Palantir Aktie - Die nächste 1 Bio. Dollar Company?
Heute möchte ich aus aktuellem Anlass über ein Unternehmen außerhalb meines Portfolios schreiben. Denn die Aktie von Palantir, die erst Ende 2020 über ein Direct Listing an die Wall Street kam, ist seit dieser Woche tatsächlich im S&P 500 Index der größten US Unternehmen vertreten.
Noch vor 1-2 Jahren hätte ich Palantir den Aufstieg in diesen elitären Kreis nicht zugetraut. Doch das Unternehmen gehört schon seit geraumer Zeit zu den Highflyern an der Wall Street: Seit dem Börsengang hat die Palantir-Aktie ihren Wert vervierfacht und gehört heute zu den Favoriten vieler Kleinanleger.
Derzeit erreicht die Palantir-Aktie neue Höchststände, zusätzlich befeuert durch die Tatsache, dass viele institutionelle Investoren und ETFs die Aktie nun als Mitglied des S+P 500 in ihre Portfolios aufnehmen (müssen).
Das Unternehmen polarisiert wie kaum ein anderes, ist vor allem bei Privatanlegern und „Finfluencern“ sehr beliebt und kann in Sachen Popularität fast in einem Atemzug mit Nvidia und Tesla genannt werden.
Regelmäßig werde ich nach meiner Meinung zu Palantir gefragt, die ich hier wiedergebe. Ein Disclaimer vorweg: Palantir gehört zu den Enterprise Software-Unternehmen, die ich trotz aller Bemühungen nicht wirklich verstehe.
Gerne gebe ich zu: Ich habe bisher weder die Technologie und ihre Alleinstellungsmerkmale noch das Geschäftsmodell wirklich durchdrungen. Dennoch habe ich eine ganz persönliche Meinung entwickelt, wie ich zu einem möglichen Investment in Palantir stehe:
Die Historie von Palantir
Palantir Technologies wurde 2003 unter anderem von Peter Thiel, Alex Karp und Stephen Cohen gegründet. Das Unternehmen entstand im Silicon Valley mit dem Ziel, Software zu entwickeln, mit der Analysten große Datenmengen analysieren und Muster erkennen können, um komplexe Probleme zu lösen. Das Konzept wurde stark von Thiels Erfahrungen beim Aufbau von PayPal beeinflusst, insbesondere von der Notwendigkeit, Betrugserkennungssysteme zu verbessern.
Frühe Jahre und Fokus auf Geheimdienste
Palantirs erste Softwareplattform, Palantir Gotham, richtete sich in erster Linie an staatliche Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden. Die CIA war einer der ersten Großkunden und investierte sogar über ihren Risikokapitalarm in das Unternehmen. Gotham hilft Geheimdiensten und Militärs, riesige Datenmengen effizient zu analysieren, um Bedrohungen zu identifizieren.
Expansion in den kommerziellen Sektor
Nachdem Palantir im öffentlichen Sektor (insbesondere bei US-Behörden) Fuß gefasst hatte, weitete das Unternehmen ab 2016 seine Aktivitäten auf den privaten Sektor aus. Die zweite Hauptplattform, Palantir Foundry, wurde für kommerzielle Anwendungen entwickelt und von großen Unternehmen in Branchen wie Finanzen, Gesundheitswesen und Fertigung eingesetzt. Unternehmen nutzen die Software, um Daten zu analysieren, Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten und bessere Entscheidungen zu treffen. Mittlerweile macht der Umsatzanteil im kommerziellen Bereich sogar etwas mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes von Palantir aus.
Öffentliche Wahrnehmung und Datenschutzdebatte
Im Laufe der Jahre geriet Palantir wegen seiner engen Verbindungen zu staatlichen Stellen, insbesondere zu Polizei- und Einwanderungsbehörden, in die Kritik. Viele befürchteten, dass die von Palantir bereitgestellten Analysewerkzeuge den Datenschutz verletzen und zur Überwachung der Bürger missbraucht werden könnten. Dies führte zu Kontroversen über den Einsatz der Technologie, insbesondere im Bereich der Einwanderungspolitik in den USA.
