<![CDATA[SteBi Holding GmbH]]>https://www.high-tech-investing.de/blogRSS for NodeFri, 03 May 2024 22:52:50 GMT<![CDATA[LendingClub Aktie mit spektakulärer Kurserholung]]>https://www.high-tech-investing.de/post/lendingclub-aktie-2024653d351d55a040cceb6e98deFri, 03 May 2024 11:02:05 GMTStefan Waldhauser

LendingClub Aktie


Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 29.10.2023 veröffentlichten Beitrags. Er wurde erweitert und aktualisiert nach der Bekanntgabe der LendingClub Geschäftszahlen für das Q1 2024.


Die regelmäßigen Leser dieses Blogs können sich erinnern: LendingClub war vor einem halben Jahr noch das größte Sorgenkind in meinem Portfolio. Falls Du die LendingClub Investment Story noch nicht kennst, dann kannst Du Dich hier einlesen. Die LendingClub Aktie erreichte seinerzeit nach den Zahlen zum Q3 2023 Tiefstände um 5$. Diese Ausverkaufspreise nutzte ich damals zum Aufstocken der Position in meinem investierbaren Musterportfolio.


Seitdem hat sich der Kurs der LendingClub Aktie in den letzten 6 Monaten um 85% erholt.

LendingClub Aktienkursentwicklung

LendingClub Aktienkursentwicklung


Was hat sich in den vergangenen Monaten so dramatisch verändert?


Zur Erinnerung: LendingClub akquirierte vor gut 3 Jahren die Radius Bank und erwarb damit eine in USA landesweit gültige nationale Banklizenz.

Stattdessen positioniert der LendingClub sich jetzt als digitale Marktplatzbank für die Vermittlung von Konsumentenkrediten für die fast 5 Mio. Mitglieder an Banken und andere institutionelle Investoren. Die Kreditgeber sind also nicht mehr Privatpersonen wie früher üblich. Diese grundsätzliche Änderung des Geschäftsmodells ist ganz wichtig für das Verständnis des LendingClub Investment Cases!


Dank dieses Pivots hat es das Unternehmen auch im schwierigen Geschäftsjahr 2023 inmitten eines einbrechenden Geschäftsvolumens geschafft, in jedem einzelnen Quartal (auch nach GAAP) profitabel zu bleiben. Das können nicht viele FinTechs aus dem Lending-Umfeld von sich behaupten!


LendingClub hat die Kreditvergabe aufgrund des miserablen Umfeldes in den vergangenen Quartalen erheblich einschränken müssen. Lediglich Kreditnehmer mit hoher Bonität erhalten auf der LendingClub Plattform aktuell das gewünschte Darlehen. So wurden auch im Q1 2024 nur noch Kredite im Volumen von $1,65 Mrd. vergeben im Vergleich zu $2,3 Mrd. im Vergleichsquartal des Vorjahres.


Der LendingClub Umsatz sank vor diesem Hintergrund im Q1 2024 ähnlich wie im Gesamtjahr 2023 um 27%. Der Nettogewinn pro Aktie fiel im Q1 von 0,13$ nochmals auf 0,11$.


Dennoch feierten die Investoren dieses Q1 Ergebnis am Tag der Bekanntgabe - wie schon im Vorquartal - mit einem kleinen Kursfeuerwerk. Und das, obwohl der Finanzmarkt nicht mehr damit rechnet, dass die US Zentralbank das Zinsniveau im Verlauf von 2024 deutlich absenken wird.


Aber LendingClub hat in den vergangenen beiden Jahren bewiesen, dass man mit dem neuen Geschäftsmodell auch in einem widrigen Umfeld relativ hoher Zinsen zurechtkommt und mit einer knapperen Zinsspanne durchaus profitabel wirtschaften kann. Denn diese Differenz zwischen den im Aktivgeschäft erwirtschafteten Kreditzinsen und den im Einlagengeschäft gewährten Habenzinsen sank deutlich von 7,5% im Q1 2023 auf nur noch 5,75% im Q1 2024.


Wie das möglich wurde?


Strukturierte Zertifikate sind eine echte Alternative zum Bankengeschäft

Das LendingClub Management hat sich angesichts des einbrechenden Plattformgeschäftes mit den Banken etwas Neues ausgedacht, um das Geschäft wieder in Schwung zu bringen:


Gegen Ende des 1. Halbjahres 2023 hat man erstmals strukturierte Zertifikate zur Verbriefung von Krediten ausgegeben. Diese sind eine Art "Zwitter" zwischen klassischem Bankgeschäft, bei dem das Risiko in der eigenen Bilanz abzubilden ist, und dem Plattformgeschäft, bei dem der Kredit an Investoren weitergereicht wird.


Im Wesentlichen handelt es sich bei diesen Zertifikaten um eine zweistufige private Verbriefung, bei der LendingClub die vorrangige Schuldverschreibung behält und das Restzertifikat auf einen Pool von Krediten zu einem vorher festgelegten Preis an einen Käufer auf dem Marktplatz verkauft. LendingClub erzielt damit nach eigenen Angaben "eine attraktive Rendite bei geringem Kreditrisiko und ohne die Notwendigkeit vorheriger Rückstellungen".


Das neue Programm, das sich nicht an Banken, sondern an alternative Asset Manager und Hedge Fonds wendet, stößt seit der Einführung auf reges Interesse seitens der Investoren. Im Q1 2024 wurde nahezu die Hälfe der Darlehen ($785 Mio.) so strukturiert.


LC Consumer Loans Originations

LendingClub Investor Presentation Q1 2024


Klar ist aber auch, dass die Konditionen dieses Zertifikatsgeschäftes für LendingClub nicht so attraktiv sind wie das eigentliche Marktplatzgeschäft (Whole Loan Sales), das mangels Interesse der Banken derzeit schwächelt und im Q1 nur 20% Anteil am Gesamtvolumen hatte. Denn naturgemäß werden die höheren Risiken mit einem entsprechenden Abschlag an die Investoren weitergereicht im Vergleich zum klassischen Plattformgeschäft mit den Banken.


Dennoch: Ich halte es für eine hervorragende Leistung des Managements, dass es gelungen ist, relativ kurzfristig auf die Krise des Kerngeschäftes zu reagieren. Mit den strukturierten Zertifikaten konnte eine valide Alternative geschaffen und 2023 erfolgreich am Markt etabliert werden.


Zudem scheinen die Banken wieder zunehmendes Interesse zu zeigen. Der CEO Scott Sanborn zeigte sich im Q1 Analystencall vorsichtig optimistisch bzgl. einer Wiederbelebung des hochmargigen Geschäftes mit den Banken ab der 2. Jahreshälfte 2024:


Der Ausblick auf das Q2 2024 der LendingClub Aktie

Auch für das Q2 ist noch keine wesentliche Veränderung der angespannten Lage auf dem US Markt für ungesicherte Konsumentendarlehen zu erwarten. Dennoch könnte der Tiefpunkt, zumindest was das Volumen der Kreditvergabe angeht, bei LendingClub erreicht sein. Im laufenden Q2 2024 wird ein Volumen von $1,6 Mrd.-$1,8 Mrd. erwartet.


Sofern die Guidance gewohnt konservativ gegeben wurde, dürfen wir davon ausgeben, dass das Geschäftsvolumen leicht oberhalb der beiden letzten Quartale liegt. Für das 2. Halbjahr 2024 sollte dann wieder ein Wachstum gegenüber der schwächeren Vergleichsquartale aus 2023 möglich sein.


Die noch wichtigere Nachricht: Auch im Q2 2024 will man weiterhin ein positives Nettoergebnis nach GAAP ausweisen.


Vertrauensbildung geglückt

Die Investorengemeinde lässt sich langsam aber sicher davon überzeugen, dass das Geschäftsmodell des LendingClub als "digitale Marktplatz Bank" auch in einem Hochzinsumfeld zumindest leidlich funktioniert und man auch in einer solchen Phase profitabel wirtschaften kann.


Daher hat sich der LendingClub Aktienkurs, der vor 6 Monaten bis auf die Hälfte des "Tangible" Buchwertes per Aktie abgefallen war, dieser Bewertung von 10,61$ je Aktie jetzt wieder angenähert. Bei dieser konservativen Art der Buchwert Berechnung sind die immateriellen Vermögensgegenstände aus der Bilanz schon abgezogen. Dieser Tangible Buchwert sollte eigentlich eine Untergrenze für den fairen Wert der LendingClub Aktie darstellen.


Buchwertberechnung Lending Club

LendingClub Investor Presentation Q1 2024



Wie geht's weiter mit der LendingClub Aktie?

Der LendingClub sieht sich einer historischen Chance gegenüber: Nie waren die ausstehenden Kreditkartenschulden der US Bürger höher. Die Zinsen, welche die Banken von ihren Kunden für diese ungesicherten Kreditkartenschulden verlangen, sind auf den Rekordstand von deutlich über 21% gestiegen.


D.h. nie war der Druck auf die Konsumenten größer, sich eine etwas preiswertere Alternative zur Umschuldung zu suchen, wie sie LendingClub anbietet. So ist die Nachfrage nach den LendingClub Darlehen, die im Vergleich 4-5 Prozentpunkte günstiger sind als die Kreditkartenschulden, ungebrochen.


Dieses durchaus existentielle Problem der zunehmenden Überschuldung der US Haushalte muss gelöst werden. Und LendingClub kann durchaus ein Teil der Problemlösung sein.


Das Unternehmen hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie aufgrund der ungeheueren Menge an Daten von 4,9 Mio. Kunden und über $90 Mrd. an vergebenen Kredite in der Lage sind, die kreditwürdigen Kunden besser auszuwählen als die meisten anderen Banken und FinTechs.


Gerade im Vergleich zum Wettbewerb sind Zahlungsrückstände und Zahlungsausfälle der LendingClub Kunden über verschiedene Kreditwürdigkeits-Kohorten hinweg deutlich niedriger, wenn man den Zahlen aus der aktuellen Unternehmenspräsentation glauben kann.

Lending Club versus Wettbewerb - Ausfallraten

LendingClub Investor Presentation Q1 2024


Der Vorteil gegenüber der Konkurrenz hat sich zuletzt immer weiter ausgeweitet. Diese Zahlen offenbaren einen beeindruckenden Wettbewerbsvorteil. Den kann das Unternehmen dann so richtig ausspielen, sobald die Banken wieder Interesse an attraktiven Anlagemöglichkeiten für unproduktive Assets zeigen.


Ich halte das LendingClub Management für konservativ, vertrauenswürdig und gleichzeitig innovativ. Der CEO Scott Sanborn ist einer der größten freien Aktionäre und hat auch in der Krise keine Aktien verkauft. Ende Oktober 2023 kaufte das 12-köpfige LendingClub Management Team in einer gemeinsamen Aktion je 10.000 eigene Aktien. Zu Tiefstkursen wie wir heute wissen. Auch diese Insiderkäufe haben damals sicherlich zur Vertrauensbildung beigetragen.


Viele Anleger fragten sich, warum das Management angesichts des niedrigen Aktienkurses weit unter dem Buchwert 2023 kein Aktienrückkaufprogramm initiierte. Dazu muss man wissen, dass LendingClub aus dem Vertrag zur 2021 erfolgten Übernahme der Radius Bank drei Jahre lang einigen Restriktionen unterlag. Dazu gehören neben erhöhte Eigenkapitalanforderungen auch der Verzicht auf den Rückkauf eigener Aktien. Diese dreijährige "Beobachtungsfrist" ist zum 1. Februar 2024 ausgelaufen. Ab sofort kann das LendingClub Management flexibler auf sich bietende Opportunitäten reagieren.


Fazit

Die LendingClub Aktie hat eine spektakuläre Kurserholung hinter sich und ist dadurch die derzeit größte Position in meinem wikfolio.


Sollte das Plattformgeschäft mit den Banken tatsächlich in der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder in Gang kommen, so dürfte sich das mit einem Umsatz- und Gewinnsprung sehr schnell auch in den Zahlen zeigen. Ein Gewinn pro Aktie von deutlich über 1,00$ ist sicherlich wieder drin. Auch wenn sich derzeit noch kein Analyst eine solche Prognose zutraut. Zur Erinnerung: im Ausnahmejahr 2022 hatte man - vor dem Zinsschock - sogar 2,80$ pro Aktie verdient.


