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Stefan Waldhauser

Porsche, BMW Aktie: Mein Ausstieg aus der deutschen Autoindustrie


Niedergang der deutschen Autoindustrie

Seit gestern besitze ich - zum ersten Mal seit über 35 Jahren - keine einzige europäische Industrieaktie mehr. Seit vielen Jahren war ich in der Automobilindustrie investiert, gestern habe ich alle verbliebenen Aktien von BMW, Porsche Holding sowie Porsche AG aus den von mir verwalteten Depots verkauft.


Das ist einerseits traurig, andererseits fühle ich mich befreit. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Eigentlich bin ich ein relativ hartgesottener Antizykliker und lasse mich selten von einer allgemeinen Panikstimmung anstecken. Aber was sich derzeit an Ungemach für die europäische Industrie im Allgemeinen und für die deutschen Autohersteller im Besonderen am Himmel zusammenbraut, könnte in einem tödlichen Gewitter enden.


Aktuelle Erfahrungen beim Autokauf

Meine Anlageentscheidungen sind oft auch von persönlichen Erlebnissen geprägt, Peter Lynch lässt grüßen. So ist es auch in diesem Fall:


Seit zwei Jahren bin (war) ich nicht nur Porsche-Aktionär, sondern auch stolzer Besitzer eines Porsche Taycan Cross Turismo. Ich war nie ein großer Autofan und bin es auch heute nicht, aber ich fahre seit über 35 Jahren Auto und seit meinem kirschroten Polo aus Studentenzeiten habe ich kein Auto mehr so geliebt wie meinen Porsche Taycan.


Ich liebe dieses neue Elektroauto-Fahrgefühl, das manchmal mehr an ein Raumschiff als an ein Auto erinnert. Das traumhafte Fahrzeug ist absolut alltags- und familientauglich, die Reichweite beträgt im Sommer 400 km (im Winter nur gut 300 km), aber das ist in der Praxis für meine Zwecke überhaupt kein Problem, zumal ich eine Wallbox zuhause habe und das Schnell-Laden an der Autobahn mit 250 kW wirklich nicht länger dauert als ein Kaffee.


Nach Ablauf der Garantiezeit habe ich jetzt über ein Porsche Taycan "Update" nachgedacht. Ich wäre bereit gewesen, viel Geld für einen nagelneuen Taycan zu bezahlen, um den allerneuesten Stand der Elektroautotechnik zu besitzen. Schockierenderweise musste ich jetzt feststellen, dass mein “alter” wenig gefahrener Taycan innerhalb von zwei Jahren ca. 50% an Wert verloren hat. Selbstverständlich kommt ein "Update" zum jetzigen Zeitpunkt damit nicht mehr in Frage. Denn der hohe Wiederverkaufswert machte ja traditionell einen Teil der Porsche Attraktivität aus.


Eine kurze Marktrecherche ergab: Das ist tatsächlich nicht einmal ein Porsche-spezifisches Problem, sondern der Markt für gebrauchte E-Autos ist zumindest in Deutschland völlig zusammengebrochen. Ich behaupte: es gibt aktuell keinen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos der Oberklasse in Deutschland.


Ich bin ein absoluter Befürworter der E-Mobilität, habe aber aufgrund dieser Erfahrungen gemeinsam mit meiner Familie beschlossen, dass es bei uns als Zweitwagen doch kein weiteres E-Auto geben wird, sondern nochmals (ich behaupte letztmals) einen klassischen Verbrenner. Auch diese Autos sind aktuell enorm unter Preisdruck, es wird nun wohl ein Jahreswagen aus dem Stellantis Konzern werden, der nach 12 Monaten und nur 6.000 km Laufleistung trotz hervorragender Ausstattung über 35% unter dem Listenpreis gehandelt wird.


Nach diesen Erfahrungen habe ich mir noch einmal die Frage gestellt, ob ich mich als Investor in dieser Branche weiter engagieren möchte. Anders ausgedrückt: Wäre ich bereit, bei weiter sinkenden Kursen die Autobauer beherzt nachkaufen, so wie ich das üblicherweise bei Buchverlusten meiner High-Conviction-Investments tue.


Leider kann ich diese Frage nicht mit Ja beantworten. Ich bin mir nicht sicher, ob die deutsche Industrie so anpassungsfähig ist, um diese Krise zu überstehen, oder ob wir tatsächlich unser “liebstes Kind” verlieren.


Ich könnte jetzt einen langen Beitrag schreiben mit viele Argumenten vom wegbrechenden China-Markt, den neuen asiatischen Wettbewerbern bis zu den drohenden Zöllen der neuen Trump-Regierung. Stattdessen mache ich es mir heute einfach. Denn zu meiner Entscheidungsfindung hat auch der hochgeschätzte Value Investor Helmut Fink in der vergangenen Woche mit einem großartigen Blog-Beitrag beigetragen, den ich Euch allen hiermit als Lektüre empfehlen möchte:



Dieser Artikel analysiert die Transformation des Transportwesens, insbesondere die Auswirkungen der Elektromobilität und des autonomen Fahrens auf die Automobilindustrie. Helmut vergleicht die aktuelle Situation mit der Transformation im frühen 20. Jahrhundert, als das Auto die Pferdekutsche ablöste und zeigt anhand des S-Kurven-Modells, dass sich der Wandel in der Regel in drei Phasen vollzieht: einer langsamen Adaptionsphase, gefolgt von einem rasanten Anstieg und schließlich einer Sättigung.


Der Artikel argumentiert, dass wir uns derzeit in der Phase des rasanten Anstiegs der Elektromobilität befinden. Helmut prognostiziert, dass Elektrofahrzeuge in den kommenden Jahren Verbrennungsmotoren fast vollständig verdrängen werden. Dabei wird der Gesamtmarkt für Autos in den nächsten Jahren jedoch voraussichtlich stark einbrechen, da die Kunden aufgrund des sogenannten Osborne-Effekts ihre Kaufentscheidungen aufschieben.


Darüber hinaus wird die Automobilindustrie durch die zweite Stufe der Transformation, das autonome Fahren, zusätzlich unter Druck geraten. Helmut ist überzeugt, dass autonomes Fahren, trotz der derzeitigen Herausforderungen, in Zukunft in unserer Realität Einzug halten wird. Mit dem Aufkommen von "Transport as a Service" (TaaS) werden sich die Kosten für Mobilität deutlich reduzieren und der Besitz eines eigenen Autos wird für viele Menschen unattraktiv.


Helmut rät unter diesen Umständen eindeutig von Investitionen in Auto-Aktien ab. Er begründet dies mit dem zu erwartenden Einbruch des Automarktes in den kommenden Jahren. Die Transformation hin zur Elektromobilität und dem autonomen Fahren stellt seiner Meinung nach ein "Damoklesschwert" über jeder Beteiligung an einem Automobilhersteller dar. Er argumentiert, dass selbst bei optisch günstigen Kursen - wie wir sie zweifelsohne derzeit erleben - das Risiko des wegbrechenden Marktes zu groß sei.


Und ich kann ihm leider nicht widersprechen.


Daher gab es für mich konsequenterweise nur die Entscheidung für den vollständigen Exit aus den Automobilaktien. Ab sofort beobachte ich die weitere Entwicklung der deutschen Industrie also nur noch aus der Sicht des Steuerzahlers, nicht mehr als Aktionär.


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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt keine Anteile von den hier besprochenen Unternehmen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise. 


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