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Warner Bros. Disc. Aktie - Kommt es nun zum Bieterkampf?

  • Autorenbild: Stefan Waldhauser
    Stefan Waldhauser
  • 24. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit
Warner Bros. Disc. Aktie - Kommt es nun zum Bieterkampf?

Es ist gerade einmal acht Wochen her, dass ich am 28. August in einer Sum-of-the-Parts-Analyse bei einem damaligen WBD-Aktienkurs von weniger als 12 USD einen fairen Wert von knapp 25 USD pro Aktie errechnet hatte. 


Wer mich kennt, weiß, dass ich mit Kurszielen sehr vorsichtig umgehe. Meist verzichte ich darauf, ein konkretes Kursziel und vor allem einen Zeithorizont für eine Neubewertung der Aktie anzugeben. 


In diesem Fall jedoch war der Investment Case auch vom Zeithorizont her ziemlich klar vorgegeben. Die angekündigte Aufspaltung des WBD-Konglomerats in Warner Bros. einerseits und Discovery Global andererseits bis Mitte 2026 war ein klarer Katalysator für eine Neubewertung.

"Demgegenüber steht aktuell ein WBD-Aktienkurs von 11,64 USD. Daraus ergibt sich ein aus meiner Sicht realistisches Potenzial von mehr als 100 % für die nächsten 12 Monate bis zur Aufspaltung... Die Aufspaltung dürfte im Verlaufe der nächsten 12 bis 18 Monate ein echter Katalysator für den Aktienkurs sein... Insgesamt ist das eine Investment-Story, die bis Ende 2026 sehr anders aussehen kann als 2025."

Offensichtlich war ich mit meinem Zeitplan für die überfällige Neubewertung der WBD-Aktie viel zu konservativ. In den vergangenen zwei Monaten seit der Veröffentlichung dieses Beitrags ist der Kurs schließlich bereits um über 80 % explodiert.


Aktienkursentwicklung von WBD

Was ist passiert und wie geht es jetzt weiter?


Warner Bros. Disc. Aktie als Objekt der Begierde

Nur zwei Wochen nach der Veröffentlichung meines Beitrags tauchten am 11. September 2025 die ersten belastbaren Gerüchte über ein bevorstehendes, mehrheitlich cash-finanziertes Übernahmeangebot von Paramount Skydance für Warner Bros. Discovery auf. Der Kurs sprang danach in nur einer Börsensitzung um ca. 50 % in die Höhe.


Hinter diesem Angebot steckt mit Larry Ellison der aktuell zweitreichste Mensch, dessen Vermögen auf knapp 400 Mrd. USD geschätzt wird. Mit seiner Unterstützung könnte die viel kleinere Paramount Skydance den Gesamtkonzern Warner Bros. Discovery tatsächlich noch vor dessen geplanter Aufspaltung übernehmen. 


Wenn denn der Preis stimmt und das WBD-Board einem solchen Deal zustimmt.


Und hier wird es spannend. Am 21. Oktober hat das WBD-Board zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen ein Angebot von Skydance Paramount abgelehnt. Das initiale Angebot lag wohl bei knapp 20 USD pro Aktie und wurde am 21. Oktober auf ca. 24 USD pro Aktie nachgebessert. Das entspricht einem Eigenkapitalwert von 60 Mrd. USD bzw. einem Enterprise Value von 95 Mrd. USD, wenn man die zu übernehmenden WBD-Schulden berücksichtigt. So berichtet es jedenfalls die gewöhnlich gut unterrichtete Nachrichtenagentur Reuters.


Es ist schon spannend und macht mich auch etwas stolz, dass dieses Angebot fast punktgenau dem fairen Wert entspricht, den ich für WBD in meinem letzten Beitrag errechnet hatte.


"Das Eigenkapital hätte dann einen theoretischen Wert von 88,5 Mrd. USD – 27 Mrd. USD = 61,5 Mrd. USD. Angesichts einer verwässerten Aktienanzahl von ziemlich genau 2,5 Mrd. ergibt sich daraus ein Kursziel von 24,60 USD."

Offiziell bestätigt sind diese Angebote weder von Skydance Paramount noch von WBD. Stattdessen gab WBD am 21. Oktober eine Pressemitteilung heraus, in der das Unternehmen bestätigte, von mehreren Interessenten verschiedene Angebote für eine teilweise oder vollständige Übernahme des Konzerns erhalten zu haben. Man prüfe nun unterschiedliche strategische Optionen mit dem Ziel, den Shareholder Value zu maximieren.