Der Chance nach weiteren deutlichen Kursgewinnen mit der LendingClub Aktie stehen heute jedoch größere Risiken als noch vor einigen Monaten gegenüber. Denn seien wir ehrlich: Derzeit weiß niemand (auch das Management nicht), ob und wann die Bereitschaft der Banken zur Zeichnung von hochverzinslichen ungesicherten Konsumentendarlehen tatsächlich wieder steigt. Das LendingClub Geschäft hängt halt doch erheblich davon ab, ob und wann die US Leitzinsen wieder gesenkt werden.


Ich werde aufgrund des nicht mehr ganz so guten Chance/Risiko-Verhältnisses die Übergewichtung der LendingClub Aktie im Portfolio etwas reduzieren, sollte der Kurs weiter in Richtung Buchwert ansteigen.


Wenn Du die weitere Entwicklung bei LendingClub gemeinsam mit mir weiterverfolgen möchtest, dann kannst Du jetzt hier meinen Newsletter abonnieren.


Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Aktien von LendingClub. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.





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<![CDATA[KI stößt an eine scheinbar unüberwindbare Grenze. Ist dies das Ende der rasanten KI Entwicklung?]]>https://www.high-tech-investing.de/post/ende-ki-entwicklung6633579ea0bbb70521f51f5aThu, 02 May 2024 12:50:21 GMTStefan Waldhauser

Will Locket

Photo by Gertrūda Valasevičiūtė on Unsplash


Bei meinen Recherchen rund um die weitere Entwicklung von Künstlicher Intelligenz bin ich jetzt schon mehrfach auf der Seite Planet Earth & Beyond von William Locket gelandet. Ich selbst (Stefan Waldhauser) warne schon seit längerem vor überhöhten Erwartungen an die KI-Entwicklung. Heute lasse ich zu diesem Thema gerne mal William zu Wort kommen. Sein Beitrag findet sich auch hier im englischen Original.


In den letzten Monaten gab es einen wahnsinnigen Hype um Künstliche Intelligenz (KI). Es heißt, dass Teslas in ein oder zwei Jahren vollständig selbstfahrend sein werden, dass KI im nächsten Jahr intelligenter sein wird als Menschen und dass eine Armee von einer Milliarde KI-gesteuerter Roboter bis 2040 menschliche Arbeitskräfte ersetzen wird. Und das sind nur einige der KI-Versprechen, die alleine Elon Musk in diesem Jahr gemacht hat.


Die gesamte KI-Branche wird von solchen Prognosen und Versprechungen überschwemmt, und es scheint, als befinde sich die KI-Entwicklung auf einem unaufhaltsamen, exponentiellen Weg, den wir Menschen einfach nicht aufhalten können. Doch das ist weit gefehlt. Tatsächlich stößt die Entwicklung der KI allmählich an eine Grenze, an der die Fortschritte abnehmen und die vollmundigen Versprechungen hohl werden.


Lassen Sie mich das erklären:


Um dieses Problem zu verstehen, müssen wir die Grundprinzipien der KI verstehen. Moderne KI nutzt Deep-Learning-Algorithmen und künstliche neuronale Netze, um Trends in Daten zu erkennen. Sie kann dann aus diesen Daten extrapolieren oder neue Daten entlang derselben Trendlinie generieren. Dazu wird die KI zunächst "trainiert", d.h. sie wird mit einer großen Menge an Daten gefüttert, die sie analysiert, um diese Trends zu erkennen.


Anschließend kann die KI abgefragt werden, um eine Ausgabe zu generieren. Dieses Grundkonzept ist die Basis für maschinelles Sehen, selbstfahrende Autos, Chatbots und generative KI. Das ist eine etwas verkürzte Erklärung, aber das ist alles, was wir im Moment verstehen müssen.


In den letzten Jahren ist die Leistungsfähigkeit der KI deutlich gestiegen. Das liegt zum Teil an der besseren Programmierung und Weiterentwicklung der Algorithmen. Zu 90 Prozent liegt es aber auch daran, dass die KIs auf viel größeren Datensätzen trainiert werden. Dadurch können sie Trends in den Daten besser verstehen und somit genauere Ergebnisse erzielen. Aber es gibt ein Problem: Der zusätzliche Nutzen des KI-Trainings nimmt drastisch ab, sowohl in Bezug auf die Daten als auch auf die benötigte Rechenleistung.


Beginnen wir mit den Daten. Nehmen wir an, wir haben eine einfache KI Bilderkennung entwickelt, die Hunde und Katzen erkennt. Wir haben sie mit Bildern und Videos von 100 Hunden und Katzen trainiert und sie kann sie in 60 % der Fälle richtig identifizieren. Wenn wir die Anzahl der Trainingsbilder und -videos auf 200 verdoppeln, verbessert sich die Erkennungsrate nur geringfügig auf etwa 65 %. Wenn wir die Anzahl der Trainingsbilder und -videos nochmals auf 400 verdoppeln, ist die Verbesserung noch marginaler und liegt bei ca. 67,5 %.


Dies liegt zum Teil daran, dass bei einem kleineren Datensatz mit jedem neuen Trainingsbild proportional mehr neue Daten zur Verfügung stehen, als wenn ein neues Trainingsbild zu einem größeren Datensatz hinzugefügt wird. Es liegt aber auch daran, dass die KI in einem kleinen Datensatz schnell neue Zusammenhänge und Trends erkennen kann, da sie nur einen Trend finden muss, der mit wenigen Beispielen funktioniert.


Je größer der Datensatz jedoch wird, desto schwieriger wird es, neue und neuartige Trends und Verbindungen zu finden, die für den gesamten Datensatz funktionieren. Diese neuen Trends und Verbindungen aus größeren Datensätzen ermöglichen es einer KI, besser und leistungsfähiger zu werden. Die Menge an Trainingsdaten, die benötigt wird, um eine KI um einen bestimmten Wert zu verbessern, nimmt dramatisch zu, da wir einen Punkt erreichen, an dem der Ertrag des KI-Trainings abnimmt.


Aber es gibt noch ein anderes Problem. Das Training der KI ist unglaublich rechenintensiv. Die KI muss jeden einzelnen Datenpunkt mit jedem anderen Datenpunkt in der Menge vergleichen, um diese Verbindungen und Trends zu finden. Das bedeutet, dass mit jedem Datenpunkt, den man einer KI-Trainingsdatenbank hinzufügt, der Rechenaufwand für das Training der KI auf dieser Datenbank exponentiell steigt. Selbst wenn es gelingt, die riesigen Datenmengen zu sammeln, die für das Training einer immer besser werdenden KI erforderlich sind, wird die dafür benötigte Rechenleistung und Energie irgendwann an die Grenzen des Machbaren stoßen.



Nehmen wir das Flaggschiff von OpenAI, ChatGPT4. Seine Verbesserung gegenüber ChatGPT3 war geringer als die Verbesserung von ChatGPT3 gegenüber ChatGPT2. Und obwohl es genauer war, hatte es immer noch die gleichen Probleme wie ChatGPT3, nämlich Fakten zu halluzinieren und nicht zu verstehen. OpenAI hält sich sehr bedeckt, was die Entwicklung seiner KIs angeht, aber Experten haben recherchiert und herausgefunden, dass ChatGPT3 einen 78-mal größeren Trainingsdatensatz als ChatGPT2 und ChatGPT4 einen 571-mal größeren Datensatz als ChatGPT3 verwendet!


Trotz dieser beträchtlichen Vergrößerung des Trainingsdatensatzes hat ChatGPT4 immer noch erhebliche Schwächen, die seine Einsatzmöglichkeiten erheblich einschränken. Zum Beispiel kann man sich nicht darauf verlassen, dass es auch nur annähernd wahrheitsgetreu schreibt, da es immer noch Fakten erfindet.


Nach einigen Schätzungen umfasst der Trainingsdatensatz von ChatGPT4 45 TB Klartext. Das bedeutet, dass der Trainingsdatensatz mehrere zehntausend TB groß sein müsste, damit die nächste Iteration eine ebenso große Verbesserung darstellt wie ChatGPT4 gegenüber ChatGPT3. Die Beschaffung und Aufbereitung einer solchen Menge an Klartextdaten ist selbst mit den fragwürdigen Methoden von OpenAI schlicht nicht praktikabel. Die tatsächliche Nutzung dieses Datensatzes zum Training der KI könnte so viel Energie verbrauchen, dass die Kosten die KI selbst für eine Non-Profit-Organisation völlig unrentabel machen.


Das ist keine Übertreibung. Der CEO von OpenAI, Sam Altman, hat selbst erklärt, dass ein Energiedurchbruch, z.B. bei der Kernfusion, notwendig ist, um fortgeschrittene KI nutzbar zu machen. Aber selbst wenn wir die Kernfusion nutzen, wird sie in diesem oder vielleicht im nächsten Jahrhundert wahrscheinlich nicht billiger sein als die Energie, die wir heute nutzen. Tatsächlich wird keine Energieform wesentlich billiger werden als die, die uns heute zur Verfügung steht. Die vorgeschlagene Lösung des Energieproblems ist daher sehr irreführend.


Diese Ansicht wird durch einige sehr seriöse Studien gestützt. Eine Studie der University of Massachusetts Amherst untersuchte die Rechen- und Energiekosten, die erforderlich sind, um die Leistung einer KI zur Bilderkennung auf über 95 % zu steigern. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass das Training eines solchen Modells 100 Milliarden Dollar kosten und so viel Kohlenstoffemissionen verursachen würde, wie New York City in einem Monat ausstößt. Und das bei einer KI, die immer noch in 5 % der Fälle katastrophale Fehler macht. Die Studie zeigte auch, dass eine Erhöhung der Genauigkeit auf 99 % exponentiell höhere Kosten und Kohlenstoffemissionen verursachen würde.


Dies ist der Grund, warum Tesla mit seinem derzeitigen Ansatz niemals vollständig selbstfahrende Autos entwickeln wird. Autopilot und FSD können die Welt um sie herum nur mit Hilfe dieser Art von KI wahrnehmen, und damit FSD vollständig selbstfahren kann, muss die Genauigkeit der Bilderkennung bei nahezu 100 % liegen. Wie diese Studie zeigt, würde es weit mehr Geld kosten, als Tesla hat, um seine KI so gut zu machen.


Mit anderen Worten: Wenn die KI-Branche keinen Weg findet, ihr KI-Training und ihre Rechenleistung effizienter zu gestalten, wird sie diese Grenze nicht überwinden können und die KI-Entwicklung wird völlig stagnieren. Inzwischen zeichnen sich mögliche Lösungsansätze ab, z.B. wesentlich effizientere KI-Hardware mit Analog- und Quantentechnologien und neue KI-Architekturen, die wesentlich kleinere Trainingsdatensätze benötigen. Diese Konzepte stecken jedoch noch in den Kinderschuhen und könnten noch Jahrzehnte vom Einsatz in der realen Welt entfernt sein.


Kurzum: Wir sollten uns darauf einstellen, dass die KI in den kommenden Jahren weit hinter den derzeit überhöhten Erwartungen zurückbleiben wird.


Falls Dir dieser Gastbeitrag gefallen hat, so kannst Du gerne mal auf dem Substack Planet Earth & Beyond von Will Locket vorbeischauen. Dort finden sich zahlreiche weitere spannende Artikel mit vielen Hintergrundinfos zu AI, zu Tesla und dem EV-Markt, u.v.m.


Disclaimer: Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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<![CDATA[Alphabet Aktie im AI Rausch: Auf All-Time-High immer noch ein Kauf? ]]>https://www.high-tech-investing.de/post/alphabet-aktie-ai64c0cea4713583d231cc70faFri, 26 Apr 2024 15:38:19 GMTStefan Waldhauser

Alphabet Aktie


Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 26.07.2023 veröffentlichten Beitrags. Er wurde erweitert und aktualisiert mit den Q1 FY24 Zahlen vom 25.04.2024.


Was hat man in den vergangenen 18 Monaten seit dem Start von ChatGPT nicht alles gelesen über die fragliche Zukunft der Google Mutter Alphabet im AI Zeitalter: Die Dominanz der Google Suchmaschine sei durch steigende Marktanteile von Microsoft Bing bedroht. Die Google eigenen LLMs für das Trainieren der GenAI Apps würden im Wettbewerb gegen OpenAI zurückliegen. Waymo könnte seine führende Position beim autonomen Fahren verlieren, u.s.w.


Jetzt hat Alphabet nicht nur sehr gute Ergebnisse für das Q1 2024 vorgelegt, sondern auch mit einem überzeugenden Analystencall diese Bedenken zumindest für den Moment zerstreuen können.


