PayPal Aktie nach dem Q3 2025 – das Unternehmen liefert, die Börse zögert
- Stefan Waldhauser
- vor 16 Minuten
- 4 Min. Lesezeit

Betrachtet man nur den Aktienchart von PayPal vom 28./29. Oktober 2025 nach den Quartalszahlen, würde das Q3 2025 wie eine Achterbahnfahrt aussehen: Zunächst gab es einen Anstieg um 15 % zum Eröffnungskurs, dann folgte ein zweistelliger Intraday-Rücksetzer, während die Investoren die Zahlen verdauten.
Betrachtet man jedoch die strategischen Neuigkeiten, ergibt sich ein viel positiveres Bild: PayPal rückt seine Plattform-Story erfolgreich in den Mittelpunkt und macht dabei auch operativ deutlich Boden gut.

Doch auch 18 Monate nach meinem Einstieg ist davon im längerfristigen Aktienkurs jedoch noch nichts zu sehen. Viele Anleger, die schon länger dabei sind als ich, sitzen nach wie vor auf großen Verlusten aus den Jahren 2021/2022, als das Unternehmen noch vom alten Management geführt wurde.
Auch zwei Jahre nach seinem Amtsantritt hat der neue CEO Alex Chriss noch keine nachhaltige Kurserholung einleiten können. Die PayPal Aktie ist derzeit in breiten Anlegerkreisen so richtig unbeliebt. Umso interessanter könnte ein antizyklisches Investment sein. Für mich persönlich macht diese negative Stimmung die PayPal Aktie gerade so richtig interessant. Die langjährigen Leser unter Euch wissen: Ich liebe es, gegen den Strom zu schwimmen.Â
Schauen wir also wieder einmal genauer hin. Wenn du dich bisher noch nicht mit der PayPal-Aktie beschäftigt hast, empfehle ich dir zum Einstieg die folgenden Beiträge:



