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Stefan Waldhauser

Uber Aktienanalyse: Was bringt 2024 nach der Kursverdoppelung im letzten Jahr?


Uber

Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 16.08.2023 veröffentlichten Beitrags. Er wurde erweitert und aktualisiert nach der Bekanntgabe der Uber Geschäftszahlen für das Q4 2023.


Wer hätte zum Zeitpunkt des Uber Börsengangs anno 2019 gedacht, dass ich einmal ein glücklicher Uber Aktionär sein würde? Ich jedenfalls nicht.


Zwar bin ich schon seit 2015 ein zufriedener Uber Kunde und habe den Uber Fahrservice auf vielen Reisen sowohl geschäftlich wie auch privat als oftmals überlegene Alternative zu Taxi und Mietwagen kennengelernt.


Aber ich war aufgrund der jahrelangen hohen Verluste des Unternehmens bis Anfang 2023 nie daran interessiert, Uber Aktien zu erwerben. Zu Zeiten des IPO stand ich der Uber Aktie sogar ziemlich ablehnend gegenüber.


Uber Aktienkursentwicklung


Erst im August 2023 nahm ich nach überzeugenden Geschäftszahlen die Uber Aktie in mein investierbares Musterdepot auf. Der Uber Aktienkurs stand damals in unmittelbarer Nähe des Erstausgabekurses beim Börsengang im Mai 2019. Die Uber Aktien wurden damals zu einem Ausgabepreis von 45$ pro Aktie angeboten.


Das Timing war extrem gut. Nur ein halbes Jahr später darf ich mich über Buchgewinne von über 60% freuen, die Uber Aktie notiert auf einem historischen Höchststand von 70$.


Grund genug um anlässlich der Vorlage des Geschäftszahlen für 2023 mit dieser Uber Aktienanalyse zu hinterfragen, ob die Aktie weiterhin haltenswert ist.


Aber eines nach dem anderen. Viele kennen Uber nur als Taxi-Alternative App. Für das Verständnis des Investment Cases ist es wichtig, dass Uber sich mittlerweile zu einem echten Plattformunternehmen entwickelt hat, welches viel mehr als den bekannten Dienst zur Personenbeförderung anzubieten hat.


Die Uber Historie

Uber wurde im März 2009 von Travis Kalanick und Garrett Camp in San Francisco gegründet. Deren Idee war es, eine digitale Plattform zu schaffen, die es den Nutzern ermöglicht, über eine App private Fahrer für Fahrten als preisgünstige Alternative zum Taxi zu buchen. Uber startete seinen Dienst in San Francisco und begann schnell, in anderen Städten und Ländern zu expandieren. Bis 2012 war man u.a. auch in London, Paris, Sydney und Toronto aktiv. Nur 6 Jahre nach der Gründung erreichte Uber bereits 2015 einen Milliardenumsatz.


Neben disruptivem Wachstum und technologischen Innovationen war die Entwicklung von Uber aber seit jeher geprägt von rechtlichen Auseinandersetzungen und kontroversen Diskussionen über das Geschäftsmodell des Unternehmens. Die Taxi-Lobby kämpft z.B. in Deutschland seit vielen Jahren sehr erfolgreich gegen Uber.


Bis heute stößt Uber hierzulande auf regulatorische Probleme aufgrund seiner Vermittlung von nicht lizenzierten Fahrern, was im Konflikt mit bestehenden Personenbeförderungsgesetzen steht. In Deutschland vermittelt Uber daher derzeit ausschließlich Fahrten an lizenzierte Mietwagenunternehmen und kann sein volles Potential daher bis heute nicht entfalten.


Womit verdient Uber sein Geld?

Das Geschäftsmodell der Uber Plattform basiert auf 3 wesentlichen Services:


  • Uber Mobility - Personenbeförderung

  • Uber Delivery - Lieferdienst für Essen und Lebensmittel

  • Uber Freight - Logistikplattform

Allen Geschäftsbereichen gemeinsam ist, dass Uber keine physischen Vermögenswerte (wie Autos, oder LKWs) besitzt und seine Umsätze nur durch Provisionen für die bereitgestellte Plattform erzielt.


Uber App Screenshot

Im Wesentlichen ist Uber der Mittelsmann zwischen der Angebotsseite (Fahrer, Kurier, Spedition) und der Nachfrageseite (Kunden), der die Verbindung herstellt und dafür einen Teil des vom Kunden für den Service gezahlten Umsatzes einbehält. Die Take-Rate beträgt meist ca. 25-30%.