Die Alphabet Aktie legte nach diesen Zahlen zweistellig zu und erreicht ein neues Allzeithoch, während ich diese Zeilen schreibe.


Kursentwicklung der Alphabet Aktie

https://aktien.guide/aktien/Alphabet-US02079K1079



Hier ein aktueller Blick auf die Situation rund um die Alphabet Aktie, welche seit geraumer Zeit die einzige Big Tech Aktie im High-Tech Stock Picking wikifolio ist.


Die Alphabet Zahlen zum Q1 2024

Google konnte seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 15% steigern.


Zweistellige Zuwächse gab es über beinahe alle Geschäftsbereiche hinweg. Besonders stark liefen YouTube Ads mit +20% und die Google Cloud Platform, welche 28% Umsatzzuwachs auf $9,6 Mrd. verzeichnete. Auffällig auch ein 72% Umsatzsprung bei den "Other Bets" auf immerhin $500 Mio. Dahinter verbirgt sich u.a. das Waymo Geschäft rund ums autonome Fahren.

Umsatz Alphabet Q1 24


Alphabet Q2 2023 Earnings


Trotz aller Anstrengungen zur Diversifikation der Umsatzquellen macht die Google Suchmaschine immer noch 57% des Gesamtumsatzes bei Alphabet aus. Dieser Anteil geht nur sehr langsam zurück, weil eben auch das Google-Suchgeschäft aktuell zweistellig weiter wächst. Ein echtes Luxusproblem?


Noch wichtiger als die Umsatzentwicklung ist für den Börsenkurs die Tatsache, dass Alphabet seine 2022 ausufernden Kosten wieder gut im Griff hat. Dazu beigetragen haben natürlich vor allem die zahlreichen Entlassungen aus 2023. Ich hoffe man hat aus den damaligen Fehler (Over-Hiring) gelernt.


Die operative Marge betrug bei Alphabet im Q1 2024 satte 32% nach 25% im Vorjahresquartal. Das bedeutete ein operatives Ergebnis von über $25 Mrd.


Der Free Cashflow lag mit knapp $17 Mrd. deutlich darunter. Der Grund sind hohe Investitionen ($12 Mrd.) vor allem in zusätzliche Rechenzentrumskapazitäten. Genauso wie Meta und Microsoft investiert auch Google heftig in zusätzliche AI Infrastruktur. Damit reagiert man auf den Boom von neuen GenAI Applikationen, die zahlreiche Softwareprovider zukünftig auf der Google Cloud Platform betreiben werden.


Die Nettomarge bei Alphabet betrug über 29%, der Gewinn pro Aktie sprang im Q1 2024 damit um über 60% auf 1,89$.


Profit Alphabet Q1 24

Alphabet Q2 2023 Earnings


Zu dem hervorragenden Ergebnis beigetragen hat auch die Google Cloud Platform (GCP), die in den vergangenen 2 Jahren einen beachtlichen Turnaround beim Profit hinlegte. Gegenüber dem Vorjahr vervielfachte sich der operative Gewinn von Google Cloud auf $900 Mio., das bedeutet eine Marge von fast 10%.


Der lange Atem und die jahrelangen Investitionen in GCP zahlen sich jetzt aus. Die Google Cloud Plattform hat gerade in der StartUp Szene aufgrund seiner guten Integrierbarkeit und Offenheit eine sehr gute Position auch gegenüber den Marktführern Microsoft Azure und AWS erreicht.


Die Position der Alphabet Aktie im AI Hype

Ich hatte ja schon in früheren Beiträgen darauf hingewiesen, dass die Euphorie und Erwartungshaltung bzgl. der Monetarisierung von AI bei den Investoren zu groß geworden ist. Ich würde sogar von einer AI Blase sprechen, die früher oder später platzen wird. Siehe dazu: Ist Nvidia ein gutes Investment für die nächsten 10 Jahre?


Nach den Chipherstellern (sprich: Nvidia) erleben jetzt die Cloud-Provider wie Microsoft, Amazon und auch Google einen AI getriebenen Boom auf ihre Cloud Services. Ihre Kunden sind die unzähligen Application Software Provider, die gerade massenhaft neue GenAI getriebene SaaS Produkte auf den Markt bringen. Dahinter verbergen sich die verschiedensten "AI Copiloten", die jetzt in vielen Softwareanwendungen Einzug halten.


Die noch unbeantwortete Frage ist nun, wieviel Geld sich wirklich ZUSÄTZLICH verdienen lässt durch diese neuen GenAI Produkte seitens der Anwendungssoftware. Wieviel Mehrwert schaffen diese KI Assistenten wirklich? Was sind Konsumenten und vor allem Unternehmen bereit, für diese Services zu zahlen? Und führen die Effizienzsteigerungen der AI nicht letztendlich dazu, dass zwar die Softwareumsätze pro Arbeitsplatz steigen, aber für weniger Mitarbeiter lizensiert werden ?


Ich erwarte dass es hier innerhalb der nächsten 1-2 Jahre zu vielen Enttäuschungen seitens der Software Provider kommen wird. Das wird sich letztlich negativ auf das Geschäft von Nvidia und den Cloud-Providern auswirken. Der AI Hype wird früher oder später enden - wie jeder andere Hype auch.


Davon wird dann auch Google negativ betroffen sein. Allerdings in deutlich geringerem Ausmaß als z.B. Nvidia, deren Geschäftsentwicklung ja viel direkter auf diesen AI Umsätzen aufbaut.


Aktienrückkäufe und Dividende

Anfang Februar hatte ich hier noch darüber spekuliert, nur ein Quartal später ist es Realität: Nach Meta Platforms wird nun auch Alphabet die Dividendenzahlung aufnehmen. 20 Cent Quartalsdividende gibt es erstmals am 17. Juni 2024, das entspricht aufs Jahr hochgerechnet einer eher symbolischen Dividendenrendite von 0,5%. Damit wird die Alphabet Aktie nun auch erstmals investierbar für die wichtige Gruppe derjenigen institutionellen Anleger, die grundsätzlich nur in Dividendenzahler investieren.


Zusätzlich gibt es ein neues Aktienrückkaufprogramm über $70 Mrd. Damit könnten zum aktuellen Kurs immerhin 4% der ausstehenden Aktien zurückgekauft werden.


Aktienrückkäufe Big Tech

Aktienrückkäufe bei Big Tech


Schon in den vergangenen Jahren hatte die Google Mutter - wie auch Apple und Meta - kräftig eigene Aktien zurückgekauft. So ging die Anzahl ausstehender Aktien von Alphabet in den vergangenen 3 Jahren um 7% zurück.


Die Bewertung der Alphabet Aktie im Vergleich zu Microsoft

Wenn Du diesem Blog schon länger folgst, dann weisst Du, dass mir für ein Investment eine vernünftige Bewertung grundsätzlich sehr wichtig ist.


Valuation matters! Das wird ja gerne mal vergessen im aktuellen AI Hype.


Ich denke man kann Alphabet ganz gut mit Microsoft vergleichen. Beide Unternehmen haben eine Wachstumsschwäche gut überstanden, profitieren jetzt von der AI Sonderkonjunktur und wachsen aktuell wieder zweistellig. Was an sich schon herausragend ist angesichts der schieren Größe der beiden Tech-Riesen.


Die Margen von Microsoft sind schon seit jeher deutlich höher als bei Alphabet. Interessant ist in diesem Kontext, dass dennoch die Cashflow-Entwicklung bei Alphabet in den vergangenen Jahren deutlich stärker war als bei Microsoft.


Der Free Cashflow pro Aktie wurde bei Alphabet in den vergangenen 6 Jahren um mehr als 250% gesteigert, während er bei Microsoft "nur" um gut 100% vorankam.


Cashflow-Entwicklung Alphabet vs.Microsoft

Cashflow-Entwicklung bei Alphabet und Microsoft


Dennoch ist die Microsoft Aktie deutlich teurer als Alphabet: Jeder Dollar Microsoft Umsatz wird mehr als doppelt solch hoch bewertet (EV/Sales 13) wie ein Dollar Umsatz bei der Google Mutter (EV/Sales 6).


Darin kommt zum Ausdruck, dass Microsoft einen großen Teil wiederkehrender Einnahmen hat, die von der Börse besonders hoch bewertet werden. Demgegenüber geht der Finanzmarkt offenbar davon aus, dass das Google Geschäftsmodell mit seinem Schwerpunkt auf das Werbegeschäft wesentlich anfälliger und dieser Umsatzstrom daher weniger wert ist.


Auch bzgl. der Multiple für den Nettogewinn (KGV 36 versus 27) und den Free Cashflow (EV/FCF 44 versus 27) ist die Microsoft Aktie wesentlich höher bewertet. Ich halte einen so großen Bewertungsabschlag für das Google Geschäftsmodell für deutlich überzogen.


Bewertung Alphabet vs. Microsoft Aktie

Die Bewertung von Alphabet und Microsoft Aktie im Vergleich


Fazit

Die Microsoft Aktie halte ich für zu teuer und deutlich rückschlaggefährdet, sobald die überhöhten AI Erwartungen korrigiert werden müssen.


Auch für die Alphabet Aktie kann ich keine Unterbewertung erkennen. Die Aktie ist aber noch einigermaßen fair bewertet, bleibt für mich - wie schon seit Jahren - weiterhin eine Halteposition.


Ich gehe davon aus, dass Google auch im AI Zeitalter eine führende Rolle spielen wird und fühle mich weiterhin wohl mit meinem Alphabet Investment. Daher denke ich nicht daran, die Buchgewinne von über 300% in meinem investierbaren Musterdepot zu realisieren. Zumindest solange die Bewertung der Alphabet Aktie moderat bleibt und nicht noch mehr vom AI Hype erfasst wird.


Wenn Du Alphabet in Zukunft gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenfreien Newsletter abonnieren.


Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Aktien von Alphabet. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.


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<![CDATA[Big Tech als VC Investor: Rendite oder Schutzgeld?]]>https://www.high-tech-investing.de/post/big-tech-vc-investor6627b17f58e50039b79a57cfTue, 23 Apr 2024 15:02:32 GMTStefan Waldhauser

Big Tech VC


Es ist an sich nicht ungewöhnlich und schon gar nichts Neues, dass Big Tech Companies auch als Risikokapitalgeber agieren und in StartUps investieren. Firmen wie Alphabet, Apple und Microsoft haben längst einen eigenen Venture Capital (VC) Arm, um diese Investments zu steuern.


So ist es auch nicht wirklich überraschend, dass Nvidia sich in den vergangenen Jahren im Rahmen seines kometenhaften Aufstiegs zu einem der aktivsten Risikokapitalgeber überhaupt entwickelt hat.  Alleine in 2023 hat Nvidia laut Zahlen von S&P Global  in 38 StartUps  investiert, das waren fast 4x so viel wie 2022. 


VC Deals von Big Tech

Nvidia's Aufstieg zu einem der Top 4 Corporate Risikokapitalgeber (Quelle: S&P Global)


Zu den Details der einzelnen VC Deals hält man sich in der Szene in aller Regel bedeckt. Aber ein Blick in den aktuellen Jahresbericht von Nvidia offenbart:


Zum Ende des bereits Ende Januar beendeten Geschäftsjahres FY24 waren bei Nvidia über $1,5 Mrd. in Unternehmensbeteiligungen investiert - gegenüber weniger als $300 Mio. nur ein Jahr zuvor. 


Nvidia 10-k

Quelle: Nvidia 10-k Jahresbericht


D.h. in nur 12 Monaten hat Nvidia $1,25 Mrd. neu in Unternehmens-Beteiligungen gesteckt. Das entspricht bei 38 Investments einer durchschnittlichen Investitions-Summe von ca. $30 Mio. 


Wo ist das Problem, wenn Big Tech als VC auftritt?

Nvidia investiert grundsätzlich in Unternehmen, welche die Nvidia Infrastruktur nutzen. Der VC Verantwortliche bei Nvidia, Vishal Bhagwati, wird im Wall Street Journal wie folgt zitiert:


Was nichts anderes bedeutet, als das all die StartUps in Nvidia’s VC-Portfolio auch Kunden des Chipherstellers sind, die Nvidia GPUs oder Software benutzen.


Soll heißen: Das von Nvidia zur Finanzierung bereitgestellte Geld wird von den StartUps zum guten Teil dafür ausgegeben, Nvidia Infrastruktur zu beschaffen, was im Gegenzug zu direkten Umsätzen bei Nvidia führt. Sehr oft fliesst bei solchen Big Tech VC Deals nicht einmal Geld, sondern Big Tech erhält Anteile der StartUps für die Bereitstellung kostenloser Infrastrukturprodukte wie GPU's oder Cloud-Services.


