Format. Dort produziert man übrigens nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für Dritte.


In den vergangenen Jahren war allerdings insbesondere das Studios Segment von Warner Media unter der Herrschaft von AT&T schlecht geführt. Es fehlte an Kostenbewusstsein, Ehrgeiz und letztlich waren viele Produktionen enttäuschend.


Inzwischen wurde das Management ausgetauscht. Doch die Handschrift der neuen kreativen Köpfe wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, da ein typisches Filmprojekt ca. 3 Jahre bis zum Release benötigt.


Das was 2023 in die Kinos bzw. in die Wohnzimmer kommt, ist noch das Erbe des früheren Managements. Da gab es im 1. Halbjahr einige eher enttäuschende Filmstarts wie das DC Superhelden-Movie "The Flash". Evtl. wird jetzt klar, warum das neue WBD Management nach der Fusion einige Filmproduktionen stoppte und die Kosten abschrieb.


Im Q2 2023 enttäuschte der Umsatz des Studios Segment und war um 8% gegenüber Vorjahr auf $2,6 Mrd. rückläufig.


Das laufende Q3 wird für das Studios Segment von WBD viel besser laufen. Denn das viel beworbene "Barbie" Movie ist ein voller Erfolg und wird wohl über $1 Mrd. an den Kinokassen einspielen. Damit ist Barbie auch ein Musterbeispiel dafür, wie gut ein gesamtheitliches Marketingkonzept, welches die verschiedensten Kanäle innerhalb des WBD Ökosystems mit einem Partner (wie hier dem Spielwarenhersteller Mattel) nutzt, funktionieren kann.

Barbie movie

"Barbie" Movie


Vom Computerspiel Hogwarts Legacy des konzerneigenen Spiele-Entwickler Warner Bros. Games. wurden in den ersten Monaten seit dem Release 15 Mio. Exemplare verkauft. Das Harry Potter Game sorgte damit für einen Retail-Umsatz von über $1 Mrd.


Aber Achtung: Diese Millardenumsätze an der Kinokasse mit "Barbie" bzw. in den Vertriebskanälen (an der "Ladentheke") für das Harry Potter Spiel sind nicht etwa die Umsätze, die bei WBD als Hersteller in den Büchern landen. Da verdienen noch etliche andere Partner mit.


Das Networks Business von WBD

Vielleicht fragst Du Dich, wie sich WBD diese sündhaft teure Sanierung mit einem ausgewiesenen Nettoverlust von $10 Mrd. in den vergangenen 5 Quartalen seit der Fusion überhaupt leisten kann.


Die Antwort auf diese Frage liegt in dem dritten und größten Geschäftsbereich "Networks", der in vielen WBD-Aktienanalysen so gut wie nicht erwähnt wird, weil er so unsexy ist.


Es handelt sich hierbei um den klassischen Bereich des linearen TVs, der generell negativ vom Cord-Cutting Trend (weg vom Kabel-Fernsehen hin zum Internet-Streaming) betroffen ist. Der WBD Umsatz im Networks Segment ist rückläufig (ca. 5-10% p.a.), erzielt jedoch immer noch in etwa genauso viel Umsatz wie die Segmente Studios und DTC zusammengerechnet.


Das Wichtigste dabei: Dieser Umsatz aus der Distribution und Werbung im altmodischen Fernsehen ist hochprofitabel mit einer EBITDA Marge von 40% und wird noch auf Jahre hinaus hohe Mittelzuflüsse erwirtschaften, welche die Sanierung und eine langsame Transition des Konzerns in das Streaming-Zeitalter ermöglichen sollen.


Alleine im Q3 2023 wurde aus Networks Umsätzen von $5,8 Mrd. ein EBITDA (non GAAP) von $2,1 Mrd. generiert. Das ist ein Minus von 7% gegenüber Vorjahr. Ich finde es bemerkenswert, dass es hier zu keinem schärferen Einbruch kam angesichts des immer noch schwachen Werbemarktes in USA.

Die Bewertung der WBD Aktie

Die Geschäftszahlen von WBD sind bisher noch beherrscht von den Sondereffekten aus der Fusion. Insbesondere der Nettogewinn ist aufgrund zahlreicher Aufräumarbeiten in der Bilanz ungeeignet für die Beurteilung der fundamentalen Situation des Konzerns.


Aber in den kommenden Quartalen wird es immer leichter werden, die Zahlen und den Fortschritt der Transition des Geschäftsmodells zu beurteilen. Das WBD Management hat seine Guidance nach dem Q2 leicht verändert. Unverändert soll im laufenden Jahr ein EBITDA (non GAAP) von mehr als $11 Mrd. erreicht werden, zumindest sofern die Streiks in Hollywood bis September beigelegt werden. Der Free Cashflow soll nun mindestens $4,5 - 5 Mrd. betragen.


In den Folgejahren soll dann das EBITDA jährlich zweistellig wachsen und der Free Cashflow noch schneller vorankommen. Das ist alleine schon deshalb plausibel, weil die Zinszahlungen (aktuell über $2 Mrd. p.a.) mit voranschreitender Entschuldung geringer werden.


Ein Free Cashflow von $5 Mrd. in 2023 würde angesichts ca. 2,5 Mrd. ausstehender Aktien einem Free Cashflow pro Aktie von ca. 2$ entsprechen. Das entspräche beim heutigen Aktienkurs von 12,50$ also dann einem Multiple von 6 (nicht zu verwechseln mit dem EV/FCF-Verhältnis, das wegen der hohen Verschuldung noch deutlich höher liegen wird).


Dennoch erscheint mir die WBD Aktie viel zu billig. Glaubt man den mittelfristigen Prognosen des Managements, so dürfte der Free Cashflow in wenigen Jahren $8-9 Mrd. erreichen. Bei einem EV/FCF-Verhältnis von 15-20 würde das einem Unternehmenswert von $120-$180 Mrd. entsprechen D.h. hier schlummert tatsächlich eine 100% Chance für diejenigen, die mit mir an die Sanierungsfähigkeiten dieses Managements glauben.


Solche "Bierdeckel-Rechnungen" machen doch immer wieder große Freude, oder? ;-)


Die Analysten sind etwas weniger optimistisch und sehen im Durchschnitt für die WBD Aktie "nur" ein Kurspotenzial von 58%.

WBD Aktie Kursziel Analystenschätzungen

WBD Aktie: Analystenschätzungen (Quelle: aktien.guide)


Fazit

Noch ist die weltweite Investorengemeinde wegen der hohen Verschuldung in Zeiten steigender Zinsen nur wenig interessiert an der WBD Aktie. Das WBD Management ist enorm unter Druck, die hohen Schulden möglichst schnell abzubauen. Das Q2 2023 war ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung.


Ein Investment in die WBD Aktie ist zum jetzigen Zeitpunkt vor allem auch ein Vertrauensbeweis in die Fähigkeiten des erfahrenen Discovery Managements um David Zaslav (CEO) und Gunnar Wiedenfels (CFO).


Die hatten vor der Fusion mit Warner Bros. schon mal mit Bravour gezeigt, wie man ein Medienunternehmen auf eine Free Cashflow Marge deutlich über 20% trimmt. Wenn ihnen das nun auch nach der Fusion wieder gelingt, dann werden wir an der WBD Aktie noch viel Freude haben.


Es bleibt spannend. Wenn Du die Warner Bros. Discovery Aktie zukünftig gemeinsam mit mir verfolgen willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen wöchentlichen Newsletter abonnieren.


Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Warner Bros. Discovery. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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