Q3 2025: Zahlen mit Substanz – Wachstum, Marge, Cash
Im dritten Quartal stieg der PayPal Umsatz um 7 % auf rund 8,4 Mrd. US-Dollar, der operative Gewinn stieg um 9 % auf 1,5 Mrd. US-Dollar. Das entspricht einer gestiegenen operativen Marge von ca. 18 %. Das EPS (GAAP) lag mit 1,30 US-$ deutlich über den Erwartungen (+32 % gegenüber dem Vorjahr).Â
Das Total Payment Volume (TPV) kletterte auf ca. 458 Mrd. US-Dollar, was einem Wachstum von 8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Zahl der aktiven Accounts lag mit 438 Mio. nahezu unverändert.
Besonders wichtig für die Qualität des Ergebnisses ist für mich der Cashflow. PayPal weist für das dritte Quartal einen Adjusted Free Cashflow von 2,3 Mrd. US-$ aus, bereinigt um Timing-Effekte aus BNPL-Forderungen (Buy Now Pay Later). Der Free Cashflow nach GAAP betrug 1,7 Mrd. US-$. Diese Kennzahl und damit die PayPal-Aktie waren im zweiten Quartal wegen der Working-Capital-Verschiebungen unter Druck geraten, haben sich nun jedoch deutlich erholt.Â
Damit untermauert das Management, dass die Cash-Delle des Vorquartals wie versprochen lediglich ein temporäres Phänomen war. Für mich ist das die vielleicht wichtigste Botschaft in diesem Q3-Zahlenwerk.Â
Die Cashbestände in der Bilanz erreichten am Ende des dritten Quartals 14,4 Mrd. US-$, den gegenüber stehen Schulden von 11,4 Mrd. US-$. Damit besitzt PayPal nach wie vor eine sehr stabile Bilanz und kann aus einer Position der Stärke heraus Kapital allokieren. Dazu später mehr.
PayPal Aktie zahlt ab sofort eine Dividende
Erstmals seit dem Spin-off von eBay im Jahr 2015 wird PayPal zukünftig eine Dividende an seine Aktionäre ausschütten. Zusätzlich zu den Aktienrückkäufen sollen 10 % des Nettogewinns an die Aktionäre gehen.
Ich persönlich bin kein großer Freund von Dividenden, sondern bevorzuge aus steuerlichen Gründen Aktienrückkäufe. Durch die Dividendenzahlung wird die PayPal-Aktie aber erstmals auch für Investoren interessant, die bevorzugt oder gar ausschließlich in Dividendentitel investieren. Daher ist das ein cleverer Schachzug, auch wenn die initiale Dividende von 0,14 USD pro Quartal einer Dividendenrendite von lediglich 0,8 % entspricht.
Beat+Raise - Guidance erhöht
PayPal hat die Gewinnprognose für 2025 auf 5,35–5,39 US-$ je Aktie (non-GAAP) angehoben – das ist eine Steigerung von mindestens 15 % gegenüber dem Vorjahr und ein Statement der Zuversicht nach mehreren Quartalen operativer Verbesserungen.
Der Free Cashflow soll 2025 mehr als 6 Mrd. US-$ betragen.Â
Buybacks mit Biss – und die Bilanz bleibt robust
Wer wissen will, ob PayPal es ernst meint mit der Kapitaldisziplin, bekommt im dritten Quartal eine klare Antwort: 1,5 Mrd. US-$ flossen in Aktienrückkäufe, rund 21 Mio. Aktien wurden eingezogen – in den vergangenen vier Quartalen waren es insgesamt 78 Mio. Aktien für 5,7 Mrd. US-$. Damit fließt derzeit der erwirtschaftete Cashflow überwiegend in das Aktienrückkaufprogramm, da das Management von der deutlichen Unterbewertung der eigenen Aktie überzeugt ist.
KI-Plattform-Schub: OpenAI, Google, Perplexity
Strategisch waren die nach dem dritten Quartal verkündeten Partnerschaften die bislang lauteste Ansage von PayPal in Richtung eines KI-getriebenen "Agentic Commerce". PayPal verknüpft sein Wallet, den Käuferschutz und die gesamte Post-Purchase-Logik (Tracking, Dispute-Handling) mit ChatGPT. Nutzer können demnächst im Dialog mit dem OpenAI Chatbot direkt mit PayPal bezahlen.
Händler erhalten über eine einzige PayPal-Integration zukünftig Zugang zu neuen Vertriebskanälen in KI-Interfaces. Das ist nicht nur eine tolle KI-Story für die Investoren, sondern auch wertvolle Infrastrukturarbeit: PayPal übernimmt über seine Delegated-Payments-API unter anderem das Payment-Processing und transportiert die gewohnten Schutzmechanismen in eine neue UI-Welt.Â
Der Clou: PayPal denkt die Integration von Anfang an plattformoffen. Bereits zuvor war man bei Perplexity an Bord und auch die AI-Erfahrungen von Google im E-Commerce werden über eine strategische Partnerschaft adressiert. Die Stoßrichtung ist eindeutig: dorthin gehen, wo die Nachfrage künftig entsteht, nämlich in die Conversational-/Agent-Oberfläche der angesagtesten KI-Tools. Für Händler bedeutet das Reichweite ohne Zusatzintegration, für PayPal sind das wertvolle neue Touchpoints, an denen das eigene Ökosystem sichtbar bleibt.
Die neue AI API: Zahlung trifft LLM-Ökosystem
Parallel zu diesen Partnerschaften mit führenden KI-Unternehmen kündigte PayPal eine eigene AI API an, die technologieagnostisch mit verschiedenen LLMs, beispielsweise von OpenAI oder Anthropic, zusammenarbeitet. Das Ziel sind Commerce-Flows, die nicht mehr von einer Website oder App, sondern vom KI Agenten ausgehen.Â
In einem typischen Szenario schlägt der KI-Assistent Produkte vor, legt Warenkörbe an und stößt den Check-out über PayPal an – inklusive Wahl der Zahlungsart (Funding-Quelle) und Risikoprüfung im Hintergrund. Für Entwickler bedeutet das weniger Integrationsaufwand und mehr Fokus auf das Kundenerlebnis.
Für PayPal bedeutet dies einen direkten Draht dorthin, wo in Zukunft konvertiert wird. Neben den führenden kommerziellen Modellen arbeitet PayPal auf der Modellseite zusätzlich mit Open-Source-LLMs (z.B. von Nvidia) – ein Indiz dafür, dass man nicht an ein einzelnes Foundation-Model „andockt“, sondern bewusst Modularität und Offenheit sucht.Â
Drei Megatrends, eine Positionierung
In einem ausführlicheren Beitrag auf meinem englischsprachigen Substack (Paywall) erkläre ich, was ich als PayPal Aktionär von den strategischen Partnerschaften halte und wie ich mich nun zur PayPal Aktie positioniere.
*Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von PayPal. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.