Börsengang und jüngste Entwicklungen
Im Jahr 2020 ging Palantir über ein Direct Listing an die Börse (NYSE). Der Börsengang verdeutlichte das Wachstumspotenzial und die anhaltende Expansion des Unternehmens sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor. Seitdem hat Palantir seine Produktpalette erweitert und sich auf Themen wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen konzentriert.
Mittlerweile verfügt das Unternehmen über eine Reihe proprietärer Softwareplattformen, darunter Gotham, Foundry, Apollo und AIP, die modernste Datenintegrations- und Analysefunktionen bieten. Vor allem aufgrund der neuen AI-Plattform gilt das Unternehmen als Schlüsselakteur im Bereich der Datenanalyse, insbesondere in sicherheitsrelevanten Bereichen, aber auch in einer Vielzahl anderer Branchen.
Kritische Analysten
Die Analysten sind sich über Palantir nicht einig. Es gibt etwa gleich viele Verkaufsempfehlungen wie Kaufempfehlungen. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt fast 30% unter dem aktuellen Kurs.
Das ist ungewöhnlich. Denn damit ist Palantir eine der am stärksten überbewerteten Aktien im S&P 500, wie die Zahlen des aktien.guide Screener zeigen.
Oder haben viele Analysten das Unternehmen einfach genauso wenig verstanden wie ich?
Schaut man sich die Finfluencer auf X oder Substack an, scheint die Antwort klar zu sein. In den sozialen Medien wimmelt es nur so von Kaufempfehlungen. Der Hype um die Palantir-Aktie und ihren CEO Alexander Karp ist in der Social-Media-Blase nur noch mit dem Fankult um Elon Musk und Tesla zu vergleichen. Die Fangemeinde ist fest davon überzeugt, dass Palantir die nächste 1 Billion Dollar Company werden könnte.
Dafür werde der außergewöhnliche CEO schon sorgen.
Der CEO Alexander Karp
Wer ist dieser Mensch, dem die Massen der Kleinanleger so viel zutrauen?
Der Mitgründer und heutige CEO Alex Karp ist wohl einer der schillerndsten Tech-CEOs überhaupt. Er hat weder Betriebswirtschaft noch Informatik studiert, sondern ist ein amerikanischer Jurist, der in Frankfurt am Main in Philosophie promoviert hat. Dr. Karp ist für seinen unkonventionellen Führungsstil bekannt und stolz darauf, nicht dem typischen Bild eines Tech-CEOs zu entsprechen. Seine akademische Ausbildung und sein Interesse an Philosophie prägen seinen Führungsstil bei Palantir.
Hier ein aktuelles Video, das er für seine Mitarbeiter (die er "Palantirians" nennt) anlässlich der Aufnahme in den S&P500 Index gedreht hat:
Bitte macht Euch unbedingt selbst ein Bild von diesem Mann, falls Ihr Euch für die Palantir-Aktie interessiert oder sie sich vielleicht sogar schon in Euer Depot geschlichen hat.
Karps Führungsstil zeichnet sich durch ethische Reflexion, Unabhängigkeit von Markttrends und einen unkonventionellen Lebensstil aus. Diese Eigenschaften machen ihn zu einer einzigartigen Figur in der Technologiebranche, können aber auch zu Spannungen mit traditionellen Investoren und der Wall Street führen.
Er sieht sich selbst als Rebell, betont immer wieder die moralischen Überlegungen bei der Führung von Palantir und sagt, dass es ihm angeblich nicht nur um die Monetarisierung von Daten, sondern auch um die Stärkung der USA und der westlichen Welt geht.
