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  • Stefan Waldhauser

MongoDB - ein echter Herausforderer im Datenbank-Markt?


MongoDB

Heute möchte ich Euch die Aktie eines interessanten Enterprise Software Unternehmens vorstellen, das erst seit einigen Monaten an der NASDAQ börsennotiert ist und sich nicht weniger vorgenommen hat als einen aktuell $45 Mrd. großen Markt aufzumischen. Es handelt sich um MongoDB. Das ist ein Infrastruktur-Softwareanbieter, der mit seiner Datenbanktechnologie als Newcomer gegen die seit Jahrzehnten vorherrschenden Datenbank-Systeme von Oracle, Microsoft und IBM antritt.

Worum geht es?

Die marktführenden Datenbankprodukte der genannten Tech-Riesen sind im Kern nach wie vor relationale Datenbanken und basieren damit auf einem mehr als 40 Jahre alten Konzept. Auch heute noch ist dies die Basis für die Datenhaltung in fast allen Software-Applikationen. Alle diese etablierten Systemen basieren darauf, dass die Daten in einem gewissen Schema in Tabellen angeordnet werden und dann mit der Abfragesprache SQL ausgelesen bzw. bearbeitet werden.

Dieser Ansatz hat über mehrere Jahrzehnte gut funktioniert, aber vor allem neue Real-Time-Anwendungen führen die klassischen relationalen Datenbanken oft an ihre Grenzen. Denn diese SQL-Datenbanken haben ihre Schwächen dort, wo komplexe Datenstrukturen sehr flexibel und in höchster Geschwindigkeit verarbeitet werden müssen.

Daher sind in den letzten Jahren vermehrt neue Ansätze zur Datenverwaltung mit sogenannten NoSQL-Datenbanken entstanden. Und in diesem schnell wachsenden Segment der NoSQL-Datenbanken hat MongoDB gerade in den vergangenen 1-2 Jahren anscheinend die Vorherrschaft gewonnen.

Mittlerweile deutet einiges daraufhin, dass sich MongoDB mit seiner dokumentenbasierten Speicherung der Daten als führende NoSQL-Datenbank etablieren kann. Hier findet ihr eine kurze Zusammenfassung der MongoDB-Technologie.

noSQL-data

Das Unternehmen MongoDB

MongoDB wurde 2007 in New York (unter anderem Namen) von Softwareentwicklern gegründet und ist also recht weit weg von der oft Marketing-lastigen Glitzerwelt des Silicon Valley entstanden. Dennoch hat man im Laufe der Jahre in verschiedenen Finanzierungsrunden ein Risikokapital von immerhin $300 Mio. eingesammelt.

Bei MongoDB wurde jahrelang mit einem klaren Fokus auf die Technologie gearbeitet. Von Entwicklern für Entwickler sozusagen. Ziel war und ist es, deren Arbeit in der Applikations-Entwicklung effizienter zu machen als mit den herkömmlichen Datenbanktechnologien möglich.

Das Commercial Open Source Geschäftsmodell

Das Unternehmen vertreibt seine Software im sogenannten Commercial Open Source Geschäftsmodell. D.h. verkauft wird an die IT von mittleren und grossen Organisationen. Die Kunden starten typischerweise mit der kostenlosen Community-Version von MongoDB, sammeln erste Erfahrungen und kaufen dann eine Subskription, die erweiterte Enterprise-Features und professionellen Support bietet.

Wichtig für eine erfolgreiche Kommerzialisierung einer solchen Open Source - Software ist, dass das geistige Eigentum beim Unternehmen liegt und dass die Weiterentwicklung der Software (Roadmap) sowie die Entscheidung über die Einführung kostenpflichtiger Enterprise-Features komplett vom Unternehmen kontrolliert wird. Das ist hier bei MongoDB der Fall.

Der adressierbare Markt

Der Big Data - Markt ist riesig (und der gesamte Datenbankmarkt noch viel größer), doch NoSQL ist derzeit nur eine kleine Nische davon. SQL-basierte Datenbanken und die darauf basierenden "Enterprise Data Warehouses" werden auf absehbare Zeit nicht verschwinden und sind für viele Anwendungszwecke gut (genug). Dennoch sollte laut einer Schätzung der Analysten von Forrester die NoSQL-Nische in den nächsten 4 Jahren zügig auf $1,6 Mrd. wachsen. Und MongoDB ist als Platzhirsch in dieser Nische bestens aufgestellt, um einen guten Teil davon für sich zu verbuchen.

Forrester BigData Predictions

Inside the Tornado?

