Alphabet Aktie: Milliarden für die Cloud – Google setzt alles auf die AI-Karte
- Stefan Waldhauser
- 25. Juli
- 5 Min. Lesezeit

Schon eine ganze Weile ist die Google-Mutter Alphabet die einzige Big Tech Aktie in meinem investierbaren Musterportfolio. In meinem letzten Beitrag zur Aktie hatte ich (hier nachzulesen) im Oktober 2024 erklärt, warum ich seinerzeit Gewinne mitgenommen hatte. Seitdem halte ich nur noch eine relativ kleine Position der Alphabet Aktie, die ich heute anlässlich der Ergebnisse zum 2. Quartal 2025 gerne noch einmal hinterfragen möchte.

Die Alphabet Zahlen zum Q2 2025
Es ist erstaunlich, wie stabil Alphabet auch in der laufenden Transition ins KI Zeitalter über alle Segmente hinweg weiter zweistellig und sehr profitabel wächst.
Alphabet meldete für das zweite Quartal 2025 Umsätze von 96,4 Mrd. US-Dollar (+14 % YoY) und einen operativen Gewinn von 31,3 Mrd. US-Dollar (+14 % YoY) bei einer unveränderten Marge von 32,4 %. Der Gewinn je Aktie stieg auf 2,31 US-Dollar (+22 %) und übertraf die Konsenserwartungen deutlich.
Die Schattenseite des Zahlenwerks: Der Free Cashflow (FCF) sackte wegen explodierender Investitionen in die KI-Infrastruktur gegenüber dem Vorjahresquartal von 13,5 Mrd. US-Dollar auf nur noch 5,3 Mrd. US-Dollar ab (-60 % YoY) – doch dazu später mehr.
Hier ein Überblick über die Entwicklung der Segmente:
Google Services
Google Search und YouTube Ads verzeichnen erneut ein zweistelliges Wachstum. Mittlerweile tragen auch über 120 Millionen zahlende Abonnenten von YouTube und Google One spürbar zum Umsatz bei. Google One wurde ursprünglich als reines Speicher-Upgrade für Google Drive, Gmail und Google Fotos eingeführt. Inzwischen hat es sich jedoch zu einem umfassenderen Premium-Service für Google-Nutzer entwickelt, der unter anderem Google Meet und Google Workspace inklusive KI-Funktionen umfasst. Die operative Marge der Google-Services liegt bei hervorragenden 40 %.
Vielleicht fragst du dich, wie es sein kann, dass Googles Suchumsatz weiter wächst, obwohl die organischen Klicks auf vielen Publisher-Webseiten in Zeiten der KI-Übersichten sinken. Das klingt ja erst einmal paradox. Googles Chief Business Officer Philipp Schindler betonte jedoch: „Wir sehen eine Monetarisierung auf ungefähr gleichem Niveau“, trotz KI-Übersichten.
Tatsächlich lässt sich dieses Paradoxon leicht auflösen: Sinkender Gratis-Traffic zwingt Marken dazu, mehr Budget für bezahlte Suchanzeigen einzuplanen. Branchenreports (z. B. von Tinuiti) zeigen, dass höhere Kosten pro Klick den Umsatz bei Google Search steigern. Bisher kann die Veränderung des Suchverhaltens durch KI Google also nichts anhaben. Die große Frage bleibt, ob das auch langfristig so bleibt oder ob neue KI-basierte Suchmaschinen von OpenAI oder Perplexity das Kerngeschäft von Google zukünftig erfolgreich angreifen können.
Google Cloud
Mit 32 % Wachstum (und inzwischen 14% Umsatzanteil) beschleunigt sich das Geschäft mit der Google Cloud das dritte Quartal in Folge. Das Management nennt eine Rekordzahl an Deals über 1 Mrd. US-Dollar und verweist auf die starke Nachfrage nach dem AI-Stack Gemini.
Besonders beeindruckend ist, dass sich die Cloud-Marge binnen Jahresfrist auf 21 % verdoppelt hat und in Richtung 30 % weiter ausgebaut werden soll – das Niveau von Microsoft ist damit in Sichtweite.
Other Bets (Waymo u.a.)
Der Robotaxi-Anbieter Waymo expandiert weiter und gilt mittlerweile als absolut führend in der Welt des autonomen Fahrens. Allerdings werden bei Waymo bei einem Umsatz von gut 300 Mio. US-$ weiterhin mehr als 1 Mrd. US-$ pro Quartal verbrannt. An diesen Zahlen wird deutlich, wie schwer es ist, einen Robotaxi-Betrieb erfolgreich zu skalieren.
Waymo experimentiert daher in verschiedenen Städten mit verschiedenen Geschäftsmodellen. In Austin und Atlanta wurde der Waymo-One-Dienst explizit über die Uber-App verfügbar gemacht – basierend auf einer formellen Partnerschaft. Nutzer können dort die Uber-App verwenden, um autonom zu fahren: Waymo liefert die Fahrzeuge, während Uber für Dispatch, Flottenmanagement und Operations zuständig ist. In Phoenix, Los Angeles und San Francisco hingegen ist der Dienst direkt über Waymo One buchbar, ohne Uber-Anbindung.
Es wird spannend zu beobachten sein, welches Geschäftsmodell Waymo zukünftig wählt. Eine Profitabilität des Robotaxi-Geschäftes ist jedenfalls noch in weiter Ferne.
Was steckt hinter dem Einbruch beim Free Cashflow?
