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  • Stefan Waldhauser

Digitale Transformation im Handel - Filmreif mit Shopify


Shopify

Heute möchte ich Euch die wirklich filmreife Investment-Story erzählen, welche hinter einem meiner absoluten Favoriten aus dem High-Tech Stock Picking wikifolio steckt. Es handelt sich um die kanadische Software- und eCommerce-Firma Shopify. Das ist ein noch junges Unternehmen, das sich nicht weniger vorgenommen hat, als die Branche der unabhängigen Einzelhändler weltweit mit seiner Softwareplattform zu revolutionieren.

Die Historie

Das Unternehmen wurde in 2004 von Tobias Lüttke, einem deutschen Einwanderer in Ottawa gegründet. Der leidenschaftliche Programmierer wollte ursprünglich nur einen Onlineshop für Snowboards starten. Leider musste er aber feststellen, dass es damals keine eCommerce-Software gab, die für die Bedürfnisse eines Neugründers geeignet war. Daher programmierte er diese Software für seinen Snowboard-Shop kurzerhand selbst und stellte schnell fest, dass auch andere junge Shops diese Software gebrauchen konnten. Also entschied er aufgrund der vorhandenen Nachfrage von anderen Händlern, dass er konsequenterweise diese Software anstelle seiner Snowboards vermarkten sollte. Damit war in 2006 Shopify geboren.

Das Angebot

Gut 10 Jahre später nutzen sage und schreibe mehr als 500.000 Händler weltweit die Shopify-Software als Vertriebsplattform. Alleine in den letzten 18 Monaten wurden 250.000 Händler hinzugewonnen. Es handelt sich bei Shopify heute nicht mehr nur um ein einfach zu bedienendes und gut aussehendes Online-Shopsystem, sondern um eine umfassende cloudbasierte Multi-Channel-Commerce-Plattform auf SaaS-Basis (SaaS = Software as a Service). Mit dieser Verkaufs-Plattform können Händler und Produkthersteller ohne tiefgehende technische Kenntnisse schnell und unkompliziert ihren Vertrieb starten und zwar über die verschiedensten Kanäle hinweg: Natürlich online im eigenen Web-Shop, aber auch über andere Online-Kanäle wie Facebook. Sogar das Offline-Geschäft wird nahtlos integriert, da im Shopify Angebot auch eine PoS-Lösung (PoS = Point of Sale) zur Zahlungsabwicklung enthalten ist, die z.B. eine herkömmliche Kasse überflüssig macht.

Der Mehrwert

Shopify ermöglicht seinen Händlern überall dort zu verkaufen wo seine potentielle Kunden sind. Shopify ist damit nicht nur eine Software für eCommerce, sondern schickt sich an, den Handel insgesamt und gesamtheitlich zu revolutionieren. Mittlerweile werden viele weitere Dienste von Shopify angeboten. So übernimmt man in USA bereits bei 25% der Händler auch den Versand der Produkte (Shopify Shipping) und hilft seit wenigen Monaten sogar den kreditwürdigen Händlern bei der Finanzierung ihres Geschäftes mit einem Kredit (Shopify Capital). Natürlich spielen bei der automatisierten Entscheidung über die Kreditwürdigkeit der Einblick in die Händler-Kunden-Daten die alles entscheidende Rolle - Shopify verfügt über all diese Informationen.

Die Wettbewerbssituation

Vielleicht habt Ihr schon meinen Blog-Beitrag über ein FinTech-Unternehmen namens Square gelesen. Falls nicht, so möchte ich Euch diesen Artikel ans Herz legen. Denn dabei wird Euch auffallen, dass die ehemals sauber abgegrenzten Angebote von Square und Shopify (Square = Zahlungsabwicklung, Shopify = Schaufenster) mittlerweile immer mehr überlappen. D.h. es ist zu erwarten, dass beide Plattformen zukünftig immer mehr im Wettbewerb miteinander stehen werden. Auch wenn der Ursprung von Square als Payment-Processing-Provider und der Ursprung von Shopify als e-Commmerce-Softwareanbieter sehr verschieden war, so geht es beiden Unternehmen nun darum, die Zukunft des Handelsgeschäftes mit zu bestimmen. Und dies gelingt vor allem auf Basis der Daten, die beide Unternehmen über die Transaktionen der Händler sammeln. Diese Daten ermöglichen es, zusätzliche Dienste anzubieten wie Kredite, Marketing-Automation und Customer Relationship Management (CRM). Auch den kleinsten Händlern werden über die Cloud-Plattformen von Shopify (und Square) so all die Möglichkeiten der Datenanalyse bereitgestellt, die früher großen Unternehmen mit teuren Enterprise Software Lösungen vorbehalten waren. Das ist von ungeheurem Wert für die riesige Anzahl kleiner Händler und führt dazu, dass Shopify wie auch Square so erfolgreich sind mit dem was sie tun.

Die Partner

Mittlerweile expandiert Shopify mit einem erweiterten Angebot namens Shopify Plus auch in größere Unternehmen hinein, die wesentlich umfangreichere Anforderungen als die ursprüngliche Kundschaft haben. Natürlich kann Shopify nicht all diese Dienste für die unterschiedlichsten Branchen selbst anbieten. Shopify ist aber vor allem auch eine Plattform-Story: angeblich entwickeln 13.000 Partner und Agenturen die Shops für ihre Kunden auf der Shopify-Plattform und bringen so nicht nur neue Händler auf die Plattform, sondern steuern auch zusätzliche Funktionalität (Apps) oder Designs (Themes) bei.