Der renommierte Risikokapitalgeber Sequoia schätzt, dass die AI Industrie 2023 ca. $50 Mrd. für Nvidia Chips ausgegeben, damit aber nicht mehr als $3 Mrd. Umsatz generiert hat. Diese Riesenumsätze bei Nvidia werden sich für die Zukunft nur dann fortschreiben lassen, wenn die Generative AI in den vielen neuen AI Applikationen hält was sie verspricht UND wenn die zukünftigen Gewinner unter den AI Companies tief im Nvidia Ökosystem verwurzelt werden. 


Meist investiert Nvidia - wie in der VC Branche üblich - im Rahmen einer Finanzierungsrunde als Teil einer ganzen Reihe von Investoren. D.h. den Beteiligungsunternehmen fliesst in einer solchen Runde erheblich mehr Geld zu als das reine Nvidia Investment ausmacht. Die Umsätze, die an Nvidia zurückfliessen, sind also nicht etwa auf das eigene Investment begrenzt, sondern gehen u.U. (oft im Rahmen von jahrelang laufenden Liefervereinbarungen) deutlich darüber hinaus.  


Leider sind mir keine Daten darüber bekannt, wieviel Umsatz Nvidia mit seinen vielen Beteiligungsunternehmen erzielt. Ich gehe angesichts der großen Anzahl an derartigen Deals (alleine 38 in 2023) davon aus, dass wir hier über eine Milliardensumme reden. Das Thema ist also zumindest nicht ganz unerheblich angesichts von $61 Mrd. Gesamtumsatz im FY24.

 

Böse Zungen behaupten, Nvidia „erkaufe“ sich durch seine VC Investments die entsprechenden Umsätze. So einfach ist es natürlich nicht. Aber problematisch sind diese Umsatzströme schon. 


Dabei ist es für mich nicht einmal das Entscheidende, dass die aktuellen Umsätze durch solche Deals beschönigt werden. Noch viel schwerer wiegt eine mögliche Verzerrung der Bewertung von Big Tech auf dem Finanzmarkt. Denn jeder Dollar des Nvidia Umsatzes wird - derzeit zumindest - mit dem 30-fachen an Börsenwert belohnt.


$1 Mrd. zusätzlicher Umsatz bedeutet für Nvidia einen zusätzlichen Unternehmenswert von $30 Mrd. Das ist doppelt so viel wie z.B. Pure Storage derzeit insgesamt wert ist…  wir reden hier also nicht über "Peanuts“.


Es ist immer wieder wichtig, sich die Dimensionen dieser Big Tech Bewertungen zu vergegenwärtigen.


Nvidia ist nicht alleine 

Das geschilderte Financial Engineering rund um die VC-Beteiligungen ist kein Nvidia spezifisches Problem: Ein gutes Beispiel liefert der wohl schon in den kommenden Tagen anstehende IPO von Rubrik. Hier ist Microsoft der Big Kapitalgeber, und es sind sogar einige konkrete Zahlen bekannt: 


Laut Bloomberg investierte Microsoft 2021 eine Summe in der Größenordnung von geschätzten $20-$30 Mio in den Cybersecurity Provider Rubrik. („funding totaled in the low tens of millions“).


Wie aus dem nun veröffentlichten IPO Prospekt hervorgeht, bekam Microsoft von Rubrik im Gegenzug Umsatzzusicherungen für die Microsoft Azure Cloud-Services im Wert von über $220 Mio.

Rubrik S-1

Rubrik S-1 Emissionsprospekt


D.h. gemäß dieses Deals aus 2021 fliesst im Laufe der Zeit ein Vielfaches des Investments (Faktor 7-12?) zurück in die Kassen von Microsoft. Das klingt nach einem richtig guten Deal für Microsoft.


Etwas zu gut für meinen Geschmack. Ich wundere mich ehrlich gesagt, dass solche Deals nicht längst (vom wem eigentlich?) kritischer hinterfragt werden.


Für mich klingt das so, als ob Big Tech seine marktbeherrschende Stellung nach besten Kräften ausnutzt, um vielversprechende StartUps an sich und sein eigenes Ökosystem zu binden.


Das alleine ist wahrscheinlich noch nicht verwerflich. Wenn die Investments aber dazu benutzt werden, um sich auf Jahre hinaus Umsätze zu erkaufen mit „Partnerschafts“-Verträgen, die im Falle ihrer Auflösung zum existentiellen Risiko des Junior-Partners werden, dann haben diese Umsatzverpflichtungen für mich schon mehr als ein „Gschmäckle“. 


Wenn ichmal versuche, mich in die Rolle dieser StartUp-Gründer hineinzudenken, dann könnte sich das fast etwas nach "Schutzgeld" anfühlen. Mit dem wird dann der Börsenwert von Big Tech noch weiter aufgepumpt. Big Brother is watching you…


Fazit

Leider sind zumindest mir bisher viel zu wenige Details dieser VC Deals von Nvidia, Microsoft und Co. bekannt. Das könnte sich ändern, sobald mehr KI Portfoliounternehmen es in den kommenden Jahren an die Börse schaffen. Mal sehen, was die Emissionsprospekte mit ihren weitgehenden Offenlegungspflichten dann so alles offenbaren.


Ich habe weder die Zeit noch das Interesse, dieses Thema genauer zu recherchieren. Ich bin weder in Nvidia noch in Microsoft investiert und das dürfte sich auch nicht so schnell ändern. Aber ich weiß, das dieser Blog auch gerne mal von dem einen oder anderen Wirtschaftsjournalisten gelesen wird. Evtl. hat jemand Lust, diesen Ball aufzugreifen und etwas mehr Licht ins Dunkel um die VC-Deals von Nvidia und Co. zu bringen? 


Solltest Du als Nicht-Journalist die Lust und Zeit haben, Dich tiefer in dieses Thema hineinzuarbeiten, so kannst Du mich gerne kontaktieren. Ich bin sehr gerne bereit, Deine entsprechenden Findings als Gastbeitrag hier auf dem Blog zu veröffentlichen. 


Wenn Du die Entwicklung von Nvidia, Microsoft und Co. zukünftig gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter bestellen.


Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen keine Anteile von Nvidia oder Microsoft. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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<![CDATA[Ist das Potential der Airbnb Aktie ausgereizt?]]>https://www.high-tech-investing.de/post/airbnb-aktienanalyse-202463ece0979a8181d4aa0f8634Thu, 18 Apr 2024 16:07:00 GMTStefan Waldhauser



Seit Ende 2022 bin ich mit großem Erfolg in Airbnb investiert, hier gibt's den Airbnb Investment Case zum Nachlesen. Das Timing zum Einstieg war gut, nach weniger als 2 Jahren liegt meine Airbnb Position gut 60% im Plus.


Die Airbnb Aktie notiert nach langer Durststrecke damit auch endlich wieder oberhalb ihrer Erstnotierung von 146$ zum IPO Ende 2020.



https://aktien.guide/aktien/Airbnb-US0090661010


Einer meiner regelmäßigen Checks mit dem Screener des aktien.guide sieht vor, dass ich das "Kurspotential" meines Portfolios gemäß der vorherrschenden Analystenmeinungen überprüfe. Denn auch wenn ich nicht besonders viel auf die Kursziele der Analysten gebe: Es ist doch immer wieder interessant, was andere Marktbeobachter über "meine" Unternehmen so denken.


Der aktien.guide Screener

Eine solche Routine-Untersuchung hat jetzt ergeben, dass Airbnb das einzige Unternehmen in meinem wikifolio ist, bei dem das durchschnittliche Kursziel der Analysten unter dem aktuellen Aktienkurs liegt.


Airbnb Analysteneinschätzungen


Grund genug, mit diesem Beitrag mal wieder genauer auf Airbnb zu schauen, auch um meine eigene Meinung zu überprüfen.


Ist das Potential der Airbnb Aktie wirklich ausgereizt, wie die Analysten meinen?


Die Airbnb Geschäftszahlen für 2023

Airbnb hat seinen Umsatz 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 18% auf $9,9 Mrd. steigern können. Die Umsatzsteigerung ist damit deutlich langsamer ausgefallen als noch 2022. Damals waren die Zahlen mit einem hohen 40% Wachstum noch verzerrt durch die niedrigen Vergleichszahlen in der Corona-Pandemie.


Der Free Cashflow verbesserte sich 2023 auf $3,8 Mrd., was einer hervorragenden Free Cashflow-Marge von 39% entspricht.


Free Cashflow Entwicklung bei Airbnb



Nachdem 2022 erstmals ein Nettogewinn ausgewiesen wurde, konnte dieser in 2023 auf $4,8 Mrd. mehr als verdoppelt werden. Die daraus resultierende herausragende Nettomarge von 48% ist jedoch verzerrt durch steuerliche Einmaleffekte, der Nettogewinn und die Marge wird in 2024 deutlich niedriger ausfallen.


Airbnb hat sich in der Pandemie zu einem sehr effizienten Unternehmen entwickelt. Ende 2023 beschäftigte Airbnb ca. 6.900 Mitarbeiter, das bedeutet einen Umsatz von fast $1,5 Mio. pro Mitarbeiter. Zum Vergleich: Der Wettbewerber Booking liegt bei ca. 900.000$ Umsatz pro Mitarbeiter.


Airbnb hat sich durch diese Effizienzsteigerungen in den vergangenen Jahren zu einer regelrechten Cash-Maschine entwickelt und "schwimmt" im Geld. Ende 2023 verfügte man über $10 Mrd. Cashreserven.


Die Airbnb Bilanz Ende 2023


Airbnb vor dem nächsten Expansionsschritt

In den vergangenen Jahren war Airbnb nach der Bewältigung der Corona Pandemie in erster Linie damit beschäftigt, sein Kernprodukt zu optimieren. Ich bin selbst Airbnb Gastgeber (also Vermieter) einer Ferienvilla im Südwesten von Mallorca (Villa Calmatzo) und konnte daher auch aus Kundensicht beobachten, wie ständig neue Optimierungen für Gäste und noch mehr für die Gastgeber auf der Plattform umgesetzt wurden.


Es war wohl noch sie so einfach wie heute, selbst Airbnb Gastgeber zu werden und das schlägt sich in den Zahlen nieder: Es gab Ende 2023 erstmals mehr als 5 Mio. Airbnb Vermieter weltweit, zur Vermietung angeboten werden 7,7 Mio. Objekte, was einem Zuwachs von 18% im Vorjahresvergleich entspricht.


Für die mittelfristigen Wachstumsaussichten des Unternehmens ist es besonders wichtig, dass die Anzahl der verfügbaren Mietobjekte auf der Plattform möglichst weiterhin zweistellig anwächst. Das soll zukünftig auch durch einen noch größeren Fokus auf die internationalen Märkte erreicht werden. Denn das Angebot in Nordamerika wächst deutlich langsamer als die noch weniger für Airbnb erschlossenen Märkte in Europa, Südamerika oder Asien.


Es ist zu erwarten, dass Airbnb zukünftig auch außerhalb der reinen Vermietung in weitere Marktsegmente des Reisemarktes hinein expandiert. Bisher gibt es dazu nur vage Ankündigungen:

Ich spekuliere darauf, dass die doch sehr verhaltene bis negative Einschätzung der weiteren Wachstumsaussichten durch die Analystengemeinde im Laufe von 2024 etwas revidiert wird. Entsprechende Produktankündigungen sollten die Phantasie der Marktbeobachter anregen können.


Die Risiken aus der Regulierung

Besonders wichtig für die weitere Kursentwicklung ist die Einschätzung der Risiken, die für Airbnb aus einer zunehmenden Regulierung entstehen könnten. Es ist derzeit noch nicht einschätzbar, ob viele weitere Städte dem Vorbild New Yorks folgen werden. Die Stadtverwaltung dort hat seit September 2023 die Vermietbarkeit von Apartments via Airbnb drastisch eingeschränkt.


Ich persönlich denke, dass diese Risiken aus der Regulierung für Airbnb teilweise überhöht dargestellt werden. Denn es kann ja auch nicht im Sinne der Stadtverwaltungen sein, dass die Hotelpreise nach einem weitgehenden Bann von Airbnb drastisch ansteigen (wie in New York gesehen) und diese Städte für viele Touristen dadurch unbezahlbar werden.


