Airbnb Aktie 2025: Mein Blick als Gast, Gastgeber und Aktionär
- Stefan Waldhauser
- 4. Juni
- 7 Min. Lesezeit

Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 27.11.2024 veröffentlichten Beitrags. Er wurde erweitert und aktualisiert nach der Bekanntgabe der Airbnb Geschäftszahlen für das Q1 2025.
Ich bin jetzt seit ungefähr drei Jahren in Airbnb-Aktien investiert . Das ist eines dieser von mir bevorzugten Investments, bei denen ich das Unternehmen und seine Produkte recht gut auch aus Kundensicht beurteilen kann. Denn ich übernachte seit vielen Jahren auf meinen Reisen gerne in Airbnb-Unterkünften. Und seit 2024 sammle ich nun auch (bisher durchweg gute) Erfahrungen als Airbnb-Gastgeber bei der Vermietung unserer Villa Calmatzo im Südwesten von Mallorca.
In einem früheren Beitrag zu Airbnb fragte ich nach zwischenzeitlich 60% Buchgewinn im April 2024: Ist das Potenzial der Airbnb-Aktie ausgereizt?
Damals kostete eine Airbnb Aktie deutlich über 150$ und ich sah "wenig Spielraum für kurzfristige Kurssteigerungen."

Und tatsächlich notiert die Airbnb-Aktie mittlerweile wieder deutlich niedriger als damals und blieb damit 2024 weit hinter der Entwicklung des S+P 500 und des Nasdaq 100 zurück.
Mit diesem Beitrag möchte ich der Frage nachgehen, ob 2025 ein besseres Jahr für Airbnb-Aktionäre werden sollte und ob die angekündigten neuen Geschäftsfelder sich zu einem neuen Wachstumsmotor für das Unternehmen entwickeln könnten.
Denn eines ist klar: Das Umsatzwachstum bei Airbnb hat sich 2024 auf 12% verlangsamt (nach 18% in 2023) und war zuletzt nur noch im einstelligen Bereich angesiedelt. Ist die Airbnb Aktie damit überhaupt noch haltenswert oder muss ich meinen langfristig angelegten Investment Case insgesamt hinterfragen?
Die Airbnb Geschäftszahlen zum Q1 2025
Hier eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse von Airbnb im ersten Quartal 2025:
Im ersten Quartal 2025 erzielte Airbnb einen Bruttobuchungswert (Gross Booking Value) von 24,5 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von nur 7 % gegenüber dem Vorjahresquartal (+9 % währungsbereinigt). Dieser Anstieg resultierte vor allem aus einer höheren Zahl an gebuchten Übernachtungen, während der durchschnittliche Übernachtungspreis (ADR) sogar leicht rückläufig war.
Airbnb erzielte daraus im ersten Quartal 2025 einen Umsatz von 2,3 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Anstieg von 6 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Währungsbereinigt lag das Umsatzwachstum bei 8 %.
Der bereinigte EBITDA belief sich auf 417 Millionen US-Dollar, was einer Marge von 18 % entspricht. Im Vorjahr waren es noch 424 Millionen US-Dollar (20 % Marge). Der Rückgang ist hauptsächlich auf höhere Ausgaben für Produktentwicklung (+25%) und das Marketing zurückzuführen.
Der Free Cashflow betrug im ersten Quartal 2025 starke 1,8 Milliarden US-Dollar, was einer Free-Cashflow-Marge von 79 % entspricht. Die extrem hohe Marge ist saisonal bedingt und auf Quartalsbasis nicht besonders aussagekräftig. Damit lag der Free Cashflow leicht unter dem Vorjahreswert von 1,9 Milliarden US-Dollar.
Der viel aussagekräftigere TTM Free Cashflow (rollierend über 12 Monate) betrug 4,4 Milliarden US-Dollar, was einer Marge von 39 % bezogen auf den Gesamtumsatz der letzten vier Quartale und einer Steigerung des Free Cashflows um 4% entspricht. Die Free Cashflow-Marge (TTM) war damit gegenüber Vorjahr um zwei Prozentpunkte rückläufig, liegt aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau.
Das Nettoergebnis fiel mit 154 Millionen US-Dollar deutlich geringer aus als im Q1 2024 mit 264 Millionen US-Dollar – ein Rückgang um 42 %. Die Nettogewinn-Marge lag nur noch bei 7 %.
Guidance von Airbnb – Q2 und Gesamtjahr 2025
Für das zweite Quartal 2025 rechnet Airbnb mit einem Umsatz von gut 3 Milliarden US-Dollar. Dies entspräche einem Wachstum von 9 bis 11 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.
Bei den gebuchten Nächten und Erlebnissen erwartet das Unternehmen ein moderateres Wachstum im Vergleich zum ersten Quartal. Vor allem das Buchungsverhalten in den USA schwächelt, was Airbnb vor allem auf die makroökonomische Unsicherheit zurückführt. Insbesondere Gäste aus dem Ausland reisen derzeit deutlich weniger in die USA und das spürt auch Airbnb, obwohl ausländische USA Besucher gerade mal 2-3% des gesamten Gechäftsvolumens ausmachen.
Beim bereinigten EBITDA geht Airbnb davon aus, dass der absolute Wert im zweiten Quartal zunehmen wird; die EBITDA-Marge könnte jedoch im Vergleich zum Vorjahr wie schon im ersten Quartal leicht zurückgehen. Grund dafür sind höhere Marketingausgaben und Investitionen in die neuen Angebote "Erlebnisse" und "Services", die gerade im Rahmen des sogenannten „Sommer-Releases“ eingeführt wurden.
Für das Gesamtjahr 2025 bestätigt das Unternehmen seine Prognose, eine bereinigte EBITDA-Marge von mindestens 34,5 % zu erreichen. Diese Zielgröße soll trotz geplanter Investitionen in die neuen Geschäftsfelder in Höhe von 200 bis 250 Millionen US-Dollar erreicht werden. Airbnb betont, dass sich diese Investitionen vor allem im zweiten Halbjahr auf die Marge auswirken werden, jedoch mittelfristig das Wachstum und die Diversifizierung des Geschäfts fördern sollen.
Wie geht's weiter mit der Airbnb Aktie?
Es ist offensichtlich, dass das Wachstum aus dem Airbnb Kerngeschäft in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen hat. Zudem war die Free-Cashflow-Marge zuletzt, trotz ihres hohen Niveaus, leicht rückläufig. Auch für das Jahr 2025 ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt und das Airbnb beim Umsatz nur einstellig wachsen wird.

