Warum ich als Tesla-Fan in BMW und Porsche Aktien investiert habe
Mit diesem Beitrag möchte ich Euch erläutern warum ich an die deutschen Premium-Autobauer im Allgemeinen und an BMW im Besonderen glaube. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in denen aufgrund des Dieselskandals viele Medien schon den Untergang der deutschen Autoindustrie prognostiziert hatten. Denn die zügige Marktveränderung hin zum autonom fahrenden Elektroauto schreitet unabwendbar voran.
Meine Wette auf die deutschen Autobauer
Falls Du ein Beobachter meiner wikifolios bist und vielleicht sogar schon gemeinsam mit mir investierst, so wirst Du vielleicht schon bemerkt haben, dass ich im Herbst letzten Jahres eine erste Position an BMW Stammaktien in das wikifolio Stock Picking nach Peter Lynch aufgenommen hatte. In dieser Woche nun habe ich diese BMW Position aufgestockt. Zusammen mit der Position an Porsche Vz (siehe dazu auch meinen Beitrag über die Porsche-Holding) habe ich damit aktuell 17% dieses Value-Aktien-Portfolios in deutsche Automobilhersteller investiert. Das ist damit eine meiner wichtigsten Wetten für 2018.
Die BMW-Aktie hinkt zurück
Ich war ja antizyklisch schon Anfang 2016 in die Porsche-Aktie eingestiegen und musste fast 2 Jahre geduldig warten, bis der Markt im Herbst 2017 schliesslich erkannte, dass die Aktie im Zuge des VW Diesel-Debakels viel zu tief gefallen war. Seit dem hat sich die Porsche-Aktie in den vergangenen 4 Monaten schon um über 45% verteuert, während die BMW-Aktie immer noch unter dem Niveau von Anfang 2016 notiert. Mit dieser Performance lag Porsche in den vergangenen 2 Jahren überraschenderweise sogar vor der Tesla-Aktie (auf Euro-Basis).
2018 ist das Jahr der Wahrheit für Tesla
Für mich steht fest, dass 2018 zum Jahr der Wahrheit für Tesla und seinen charismatischen CEO Elon Musk wird. Ich bin ein großer Fan der innovativen Tesla-Fahrzeuge und gehöre schon seit Frühjahr 2016 zu den über 500.000 Menschen, die jeweils $1.000 dafür angezahlt haben, dass sie auf der Warteliste für eine Auslieferung des Tesla Model 3 möglichst weit oben stehen.
Doch Fakt ist, dass ich auch fast 2 Jahre nach dieser Vorreservierung noch sehr sehr lange auf das Fahrzeug werde warten müssen. Eventuell zu lange, denn mittlerweile stehen auch etliche andere Hersteller mit interessanten und erschwinglichen E-Fahrzeugen in den Startlöchern und ich werde mir wie viele andere E-Auto-Interessenten diese Alternativen sehr gut ansehen.
Übrigens ist diese Vorreservierung des Tesla Model 3 KEINE verbindliche Vorbestellung wie vom Tesla-Marketing gerne suggeriert. D.h. wenn ich oder etliche der 500.000 anderen "Vorbesteller" es sich anders überlegen sollten, so wird Tesla diese Fahrzeuge nicht verkaufen und auch die Anzahlung zurückerstatten müssen.
Was ist mit dem First-Mover Advantage?
Für mich sieht es in der aktuellen Situation jedenfalls ganz danach aus als habe Tesla den Vorteil des First Movers nicht nutzen können. Denn zu einem erfolgreichen Automobilkonzern gehören neben der innovativen Technologie eben auch das Know-How in der Massenproduktion. Und es kristallisiert sich immer mehr raus, dass auch der Zukauf von deutschem Automatisierungs-Know-How durch die Übernahme des Maschinenbauers Grohmann für $150 Mio. Tesla nicht geholfen hat, der „Produktionshölle“ zu entrinnen.
Die Konkurrenz schläft nicht (mehr)
Derzeit verzögern sich die Auslieferungen des Model 3 immer weiter und Tesla verbrennt weiter munter Geld. Bevor das Model 3 in nennenswerter Anzahl zu den Kunden kommt, dürften noch einige Quartale vergehen. Und dann ist das Fahrzeug wohl ein E-Auto unter vielen und könnte seine Sonderstellung auf dem Markt verlieren noch bevor Tesla die Früchte seiner Pionierarbeit als Innovator einfahren kann.
Schon in 2018 werden mit der 2. Generation des Nissan Leaf, dem E.Go Life, dem Elektro-Smart sowie Audi e-Tron oder Jaguar iPace eine Vielzahl an neuen E-Autos in unterschiedlichen Segmenten auf den Markt kommen.
Ab 2019 ist es dann mit der Sonderstellung für Tesla komplett vorbei und fast alle großen Konzerne wie auch VW, Mercedes oder BMW kommen mit neuen E-Fahrzeugen auf den Markt.
Und da die Börse grundsätzlich die Zukunft handelt, dürfte spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2018 eine Neubewertung der Aktien in Gang kommen, um diese neue „Normalität“ zu reflektieren.
Tesla spielt nicht mehr lange in einer eigenen Liga
Denn aktuell wird die Tesla-Aktie außerhalb der Norm wie ein High-Tech-Konzern bewertet, der in einer eigenen Liga spielt und ein neues Marktsegment definiert hat. Demgegenüber im krassen Gegensatz werden die anderen Premium-Autohersteller bewertet, deren Aktien so günstig wie selten zuvor bewertet sind.
