top of page
Stefan Waldhauser

Porsche SE: High-Tech-Investing auch für den Value-Investor


Porsche Mission-E

Wundert Ihr Euch, dass ich in meinem neuen High-Tech-Investing-Blog nun ausgerechnet über die Porsche Holding und nicht etwa über Tesla schreibe?

Das Investment

Schon seit 18 Monaten halte ich Vorzugsaktien der Porsche Holding in meinem Value-Investing-Wikifolio "Stock-Picking nach Peter Lynch". Seitdem hat sich sowohl beim VW-Konzern als auch bei der Porsche Holding, die ja die Mehrheit an den VW-Stammaktien hält, bei der Aufarbeitung des Diesel-Skandals einiges zum Besseren gewendet. Dennoch hatte ich bisher nicht besonders viel Freude an der Aktie. Sie notiert heute nur wenige Prozentpunkte über dem Kurs von Anfang 2016. Nichtsdestotrotz habe ich aktuell nachgekauft und die Gewichtung von Porsche im Portfolio deutlich erhöht.

Ich hatte mich in den letzten Tagen ernsthaft mit dem Gedanken befasst, stattdessen BMW zu kaufen (m.E. ist auch diese Aktie derzeit einen Kauf wert). Bin aber zu der Überzeugung gelangt, dass aktuell der VW Konzern und insbesondere die Porsche Holding die bessere Wahl darstellt und mehr Aufholpotential hat. Spätestens wenn der Dieselskandal in 2-3 Jahren endgültig ad acta gelegt ist und sich dann auch der Rauch um das KFZ-Kartell wieder gelegt hat, sollte die Porsche-Aktie mindestens 50-100% höher bewertet sein als heute.

Die durchaus guten Nachrichten rund um die Porsche Holding gehen derzeit am Markt fast völlig unter aufgrund der nach wie vor alles beherrschenden Diesel-Thematik und dem Skandal um unerlaubte Absprachen zwischen den deutschen Automobilherstellern. Denn dem VW-Konzern geht es operativ wieder richtig gut. Die Untergangszenarien nach dem Bekanntwerden der Diesel-Affäre in 2015 sind also nicht eingetreten. Im Gegenteil: man rechnet aktuell damit, dass nach 2 mageren Krisenjahren beim Gewinn schon in 2017 wieder das Niveau von 2014 erreicht werden wird.

Bewertung wie ein Pleitekandidat

Dennoch kostet die Volkswagen-Aktie wie auch die Porsche Holding derzeit nur gut halb so viel wie vor der Krise. Das ist m.E. auch dann nicht gerechtfertigt, wenn man wie ich davon ausgeht, dass nochmals eine Milliardenbelastung aus dem Dieselskandal und eine saftige Kartellstrafe auf den Konzern zukommt. Denn es sind ja noch längst nicht alle Prozesse ausgestanden und weitere Untersuchungen laufen. Die Porsche-Holding wird aktuell (wie auch VW) über 40% unter ihrem Buchwert gehandelt.

Warum sollte eine solche Bewertung langfristig Bestand haben, solange wir es mit einem operativ gesunden Unternehmen zu tun haben?

Es scheint fast so als ob die Börse davon ausgeht, dass Volkswagen und die Porsche Holding in der Zukunft existenzbedrohende Verluste erleiden und im Zeitalter des Elektroautos von Tesla oder anderen überholt und irrelevant werden würden. Und vor ca. 2 Jahren war auch ich - nach meiner ersten Fahrt mit einem Tesla - sehr skeptisch für die Zukunft der deutschen Automobilindustrie gestimmt. Mittlerweile denke ich aber, dass der VW-Konzern wie auch BMW und Daimler noch genügend Zeit haben, den Technologievorsprung von Tesla einzuholen, bevor die Amerikaner die Massenproduktion von erschwinglichen E-Autos wirklich am Start haben.

Der VW-Konzern macht Ernst in Sachen Elektromobilität

VW will in 2020 mit dem E-Auto I.D. starten, der zu einem Preis von rund 30.000€ den Siegeszug von Teslas Model 3 stoppen soll. Porsche hat vor einigen Wochen angekündigt, dass das Nachfolgemodell des Erfolgsmodells Macan ab 2022 nur elektrisch zu haben sein wird. Das ist ein starkes Bekenntnis zum E-Auto. Der Volkswagen-Konzern hat also die Zeichen der Zeit erkannt und macht nun also (endlich) ernst in Sachen Elektromobilität. Für mich gibt es keinen Grund, warum der Markt Tesla dauerhaft als High-Tech-Investment ansehen (und eine entsprechend hohe Bewertung zugestehen) sollte, während man die Porsche Holding (genauso wie BMW und Daimler) gnadenlos in die Schublade der "Old Economy" steckt und entsprechend wesentlich niedriger bewertet.