Uber Personenbeförderung (Mobility)

Die Haupteinnahmequelle von Uber ist mit 53% Anteil am Gesamtumsatz der Mitfahrdienst, mit dem das Unternehmen ursprünglich bekannt wurde. Uber hat nur wenige Konkurrenten in der Ridesharing-Branche, da das Unternehmen als erstes in den Markt eingetreten ist und seine Position durch den starken Markennamen und aggressive Werbung seitdem erfolgreich gehalten hat. Heute ist Uber in über 70 Ländern und mehr als 10.000 Städten weltweit aktiv.


Im wichtigsten US-Markt hat sich ein Duopol entwickelt. Uber hat in den vergangenen 12 Monaten deutlich an Marktanteil hinzugewonnen und kommt auf 75% Anteil, während sich der Herausforderer Lyft mit 25% begnügen muss.


Uber Lieferdienst (Delivery)

Die zweite wichtige Einnahmequelle bei Uber mit 33% Umsatzanteil sind die Lieferdienste (Segment Delivery). Im Mittelpunkt steht Uber Eats, der Lieferdienst für Restaurants. Uber bietet seinen Kunden jedoch auch die Möglichkeit, sich Lebensmittel nach Hause liefern zu lassen, ohne dass sie ihr Haus verlassen müssen.


Der Markt für Essenslieferung ist viel umkämpfter als der Ridesharing-Markt. In USA etwa kontrolliert Uber mit seiner Brand Uber Eats 23% des Marktes, während der Marktführer DoorDash auf erstaunliche 66% kommt. In Deutschland ist Lieferando nach dem Rückzug von Delivery Hero der (derzeit noch) unangefochtene Marktführer. Uber Eats ist hier als Herausforderer erst 2021 ins Geschäft eingestiegen, bietet seine Dienste mittlerweile aber schon in über 100 deutschen Städten an.


Durch seine riesige Reichweite ist Uber auch interessant als zusätzlicher Vertriebskanal für die großen Restaurantketten, welche eigene Lieferservices betreiben. So hat Domino's 2023 eine exklusive globale Partnerschaft mit Uber bekanntgegeben.


Uber Logistik (Freight)

Uber Freight wurde im Mai 2017 gestartet. Es handelt sich um eine von Uber entwickelte und durch die milliardenschwere Akquisition von Transplace ergänzte Logistikplattform. Diese verbindet Spediteure und Versender miteinander, um den Transport von Waren und Fracht zu erleichtern und effizienter zu gestalten.


Der Umsatzanteil des zyklischen Freight Segmentes ist 2023 in einem schwachen Marktumfeld von 18% auf nur noch 14% zurückgegangen.


Uber Freight funktioniert ähnlich wie das traditionelle Uber-Modell, konzentriert sich jedoch auf die Fracht- und Logistikbranche. Ziel ist es, den Prozess der Zusammenführung verfügbarer Lkw-Kapazitäten mit den Versandanforderungen von Unternehmen zu optimieren und zu verbessern.


Uber Freight Model

So funktioniert Uber Freight:


Versender stellen Ladungen, die transportiert werden müssen, auf der Plattform ein. Sie geben Informationen wie Frachttyp, Abhol- und Lieferorte, Lieferzeitrahmen und weitere Details an. Spediteure (Lkw-Fahrer oder Transportunternehmen) können die verfügbaren Ladungen durchsuchen und auswählen, die ihren Kapazitäten und Routen entsprechen.


Die Preise für den Transport werden auf der Plattform angezeigt. Spediteure können die Preise und die genauen Bedingungen für die Ladung akzeptieren oder ablehnen. Sobald ein Spediteur eine Ladung akzeptiert, wird der Vertrag zwischen dem Versender und dem Spediteur über die Plattform abgeschlossen.


Während des Transports können Versender, Spediteure und Empfänger den Fortschritt der Lieferung in Echtzeit verfolgen. Die Plattform ermöglicht auch die Kommunikation zwischen allen Beteiligten, um Informationen auszutauschen und eventuelle Anpassungen vorzunehmen.


Nach erfolgreicher Lieferung wird die Bezahlung durch Uber Freight abgewickelt. Die Plattform kümmert sich um die Zahlung an den Spediteur gemäß den vereinbarten Konditionen.


Uber Freight disruptiert mit seinem digitalen Angebot erfolgreich die bisher oftmals noch analogen Prozesse in der Logistikbranche. Versender können auf Knopfdruck in der App umgehend die Ladung buchen, die sie transportieren möchten. Und dank des im Voraus angezeigten Fahrpreises wissen Spediteure immer, wie viel Umsatz sie mit dem Transport erzielen werden.


