Hypoport Aktie: Das deutsche Vorzeige-Fintech nach dem Crash
Hier auf dem High-Growth-Investing Blog ging es in den vergangenen Jahren nur selten um Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum. Das will ich zumindest heute mal ändern!
Tatsächlich habe ich nur wenige heimische Wachstumsunternehmen auf der Watchlist. Aber die Ausnahmen bestätigen die Regel: Eines der wenigen deutschen Unternehmen, das ich schon seit vielen Jahren zumindest interessiert von der Seitenlinie aus beobachte, ist Hypoport. Allerdings war ich bisher noch nie in diese spannende Plattform-Company investiert, da ich den richtigen Einstiegszeitpunkt bisher immer verpasst hatte.
Eigentlich schade, denn die Hypoport Aktie (ISIN DE0005493365) war in den vergangenen Jahren eine der ganz großen Erfolgsstories am deutschen Finanzmarkt. Von 2015 bis zum September 2021 konnten Hypoport Aktionäre sich tatsächlich über einen 50-Bagger freuen!
Aber in den vergangenen 12 Monaten ist auch die Aktie des deutschen Vorzeige-Fintechs schwer unter Druck geraten. Im September 2022 hat die Hypoport Aktie nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung nochmals über 50% verloren und notiert nun nach 86% Kursverlust auf einem Niveau wie schon anno 2016.
Ist der Hypoport Crash fundamental gerechtfertigt oder eine neue Einstiegsgelegenheit?
Mit dieser Frage hat sich der von mir hoch geschätzte Dr. Helmut Fink auf den empfehlenswerten Seiten von Verus Capital Partners sehr ausführlich auseinandergesetzt.
Ich möchte Euch hiermit seine Hypoport Aktienanalyse zur Lektüre empfehlen:
Helmut ist ein aus meiner Sicht herausragender Value Investor und schon seit vielen Jahren bei Hypoport engagiert. In seiner aktuellen Analyse kommt er zu dem Schluss, das die derzeitigen Verwerfungen am Markt für Immobilienfinanzierung Hypoport nicht wirklich gefährden und keinen dauerhaft negativen Effekt haben werden.
In seiner Sum-of-the-Parts Betrachtung schätzt Helmut den „Wert“ von Hypoport auf 1,5 Mrd. Euro. Das entspricht ca. 240 Euro je Aktie oder fast dem Dreifachen des aktuellen Kurses von 84 Euro. Im vergangenen Jahr war Hypoport im Hype der Tech-Aktien bei Kursen von bis zu 600 Euro übrigens schon mal mit ca. 4 Mrd. Euro bewertet worden.
Ich finde die Analyse von Helmut überzeugend. Wenn man denn nach Risiken bzw. den Schwächen in seinem Hypoport Investment Case suchen will, dann fällt mir folgendes auf:
Umsatzqualität
Das Hypoport Management hat durch die Aussetzung der Jahresprognose für 2022 zuletzt sehr viel Vertrauen bei den Investoren verspielt. Die waren bis dahin wohl davon ausgegangen, dass das Hypoport Geschäftsmodell robuster sei als es tatsächlich ist.
Aber es handelt sich bei den Hypoport Umsätzen eben größtenteils nicht um echte wiederkehrende Einnahmen wie bei einem SaaS-Subskriptionsmodell, sondern das Modell der EUROPACE Plattform ist eher mit einem Usage-Based-Pricing-basierenden Service-Provider zu vergleichen, der anfälliger ist für heftige Schwankungen. Diese können durchaus auch von externen Störfaktoren wie der plötzlichen Marktschwäche bei den Immobilienfinanzierungen ausgelöst werden.
Bilanzqualität
Ich finde etwas bedenklich, dass seit Jahren der Free Cashflow bei Hypoport deutlich kleiner ist als das operative Ergebnis EBIT. Der Grund sind u.a. erhebliche aktivierte Eigenleistungen auf die Entwicklung der Plattformen (12 Mio. Euro alleine im 1. Halbjahr 2022).
Im Laufe der Jahre haben sich (auch nach etlichen Übernahmen) hohe Immaterielle Vermögensgegenstände in der Hypoport Bilanz angesammelt (341 Mio. Euro), die deutlich über das ausgewiesene Eigenkapital von 277 Mio. hinausgehen.
Das schreckt sicherlich einige klassische Value Investoren in der aktuellen Situation ab. Auch ich bin generell immer erstmal skeptisch, wenn ich hohe immaterielle Werte in einer Bilanz sehe. Doch in diesem Fall erscheint mir nachvollziehbar, dass EUROPACE und die anderen Plattformen des Unternehmens den eigentlichen Wert des Unternehmens darstellen und angesichts des Ertragspotentials nicht etwa offensichtlich zu hoch bewertet wären. Dennoch ist nicht auszuschliessen, dass bei Hypoport einmal erhöhter Abschreibungsbedarf entstehen könnte.
Fazit
Angesichts der aktuellen Bewertung mit einem EV/Sales-Verhältnis < 1,5 und einem KGV < 15 (TTM) sollte sowohl die suboptimale Umsatz- als auch Bilanzqualität inzwischen mehr als ausreichend im Preis berücksichtigt sein. Allerdings dürfte es 2022 und 2023 weitere schlechte Nachrichten aus dem Unternehmen geben, falls die Marktschwäche länger andauert.
Die spannende Frage ist, ob diese kommenden Bad News inzwischen bereits im Kurs vorweggenommen werden. Ich gehe nach dem drastischen Kurssturz tatsächlich davon aus und teile die Meinung von Helmut, dass die Börse hier jetzt nach unten übertreibt.
Die Hypoport Aktie dürfte mittelfristig wieder deutlich mehr wert sein als die aktuell bezahlten 85 Euro. Ich habe eine Einstiegsposition auch für das High-Tech Stock Picking wikifolio erworben.
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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Anteile von Hypoport und/oder Verus Capital Partners AG. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.