Die Porsche Holding ist mehr als nur VW-Anteilseigner

Hier noch ein weiterer Grund dafür, warum ich die Porsche Holding nicht nur als Value-Aktie, sondern durchaus auch als High-Tech-Investment ansehe. Bereits seit längerem hatte man ja angekündigt, weitere Beteiligungen erwerben zu wollen.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hat man nun schon vor einigen Wochen die überwiegende Mehrheit (97%) an einem Softwareunternehmen mit dem sperrigen Namen PTV Planung Transport Verkehr AG übernommen. Immerhin macht das Unternehmen mit seinen Lösungen rund um für die Routen- und Tourenplanung, Distributionsplanung, Lkw-Navigation und Verkehrsplanung rund 100 Mio. EUR Umsatz mit 700 Mitarbeitern. Bezahlt hat die Porsche Holding dafür wohl gut 300 Mio EUR. Das ist sicherlich nicht zu viel für einen Weltmarktführer in einem lukrativen Zukunftsmarkt. Zumindest kann man sich gut vorstellen, wie sich hier Synergien mit dem Volkswagen-Konzern heben lassen. Mittelfristig sollte das den Wert dieser Beteiligung für die Porsche Holding erheblich steigern.

Vertrauen in die deutsche Ingenieurskunst

Aber natürlich hängt der Kurs der Porsche Vz Aktie bis auf weiteres eng am Kurs der Volkswagen-Aktie, daran ändert sich auch mit der PTV-Akquisition nichts. Mit einem Buchwert von weniger als 0,6 und einem KGV von 5 kann man hier derzeit nicht viel falschmachen denke ich, selbst wenn auf den Volkswagen-Konzern nochmals eine Milliardenstrafe zukommen sollte. Langfristiger viel entscheidender ist, ob es dem Konzern gelingt, den Vorsprung von Tesla in der Entwicklung von E-Autos in den kommenden Jahren aufzuholen. Ich bin da mittlerweile sehr optimistisch und vertraue - vielleicht auch etwas patriotisch ;-) - in die deutsche Ingenieurskunst.

Abspaltung von Konzernmarken

Der VW-Konzern ist mit seinen insgesamt 12 Marken ein Supertanker, der nur sehr schwer zu manövrieren ist. Aktuell wird spekuliert, dass man einzelne Bereiche wie den Motorradhersteller Ducati verkaufen oder sogar die LKW-Sparte (MAN und Scania) an die Börse bringen könnte. Das würde die Konzernstruktur vereinfachen und es würde offenbar werden, dass die Summe der Teile viel mehr wert ist als die aktuelle Bewertung des Gesamtkonzerns. So haben Analysten von Evercore ISI ausgerechnet, dass alleine die Porsche AG als unabhängiges Unternehmen €70 Mrd wert sein könnte. Das ist in etwa der Wert des Gesamt-VW-Konzerns mit 11 zusätzlichen Marken. Da stimmt also etwas nicht mit der aktuellen Bewertung...

Bei der Porsche Vorzugsaktie spricht daher aus meiner Sicht alles für mittel- bis langfristig steigende Kurse. Das Chance/Risikoverhältnis ist erstklassig. Gerade die Kombination aus zukunftsweisender Technologie zu einer attraktiven Bewertung, die auch einem Value-Investor gefallen sollte, kommt selten vor und ist überaus attraktiv wie ich finde. Aufgrund der Negativschlagzeilen kapitulieren immer mehr Anleger, nur noch hartgesottene Antizykliker sind auf der Käuferseite. In diesem Szenario fühle ich mich durchaus wohl. In meinem Wikifolio "Stock Picking nach Peter Lynch" ist Porsche daher aktuell eine der am höchsten gewichteten Aktien.

697 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Bildschirmfoto 2024-07-11 um 12.51.31.png
HGI-Strategie.png
Bildschirmfoto 2024-11-10 um 18.06.13.png
bottom of page