Alles sei möglich: ein Verkauf des Gesamtkonzerns, der künftigen Warner Bros. oder ein Merger inklusive eines Spin-offs von Discovery Global. Gleichzeitig stellte das Unternehmen klar, dass es zumindest bis auf Weiteres am Plan zur Aufspaltung des WBD Konzerns in zwei unabhängige Unternehmen festhalten werde. 


Kommt es jetzt zum Bieterkampf?


Der WBD CEO David Zaslav hatte in den vergangenen Wochen durchblicken lassen, dass er mit dem von Paramount Skydance angebotenen Preis genauso unzufrieden ist wie mit dem bisherigen WBD Aktienkurs.


Er ist der Meinung, dass allein Warner Bros. nach der Aufspaltung eine hohe Bewertung, vergleichbar mit Netflix, verdient habe und angeblich 30 $ pro Aktie wert sei. Einige bullishe Analystenaussagen bestätigen ihn in dieser Ansicht. 


Zaslav ist als sehr guter „Dealmaker“ bekannt, und das Trommeln gehört zu seinem Geschäft. In diesem Zusammenhang sehe ich auch die jüngste Pressemitteilung von WBD als Aufruf an weitere Interessenten, in einen Bieterwettkampf einzusteigen. 


Und tatsächlich gibt es angesichts der bevorstehenden Aufspaltung eine ganze Reihe potenzieller Bieter, die zumindest an einem der beiden Teile des WBD Konzerns interessiert sein dürften.


Netflix wird immer wieder als strategischer Käufer für die Studio-/Streaming-Assets (d. h. die zukünftige Warner Bros.) genannt. Im Rahmen eines solchen „Asset-Deals“ könnte der Streaming-Riese seine führende Position nicht nur festigen, sondern als unangefochtener Marktführer zementieren. Gegen einen solchen Mega-Deal durch Netflix spricht jedoch, dass das Unternehmen für seine Vorsicht im M&A-Geschäft bekannt ist und nicht unbedingt einen Deal zum strategischen Preis benötigt, um erfolgreich zu sein. Nach den Aussagen im Netflix-Analysten-Call am 21. Oktober halte ich ein Netflix Angebot für ziemlich unwahrscheinlich.


Neben Paramount Skydance wäre wohl nur die Medien-Tochter NBCUniversal von Comcast der derzeit einzige potenziell denkbare Käufer für den heutigen WBD Gesamtkonzern. Eine Fusion wäre jedoch nicht nur regulatorisch schwierig, sondern vermutlich auch „too big to approve“. Ganz abgesehen von der politischen Dimension: Donald Trump würde eine Kontrolle von WBD durch seinen Freund Larry Ellison bzw. eine Übernahme durch Paramount Skydance sicherlich bevorzugen – um es vorsichtig auszudrücken.


In mehreren Berichten werden Apple und Amazon als potenzielle Bieter für die zukünftige Warner Bros. (nach der Aufspaltung) genannt. Amazon hat mit der Übernahme der MGM Studios im Jahr 2022 bereits einen ersten Schritt getan und dabei bewiesen, dass das Unternehmen durchaus bereit ist, strategische Preise zu bezahlen. Apple ist nicht gerade für große Übernahmen bekannt, dürfte aber durchaus daran interessiert sein, seine Mediensparte mit einer der wertvollsten IP-Bibliotheken der Welt aufzurüsten. Unter Donald Trump erscheinen mir solche Mega-Übernahmen durch Big Tech, die in der Amtszeit von Joe Biden noch undenkbar schienen, jedenfalls prinzipiell wieder möglich.


Sony ist ebenfalls immer wieder als Content-Konsolidierer im Gespräch und könnte Interesse an Warner Bros. haben. Ein solcher Deal erscheint mir aber allenfalls gemeinsam mit finanzstarken Partnern möglich.


Wie sollte man sich als WBD Aktionär jetzt verhalten?

In einem ausführlicheren Beitrag auf meinem englischsprachigen Substack (Paywall) erkläre ich, wie ich jetzt mit der mittlerweile groß gewordenen WBD-Position in meinem Portfolio umgehe.



*Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Warner Bros. Discovery. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.



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