Wie glaubwürdig und authentisch das ist, muss jeder für sich selbst beurteilen. Fakt ist, dass Alex Karp immer sehr gut mit Investoren verhandelt hat, auch für sich selbst: Er hält zwar nur einen relativ kleinen Anteil am Unternehmen, aber trotz seines im Vergleich zu anderen Mitgründern wie Peter Thiel relativ kleinen Anteils hat Karp über Sonderstimmrechte großen Einfluss auf die Unternehmensführung. Palantir hat eine Struktur mit mehreren Aktienklassen, von denen einige den Inhabern mehr Stimmrechte pro Aktie einräumen. Diese Struktur ermöglicht es Karp und den anderen Gründern, das Unternehmen zu kontrollieren, auch wenn sie nicht die Mehrheit der Aktien halten.
Es gibt kaum einen CEO, der sein Unternehmen gegenüber Investoren so aggressiv vermarktet. Er ist extrem selbstbewusst (um es vorsichtig auszudrücken) und stellt sich gerne als Heilsbringer für die USA dar. Karp wiederholt immer wieder, dass sein Unternehmen das Potenzial habe, seine Größe zu verzehnfachen.
Da mutet es zumindest seltsam an, dass Alex Karp nach Bekanntgabe der Aufnahme in den S+P 500 Palantir-Aktien für Hunderte von Millionen Dollar verkaufte.
Woran das nur liegt?
Bewertung der Palantir Aktie
Der Börsenwert von Palantir beträgt mehr als das 30-fache des Umsatzes und mehr als das 100-fache des Cashflows. Das KGV liegt sogar bei über 200.
Das sind Bewertungsmultiples, die an den Hype um Cloud-Aktien bis Ende 2021 erinnern. Was damals folgte, war ein Crash dieser Werte. Die meisten dieser SaaS-Werte verloren damals einen Großteil ihres Wertes und haben sich bis heute nicht entscheidend erholt, obwohl die fundamentale Entwicklung dieser Unternehmen oft gut ist.
Bei Palantir sehe ich nicht , wie das Unternehmen in absehbarer Zeit in seine luftige Bewertung hineinwachsen könnte. Das Unternehmen wächst mit gut 20% p.a. und wird 2024 knapp 3 Mrd. Umsatz machen. Die Profitabilität hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, die Cashflow-Margen liegen bei ca. 30%. Das ist aller Ehren wert, aber auch nicht so außergewöhnlich, dass es eine derart außergewöhnliche Bewertung rechtfertigen würde.
Die aktuell hohe Profitabilität ist übrigens auch darauf zurückzuführen, dass Palantir nur noch weniger als 18% des Umsatzes für die Softwareentwicklung ausgibt. Das passt nicht ganz zum Bild des Entwicklers einer innovativen neuen Softwareplattform, deren Wertschöpfung schnell in ganz andere Dimensionen wachsen soll.
Zum Vergleich: Palantir hat in den letzten 12 Monaten gut 400 Millionen Dollar in die Entwicklung gesteckt. Der Wettbewerber Datadog macht etwa den gleichen Umsatz wie Palantir, hat aber im gleichen Zeitraum mehr als 1 Mrd. $ in die Entwicklung investiert.
Fazit
Für mich kommt Palantir als Investment schon deshalb nicht in Frage, weil ich das Unternehmen, seine Technologie und seine Wettbewerbsvorteile nicht verstehe und daher auch nicht einschätzen kann.
Ein Investment wäre daher lediglich ein Vertrauensbeweis in das Managementteam um Alex Karp. Ich habe einige Videos mit ihm gesehen und Interviews gelesen, aber der Funke springt nicht über. Ich traue ihm nicht. Daher möchte ich den glücklichen Palantir-Aktionären unter euch raten, es dem CEO von Palantir gleichzutun und auch mal über Gewinnmitnahmen nachzudenken. VALUATION MATTERS.
Wenn du in Zukunft meine eigenen Investmentideen abseits von Palantir verfolgen möchtest, kannst du hier meinen kostenlosen Newsletter abonnieren.
Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen keine Anteile von Palantir. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
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