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Stefan Waldhauser

PayPal, Twilio, Vimeo: 3 Cashflow Monster in the Making


Cashflow Monster

Hand aufs Herz: Wer von Euch hätte vor 3 Jahren - auf dem Höhepunkt der von der Pandemie getriebenen Digitalisierungswelle - gedacht, dass Mitte 2024 etliche Cloud Software Unternehmen sowie Plattform Companies für einstellige Cashflow-Multiple zu haben sind?


Damals waren für solche Aktien zweistellige Umsatz-Multiple üblich. Investoren waren wie berauscht vom explosionsartigen Umsatzwachstum, das aufgeblasen war durch die Ära des kostenlosen Kapitals und die Folgen der Corona Pandemie.


Nun sind alle diese Sondereffekte weggefallen. Kapital hat wieder seinen Preis. Die Digitalisierung hat sich nach der Pandemie zumindest ein stückweit verlangsamt und die ehemaligen Wachstumsstars kämpfen gegen stagnierende Geschäftsvolumina.


Die Aktien vieler dieser Unternehmen sind komplett abgestürzt und haben in den vergangenen 3 Jahren einen Großteil ihres Wertes verloren.

Vimeo, PayPal, Twilio Aktienkursentwicklung

Die meisten Growth-Investoren, die vor dem Absturz in solche Aktien investiert hatten, schauen sich diese Werte nach der Implosion des Umsatzwachstums gar nicht mehr an. Solche Firmen müssen sich daher komplett neue Anlegerkreise erschliessen, wenn sie an der Börse langfristig bestehen wollen.


Das Gute ist: Qualitativ gute SaaS Companies und Plattform-Unternehmen können sich in einer solch schwierigen Phase ziemlich schnell vom High-Growth-Unternehmen zu wahren Cashflow Monstern wandeln. Viele Unternehmen, die ich beobachte und in die ich gerne investiere, durchlaufen derzeit diesen Wandel und werden nun auch immer interessanter für Value Investoren.


Die alles entscheidende Profitabilitätskennzahl ist für mich bei der Bewertung solcher Unternehmen die Entwicklung des Free Cashflows je Aktie (hier einfach erklärt). Wenn diese Kennzahl schnell und vor allem nachhaltig steigt, dann bin ich sehr optimistisch für einen Turnaround bei denjenigen SaaS-Aktien und Plattformunternehmen, die heute mit einem einstelligen EV/FCF (hier einfach erklärt) gehandelt werden. Denn dann dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie von Value-orientierten Investoren entdeckt werden und/oder das schwächelnde Umsatzwachstum durch neue Investitionen wieder angekurbelt wird.


Beispiele gefällig?


Vimeo

Ich bin in der Video-Plattform Vimeo schon seit einiger Zeit investiert, der Vimeo Investment Case ist hier nachzulesen. Der neue CEO konnte in seinem ersten Earnings-Call überzeugende Halbjahreszahlen vorlegen mit einem erstmals wieder leicht steigendem Umsatz.


Der Free Cashflow betrug im Q2 2024 fast 20% vom Umsatz oder $20 Mio. In den vergangenen 12 Monaten hat sich der Free Cashflow pro Aktie damit mehr als verdoppelt. Das EV/FCF Verhältnis liegt bei 9.


Auch nach GAAP ist Vimeo inzwischen profitabel mit zuletzt 10% Nettorendite.


Die Aktie sprang nach Veröffentlichung der erfreulichen Halbjahreszahlen in nur zwei Börsen-Sitzungen um 27% nach oben. Aber auch bei einem Kurs von nunmehr 4,50€ beträgt der Enterprise Value nur ca. $450 Mio., das ist wenig mehr als der Umsatz. Ein EV/Sales Verhältnis von weniger als 1 ist schon sehr ungewöhnlich für ein profitables Softwareunternehmen mit 78% Bruttomarge.

Cashflow Entwicklung und Bewertung von Vimeo


PayPal

Auch bei der PayPal Aktie aus meinem Musterportfolio zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier könnt ihr den gerade erst aktualisierten PayPal Investment Case nachlesen.


Der Cashflow je Aktie sprang auch bei PayPal in den vergangenen 12 Monaten um mehr als 100% auf 6,50$. Damit fiel das EV/FCF Verhältnis erstmals auf unter 10. Die PayPal Aktie ist damit so günstig wie nie zuvor zu haben.

Cashflow Entwicklung und Bewertung von PayPal


Twilio

Von 2018 bis 2020 war ich schon einmal sehr erfolgreich in der Communications as a Service Plattform Twilio investiert. Es war auch für mich selbst interessant, den damaligen Investment Case und vor allem meine Gründe für den Exit nachzulesen.


Auch bei Twilio folgte ab 2022 auf das explosionsartige Wachstum der Absturz, vor einem Jahr musste der visionäre Gründer und CEO zurücktreten.


Das neue Management macht einen richtig guten Job: Twilio wächst auch nach der Beendigung unrentabler Randaktivitäten weiterhin um ca. 5% p.a.. Der Cashflow hat sich binnen Jahresfrist vervielfacht, das Unternehmen wird nun mit weniger als dem 10-fachen Free Cashflow bezahlt und wird in naher Zukunft auch nach GAAP profitabel sein. Das EV/Sales Verhältnis von Twilio beträgt in etwa 2.

Cashflow Entwicklung und Bewertung von Twilio

Ich bin begeistert von diesem Turnaround und habe die Twilio Aktie nach den Halbjahreszahlen jetzt zum zweiten Mal ins High-Tech Stock Picking wikifolio aufgenommen. Den neuen Twilio Investment Case gibt es im Laufe der nächsten Wochen (nach der Quartalssaison habe ich wieder etwas mehr Zeit dafür ;-) dann auf diesem Blog nachzulesen.


Und was ist mit ZoomInfo?

Die aufmerksamen Beobachter meines wikifolios fragen sich jetzt vielleicht, ob in dieses Beuteschema nicht auch ZoomInfo gut hinein passt. Tatsächlich ist auch dieser SaaS Provider nach dem jüngsten Kurssturz trotz wachsendem Free Cashflow je Aktie für ein EV/FCF Verhältnis von 10 zu haben. Dennoch habe ich die ZoomInfo Position nach enttäuschenden Halbjahreszahlen komplett verkauft und realisierte damit erhebliche Buchverluste. Die Gründe für meinen ZoomInfo Exit haben vor allem mit Vertrauensverlust in das Top-Management zu tun. Aber das ist eine andere Geschichte für einen anderen Blogbeitrag.


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Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Vimeo, PayPal und Twilio. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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