5 Gründe zum Verkauf der Green Dot Aktie
Die ganz aufmerksamen Beobachter meines High-Tech Stock Picking wikifolios unter Euch haben schon bemerkt, dass ich vor wenigen Tagen die Aktie von Green Dot aus dem Portfolio geworfen habe.
Es war die kleinste Position und ich musste nur einen kleinen einstelligen Verlust realisieren, aber dennoch ist es immer wieder unschön, wenn ich mir einen Fehler eingestehen muss.
Und in diesem Fall habe ich tatsächlich offenbar meine Hausaufgaben nicht gut genug gemacht, bevor ich diese Einstiegsposition im September 2018 aufgrund meiner Begeisterung für die Banking as a Service (BaaS) - Investmentstory des Payment-Unternehmens erworben hatte.
Ein wesentliches Element meiner High-Growth-Investing-Anlagestrategie ist es, auf Stopkurse vollständig zu verzichten und stattdessen konsequent nachzukaufen, wenn sich bei einer gleichbleibenden fundamentalen Lage der Preis "meiner" Unternehmen deutlich reduziert durch einen Rückgang der Börsenkurse.
Grundvoraussetzung dafür ist natürlich, dass ich vollständig überzeugt bin von diesen Unternehmen der Entwicklung ihrer realen Unternehmenswerte.
Daher überprüfe ich regelmäßig alle Aktien in meinem Portfolio daraufhin, ob ich gerne bereit wäre, bei deutlich niedrigeren Kursen nachzukaufen und meine Einstiegskurse zu senken.
Diesen Test hat die Green Dot Aktie zuletzt nicht bestanden und zwar aus den folgenden Gründen.
1. Die Mitarbeiterzufriedenheit ist schlecht
In den vergangenen Monaten haben sich immer mehr Green Dot Mitarbeiter negativ über ihr Unternehmen geäußert - nachzulesen in dutzenden von Reviews auf der Glassdoor Plattform.
Man darf einzelne Reviews auf Glassdoor generell nicht überbewerten, aber insgesamt schneidet Green Dot dort signifikant schlechter ab als alle anderen meiner Portfoliowerte.
Quelle: glassdoor.com
Es gibt immer negative Stimmen und unzufriedene Mitarbeiter auf Glassdoor, aber besonders bedenklich ist es wenn technische Mitarbeiter (die eigentlich von ihrer Natur her weniger lautstark sind als ihre Vertriebskollegen ;-) ihren Unmut über veraltete Technologie und Fluktuation zum Ausdruck bringen.
2. Der CEO ist unbeliebt
Normalerweise sehe ich es als großen Vorteil an, wenn ein Unternehmen wie Green Dot auch Jahre nach dem IPO noch von seinem Gründer als CEO geführt wird. Und es ist auch klar, dass ein CEO unpopuläre Entscheidungen treffen muss und sicher nicht "Everybodys Darling" sein kann. Das weiss ich nicht zuletzt aus eigener Erfahrung.
Aber es ist schon sehr ungewöhnlich, dass von 175 Stimmen auf Glass Door dem Gründer und CEO nur 36% positiv gegenüberstehen und immer wieder auf die gleichen persönlichen Defizite hingewiesen wird.
Diese Firma scheint ein echtes Management-Problem zu haben.
3. Die Skalierbarkeit der Technologie ist fraglich
Ich habe mich in den vergangenen Monaten immer wieder gefragt warum das Onboarding neuer BaaS-Kunden so langsam vonstatten geht. Mittlerweile glaube ich, dass die bei Green Dot verwendete Technologie nicht optimal für den Aufbau einer modernen SaaS-Lösung geeignet ist und man weit entfernt ist von einer echten multi-mandantenfähigen Plattform, die es aber für ein skalierbares Geschäftsmodell braucht.
Und es wird wohl auch bei Green Dot nicht genug in die Entwicklung investiert, um diese Lücken schnell schliessen zu können. Das relativiert natürlich auch die erstaunlich gute Profitabilität des Unternehmens.
Hat GreenDot eventuell gar nicht die DNA eines FinTech-Unternehmens, die es aber braucht, um die sehr guten Visionen eines BaaS nachhaltig erfolgreich umzusetzen?
4. Das zugekaufte Wachstum
Ich habe mich von der Beschleunigung des Umsatzwachstums auf zuletzt über 20% p.a. blenden lassen und diese erfreuliche Entwicklung voreilig auf den Wandel zum BaaS-Anbieter zurückgeführt.
Dabei ist ein guter Teil dieses Wachstums zugekauft, das organische Wachstum dürfte eher bei ca. 10% liegen.
5. Die Bewertung der Aktie
In den vergangenen Monaten hat sich die Green Dot Aktie gerade im Vergleich zu den meisten Technologieaktien hervorragend gehalten. Während andere gute Unternehmen nun um 30-50% preisgünstiger zu haben sind, notiert Green Dot sogar noch knapp über ihrem 200-Tage-Durchschnitt.
Das ist natürlich erstmal positiv und spricht für eine stabile Aktionärsbasis. Andererseits ist die Aktie damit immer noch mit einem KGV von ca. 30 ambitioniert bewertet. Und ist im Vergleich zu den anderen "Fallen Angels" angesichts von Wachstumsraten von max. 20% mittlerweile eher teuer geworden.
Fazit
All diese Gründe sind keine echten Red Flags, die ein Investment in Green Dot unmöglich machen würden. Die BaaS-Strategie des Unternehmens ist klasse, wenn sie denn konsequent umgesetzt werden kann.
Aber da gibt es jetzt für mich genügend Fragezeichen, die meine Überzeugung von der Green Dot Aktie schwinden lassen. Und ich will kein Unternehmen im Portfolio haben, dass ich nicht im Falle eines Falles aus voller Überzeugung zu niedrigeren Kursen gerne nachkaufen würde.
Also gab es hier nur eine Konsequenz und ich habe die Green Dot Aktie verkauft.
Selbstkritisch muss ich zugeben, dass ich hier vor dem Einstieg offenbar nicht gut genug recherchiert und das Unternehmen zunächst zu positiv gesehen habe. Aber vielleicht unterschätze ich auch jetzt den technologischen Entwicklungsstand der Green Dot Plattform.
Hinterher ist man immer schlauer. Warten wir es ab.
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