Im Übrigen ist Airbnb geographisch extrem gut diversifiziert. Keine einzige Stadt steht für mehr als 2% des Umsatzes. Dennoch ist die zunehmende Regulierung von Kurzzeitvermietung eines der größten Risiken für die Airbnb Aktie.


Aktienrückkäufe verhindern Verwässerung der Aktionäre

Seit 2022 kauft Airbnb aus dem hohen Cashflow umfangreich eigene Aktien zurück und wirkt damit der Verwässerung aus den Share-Based Compensations (SBC) entgegen.


Die Airbnb Aktienrückkäufe in 2023 beliefen sich auf insgesamt $2,25 Mrd. USD, seit 2022 wurden damit für fast $4 Mrd. Aktien zurückgekauft. Die Anzahl ausgegebener Aktien blieb damit zuletzt stabil.


Anzahl ausstehender Aktien bei Airbnb


Mittlerweile wurde ein neues Aktienrückkaufprogramm angekündigt, das ab 2024 den Rückkauf von Aktien im Wert von bis zu 6 Mrd. USD ermöglicht. Zudem werden ab 2025 die SBC wesentliche langsamer wachsen, da 2024 die generösen Mitarbeiter-Beteiligungsprogramme aus dem IPO auslaufen.


Die Airbnb Guidance für 2024

Anfang 2023 hatten die Analysten orakelt, dass das Wachstum bei Airbnb drastisch zurückgehen werde, im Durchschnitt erwarteten die Experten für 2023 nur ein Umsatzplus von weniger als 12%. Am Ende sind 18% hochprofitabler Umsatzzuwachs herausgekommen, wie wir jetzt alle wissen.


Nun sind die Analysten für 2024 wieder recht pessimistisch. Für die kommenden Jahre erwarten sie "nur" noch ein knapp zweistelliges Wachstum. Die Nettomarge soll sich bei ca. 25% einpendeln.


Für das 1. Quartal 2024 prognostiziert das Airbnb Management hingegen ein Umsatzwachstum von 12-14%. Für das Gesamtjahr wurde noch keine Guidance ausgegeben.


Ich selbst bin etwas optimistischer als die meisten Analysten und gehe davon aus, dass der Airbnb Umsatz 2024 deutlich über $11 Mrd. erreichen wird nach $9,9 Mrd. in 2023.


Viel wichtiger als das kurzfristige Wachstumstempo ist mir ohnehin das Versprechen des Managements, dass man die Airbnb Organisation genauso schlank und effizient halten will wie in der jüngeren Vergangenheit. D.h. ich erwarte 2024 durchaus eine weitere deutliche Steigerung von Cashflow und EBIT, auch wenn der Nettogewinn aufgrund steuerlicher Einmaleffekte wohl deutlich unter dem Gewinn je Aktie aus 2023 liegen wird.


Die Bewertung der Airbnb Aktie

Der Gewinn pro Airbnb Aktie sprang 2023 auch aufgrund von Einmaleffekten von 2,79$ auf 7,24$ . Damit errechnet sich bei einem Aktienkurs von 158$ ein KGV (TTM) von 22. Dieses KGV wird aber im Laufe der nächsten Quartale aufgrund der genannten Einmaleffekte aus 2023 deutlich ansteigen.


Das EV/Sales - Verhältnis (forward) von Airbnb beträgt über 8. Das ist ein durchaus stolzer Preis für die Aktie angesichts eines Wachstums von zukünftig max. 15%.


Die Airbnb Aktie ist zu diesen Kursen sicherlich kein Schnäppchen mehr. Ich empfinde die Bewertung der Airbnb Aktie in Anbetracht des extrem effizienten Wachstums dennoch als fair. Der Rule-of-40 Score (hier einfach erklärt) liegt seit Jahren weit über 40%.


Allerdings gibt es aufgrund der doch schon relativ hohen Bewertung der Airbnb Aktie wohl wenig Spielraum für kurzfristige Kurssteigerungen. Dennoch gehe ich davon aus, dass die Aktie auch auf diesem Niveau ein gutes Langfristinvestment ist. Ich plane daher, die Aktie langfristig im High-Tech Stock Picking wikifolio zu halten.


Derzeit ist Airbnb aber wohl nicht mehr als eine gute Halteposition. Ich führte die Übergewichtung daher nun etwas zurück und habe erste Gewinne mitgenommen, auch um meine Barreserve im wikifolio vor der erwartet unruhigen Quartalssaison wieder auf 10% zu erhöhen.


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Disclaimer


Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Airbnb. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.






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<![CDATA[Steigt Tesla aus der Produktion von E-Autos aus? ]]>https://www.high-tech-investing.de/post/steigt-tesla-aus-der-e-auto-produktion-aus6616882bf5729e7861f5e407Thu, 11 Apr 2024 13:35:26 GMTStefan Waldhauser

Tesla Exit aus der E-Auto Produktion


Seit einigen Tagen spekulieren einige US-Analysten (leider hinter diversen Paywalls) darüber, ob Tesla sich als Produzent von E-Autos zurückziehen könnte.


Das klingt zunächst ziemlich aberwitzig, oder?


Auch wenn Tesla's Exit aus der E-Auto Produktion zunächst wie eine völlig abstruse Idee klingt: Eigentlich ist das ein gar nicht so irrationaler Gedankengang, wenn man mal etwas genauer darüber nachdenkt.


Vergegenwärtigen wir uns dazu zunächst einmal, in welcher Situation Elon Musk mit Tesla zu Beginn des 2. Quartals 2024 steckt:


Der Kurs der Tesla Aktie befindet sich seit mittlerweile 30 Monaten im Rückwärtsgang und hat fast 60% verloren. Dennoch ist das Unternehmen nach herkömmlichen Bewertungsmaßstäben wie den üblichen Gewinn- oder Umsatzmultiplikatoren sehr teuer bewertet, dazu kommen wir später noch.


Tesla Aktienkursentwicklung

Tesla Aktienkursentwicklung


Der Status Quo

Wir wissen seit den am 2. April veröffentlichten Tesla Auslieferungszahlen zum 1. Quartal 2024, dass die Tesla Fahrzeuge sich derzeit wesentlich schlechter verkaufen als erwartet. Noch Anfang März erwarteten Analysten für das Q1 die Auslieferung von 470.000 Fahrzeugen, tatsächlich wurden nur knapp 387.000 E-Autos den Kunden übergeben. Das waren 8,5% weniger als im Vorjahresquartal. Obwohl Elon Musk mit zahlreichen Rabatten und Preissenkungen versuchte, die schwächelnde Nachfrage anzukurbeln.


Drei Tage später am 5. April berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Tesla seine Pläne für das preisgünstige Model 2 aufgebe.


Elon Musk bezichtigte den renommierten Nachrichtendienst daraufhin der Lüge



und verkündete nur 5 Stunden später, Tesla werde am 8. August sein seit Jahren angekündigtes Robotaxi vorstellen.

Ich bin mir recht sicher, dass Reuters professionell recherchiert hat und das Ende des Model 2 bei Tesla zumindest intern diskutiert wird.


Sollte sich dieser Bericht, der sich auf die Aussagen von drei Insidern stützt, bewahrheiten, so wäre das nicht weniger als eine Abkehr von Elon Musk's ursprünglichem Masterplan für Tesla. Der sieht seit 2006 vor, bezahlbare E-Autos für die Massen zu bauen und damit zum weltgrößten Autobauer zu werden.


Zieht Tesla sich aus der Produktion von E-Autos zurück?

Falls Reuters mit seinen Recherchen richtig liegt: Was wäre nach dem Ende des Model 2 von Tesla als E-Autobauer noch zu erwarten?


Der Cybertruck ist ein Nischenfahrzeug, ich halte die von den Tesla Bullen erwarteten sechsstelligen Auslieferungszahlen für völlig utopisch.


Auch mit dem in Entwicklung befindlichen Nachfolger des legendären Tesla Roadsters sind sicherlich keine großen Stückzahlen zu erreichen.


Der Tesla Semi Truck wird immerhin schon in Vorserie gefertigt. Angesichts der mittlerweile erreichten Größe des Tesla-Konzerns von knapp $100 Mrd. Umsatz wird aber auch der Semi nicht DER große Wachstumstreiber sein können.


Eine weitere Pipeline von in der Entwicklung befindlichen Tesla Fahrzeugen ist nicht bekannt. Was doch sehr ungewöhnlich ist für einen Fahrzeughersteller mit seinen langen Produktzyklen.


Schon bei der Vorstellung des 3. Teils seines Masterplanes im März 2023 hatte Elon Musk zwar große Visionen für den Weg der Menschheit in eine nachhaltige Zukunft vorgestellt. Neue E-Auto-Modelle wurden damals jedoch zur Überraschung vieler Beobachter nicht angekündigt.


Das klang schon damals nicht (mehr) nach einem E-Auto-Hersteller, wenn man nochmals darüber nachdenkt.


Tesla Analysten sind immer noch optimistisch

Ein großes Problem für die Tesla Aktie sind die aus meiner Sicht deutlich zu optimistischen Analystenschätzungen: Erwartet werden auch nach etlichen Prognose-Anpassungen für 2024 immer noch ein zweistelliges Wachstum beim Umsatz und zumindest gleichbleibende EBITDA-Margen.


Für 2025 werden gar 20% Umsatzwachstum und wieder steigende Margen eingepreist. Mir erscheinen diese Schätzungen deutlich überhöht. Denn das problematische weil derzeit rückläufige E-Auto-Geschäft steht aktuell nun einmal für 85% des Gesamtumsatzes bei Tesla.


Tesla Analystenschätzungen

Tesla Analystenschätzungen


Für das abgelaufene Q1 2024 wird Tesla nach den desaströsen Auslieferungszahlen wohl einen deutlichen Umsatzrückgang ausweisen müssen. Ich würde mich nicht wundern, wenn sich das auch im weiteren Jahresverlauf nicht wesentlich ändert. Selbst ein negatives Jahresergebnis 2024 halte ich mittlerweile für nicht unwahrscheinlich.


Unter normalen Umständen müsste die Tesla-Aktie angesichts dieser Aussichten in den kommenden Wochen und Monaten noch deutlicher einbrechen. Schon nach den Q1 Auslieferungszahlen wäre auch ein Crash nicht weiter verwunderlich gewesen. Der ist aber ausgeblieben.


Durch die Ankündigung des Robotaxi Marketing Events für den 8. August ist es Elon Musk sogar gelungen, den Abwärtstrend der Tesla Aktie zumindest kurzfristig zu unterbrechen. Am 23.4. werden Elon und die Tesla Aktionäre dann wieder anlässlich der Vorlage der Q1 Geschäftszahlen mit der harten Realität konfrontiert.


Die Bewertung der Tesla Aktie

Sinkende Umsätze und Margen, evtl. sogar der Rutsch in die roten Zahlen passen so überhaupt nicht zur nach wie vor exorbitanten Bewertung der Tesla Aktie. Obwohl die Aktie in den letzten 30 Monaten mehr als 50% ihres Wertes verloren hat, beträgt die Marktkapitalisierung immer noch mehr als $500 Mrd., das ist mehr als doppelt so viel wie die führenden deutschen Autobauer gemeinsam auf die Waage bringen.


Das Umsatz von Tesla wird mehr als 5 mal so hoch bewertet wie der von BMW, Mercedes oder Volkswagen. Auf Basis des KGV Gewinnmultiples wird die Überbewertung von Tesla eher noch deutlicher.


Tesla Bewertung im Branchenvergleich

Bewertung der Tesla Aktie im Branchenvergleich (via aktien.guide)

Eine solche Premium-Bewertung der Tesla Aktie konnte man noch einigermaßen verargumentieren, solange Tesla wie in den Vorjahren der schnell wachsende Herausforderer mit im Branchenvergleich überlegenen Margen war.


Was aber, wenn Umsatz und Profitabilität von Tesla 2024 sogar abfällt im Vergleich zu den traditionellen Autobauern. Weil die sich besser halten in einem schwierigen Markt, evtl. sogar wider Erwarten das robustere Geschäftsmodell haben?


Der weitere Absturz der Tesla-Aktie erscheint - nach konventionellen Denkmustern - in diesem Szenario unabwendbar.


Es sei denn.... es gelingt Elon Musk, endlich diese lästigen Vergleiche mit anderen Auto-Produzenten loszuwerden. Er wird ja schon seit jeher nicht müde zu betonen, dass Tesla viel mehr als ein E-Auto-Bauer sei.