Die Analysten erwarten für Airbnb im Jahr 2026 und in den Folgejahren ein Umsatzwachstum von etwa 10 %. Es wird zudem erwartet, dass Airbnb ab 2026 seine operative Marge weiter verbessern kann, da die Investitionen in neue Geschäftsbereiche aus dem Jahr 2025 allmählich Früchte tragen werden. Analysten prognostizieren daher einen deutlich zweistelligen Anstieg des operativen Gewinns um jährlich etwa 15 %.
Um auch in den kommenden Jahren ein zweistelliges Umsatzwachstum zu erzielen, ist jedoch die Erschließung neuer Geschäftsfelder für Airbnb unabdingbar. Dies ist bereits seit einigen Jahren Gegenstand der Diskussion. Die Diversifikation ging seit dem Ende der Corona-Pandemie jedoch nur sehr langsam voran.
Letztes Jahr kündigte CEO Brian Chesky an, dass Airbnb ab 2025 jährlich ein bis zwei neue Geschäftsbereiche starten wird, um sich zu einem umfassenden Reise-Ökosystem weiterzuentwickeln. Diese neuen Geschäftsbereiche sollen innerhalb von drei bis fünf Jahren einen Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar erzielen.
„I think the next chapter of Airbnb is starting next May, the next chapter is really about taking Airbnb and expanding it beyond our core business…And what I expect is every year now, for the coming years, we will launch one to two new businesses that will generate $1 billion or more of revenue incrementally a year…. And over the next decade, we're going to go far beyond travel.“
Airbnb Services und Airbnb Experience
Nun hat Airbnb sein Versprechen gehalten und im Mai 2025 im Rahmen des „Summer Releases 2025” die ersten neuen Geschäftsfelder eingeführt.