Während der operative Gewinn von Alphabet gemeinsam mit dem Umsatz von einem Rekord zum nächsten eilt, sieht es beim Cashflow ganz anders aus:
Zwar lag der operative Cashflow mit 27,7 Mrd. US-$ im 2. Quartal 2025 leicht über dem des Vorjahreszeitraums. Doch die Investitionen (CapEx) explodierten regelrecht auf 22,4 Mrd. US-$. Das sind 70 % mehr als im Vorjahr und der höchste Quartalswert der Unternehmensgeschichte.
Davon entfallen etwa zwei Drittel auf Rechenzentren und einen stetig wachsenden Bestand an TPU-Clustern, die für den Betrieb der Google-KI benötigt werden. Der Rest fließt in Glasfasernetzwerke und Server-Upgrades. Alphabet hob die Jahres-CapEx-Guidance von ohnehin rekordverdächtigen 75 Mrd.$ auf 85 Mrd.$ an. Ist dies wirklich „eine einmalige Investitionswelle, um die KI-Nachfrage der nächsten Dekade abzudecken“, wie CFO Ruth Porat dies schon Anfang 2024 so formulierte?
Unterm Strich verblieb bei Alphabet im 2. Quartal 2025 somit „nur noch” ein vergleichsweise magerer Free Cashflow von 5,3 Mrd. US-Dollar bzw. eine FCF-Marge von 5%.
Was heißt das für Anleger?
Kurzfristig hat Alphabet aufgrund des FCF-Einbruchs viel weniger Geld zur Verfügung, das für Aktienrückkäufe oder Dividenden verwendet werden könnte. Die Cash-Conversion-Rate (TTM) ist von ca. 100 % auf 60 % gesunken und dürfte in den kommenden Quartalen weiter zurückgehen, d. h., auf jeden bilanzierten Dollar Gewinn kommen inzwischen nur noch ca. 0,60$ an freiem Cashflow.
Mittelfristig definieren diese Investitionen die strategische Schlagkraft der Google Cloud im Kampf um KI-Workloads – wer jetzt spart, riskiert Marktanteile. Das schwer einzuschätzende Risiko dabei: Falls die Nachfrage nach KI-Rechenleistung in der nächsten Dekade doch nicht so hoch sein sollte wie jetzt erwartet, würde die zu den aktuell hohen Preisen beschaffte KI-Infrastruktur in den Rechenzentren die Gewinne über noch höhere Abschreibungen entsprechend belasten.
Die entsprechende Bilanzposition „Net Property, Plant and Equipment“ ist allein in den vergangenen 12 Monaten um $53 Mrd. auf nun $217 Mrd. regelrecht explodiert. Der entsprechende ROI wird langfristig über die Cloud-Sparte zurückfließen. Immer vorausgesetzt, dass sich die Nachfrage nach KI-Workloads wie erhofft entwickelt und die anvisierten 30 % Cloud-Margen erreicht werden.
Bewertung der Alphabet-Aktie im Vergleich zu Microsoft
Wenn Du diesem Blog schon länger folgst, dann weisst Du, dass mir für ein Investment eine vernünftige Bewertung gemessen am Free Cashflow grundsätzlich sehr wichtig ist.
VALUATION MATTERS!
Das wird ja gerne mal vergessen im aktuellen AI Hype. ;-)
Betrachtet man allein das Kurs-Gewinn-Verhältnis, so erscheint die Alphabet-Aktie mit einem KGV von 20 recht fair bewertet. Das Free-Cashflow-Multiple von 29 wirkt dagegen auf mich nicht gerade attraktiv bepreist.
Noch viel teurer ist allerdings die Microsoft-Aktie. Alle Bewertungskennzahlen liegen bei Microsoft ca. 100 % höher als bei Alphabet. Jeder einzelne Dollar Umsatz/Gewinn/Cashflow von Microsoft wird von den Börsianern also doppelt so teuer bezahlt wie der Umsatz/Gewinn/Cashflow von Alphabet.
Einen gewissen Bewertungsaufschlag gab es in diesem Vergleich schon immer, da das Geschäftsmodell von Microsoft als reiner Softwarekonzern stets attraktiver war als das werbefinanzierte Google Modell. Allerdings könnten sich die Bewertungen der beiden Tech-Riesen im KI-Zeitalter durchaus annähern, wenn sich die Margen der Google Cloud tatsächlich den hohen Microsoft-Margen annähern sollten.
Fazit
Alphabet hat im ersten Halbjahr 2025 erneut die Stärke seines zweibeinigen Geschäftsmodells unter Beweis gestellt: Das Unternehmen scheint gut mit der Disruption des Werbegeschäftes durch KI zurechtzukommen und die Cloud-Plattform wächst rasant, angetrieben durch KI. Kurzfristig frisst die Aufrüstung der Rechenzentren jedoch fast den kompletten Cashflow auf – ein Bild, das Value-Investoren zunehmend abschrecken dürfte.
Meine Meinung als Growth-Investor: Wer fünf Jahre Zeit mitbringt, erhält hier weiterhin den attraktivsten Mix aus Marktstellung, Innovationskraft und moderater Bewertung im gesamten Hyperscaler-Universum. Wenn schon Big Tech, dann bitte Alphabet.
Für mich ist die Alphabet-Aktie damit weiterhin eine Halteposition, aber ich plane derzeit nicht, meine 2024 reduzierte Position zu den aktuellen Preisen wieder aufzustocken.
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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Aktien von Alphabet. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.