Ich denke der Markt wird im Laufe von 2018 erkennen, dass es für diese Sonderstellung von Tesla keinen Grund mehr gibt. Die Bewertungen von Tesla einerseits und den etablierten Automobilherstellern andererseits werden sich von beiden Seiten aneinander annähern.
Traumhochzeit oder feindliche Übernahme?
Meine Prognose ist, dass Tesla innerhalb der nächsten 2-3 Jahre übernommen wird und zwar zu einem Enterprise Value, der weit unter dem aktuellen Wert von über $65 Mrd. liegt (wenn man die Schulden berücksichtigt). In diesem Focus-Artikel wird spekuliert, dass ein chinesisches Konsortium der Käufer sein könnte, falls es nicht zu der US-amerikanischen Traumhochzeit zwischen GM und Tesla kommt.
Der Spagat von BMW
Aber zurück zur BMW-Aktie: eine ausführliche Analyse kann ich mir hier sparen, denn der Bloggerkollege Thomas Senf von Finanzsenf.de hat in seiner BMW-Analyse die Situation rund um den Konzern sehr gut zusammengefasst.
Ich finde es bewundernswert wie das BMW-Management die aktuelle Gratwanderung vollbringt: einerseits ist man mit den klassischen Fahrzeugen nach wie vor hochprofitabel und erwirtschaftet Milliarden an Cash mit Margen über 10%. Andererseits investiert man auf der anderen Seite Rekordsummen in die Zukunftsthemen Elektroantrieb und Autonomes Fahren.
High-Tech oder Old Economy?
Die BMW-Aktie wird derzeit wie auch Daimler und VW zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 8 gehandelt, die Dividendenrendite beträgt über 4%. Diese niedrige Bewertung ist das Resultat einer extrem negativen Marktstimmung für die gesamte etablierte Automobilbranche, die vom Markt auch aufgrund der Dieseldiskussion gnadenlos den Stempel der Old Economy aufgedrückt bekommt.
Für mich eigentlich unverständlich, denn BMW investiert in 2018 ca. € 7 Mrd. In Forschung und Entwicklung. Zum Vergleich: Tesla gibt aktuell nur gut 10% dieser Summe für Forschung + Entwicklung aus. Wer sich diese Zahlen vor Augen führt, der kann sich leicht ausmalen, dass Tesla den aktuellen Technologievorsprung nicht mehr lange wird halten können. Auch wenn das Silicon Valley - Unternehmen sicherlich straffer organisiert ist und effizienter forscht als ein deutscher Großkonzern.
Die BMW Strategie passt
Die aktuelle Elektro-Strategie von BMW ist m.E. stimmig: mit dem oftmals belächelten i3 und dem i8 sammelt man schon seit einigen Jahren wertvolle Erfahrungen im E-Auto-Markt. Das ist ein klarer Vorsprung zur deutschen Konkurrenz, die bisher allesamt nur Prototypen auf den Straßen hat. Insbesondere die schon heute in 6 verschiedenen Modellen angebotene Plug-In-Hybrid-Technologie von BMW dürfte etwas sein, das in der Übergangszeit zum Elektroauto in den kommenden 10-20 Jahren von besonderem Wert ist und größere Verbreitung finden dürfte.
Die Ignoranz des Marktes
Das Überraschende ist, dass der durchaus vorhandene BMW-Erfolg im E-Auto-Segment vom Markt bisher so überhaupt nicht honoriert wird: Insgesamt hat BMW schon in 2017 über 100.000 Autos mit Elektroantrieb verkauft (inkl. Plug-In-Hybride), das sind ungefähr genauso viele wie Tesla. Das ist zwar verschwindend wenig angesichts der über 2 Mio. Fahrzeuge, die jährlich von BMW produziert werden. Aber ich sehe nicht ein, warum das dauerhaft vom Markt ignoriert werden sollte zumal sich der Anteil von elektrifizierten Autos im BMW-Konzern in 2017 verdoppelt hat innerhalb von nur einem Jahr.
Mein Fazit
Lange Rede - Kurzer Sinn: die Tesla-Fahrzeuge sind phantastisch und haben eine ganze Branche weltweit verändert. Aber die finanziellen Erfolge werden m.E. in den kommenden Jahren diejenigen Hersteller einfahren, die ihre Erfahrungen in der Massenfertigung erfolgreich mit einer innovativen Forschungs-Abteilung kombinieren können. Und die zugleich über den nötigen Cashflow aus der „Old Economy“ verfügen, um die teure Digitale Transformation aus eigener Kraft bewältigen zu können.
BMW erscheint mir da sehr gut aufgestellt und ist für mich daher ein Basisinvestment für die nächsten Jahre.
Bin ich da zu optimistisch oder gar zu patriotisch? Denn natürlich wünsche ich mir für mein Heimatland, dass wir zumindest die Digitale Transformation in der Automobilindustrie bewältigen können auch da wir in der weltweiten Softwareindustrie so gar keine nennenswerte Rolle spielen?
Was meinst Du?
Warum ich für die Porsche Holding ähnlich optimistisch bin, kannst Du in diesem Beitrag nachlesen: Porsche SE - High-Tech-Investing auch für den Value-Investor
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