Da wird dann regelmäßig auf das riesige Potential im Autonomen Fahren (Robotaxi) verwiesen oder auf die Entwicklung des humanoiden Roboters Optimus, den Supercomputer Dojo und natürlich auf die künftige Nutzung von AI.


Aus Sicht von Elon Musk ist es für die Bewertung der Tesla Aktie doch nur hinderlich, dass der Finanzmarkt Tesla immer wieder an seiner E-Auto-Produktion bemisst und mit den Wettbewerbern vergleicht.


Ist Elon eventuell gar zur Einsicht gelangt, dass Tesla aufgrund der gewachsenen Konkurrenz vor allem aus China mittelfristig mit dem E-Auto nicht mehr die nötigen Cashflows verdienen kann, um die im Masterplan vorgesehenen visionären Projekte von morgen und übermorgen zu finanzieren?


Aus diesem Blickwinkel klingt es fast schon wieder folgerichtig, falls Elon seine Tesla-Mannschaft nun auf neue visionäre Ziele einschwört. Man muss das ja dann nicht unbedingt so verkaufen, als ob man sich im Preis-Kampf gegen die chinesischen E-Auto-Hersteller geschlagen gibt. Da wird ihm zur massentauglichen Kommunikation sicherlich etwas Besseres einfallen.


Mein Fazit

Kein Witz: Ich traue Elon Musk tatsächlich zu, dass er den Rückzug aus der E-Auto-Produktion anordnet. Damit könnte er schlagartig sicherstellen, dass Tesla nicht mehr mit anderen Fahrzeugherstellern auf Basis von Umsatz, Margen und Gewinnen verglichen wird.


Er ist dann nicht länger Quartal für Quartal mit der harten Realität des Zahlenwerks konfrontiert. Sondern die Bewertung von Tesla würde zukünftig nur noch als visionäre Technologie-Company mit Standbeinen in Autonomen Fahren, Robotics, AI und nachhaltige Energien erfolgen. Only the Sky is the Limit.


Die Vision einer solche Company kann Elon verkaufen wie wohl kein anderer Mensch auf diesem Planeten. Seine Fans unter den Analysten wie Cathie Woods, Dan Ives u.v.m. würden einen solchen Schritt vielleicht wohl sogar bejubeln und neue abenteuerliche Kursziele ausrufen.


Das alles klingt zugegebenermaßen verrückt, aber es klingt für mich durchaus nach einem Elon Musk Move.


Mir fällt dazu noch eine legendäre Szene aus der Kultserie "Silicon Valley" von HBO ein. Darin erklärt der Risikokapitalgeber und Milliardär Russ Hanneman, warum Companies ohne Umsatz die besseren Investments seien. Danke an Jamin Ball für die Erinnerung an diesen grossartigen Clip.




Ich habe selten so gespannt auf einen Analysten-Call gewartet wie auf den kommenden Tesla Earnings-Call am 23. April. Elon Musk wird an diesem Tag wohl durch große Visionen von einem sicherlich enttäuschenden Zahlenwerk ablenken müssen.


In der Vergangenheit war er oftmals dann besonders überzeugend, wenn er unter starkem Druck stand. Jetzt steht er fast schon mit dem Rücken zur Wand.


Wenn Du die weitere Entwicklung bei Tesla gemeinsam mit mir verfolgen willst, dann kannst Du jetzt gerne hier meinen kostenlosen Newsletter abonnieren.


*Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen haben Anteile von Tesla leerverkauft (Stand 11.04.2024). Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.



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<![CDATA[GitLab Aktienanalyse: Premium-Software-Company zum Premium-Preis]]>https://www.high-tech-investing.de/post/gitlab-aktienanalyse660c355cbef74f3296169aa1Thu, 04 Apr 2024 13:58:55 GMTStefan Waldhauser

GitLab Aktienanalyse


Diejenigen von Euch, die diesem Blog schon etwas länger folgen, wissen, dass ich ein besonderes Faible für spannende Unternehmen aus der Softwareindustrie habe.

Heute darf ich Euch mal wieder eine Wachstumsstory aus der Softwarebranche näher bringen, die ihren Ursprung erstaunlicherweise sogar in Europa hat.


Es handelt sich um GitLab, das ist ein gerade mal 10 Jahre junges Unternehmen aus dem IPO Jahrgang 2021. Damals kamen solche High-Growth-Companies zu völlig überhöhten Preisen an die Nasdaq, der Absturz der GitLab Aktie um ca. 80% in 2022/2023 folgte dann fast zwangsläufig.


GitLab Aktienkursentwicklung

GitLab Aktienkursentwicklung


Aktuell wird das Unternehmen mit einem Enterprise Sales von ca. $8 Mrd. gehandelt. Damit hat es die GitLab Aktie nach langer Zeit auf der Watchlist erstmals in mein (privates) Portfolio geschafft. Hier zur Einführung in diesen Investment Case meine GitLab Aktienanalyse:


Was macht GitLab?

GitLab ist ein umfassendes Toolset (die Marketing-Leute würden "Plattform" dazu sagen) zur Unterstützung des gesamten Softwareentwicklungszyklus und hat sich als einer der wichtigsten Akteure in der Welt der DevOps und DevSecOps etabliert.


DevOps ist ein Ansatz in der Softwareentwicklung, der darauf abzielt, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den traditionell getrennten Entwicklungs- (Dev) und Betriebs- (Ops) Teams zu verbessern. Das Ziel von DevOps ist es, die Effizienz, Schnelligkeit und Qualität der Softwareentwicklung und -bereitstellung zu steigern, indem Entwicklungs-, Test-, Deployment- und Betriebsprozesse integriert und automatisiert werden.


DevSecOps ist eine Erweiterung des DevOps-Ansatzes, die den Schwerpunkt auf Sicherheit (Security) legt. Das Ziel von DevSecOps ist es, Sicherheitsüberlegungen und -praktiken in den gesamten Softwareentwicklungszyklus und die Betriebsprozesse zu integrieren. Im Gegensatz zu traditionellen Ansätzen, bei denen Sicherheitsprüfungen oft erst am Ende des Entwicklungsprozesses stattfinden, sorgt DevSecOps dafür, dass Sicherheit von Anfang an eine zentrale Rolle spielt.


Dieser Ansatz zielt darauf ab, Sicherheitsrisiken proaktiv zu identifizieren und zu minimieren, anstatt auf Sicherheitsprobleme zu reagieren, nachdem die Software bereits entwickelt oder gar ausgeliefert wurde.


Die Historie von GitLab

GitLab wurde 2011 von Dmitriy Zaporozhets als Open Source Projekt in seinem Haus in der Ukraine gestartet. Die Idee entstand aus der Notwendigkeit, eine bessere Lösung für die Versionskontrolle und Zusammenarbeit in Softwareentwicklungsprojekten zu schaffen. Ursprünglich als nicht-kommerzielles Projekt für von einem Entwickler für Entwickler gestartet, bot GitLab eine webbasierte Benutzeroberfläche für Git-Repositories, ähnlich wie GitHub, aber mit dem Unterschied, dass es auf den eigenen Servern der Nutzer installiert werden konnte. Erst 2014 wurde GitLab Inc. vom heutigen CEO Sid Sijbrandij in den Niederlanden offiziell als Unternehmen gegründet, um den wachsenden kommerziellen Anforderungen gerecht zu werden, und begann mit dem Verkauf von Enterprise-Lizenzen.


Mit der Zeit erweiterte GitLab seine anfängliche Versionsverwaltungs-Plattform um eine Vielzahl von DevOps-Funktionen, darunter Continuous Deployment (CD), Issue Tracking, Code Review, und viele andere Tools, die in den gesamten Softwareentwicklungsprozess integriert sind. GitLab unterscheidet sich seit jeher dadurch, dass es eine einheitliche Lösung für den gesamten Lebenszyklus der Softwareentwicklung anbietet – von der ersten Idee bis zum Betrieb der Software.


GitLab Plattform Funktionalität

Die GitLab Plattform


Ein signifikanter Meilenstein in der Entwicklung von GitLab war die Einbeziehung von Sicherheits- und Compliance-Funktionen, womit das Unternehmen den Übergang von DevOps zu DevSecOps vollzog. GitLab hat sich kontinuierlich weiterentwickelt, viel in die Entwicklung investiert und neue Technologien und Methodiken integriert, einschließlich Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen, um die Softwareentwicklung weiter zu automatisieren und zu verbessern.


Marktposition und Wettbewerb - GitLab Aktienanalyse

In seiner nur 10 jährigen Unternehmensgeschichte hat GitLab einen beeindruckenden Weg von einem einfachen Versionskontrollwerkzeug zu einer vollständigen DevSecOps-Plattform zurückgelegt, die es Organisationen ermöglicht, Software schneller, effizienter und sicherer zu entwickeln.


GitLab hat sich mittlerweile als führende Plattform im Bereich DevSecOps etabliert. Man konkurriert vor allem mit den beiden anderen großen Playern GitHub (gehört seit 2018 zu Microsoft) und Bitbucket (gehört zu Atlassian) und differenziert sich durch seine umfassende, integrierte Lösung, die auf Open-Source-Prinzipien und einer riesigen Kundenbasis aufbaut.


Nach Einschätzung der führenden Industrieanalysten von Gartner werden in den kommenden Jahren die meisten Unternehmen eine solche Dev(Sec)Ops Plattform einführen, um ihren Softwareentwicklungsprozess umfassend steuern und absichern zu können. Die Größe des adressierbaren Marktes (TAM) wird auf $40 Mrd. geschätzt. Die Marktdurchdringung ist noch gering.


Insgesamt sind nach Unternehmensangaben über 30 Mio. Menschen auf der GitLab Plattform registriert. Unter ihnen sind ca. 1 Mio. zahlende Nutzer. Die Kundenbasis besteht i.W. aus 8.600 Unternehmenskunden, von denen zahlen ca. 1.000 jährlich über 100.000$ an Gitlab. Knapp 100 Großkunden zahlen sogar eine Subskriptionsgebühr von mehr als $1 Mio. p.a. , ein klarer Hinweis darauf, wie wichtig die GitLab Lösung gerade für Großunternehmen ist.


Eine Besonderheit des Unternehmens ist es, dass GitLab als "Remote Company" mit 2.000 Mitarbeitern aus 60 Ländern geführt wird, die in aller Regel virtuell zusammenarbeiten. Größere Standorte gibt es bei GitLab nicht. Geleitet wird das Unternehmen nach wie vor vom Co-Founder "Sid" Sijbrandij, der als CEO und Chairman 34% der Aktien hält und in der Branche nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Thought Leader geschätzt wird.


Wie viele andere Enterprise Software Provider auch verfolgt GitLab ein Land+Expand Business Modell. Typischerweise bringen Entwickler die quelloffene GitLab-Basis ins Unternehmen und von dort aus expandiert man in andere Teams und Abteilungen hinein.


Diese Land+Expand Strategie funktioniert bestens. Die Net Retention Rate lag zuletzt bei erstklassigen 130%. Was bedeutet, dass der Umsatzstrom aus der Bestandskundenbasis kräftig wächst, und zwar völlig unabhängig vom Neukundengeschäft.


Die GitLab Geschäftszahlen für das abgelaufene FY2024

Im bereits Ende Januar beendeten Geschäftsjahr 2024 steigerte GitLab seinen Umsatz um 37% gegenüber dem Vorjahr auf $580 Mio. Das war eine deutliche Abschwächung nach dem explosiven 68% Wachstum aus dem Vorjahr. Im Q4 FY24 betrug das Umsatzwachstum "nur" noch 33%.


Die noch nicht realisierten Umsätze RPO wuchsen jedoch deutlich stärker um 55% auf $674 Mio., was dafür spricht, dass große Kunden gewillt sind, sich längerfristig an GitLab zu binden. Immerhin $430 Mio. von diesen RPO (Remote Performance Obligations - hier einfach erklärt) werden in den nächsten 4 Quartalen als Umsatz realisiert, was 74% des Umsatzes aus dem FY24 ausmacht.


Dazu kommt selbstverständlich das gesamte Neukundengeschäft sowie die erheblichen Upsells in die Bestandskundenbasis hinein. Für mich sehen diese Zahlen ganz danach aus, als sollte die Verlangsamung des Wachstums damit in den kommenden Quartalen gestoppt werden können.


Was das Zahlenwerk von GitLab für mich so attraktiv macht, ist die mit 90% (GAAP) überragend hohe Bruttomarge. Enterprise Software-Unternehmen mit einem solchen Profil wandeln sich in aller Regel zu wahren Cash-Maschinen, sobald eine gewisse Größe erreicht ist und die Kostenquoten für Vertrieb+Marketing, Forschung+Entwicklung und die Verwaltung entsprechend deutlich rückläufig sind.