Altlasten und Managementprobleme

Der Co-Founder Travis Kalanick diente lange Zeit als CEO bei Uber. Im Jahr 2017 geriet er jedoch inmitten verschiedener Kontroversen und interner Probleme in die Kritik. Diese Kontroversen betrafen Themen wie Unternehmenskultur, Geschäftspraktiken und sein persönliches Verhalten. Aufgrund des zunehmenden Drucks von Investoren trat Travis Kalanick im Juni 2017 als CEO zurück und ist 2019 auch aus dem Board ausgeschieden.


Der heutige CEO Dara Khosrowshahi macht aus meiner Sicht einen hervorragenden Job. Er kam 2017 von Expedia, wo er zuvor für die IAC als CEO tätig war, und wurde ausgewählt, um die Führung von Uber in einer Zeit der Umstrukturierung zu übernehmen.


Mitten in diese Umstrukturierung hinein fiel die Corona Pandemie und Uber hatte mit einbrechenden Fahrgastzahlen zu kämpfen. In dieser Zeit wurde Uber Eats immer wichtiger. Nach der Pandemie brachte das neue Management Uber schnell zurück auf einen nun sehr profitablen Wachstumskurs. Doch dazu später mehr.


Werbung auf der Uber Plattform

Seit einiger Zeit hat Uber das Werbegeschäft als zusätzliche Umsatzquelle für seine Plattform entdeckt. Nur 3 Jahre nach dem Start soll ab 2024 mit verschiedenen Formaten (in der Uber App, auf und in den Uber Autos) erstmals über $1 Mrd. an Umsatz mit Werbung generiert werden, das entspricht einem Umsatzanteil von ca. 3 %.

Uber Werbung

Werbung wird damit zu einem durchaus interessanten Addon-Geschäft der Uber Plattform, mit der man die enorme Reichweite von über 130 Mio. monatlich aktiven Endkunden zusätzlich monetarisiert.


Uber Partnerschaft mit Waymo

Uber hatte von 2015 bis 2020 versucht, eine eigene Technologie für autonome Fahrzeuge (Autonomous Vehicles - AV) zu entwickeln. Die Bemühungen von Uber im Bereich der autonomen Fahrzeuge sind jedoch letztlich an den technischen Herausforderungen gescheitert. Im Dezember 2020 verkaufte Uber seinen verlustträchtigen AV-Bereich an Aurora und hält seitdem dort eine Beteiligung.


2023 wurde eine strategische Partnerschaft von Uber mit Waymo geschlossen mit dem Ziel, die führende AV-Technologie der Google Schwester auf der Uber Plattform einzusetzen. Diese Partnerschaft gibt einen Vorgeschmack darauf, wie die langfristige Zukunft von Uber im AV Zeitalter aussehen soll.


Das Uber Management hat von Anfang an klar gemacht, dass es sich nicht um eine exklusive Partnerschaft mit Waymo handelt, d.h. Uber beabsichtigt zukünftig mit vielen anderen AV-Anbietern solche Kooperationen eingehen.


Im AV-Zeitalter wird dann also bei der Personenbeförderung mit Uber nicht mehr der Fahrer bis zu 75% des Fahrpreises bekommen, sondern das Geld wird aufgeteilt zwischen dem AV-Flottenanbieter (in diesem Falle Waymo) und Uber.


Ich gehe davon aus, dass die Rohmarge (derzeit ca. 30%) bei Uber insgesamt auch aufgrund der Transition zu einem solchen AV-Geschäftsmodell langfristig ansteigen wird. Es wird aber wohl noch viele Jahre dauern, bis sich dieser Effekt in den Geschäftszahlen zeigt.


Die Uber Geschäftszahlen 2023

Während die Entwicklung hin zum fahrerlosen Uber nur sehr langsam erfolgen wird, kann das Uber Management schon heute entscheidende Fortschritte hin zu einem profitabel wachsenden Mobilitäts-Riesen vermelden.


Viele Marktbeobachter (mich eingeschlossen) waren lange Zeit unsicher, ob Uber angesichts der niedrigen Rohmargen und des teuren Marketings jemals nachhaltig profitabel werden würde. Das hat sich spätestens in den vergangenen 12 Monaten geändert.


Nun kann man nach erfolgreicher Beseitigung der Altlasten und Bewältigung der Pandemie erkennen, dass Dara Khosrowshahi es mit seinem Team tatsächlich geschafft hat, trotz aller Schwierigkeiten und zusätzlicher regulatorischer Hindernisse eine regelrechte Cashmaschine zu formen.


