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  • Stefan Waldhauser

Alphabet: Update zur einzigen Big-Tech Aktie in meinem Portfolio



Die Alphabet Aktie ist schon seit 2017 ein Fixpunkt in meinem High-Tech Stock Picking wikifolio. Hier ein kurzes Update mit den Zahlen zum Q3 2022.


Die Erwartungen der Investoren an den Google Mutterkonzern waren im Vorfeld der Quartalszahlen zum Q3 2022 offenbar noch nicht niedrig genug. Wie schon im Q2 wurden die Schätzungen der Analysten von Alphabet nun zum zweiten Mal hintereinander mehr oder weniger deutlich verfehlt.


Entsprechend ist der Alphabet Aktienkurs, der sich bis April 2022 gut gehalten hatte, nach den Q3 Zahlen nochmals deutlich unter Druck geraten. Die Alphabet Aktie notiert mittlerweile über 35% unter den Höchstständen von Ende 2021.



Tatsächlich war der nur noch einstellige Umsatzzuwachs der Google Mutter mit +6% enttäuschend. Das Nettoeinkommen reduzierte sich um 27% auf "nur" noch $13,9 Mrd.


Solche Zahlen werden dann von den Börsenkommentatoren gerne in reißerische Headlines wie "Gewinneinbruch bei Alphabet" übersetzt. Wenn ich jedoch etwas genauer reinschaue in die Alphabet Zahlen, so sehe ich durch meine längerfristig orientierte Anlegerbrille in Anbetracht der schwierigen Rahmenbedingungen ein zumindest differenzierteres Bild.


Aktuelle Entwicklung bei Alphabet


Währungsbereinigt ist Alphabet im Q3 2022 immerhin noch knapp zweistellig um 11% gewachsen. Dabei macht es fast keinen Sinn, dieses aktuelle Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal isoliert zu betrachten. Denn das war immer noch durch die Pandemie verzerrt mit damals 41% Growth gegenüber 2020.


Gegenüber dem letzten “normalen” Q3 vor der Pandemie in 2019 ist Alphabet um insgesamt 71% gewachsen. Das entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate von ziemlich genau 20% p.a. in den vergangenen 3 Jahren. Mehr sollte man von einem Konzern dieser Größenordnung nun wahrlich nicht erwarten.



YouTube: Vom Wachstumsstar zum Sorgenkind


In den vergangenen Jahren war YouTube einer der Garanten für das hohe Wachstum bei Alphabet. Mittlerweile jedoch ist der Trend hin zu Kurzvideos auf TikTok oder auch Instagram für YouTube eine riesige Herausforderung.


Der YouTube Werbeumsatz ist im Q3 2022 erstmal seit Beginn der Berichterstattung vor einigen Jahren im Jahresvergleich gesunken (-2%). Allerdings ist auch diese Zahl isoliert betrachtet nicht viel wert, denn im Vorjahr war YouTube als Corona-Gewinner noch um weit über 40% gewachsen.


Auch ich glaube, dass YouTube ein ernstzunehmendes Problem hat. Viele User haben angesichts der Content-Flut auf immer mehr Social Media Kanälen einfach nicht mehr die Zeit, die auf YouTube bisher üblichen längeren Videos anzuschauen.


YouTube versucht dieser Herausforderung mit neuen Möglichkeiten der Monetarisierung eigener Kurzvideos zu begegnen. Wie gut das gelingt, ist noch unsicher. Klar ist jedoch, dass YouTube Werbung gerade mal 10% des Gesamtumsatzes von Alphabet ausmacht. Eine existentielle Krise für Alphabet wird aus einem schwächelnden YouTube also nicht resultieren.


Google Cloud überholt YouTube


Die Google Cloud Services sind gegenüber Vorjahr um 38% gewachsen und tragen mittlerweile ebenfalls ca. 10% zum Gesamtumsatz bei. Das Cloud Segment wird in den kommenden Quartalen YouTube beim Umsatz überflügeln.


Allerdings ist das Cloud Geschäft im Gegensatz zu YouTube weiter defizitär und hat alleine im Q3 operativ einen Verlust von ca. $700 Mio. eingefahren. Die negative Marge von -10% hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verbessert.


Die "Other Bets", hinter denen sich die anderen Geschäftsbereiche wie das autonome Fahren (Waymo) verbergen, haben im Q3 ihren Verlust nochmals deutlich auf $1,6 Mrd. ausgeweitet.