Was macht mich so optimistisch für MongoDB? Warum glaube ich, dass MongoDB sich aktuell am "Rande des Tornados" befindet und jetzt der richtige Einstiegszeitpunkt in die Aktie sein könnte? Wenn Du Dich jetzt fragst was ein Tornado mit dem richtigen Einstiegs-Timing zu tun hat ;-) , dann empfehle ich Dir diesen Beitrag: "Der Tornado als Signal zum Einstieg".

Zunächst mal hat sich die Kundenanzahl von MongoDB in den vergangenen 12 Monaten um 88% erhöht auf 4.900 Kunden. Typischerweise starten diese Kunden mit einer kleinen Subskription und der Umsatz mit ihnen wächst im Laufe der Zeit (Land+Expand-Modell). Das erklärt auch warum das Umsatzwachstum (aktuell ca. 50% p.a.) hinter diesem unglaublich schnellen Kundenwachstum deutlich zurückbleibt.

Mindestens genauso wichtig wie diese harten Fakten sind mir jedoch andere Indikatoren, die darauf hindeuten, dass MongoDB gerade dabei ist, sich als Defakto-Standard für NoSQL-Datenbanken zu etablieren:

  • Bei LinkedIn findet man fast 90.000 Personen mit MongoDB-Skills. Das sind 2-4 mal so viele wie bei anderen populären NoSQL-Alternativen wie Amazons DynamoDB oder Apache Cassandra.

  • Die Download-Zahlen der MongoDB Community Version steigen weiter exponentiell an (allein 10 Mio. Downloads in den letzten 12 Monaten).

  • Auf der Stackoverflow-Plattform für Entwickler liegt MongoDB in dem hauseigenen Popularitätsindex weit vor allen NoSQL-Alternativen - siehe https://insights.stackoverflow.com/

StackOverflow Trend MongoDB

Profiteur vom Trend in die Cloud

MongoDB profitiert generell davon, dass immer mehr klassische Software-Anwendungen zukünftig nicht mehr im eigenen Rechenzentrum betrieben werden sollen sondern auf eine cloud-basierte Lösung umgestellt werden. Schon heute sind 30% des MongoDB-Neugeschäftes Migrationen von klassischen relationalen Datenbanken. D.h. MongoDB gewinnt zunehmend nicht nur bei neuen Realtime-Anwendungen, sondern auch bei der Modernisierung von Altanwendungen. Das dürfte insbesondere IBM und Oracle gar nicht gefallen.

Und seit kurzem hat MongoDB auch ein eigenes Cloud-Angebot mit dem Namen Atlas, unter dem man "Database as a Service“ anbietet, d.h. die Datenbank wird in diesem Fall komplett von MongoDB verwaltet und der Kunde zahlt für die Nutzung nach einem verbrauchsabhängigen Preismodell. Bemerkenswert ist, dass dieser Atlas-Service erfolgreich angeboten wird in Zusammenarbeit mit allen 3 führenden Cloud-Providern (Amazon AWS, Microsoft Azure und Google Cloud) und das obwohl zumindest Amazon ja auch eine eigene NoSQL-Datenbank im Angebot hat.

Bewertung

Aktuell wird MongoDB bei einem Kurs von etwas unter 30$ mit einem Enterprise Value von $1,2 Mrd. bewertet. Das ist deutlich weniger als bei der letzten vorbörslichen Finanzierungsrunde in 2015. Die damaligen Investoren hatten dem Unternehmen einen Wert von $1,6 Mrd. zugestanden. Damals in 2015 betrug der Umsatz $65 Mio., nur 2 Jahre später in 2017 hat MongoDB über $150 Mio. umgesetzt.

D.h. der Wert des Unternehmen sollte sich in dieser Zeit eigentlich deutlich gesteigert haben, aber die Aktien sind sogar billiger zu haben!

Wo ist also das Problem?

MongoDB erwirtschaftet nach wie vor erhebliche Verluste und wurde zum Börsengang teilweise heftig dafür kritisiert, dass die steigenden Umsätze sich noch nicht ausreichend in der Ertragsrechnung widerspiegeln. Und eine operative Marge von -65% für die letzten 12 Monate klingt ja auch wirklich alles andere als gut.

Ich sehe das jedoch gerade nach Studium der letzten Quartalszahlen weit weniger kritisch. MongoDB entscheidet sich aktuell bewusst dafür, 40% des Umsatzes für Forschung+Entwicklung auszugeben. Das ist mehr als doppelt so viel wie bei etablierten Software-Firmen üblich und gibt zumindest einen Hinweis darauf wieviel Innovation von MongoDB noch zu erwarten ist.