Airbnb Services
Mit „Airbnb Services“ können Nutzer neben einer Unterkunft nun auch Dienstleistungen buchen, die ihren Aufenthalt angenehmer oder individueller gestalten und bisher eher in Luxushotels vorzufinden waren. Dazu gehören beispielsweise private Köche, Fotografen, Massage- und Wellnessangebote, Personal Trainer sowie Friseur- und Kosmetikservices. Diese Dienstleistungen sind zu Beginn in mehr als 260 Städten weltweit verfügbar und können auch unabhängig von einer Unterkunft gebucht werden.
Airbnb Experiences
Parallel dazu hat Airbnb seine Erlebnis-Angebote, die unter dem Namen „Airbnb Experiences“ bekannt sind, völlig neu strukturiert und erheblich erweitert. Neben den klassischen Erlebnissen mit lokalen Gastgebern in über 650 Städten weltweit wurde das neue Format „Airbnb Originals“ eingeführt. Dabei handelt es sich um exklusive Veranstaltungen mit bekannten Persönlichkeiten, wie beispielsweise ein Kochkurs mit einem Spitzenkoch oder ein Sportevent mit einem Profisportler. Diese Erlebnisse sollen die Marke stärken, zusätzliche Nutzergruppen ansprechen und die Plattform insgesamt aufwerten.
Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, was ich von diesen so groß angekündigten neuen Geschäftsfeldern halten soll. „Airbnb Services“ ist tatsächlich eine logische und praktische Ergänzung zum Kerngeschäft, da bestehende Aufenthalte damit aufgewertet werden, was auch zusätzliche Buchungsanreize schafft. Gleichzeitig eröffnet das neue Angebot auch lokalen Dienstleistern neue Einnahmequellen und schafft eine noch breitere Plattform. Aber es fällt mir schwer vorzustellen, dass aus "Services" und "Experiences" in einigen Jahren tatsächlich ein milliardenschweres Business entsteht.
Ich hatte eher erwartet, dass Airbnb in die Vermittlung von Flügen und Mietwagen einsteigt oder sich sogar für die Buchung von Boutique-Hotels und Hostels öffnet. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Der Airbnb CEO hat ja angekündigt, dass ab 2025 jedes Jahr das Angebot weiter ausgebaut werden soll.
Dennoch: Den klaren Weg zur Super-App für ein umfassendes Reise-Ökosystem kann ich zum heutigen Zeitpunkt auch nach dem groß angekündigten Summer-Release noch nicht erkennen. Vielleicht waren meine Erwartungen auch einfach zu hoch?
Die Bewertung der Airbnb Aktie im Vergleich zur Booking Aktie
In den vergangenen drei Jahren war die Booking Aktie das deutlich bessere Investment als Airbnb. Ich hatte hier in meinem vergleichenden Beitrag vom November 2022 das Gegenteil orakelt. Da lag ich eindeutig falsch. Hinterher ist man immer schlauer.
Und was werden die kommenden drei Jahre bringen?
Airbnb und Booking wachsen derzeit in etwa gleich schnell (knapp 10%). Es ist schon erstaunlich, dass Booking in den vergangenen Jahren diese Wachstumsraten halten konnte, obwohl man mehr als doppelt so groß ist wie Airbnb. Beide Unternehmen sind ähnlich profitabel.

Im Vergleich zum Konkurrenten Booking ist die Airbnb Aktie aber etwas günstiger bewertet: Airbnb weist mit 6,6 ein niedrigeres EV/Sales-Verhältnis auf als Booking Holdings mit 7,4 (TTM). Ebenso liegt das EV/Free-Cashflow-Verhältnis von Airbnb unter 17, während Booking Holdings bei 21 liegt.
Diese Bewertungsunterschiede sind aber nicht der ausschlaggebende Grund, warum ich nach wie vor die Airbnb-Aktie bevorzuge. Ich sehe nach wie vor langfristig noch viel mehr Potential bei Airbnb. Denn Booking hat als fast 30 Jahre altes Unternehmen viele der Expansionsschritte schon hinter sich, die Airbnb (gegründet 2007) als wesentlich jüngeres Unternehmen in den kommenden 10 Jahren angehen wird.
Aber selbstverständlich wird es darauf ankommen, wie erfolgreich Airbnb seinen langfristigen Businessplan umsetzen und die Umsatzquellen diversifizieren und ausbauen kann. Die jetzt eingeführten "Airbnb Services" und "Airbnb Experiences" können da erst der Anfang sein. Ein Selbstläufer wird das sicherlich nicht.
Fazit
Ich möchte langfristig an den führenden Unternehmen der "Sharing Economy" beteiligt sein. Denn diese wenig kapitalintensiven Plattformunternehmen verfügen über große Hebel für überproportional steigende Profite. Neben den Ridehailing-Anbietern Uber und Lyft halte ich daher Airbnb Aktien, auch wenn sich das Wachstum des Unternehmens in den vergangenen beiden Jahren deutlich abgeschwächt hat. Die Aktie ist aktuell fair bewertet, aber gerade angesichts des derzeit nur noch einstelligen Umsatzwachstums kein Schnäppchen, sondern nur eine solide Halteposition.
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Disclaimer
Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Airbnb. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.