Konsolidierung ist nötig und möglich


Etwas erschreckend finde ich, wie viele Leute der Alphabet Konzern auch im abgelaufenen Quartal neu eingestellt hat. Zum 30.9.2022 zählte man 186.779 Mitarbeiter. Das waren 36.000 mehr als 12 Monate zuvor. Alleine von Juli bis September sind über 12.000 neue Kollegen hinzugekommen. Davon stiessen 2.600 Mitarbeiter durch die Akquisition von Mandiant zu Google Cloud hinzu. Insgesamt waren das fast 200 neue Alphabet Mitarbeiter pro Werktag!


Dieser aggressive Mitarbeiteraufbau passt nicht (mehr) in die durch Rezession und Marktschwäche geprägte Zeit. Daher bin ich als Langfristaktionär ehrlich gesagt sehr froh, dass jetzt auch bei Alphabet zunächst mal Konsolidierung angesagt ist. Der CEO Sundar Pichai hatte in einer Mitarbeiter E-Mail (hier nachzulesen) im Sommer angekündigt, dass man in den kommenden Quartalen neue Leute nur noch sehr selektiv einstellen will. Ich erwarte nach den Aussagen im Q3 Analysten Call, dass schon im laufenden Q4 der Mitarbeiterzuwachs sehr deutlich (über 50%) sinken wird.


Das wird auch dringend notwendig sein, um die Profitabilität auch 2023 in einem schwachen Umfeld hoch zu halten. Im Q3 war die operative Marge um drei Prozentpunkte auf "nur" noch 25% gesunken (nach 32% im Vorjahr). Der Free Cashflow betrug im Q3 2022 gut $16 Mrd. , das entspricht einer Marge von 23% nach 29% im Vorjahr.


Aktienrückkauf beschleunigt


Alphabet hat seine Ausgaben für Aktienrückkäufe im Q3 2022 von $12,6 Mrd. im Vorjahreszeitraum auf $15,4 Mrd. erhöht. Damit hat man fast den gesamten Free Cashflow dafür aufgewendet.


Angesichts einer Netto-Cash-Position von rund 100 Mrd. USD ist das problemlos aus eigenen Mitteln möglich. Zur Erinnerung: Apple nimmt seit Jahren immer neue Schulden auf, um seine Aktienrückkäufe zu finanzieren.


Dieses Tempo der Rückkäufe dürfte dafür sorgen, dass sich die Anzahl der Aktien von Alphabet - wie schon in den vergangenen 3 Jahren - auch zukünftig weiter deutlich verringert.



Bewertung der Alphabet Aktie


Gemessen auf Basis der von mir präferierten Bewertungskennzahl EV/FCF (Hier einfach erklärt) - oder auch am klassischen KGV - ist die Alphabet Aktie mit einem Multiple von unter 20 derzeit relativ günstig zu haben. Auch das EV/Sales Verhältnis von 4,5 bewegt sich am unteren Rand der historischen Range.




Eine solch relativ niedrige Bewertung ist leider aufgrund der schwächelnden Umsatz- und Gewinnentwicklung aktuell durchaus berechtigt, die Aktie ist fair bewertet. Wenn man die vergangenen 6 Monate isoliert betrachtet, dann errechnet sich aktuell sogar ein Rule-of-40-Score (hier einfach erklärt) von unter 40%. Das ist allerdings zunächst mal nur ein einzelner Datenpunkt und für mich kein Grund, um sich vorschnell von der Alphabet Aktie zu trennen.


Ich gehe davon aus, dass sich im Laufe von 2023 mit dann einfacheren Vergleichszahlen das Umsatzwachstum wieder etwas beschleunigt. Aufgrund der zunehmenden Kostenkontrolle mit entsprechend positiven Effekten auf den Cashflow sollten wir dann auch beim Rule-of-40 Score wieder Werte über 40% sehen. Immer vorausgesetzt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich nicht weiter verschlechtern und der Werbemarkt in USA und Europa nicht vollends kollabiert.


Ausblick


Ich erwarte nicht, dass Alphabet in den kommenden Jahren weiterhin um über 20% p.a. wächst. Allerdings traue ich der Google Mutter auch 2023 und in den Folgejahren durchaus ein zweistelliges hochprofitables Wachstum zu. Das dürfte ausreichend sein, um mit der Alphabet Aktie ausgehend vom aktuellen Kursniveau längerfristig eine zweistellige Rendite zu erzielen.


Alphabet bleibt bis auf weiteres eine solide Halteposition im High-Tech Stock Picking wikifolio. Dort ist die Aktie trotz des 35% Kursrückgangs mit 150% Buchgewinn nach wie vor ein sehr erfolgreiches Langfristinvestment. Auch wenn ich etwas enttäuscht feststellen muss, dass die Alphabet Aktie in diesem schwierigen Jahr leider nicht die erhoffte Stabilität in mein Tech-Portfolio gebracht hat.


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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Aktien von Alphabet. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.




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