Der Uber Umsatz steigerte sich 2023 um 17% auf $37,3 Mrd. Dabei haben sich die drei Segmente sehr unterschiedlich entwickelt. Das wichtigste Mobility Segment (Personenbeförderung) wuchs über 30% und erreichte einen Umsatz von $19,8 Mrd. Demgegenüber wuchs das Delivery Segment deutlich langsamer auf $12,2 Mrd. Das Logistik Segment (Freights) musste deutlich zweistellige Einbußen hinnehmen und setzte $5,2 Mrd. um.


Viel imposanter als die Umsatzentwicklung ist die Verbesserung der Profitabilität. Der operative Gewinn verbesserte sich 2023 um fast $3 Mrd. und drehte von einem Verlust i.H.v. $1,8 Mrd. deutlich in die Gewinnzone mit einem operativen Gewinn von $1,1 Mrd.


Sehr beeindruckend ist, dass der 17% Umsatzzuwachs 2023 erreicht werden konnte, obwohl die Ausgaben für Vertrieb und Marketing um fast 10% reduziert wurden. Die Kostenquote für die allgemeine Verwaltung sank von 9,8% auf 7,2%. Respekt für diese Kostendisziplin!

Gewinn- und Verlustrechnung von Uber

Der Uber Nettogewinn fiel mit $1,8 Mrd. noch deutlich höher aus aufgrund von Zuschreibungen auf den Wert der Beteiligungen an anderen Mobilitätsdiensten. Darunter fallen die chinesische Didi (12% Anteil), der asiatische Lieferdienst Grab (14% Anteil) und die bereits genannte Aurora (21% Anteil).


Der Free Cashflow bei Uber vervielfachte sich 2023 gegenüber dem Vorjahr auf $3,4 Mrd. Weitere Steigerungen sind zu erwarten. Ich gehe davon aus, dass die Uber Plattform ab 2024 im Schnitt pro Quartal mehr als $1 Mrd. an Cashflow generieren wird.


In der Uber Bilanz findet sich per Ende 2023 bereits eine $5,4 Mrd. große Cash-Position. Da fragt man sich natürlich, wohin mit dem vielen Geld. Es würde nicht überraschen, wenn auch hier nach dem Vorbild der Tech-Riesen in Kürze ein erstes Aktienrückkaufprogramm aufgelegt wird.


Die Bewertung der Uber Aktie

Der imposante Uber Turnaround ist selbstverständlich auch den Investoren nicht verborgen geblieben und spiegelt sich in einem deutlich gestiegenen Aktienkurs wider. Bei meinem Einstieg vor gerade mal 2 Quartalen wurde das Unternehmen zu einem Enterprise Value (EV) von $96 Mrd. gehandelt. Jetzt bei einem Aktienkurs von 70$ beträgt der Unternehmenswert $152 Mrd., das entspricht einem EV/Sales Verhältnis von 4.


Das Cashflow-Multiple (EV/FCF hier einfach erklärt) beträgt 45 (TTM). Das KGV für 2024 liegt bei gut 60.


Uber Analystenschätzungen  

Diese Bewertung deutet sicherlich nicht auf ein Schnäppchen hin. Aber diese Preise sind auch noch nicht zu teuer angesichts der in den kommenden Jahren von Analysten errechneten Gewinnsprünge.


Möglich wird dies aufgrund der großartigen Marktposition, die Uber mit seiner starken Brand und den riesigen Netzwerkeffekten auf dem Mobilitätsmarkt innehat. Denn in diesem Geschäftsmodell liegt ein großer operativer Hebel, sofern es weiterhin gelingt, das Umsatzwachstum bei +15% zu halten, ohne die Budgets für Marketing und Verwaltung deutlich zu erhöhen.


Fazit zur Uber Aktienanalyse

Nach Airbnb habe ich 2023 mit Uber auch den zweiten Marktführer der Sharing Economy ins High-Tech Stock Picking wikifolio aufgenommen. Ich denke dass die großen Netzwerkeffekte diesen Unternehmen einen wertvollen Burggraben bieten, der Uber wie auch Airbnb auf absehbare Zeit nur schwer angreifbar macht.


Von beiden Investments sollte man als Aktionär nach den Kurssteigerungen 2024 nicht zu viel erwarten, denn diese Aktien sind jetzt schon fair bewertet. Auch Uber ist wie Airbnb auf diesem Niveau keine Spekulation auf einen schnellen Verdoppler.


Diese Aktien sollen vielmehr etwas Stabilität in mein Tech-Portfolio bringen und sind als langfristig angelegte Halteposition gedacht mit einer Zielrendite von ca. 15-20% p.a.


Wenn Du die Entwicklung von Uber und Airbnb zukünftig gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter bestellen.


Disclaimer


Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Uber und Airbnb. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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