Kosten- und Margenentwicklung bei GitLab

Entwicklung von Bruttomarge und Operative Kosten bei GitLab


Der Cashflow-Breakeven wurde bei GitLab im FY24 ein Jahr vor der ursprünglichen Planung erreicht. Im Q4 betrug die Free Cashflow-Marge bereits 15%.


Gewinn- und Cashflow-Entwicklung bei GitLab

Entwicklung von operativem Gewinn und Cashflow bei GitLab


Die Bilanz von GitLab ist bärenstark und über alle Zweifel erhaben. Über $1 Mrd. Cash stehen keine nennenswerten langfristigen Verbindlichkeiten entgegen. Auch die immaterielle Vermögensgegenstände sind bisher zu vernachlässigen, da man sich auch nach dem IPO bisher noch keine teuren Akquisitionen geleistet hat.


Hohe SBC und Verwässerung trüben das Bild von GitLab

Ein Schwachpunkt im Zahlenwerk von GitLab sind die auch im Branchenvergleich hohen (nicht cash-relevanten) Kosten für aktienbasierte Vergütungen. Diese SBC (Share Based Compensation hier einfach erklärt) betrugen im vergangenen Geschäftsjahr 28% vom Umsatz, wodurch die GAAP-Ergebnisse noch deutlich negativ sind.


Viel wichtiger als die SBC ist die für mich aus den Aktienvergütungen resultierende Verwässerung der bestehenden Aktionäre. Die Anzahl ausstehender Aktien vergrößerte sich in den vergangenen 12 Monaten um mehr als 4%. Das ist mehr als bei anderen Software-Firmen wie Snowflake, Datadog oder CrowdStrike, die ja besonders oft für ihre hohen SBC kritisiert werden.


Verwässerung der GitLab Aktionäre

Verwässerung der GitLab Aktionäre


Ich gehe davon aus, dass diese Verwässerung in den kommenden Jahren deutlich zurückgeht. Das sollte spätestens 2025 der Fall sein, wenn die anlässlich des IPO 2021 ausgegebenen Aktienoptionsprogramme (i.d.R. nach 4 Jahren) auslaufen. Denn 4% p.a. Verwässerung sind deutlich zu viel für meinen Geschmack.


Die GitLab Guidance für das FY2025

Nicht ganz zu meiner positiven Einschätzung des weiteren Wachstums passt die initiale Guidance des GitLab Managements von Anfang März, die für das laufende FY25 "nur" ein Umsatzwachstum von gut 25% auf ca. $728 Mio. vorsieht.


Auch der Ausblick auf die marginale Verbesserung des operativen Gewinns im FY25 auf max. $10 Mio. (Non-GAAP) erscheint mir nicht plausibel angesichts des großen operativen Hebels im GitLab Geschäftsmodell.


Und die Aktienanzahl soll im Jahresverlauf um mehr als 6% auf 168 Mio. steigen. Es ist also 2024 noch kein Ende der Verwässerung in Sicht.


Die Investoren reagierten sehr enttäuscht von diesem ersten Ausblick auf das neue Geschäftsjahr. Die GitLab Aktie fiel danach im März 2024 um gut 25%.


Was ich davon halte? Ich denke diese erste Guidance des GitLab Managements ist sehr konservativ, um es positiv zu formulieren. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Jahresverlauf eine ganze Reihe von "Beat + Raise" Quartale erleben werden. Ich kann einfach nicht glauben, dass das Umsatzwachstum deutlich unter 30% fällt. Und auch die Profitabilität sollte viel schneller vorankommen, als derzeit prognostiziert. Da steckt m.E. viel "Sandbagging" in dieser Guidance.


Für das FY24 hatte das GitLab Management jedenfalls im Q1 auch zunächst ein Umsatzwachstum von 25% prognostiziert und landete schliesslich bei 37%. Der operative Verlust sollte gemäß der initialen Guidance ca. $60 Mio. betragen, am Geschäftsjahresende war das Ergebnis nahezu ausgeglichen.


Ob sich die Geschichte wiederholt? Warten wir's ab...


Die Bewertung der GitLab Aktie

Durch die enttäuschende Guidance und den folgenden Kurssturz hat sich für die GitLab Aktie aktuell erstmals seit längerer Zeit wieder ein einigermaßen fairer Einkaufspreis ergeben.


Das EV/Sales-Verhältnis beträgt auf Basis der erwarteten Umsätze für das laufende Geschäftsjahr ca. 11. Basierend auf dem noch mageren Cashflow ist das Unternehmen wohl erstmals in 1 oder 2 Jahren sinnvoll zu bewerten.


Ein Aktienkurs von rund 55$ ist nach wie vor ein Premium-Preis für GitLab. Doch solche Premium Growth-Unternehmen werden selten günstig gehandelt. Ich halte die Umsatz- und Gewinnschätzungen der Analysten für deutlich zu niedrig und erwarte positive Überraschungen.


Das ist der Grund warum ich in den vergangenen Tagen (für mein Privatdepot) nun eine Einstiegsposition erworben habe. Ich gehe davon aus, dass GitLab mittel- und langfristig in seine immer noch sportliche Bewertung hinein- und dann deutlich darüber hinauswächst. Auf deutschen Börsenplätzen ist GitLab auch fast drei Jahre nach dem IPO noch nicht handelbar, daher ist die Aktie leider (noch) keine Option für mein wikifolio.


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Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von GitLab. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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<![CDATA[Interview mit dem Börsenradio zum High-Tech Stock Picking wikifolio nach dem Q1 2024]]>https://www.high-tech-investing.de/post/waldhauser-boersenradio6333255e6da0d0acf0c57aebWed, 03 Apr 2024 16:51:48 GMTStefan Waldhauser

Börsenradio Stefan Waldhauser


Heute gibt's von mir mal wieder ein Interview mit dem Börsenradio. Mit Peter Heinrich spreche ich über die Entwicklung des High-Tech Stock Picking wikifolios im bisherigen Verlauf von 2024, über Warner Bros. Discovery, PayPal, Arista und generell über meine Strategie für den weiteren Verlauf des Jahres.


Zum ca. 15 minütigen Interview:


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<![CDATA[Warum die Lululemon Athletica Aktie eine meiner absoluten Favoriten ist]]>https://www.high-tech-investing.de/post/lululemon-aktienanalyse660a87559dba09cfa43c93f4Mon, 01 Apr 2024 15:12:55 GMTDaan Rijnberk

Lululemon Aktienanalyse


Ich freue mich, Euch nach längerer Zeit mal wieder einen Gastbeitrag auf diesem Blog präsentieren zu dürfen. Ursprünglich wollte ich selbst (Stefan Waldhauser) nach dem jüngsten Kurssturz auf den Lululemon Investment Case aufmerksam machen. Denn ich bin selbst ein großer Fan der Lululemon Produkte und dieser Wachstumsstory. Aber dann bin ich bei meinen Recherchen auf den empfehlenswerten Substack Rijnberk InvestInsights von Daan Rijnberk gestossen. Seine Lululemon Analyse kann ich zu nahezu 100% unterschreiben, daher lasse ich hier heute gerne mal Daan zu Wort kommen.

Lululemon Athletica ist zumindest außerhalb von Nordamerika sicherlich (noch) nicht die bekannteste Marke, aber sie ist einer der aufstrebenden Namen im Bereich Bekleidung/Sportbekleidung. Und es ist eine der Brands, die mich am meisten begeistern, sowohl als Kunde als auch als Investor in der Lululemon Aktie ($LULU).


Für mich ist Lululemon eines der spannendsten Growth-Unternehmen auf dem Kurszettel. Lululemon verfügt über ein massives Wachstumspotenzial, erreicht durch branchenführende Margen eine außergewöhnliche Rentabilität und verfügt über ein hervorragendes Managementteam und eine plausible Wachstumsstrategie.


Meiner Meinung nach bietet der Ausverkauf nach den jüngsten Quartalsergebnissen den Anlegern eine großartige Gelegenheit, eine bestehende Position aufzustocken oder eine neue zu eröffnen.


Lululemon Aktienkursentwicklung

Lululemon Aktienkursentwicklung (aktien.guide)


Was macht Lululemon?

Für diejenigen, die das Unternehmen nicht kennen: Lululemon Athletica Inc. ist ein kanadischer Einzelhändler für Sportbekleidung mit weltweiter Präsenz, der für seine hochwertige, vom Yoga inspirierte Kleidung und Accessoires bekannt ist. Das Unternehmen wurde 1998 von Chip Wilson in Vancouver, British Columbia, gegründet und erlangte schnell Bekanntheit, indem es Leistung, Stil und Innovation in seinem Produktangebot vereinte.


Die Produktpalette umfasst Yogahosen, Sport-BHs, Laufbekleidung, Oberbekleidung, andere sportspezifische Kleidung und Alltagskleidung, die alle sorgfältig entworfen wurden, um sowohl Funktionalität als auch Ästhetik zu bieten. Das ist der Punkt, an dem sich Lululemon von der Konkurrenz abhebt - hochwertige Produkte und allerhöchste Qualität.


Kein Konkurrent, auch nicht Nike oder Adidas, kann es mit der Produktqualität und Materialinnovation von Lululemon aufnehmen. Lululemon bringt mit seinen Materialien und Fasern immer wieder Innovationen hervor und erstklassige Qualitätsprodukte mit optimaler Funktionalität und Ästhetik auf den Markt. Ich persönlich schwöre auf die Shorts von Lululemon... Nike kann da nicht mithalten.


Folgerichtig zielt Lululemon auf einkommensstärkere Verbraucher ab, und die Produkte sind recht teuer. Die Shorts von Lululemon sind im Allgemeinen 50-100 % teurer als die von Nike. Dies hat Lululemon jedoch bei wenig preissensitiven Personen, die gerne mehr für qualitativ hochwertige Produkte ausgeben, sehr beliebt gemacht.

Darüber hinaus gewinnt die Marke dank ihres vom Yoga inspirierten Markenprofils und ihres Images als Einstiegsmarke in das Luxus-Segment auch bei der jüngeren Generation an Beliebtheit.


Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 war die Marke die zweitbeliebteste in der Generation Z und lag damit nur hinter Nike, kletterte aber schnell auf der Leiter nach oben. Damit ist sie für Wachstum und Zukunft gut aufgestellt. Ihr ausgeprägtes Markenprofil und ihre wachsende Beliebtheit sind der Grund dafür, dass Lululemon in den letzten zehn Jahren ein schnelles Umsatzwachstum von durchschnittlich fast 20 % p.a. verzeichnen konnte.


Lululemon Umsatzentwicklung


Lululemon Umsatzentwicklung (Statista)


Die klare Produkt-Differenzierung von den bekannteren Wettbewerbern bedeutet, dass das Unternehmen für weiteres Wachstum außerordentlich gut positioniert ist. Der Bekanntheitsgrad der Marke ist immer noch recht gering, insbesondere außerhalb Nordamerikas. Zum Vergleich: 53 % der physischen Läden des Unternehmens befinden sich in den USA und 64 % in Nordamerika, gefolgt von China mit rund 20 %.


Darüber hinaus hat sich das Unternehmen die meiste Zeit seiner Geschichte auf Damenbekleidung konzentriert und hat im Männersegment, in das es derzeit stark investiert, noch viele Marktanteile zu gewinnen, was ihm ein weiteres Wachstumsfeld eröffnet.


All dies ist Teil der Power of Three 2x Wachstumsstrategie des Unternehmens. Das ist ein 5-Jahres-Wachstumsplan, der Anfang 2022 bekanntgegeben wurde und darauf abzielt, den Umsatz 2021 bis 2026 auf über 12,5 Milliarden US-Dollar zu verdoppeln.


Die Growth-Strategie konzentriert sich auf die Produktinnovation, d.h. die Einführung neuer Produkte und den Ausbau des Herrensegments (Ziel: Verdoppelung des Umsatzes bei den Herren), die internationale Expansion (Vervierfachung des internationalen Umsatzes), und die Verdoppelung des Online-Umsatzes durch Verbesserung der User Experience auf den digitalen Kanälen. Bislang ist das Unternehmen auf dem besten Weg, seine eigenen Ziele zu übertreffen.