Und das Unternehmen kann sich diese Investitionen in die Zukunft leisten, denn es verfügt nach dem IPO nun über einen Cashbestand von $275Mio. Demgegenüber steht aktuell ein negativer Cashflow von ca. $10Mio-$12Mio pro Quartal. MongoDB ist also solide finanziert, ich sehe keinen Bedarf für eine weitere Kapitalerhöhung zumindest wenn die Entwicklung in Richtung Profitabilität einigermassen so weitergeht wie im letzten Quartal angedeutet. Denn dort hatte sich die operative Marge von -73% deutlich verbessert auf -58%. Wobei mir klar ist, dass sich die klassischen Value-Investoren unter Euch dennoch entsetzt abwenden werden angesichts dieser Zahlen… 😉

Achtung: 2-Klassen-Gesellschaft

Hinweisen möchte ich Euch noch auf ein Detail, das mir an MongoDB gar nicht gefällt. Börsennotiert sind nur die Class A Aktien während die Insider und Altaktionäre Class B Aktien mit dem zehnfachen Stimmrecht besitzen. Leider ist das mehr und mehr üblich in der Tech-Szene und auch bei Facebook und der Google-Holding Alphabet gibt es diese amerikanische Version unserer hierzulande bekannten Unterscheidung in Stamm- und Vorzugsaktien. Ich bin wahrlich kein Freund einer solchen 2-Klassen-Gesellschaft, aber ein KO-Kriterium ist es für mich dann doch nicht.

Potential der Aktie

Derzeit wird MongoDB bei einem einem für 2018 von mir erwarteten Umsatz von $210M mit einem EV/Sales-Verhältnis von 5,7 bewertet. Das ist teuer, aber auch nicht völlig jenseits von Gut und Böse wie bei etlichen anderen Software-Werten. Insbesondere da 90% dieses Umsatzes aus Subskriptionen stammen. In einem anderen Beitrag über die Bewertung von Technologieaktien hatte ich ja kürzlich auf die zu Recht höhere Bewertung von Software-Subskriptionen hingewiesen.

MongoDB Chart

Ich gehe für MongoDB in meinen Annahmen von einem stetig abflachenden Wachstum von 40%-30% in den kommenden 5 Jahren 2018-2022 aus, das wären dann ca. $700M Umsatz. Angemessen erscheint mir aufgrund des gut prognostizierbaren Subskriptions-Business ein EV/Sales-Verhältnis von 4-5, das wäre dann ein möglicher Unternehmenswert von $3 Mrd. bis 2022. Das ist immerhin ein Potential von 150% vom heutigen Aktienkurs aus gerechnet.

MongoDB als Übernahmekandidat

Allerdings bin ich keinesfalls davon überzeugt, dass MongoDB auch in 5 Jahren noch unabhängig sein wird. Ich gehe davon aus, dass etliche Wettbewerber wie IBM oder Oracle und auch Red Hat an einer Übernahme interessiert sind. Übrigens hatte sich Red Hat schon 2015 vorbörslich an MongoDB beteiligt. Derzeit wäre aber für eine Übernahme ein wirklich strategischer Preis nötig d.h. eine solche Akquisition wäre sicher nur zu einem dicken Aufgeld möglich. Auch das ist also zumindest für die Aktionäre ein durchaus positives Szenario.

Fazit

Für mich ist all dies Grund genug, jetzt eine kleinere Einstiegsposition der MongoDB-Aktie zu erwerben. Leider ist dies derzeit für mein wikifolio High-Tech Stock Picking noch nicht möglich, da die Aktie nicht im entsprechenden Anlageuniversum vorhanden ist.

Vor einem größeren Engagement würde ich in jedem Fall noch 2-3 Quartale abwarten. Denn noch ist nicht eindeutig klar wie schnell das Geschäftsmodell sich in Richtung Profitabilität entwickelt. Evtl. ergeben sich auch durch das Auslaufen der Lock-Up-Period für die vorbörslichen Altaktionäre in wenigen Monaten noch bessere Einstiegskurse.

Wenn Du Dich für Enterprise Softwareunternehmen interessierst, die vom Big Data - Trend profitieren, dann solltest Du Dich unbedingt auch mal mit Hortonworks beschäftigen, die ich hier näher vorgestellt habe: https://www.high-tech-investing.de/blog/tag/Hortonworks


Disclaimer

Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von MongoDB. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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