- Stefan Waldhauser
Warum ich mich von der Yext Aktie verabschiedet habe
Die ganz aufmerksamen Beobachter meines High-Tech Stock Picking wikifolios haben schon bemerkt, dass ich mich in den vergangenen Wochen (nicht ganz) still und heimlich von meinem Investment in Yext getrennt habe.
Es gibt dafür nicht DEN einen Grund nach dem mich einige von Euch bereits per Mail gefragt haben. Es ist vielmehr eine Vielzahl kleinerer Warnsignale, die insgesamt dafür gesorgt haben, dass ich die Yext Aktie zum aktuellen Kurs derzeit nicht mehr kaufen würde. Und wenn ich nicht mehr bereit wäre eine Aktie zum aktuellen Kurs zu kaufen, dann sollte ich sie konsequenterweise verkaufen… was ich nun getan habe.
Hier eine kleine Übersicht über die Warnsignale, die mir insgesamt das Chance/Risikoverhältnis bei Yext nicht mehr vorteilhaft erscheinen lassen.
1. Der Cashflow dürfte in den nächsten Quartalen nochmals negativ sein
Das Yext Management hat keinen Hehl daraus gemacht, dass man nach 3 Cashflow-positiven Quartalen in den letzten 15 Monaten nun nochmals verstärkt investiert (vor allem in Marketing+ Vertrieb) und dabei wohl auch in Kauf nimmt, dass der Free Cashflow evtl. deutlich negativ ausfallen wird.
2. G+A Kostenquote
Die Kostenquote für die allgemeine Verwaltung des Unternehmens (G+A) war bei Yext schon immer überdurchschnittlich hoch, derzeit werden ca. 22% des Umsatzes dafür fällig. Nun investiert man in neue repräsentative Räumlichkeiten u.a. in New York City, London und Washington - also an einigen der teuersten Orten der Erde. Mir macht es Sorge, dass man als Investor bei Yext offenbar nicht damit rechnen kann, dass die G+A-Quote zügig auf ein normales Maß sinkt.
3. Umsatzwachstum könnte sich verlangsamen
Wir müssen damit rechnen, dass das Umsatzwachstum bei Yext in 2019 eventuell auf weniger als 30% zurückgeht. Sollte dies der Fall sein, so wird der Markt eine deutliche Verbesserung des Cashflows gegenüber dem Vorjahr erwarten. Ansonsten rückt die Erfüllung der Rule-of-40 in immer weitere Ferne. Meiner Meinung nach ist das Wachstum nicht effizient genug, um eine Bewertung der Aktie mit einem aktuellen EV/Sales-Verhältnis von 6-7 zu rechtfertigen.
4. Glassdoor Ratings
In den letzten Monaten sind vermehrt kritische Stimmen von Mitarbeitern auf Glassdoor zu lesen. Das ist völlig normal in den Zeiten nach einem IPO, da sich die Unternehmenskultur mit diesem Meilenstein grundsätzlich verändert. Aber auch auf Glassdoor werden z.B. interessanterweise die hohen Ausgaben für teure Büromieten kritisiert. D.h. meine Bedenken diesbezüglich wurden damit noch verstärkt, dass man hier übers Ziel hinausschiesst.
5. Insider Sales
Das Management hat in den vergangenen Monaten regelmäßig Aktien verkauft siehe z.B. hier. Allein betrachtet ist das für mich kein Grund zur Besorgnis, sondern ganz normal nach einem erfolgreichen IPO. Aber in diesem Gesamtbild mit einem bisher bestenfalls seitwärts gerichteten Kursverlauf sehe ich das dann doch nicht so gerne.
6. Enterprise Sales Vertriebsmodell in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
Yext ist davon abhängig, auch in Zukunft regelmäßig genügend neue Enterprise Kunden neu für die eigene Software zu gewinnen ("new Logos"). Ich weiss aus eigener Erfahrung wie schwierig es ist, ein Enterprise Software Sales Vertriebsmodell mit seinen langen Vertriebszyklen auch in einer Rezession erfolgreich zu betreiben.
Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass Yext eine innovative Lösung anbietet für ein Problem, das eigentlich jede größere dezentrale Organisation hat. Allerdings bin ich nicht davon überzeugt, dass in einer Rezession mit schrumpfenden IT-Budgets genügend Kunden dieses Problem als so dringlich ansehen werden, dass es augenblicklich gelöst werden muss. D.h. ich halte es für möglich, dass Yext in einer möglichen Rezession überdurchschnittlich leidet, weil Kunden ihre Investition in Yext auf wirtschaftlich bessere Zeiten verschieben.
Fazit
Ich halte Yext nach wie vor für ein hochinteressantes Unternehmen, das ich weiter beobachten werde. Aber ich sehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr Risiken als Chancen und musste daher meine (bescheidenen) Gewinne realisieren und mich viel schneller als geplant von der Yext Aktie trennen.