Seit 2015 ist es Shopify zudem gelungen, eine bemerkenswerte Partnerschaft mit dem Wettbewerber Amazon aufzubauen. Bis dahin hatte der Handelsriese mit Amazon Webstore eine eigene Shop-Software entwickelt, mit der fremde Händler ihr eigenes Angebot auch über Amazon anbieten konnten. Die Entwicklung dieser Software wurde von Amazon eingestellt, damit ist nun Shopify auch der defacto-Standard für Händler, die Amazon als zusätzlichen Vertriebskanal nutzen wollen. Im Juli 2017 wurde angekündigt, dass demnächst auch eBay als zusätzlicher Vertriebskanal für die Shopify-Händler unterstützt werden wird.

Das Geschäftsmodell

Das Geschäft von Shopify beruht i.W. auf zwei wesentlichen Umsatzquellen: Zum einen ist Shopify ein SaaS-Provider, d.h. man ist ein moderner Anbieter von cloudbasierter Software - für die Nutzung der Shopify-Software zahlen die Händler eine monatliche Gebühr (= Subskription). Diese Subskriptionen sind aktuell im 2. Quartal um 64% gewachsen auf $72 Mio. Neben dieser Grundgebühr bekommt Shopify erfolgsabhängige Gebühren von den Händlern. Diese Umsatzquelle der „Merchant Solutions“ wächst derzeit noch schneller, so wurde aktuell im 2. Quartal daraus ein Umsatzwachstum von 86% auf $80 Mio realisiert. Noch viel beeindruckender sind diese Zahlen wenn man sich vergegenwärtigt welches Handelsvolumen dahintersteckt: So wurde das Volumen der Verkäufe über die Shopify-Plattform (GMV = Gross Merchandise Volume) alleine im letzten Quartal um $1 Milliarde auf $5,8 Milliarden gesteigert.

Das Wachstum

Das Unternehmen Shopify ist in den vergangenen Jahren vom Umsatz her explosionsartig um ca. 100% p.a. gewachsen. Das Wachstum in relativen Prozentzahlen wird sich aufgrund der erreichten Größe des Unternehmens in den kommenden Jahren natürlich verlangsamen. Nach einem Umsatz von $389 Mio in 2016 wird für 2017 aber immer noch ein beeindruckendes 66% Wachstum auf $645 Mio erwartet. Profitabel ist das Shopify-Geschäft aktuell noch nicht, das ist aber derzeit auch gar nicht Ziel der aktuellen Unternehmensentwicklung. Hier steht vielmehr ganz klar der Aufbau eines langfristig erfolgreichen Unternehmens im Vordergrund, das eine ganze Branche verändern will und auch das Potential dazu hat. Der visionäre CEO Tobi Lüttke betont regelmässig, dass er mit Shopify ein Unternehmen aufbauen will, welches auch in 100 Jahren noch existiert. Wichtiger für mich als Investor ist jedoch, dass Shopify trotz aller großen Visionen keine nennenswerten Barmittel beim Aufbau des operativen Geschäftes mehr verbraucht. Es ist also keine allzu grosse Verwässerung der Anteile mehr zu erwarten auf dem Weg zur Profitabilität.

Die Bewertung

Die Marktkapitalisierung von Shopify beträgt aktuell $8,6 Mrd, das ist mehr als das 13-fache des für 2017 erwarteten Umsatzes. Damit ist die Shopify-Aktie leider wahrlich kein Schnäppchen mehr. Im Gegenteil: die Aktie ist richtig richtig teuer. Eigentlich zu teuer, um jetzt hier noch einzusteigen. Die Aktie war schon teuer als ich im November 2016 für das High-Tech Stock Picking wikifolio eingestiegen bin und ist seitdem um ca. 100% gestiegen. Daher habe ich ja auch vor kurzem erste Gewinne mitgenommen und meine Position etwas reduziert. Dennoch sollte man die Aktie unbedingt weiter halten oder zumindest beobachten, denn ich gehe davon aus, dass Shopify in 10 Jahren viel mehr wert ist als heute. Wie man in solch teure HighTech-Unternehmen richtig einsteigt, ohne sich die Finger zu verbrennen, das ist sicherlich ein eigenes Blog-Posting wert. Denn eine Korrektur kann jederzeit anstehen, ist unvorhersehbar und kann durchaus heftig ausfallen. Das ändert aber nichts an den herausragenden Chancen, die eine langfristige Investition bietet.

Fazit

Wenn Du in die Gewinner der Digitalen Transformation des weltweiten Handelsgeschäftes investieren willst, dann kommst Du wohl kaum an Shopify (und Square) vorbei. Ich empfehle Dir daher, 25 Minuten Deiner Zeit zu investieren und diese sehenswerte Dokumentation der Shopify-Vision auf YouTube anzuschauen. Aber natürlich erst, nachdem Du meine Zusammenfassung der Investmentstory von Square gelesen hast... ;-)

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