Lululemon nutzt im Gegensatz zu den traditionellen Sportartikelherstellern keine Großhandelskanäle, sondern betreibt eine D2C-Strategie (Direct-To-Consumer) und kontrolliert damit alle Verkäufe selbst. Was die Einzelhandelsstrategie betrifft, so betreibt Lululemon eine Mischung aus stationären Geschäften und E-Commerce-Kanälen, die es den Kunden ermöglichen, ihre Produkte bequem online und offline zu kaufen.


Das Unternehmen hat seine physische Präsenz weltweit stetig ausgeweitet, mit Geschäften in wichtigen Metropolen und an stark frequentierten Standorten. Ende 2023 betrieb das Unternehmen weltweit 711 Läden, vor allem in den USA.


Lululemon Quartalsergebnisse für Q4 2024

Lululemon gab am 21. März die Ergebnisse für das Q4 FY24 bekannt. Die Q4-Ergebnisse lagen über den aktualisierten Prognosen des Managements vom Januar und übertrafen den Konsens der Wall Street, da Lululemon weiterhin Marktanteile hinzugewinnt.


Der Umsatz stieg im 4. Quartal um 16 % auf 3,4 Mrd. USD und lag damit weit über dem Wachstum von Nike oder Adidas. Allerdings hat sich auch das Wachstum von Lululemon in den vergangenen beiden Jahren fast jedes Quartal verlangsamt, was jedoch angesichts der mittlerweile erreichten Größe des Unternehmens nicht überrascht.


Umsatzentwicklung von Lululemon, Nike und Adidas

Umsatzentwicklung von Lululemon, Nike und Adidas


Lululemon ist in den vergangenen Jahren schnell gewachsen. Damit wird es immer schwieriger, weiterhin wie in den vergangenen Jahren Wachstumsraten im Bereich von 20-30 % zu melden, insbesondere in einem Umfeld hoher Zinsen, erhöhter Inflation und gedrückter Verbraucherausgaben. Diese Wachstumsverlangsamung war unvermeidlich und sollte sich normalisieren, sobald sich die wirtschaftliche Stimmung im Laufe des Jahres 2024 bzw. 2025 verbessert.


Das Wachstum im 4. Quartal wurde vor allem von Regionen außerhalb Nordamerikas getragen, wobei China um 78 % und der Rest der Welt, einschließlich Europa, um 36 % gegenüber dem Vorjahr wuchs. In den USA blieb das Wachstum mit 9 % konstant und lag damit weit über den von Nike gemeldeten Prozentsätzen, was in einem schwierigen Umfeld immer noch recht solide ist.


Aufgeschlüsselt nach Vertriebskanälen wuchs der Umsatz in den Geschäften um 15% im Vergleich zum Vorjahr, angetrieben durch ein vergleichbares Umsatzwachstum von 6%. Dieses Wachstum wurde durch ein Ladenwachstum von 8,5 % und einen Flächenzuwachs von 15 % unterstützt, da LULU seine globale Präsenz weiterhin stark ausbaut. In der Zwischenzeit übertrafen die digitalen Verkäufe immer noch die Verkäufe in den Geschäften, wuchsen um 17% im Vergleich zum Vorjahr und machen nun 52% des Umsatzes aus. LULU hat von Anfang an auf seine Online-Kanäle gesetzt, und das hat sich bewährt.


Wenn man die Umsätze weiter aufschlüsselt, bleibt das Wachstum bei Männern und Frauen mit 15 % bzw. 13 % solide zweistellig. Ich bin immer wieder beeindruckt von dem Wachstum, das LULU für sein Frauensegment meldet, das bereits den Großteil des Umsatzes ausmacht. Dennoch wächst dieses Segment fast genauso schnell wie das Männersegment, was für die Attraktivität der Marke spricht.


Insgesamt erzielte das Unternehmen im vierten Quartal ein solides und branchenführendes Wachstum, das zu einem Umsatzwachstum von 19 % im Gesamtjahr 2023 auf 9,6 Mrd. USD führte, womit es im Hinblick auf seine Wachstumsstrategie dem Zeitplan voraus ist.


Unter dem Strich hat das Unternehmen ebenso beeindruckende Finanzzahlen vorgelegt. Der Bruttogewinn belief sich im vierten Quartal auf 1,9 Mrd. USD, was einer Bruttomarge von 59,4 % entspricht, die im Vergleich zum Vorjahr um 200 Basispunkte gestiegen ist, was eine hervorragende Leistung darstellt. Dies ist eine rekordverdächtige Bruttomarge für LULU und liegt weit über den Erwartungen des Managements.


Bruttomargen von Lululemon, Nike und Adidas im Vergleich

Bruttomargen von Lululemon, Nike und Adidas im Vergleich


LULU hat seine Bruttomarge in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert, da sein operativer Leverage wächst. Dies hat die Margen auf ein branchenführendes Niveau gebracht, weit vor den Branchenführern Nike und Adidas, die eine Bruttomarge von deutlich unter 50% ausweisen. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sich LULU auf höherwertige Bekleidung und Verbraucher konzentriert, sowie auf seine ausgezeichnete Kostenstruktur.


Die Verbesserung der Bruttomarge spiegelte sich zuletzt jedoch unterm Strich nicht vollständig in der Entwicklung der Profitabilität wider. Dies war in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Vertriebs- und Verwaltungskosten imQ4 FY 24 mit rund 990 Mio. USD um 23 % gegenüber dem Vorjahr stiegen und 30,9 % des Umsatzes ausmachten, was einem Anstieg von 190 Basispunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. Doch trotz der Kostenzuwächse stieg auf Gesamtjahresbasis die operative Marge um 110 Basispunkte, und der operative Gewinn wuchs um 27 % im Vergleich zum Vorjahr.


Der Cashflow wuchs im Jahr 2023 stark auf $1,6 Mrd. an, was es dem Unternehmen auch ermöglichte, seine Bilanz deutlich zu stärken. Das Barguthaben wuchs um mehr als 1 Mrd. USD auf 2,24 Mrd. USD, obwohl das Unternehmen im Jahr 2023 mit dem Rückkauf von Aktien im Wert von 550 Mio. $ begonnen hat. Damit verbleiben noch 1,2 Mrd. $ im Rahmen des aktuellen Aktienrückkaufprogramms.


Insgesamt zeigt das Ergebnis, dass das Unternehmen weiterhin gute Leistungen erbringt, auch wenn sich das Wachstum etwas verlangsamt und es mit einem schwierigeren Konsumumfeld konfrontiert ist. Nach einer soliden Leistung in den ersten beiden Jahren ist das Unternehmen weiterhin auf dem besten Weg, seine Anfang 2022 gesetzten 5-Jahres-Wachstumsziele zu übertreffen.


Ausblick auf das weitere Wachtsumspotential

Der Einschätzung des Managements zufolge befindet sich Lululemon noch in den Anfängen seiner Wachstumsgeschichte, und ich sehe das genauso. Man bedenke nur, dass die Markenbekanntheit in den USA immer noch bei nur knapp über 30 % liegt, während sie international in den meisten Regionen noch immer unter 10 % liegt.


Mit Blick auf seine Wachstumsstrategie Power of Three x2 hat das Unternehmen in Sachen Produktinnovation große Fortschritte gemacht. Im Februar 2024 hat es seine ersten Schuhe für Männer auf den Markt gebracht, was ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist und zeigt, dass es immer noch sehr innovativ ist und in neue Märkte eindringt.


Das Unternehmen ist in der Schuhbranche nur wenig präsent, hat aber ein riesiges Potenzial. Es geht die Branche auf die gleiche Weise an wie die Bekleidungsbranche, indem es sich auf hohe Qualität und Produktinnovation konzentriert. Da es sich mit dieser Strategie als erfolgreich erwiesen hat, bin ich optimistisch, was seine Chancen angeht, insbesondere in Sportkategorien, in denen es jetzt schon stark vertreten ist, wie Golf und Tennis. Daher erwarte ich, dass Schuhe im Laufe der Zeit ein großer Wachstumsmotor für Lululemon sein werden.


Gleichzeitig gab das Management an, dass es im Jahr 2024 die meisten Innovationen in einem einzigen Jahr im Männersegment einführen will. Neben der Einführung eines speziellen Herrenschuhs wird das Management auch neue Stoffe und eine aktualisierte Reihe von Pace Breaker Shorts auf den Markt bringen, die sich als sehr beliebt erwiesen haben. Die Produktinnovation von LULU ist nach wie vor einer der wichtigsten Wettbewerbsvorteile des Unternehmens, und ich bin optimistisch, was die Einführung neuer Produkte angeht.


Und dann ist da noch die Marktexpansion, bei der das Unternehmen ebenfalls gute Ergebnisse erzielt hat. Wie bereits angedeutet, hat das Unternehmen die Zahl seiner Filialen weltweit, insbesondere auf internationaler Ebene, weiter deutlich erhöht. Für 2024 rechnet das Unternehmen mit einem Zuwachs von weiteren 35-40 Filialen, davon mindestens 30 außerhalb Nordamerikas. Zum Vergleich: Der internationale Anteil am Umsatz beträgt immer noch nur 21 %, und dank dieser Expansion dürfte das internationale Wachstum auch 2024 stark bleiben, selbst angesichts der Konsumschwäche. Im Laufe der Zeit möchte das Management den internationalen Anteil auf über die Hälfte des Umsatzes steigern.


Noch interessanter sind jedoch die Bemühungen des Unternehmens, seine Markenbekanntheit zu steigern, wo es ein erfolgreiches Jahr hinter sich hat. Wie bereits erwähnt und von der Unternehmensleitung während der Bilanzpressekonferenz bekräftigt, ist die Markenbekanntheit von LULU weltweit immer noch sehr gering, so dass das Unternehmen durch Brand-Marketing ein großes Wachstumspotenzial hat.

Ein großer Schritt an dieser Front ist der Vertrag des Unternehmens mit dem Kanadischen Olympischen Komitee und dem Kanadischen Paralympischen Komitee, was bedeutet, dass LULU der Trikotsponsor der kanadischen Teams während der kommenden Olympischen Sommerspiele sein wird, was der Marke eine Menge Aufmerksamkeit verschaffen wird.


Durch diese Art von Marketinganstrengungen konnte das Management bereits 2023 die Markenbekanntheit in wichtigen Märkten steigern, darunter die USA, wo sie von 25 % auf 31 % stieg, und China, wo sie von 9 % auf 13 % zunahm. Dies ist immer noch extrem niedrig und lässt viel Wachstumspotenzial durch die Einführung der Marke bei neuen Verbrauchern, die die Marke neu kennenlernen.


In Bezug auf die Online-Kundenerfahrung berichtete das Management über ein solides Wachstum bei seinen Premium-Mitgliedschaften, die nach einem Jahr auf 17 Millionen angestiegen sind, was ziemlich beeindruckend ist. Im Rahmen seines Mitgliedschaftsprogramms bietet LULU seinen Kunden exklusive Vorteile wie den frühzeitigen Zugang zu Verkäufen oder neuen Produkten. Das Management möchte mit diesem Programm die Markenbindung, die Kaufhäufigkeit und die Gesamtausgaben erhöhen, was wichtige Wachstumsfaktoren sind.


Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025 für Lululemon

Grundsätzlich steuert das Management das Unternehmen weiterhin in die richtige Richtung, was für die langfristigen Wachstumsaussichten viel Gutes verheißt. Kurzfristig könnten die Aussichten für die Lululemon Aktie jedoch nicht so positiv sein.


An dieser Stelle wird die Investment Story ein wenig weniger optimistisch. Denn während das Unternehmen im vergangenen Jahr nochmals recht stark gewachsen ist, hat das Management eingeräumt, dass es zu Beginn von 2024 die Verschiebung im Konsumverhalten der US-Konsumenten zu spüren bekommen hat und das Jahr recht langsam begonnen hat.


Infolgedessen rechnet die Geschäftsleitung für das bis Ende April laufende Q1 nun mit einem Umsatz zwischen 2,18 und 2,2 Milliarden US-Dollar, was einem Wachstum von nur noch 9-10 % entspricht. Das ist doch eine deutliche Verlangsamung gegenüber dem im letzten Quartal gemeldeten Wachstum von 16 %, was die schwierige Marktdynamik in den USA widerspiegelt.


Darüber hinaus rechnet das Management mit einer gleichbleibenden Bruttomarge von rund 57,5% und einem Anstieg der Kostenquoten für Vertrieb+Marketing in Prozent des Umsatzes um 130-140 Basispunkte im Vergleich zum Vorjahr. Infolge dessen wird die operative Marge voraussichtlich um 130-140 Basispunkte gegenüber dem Vorjahr sinken. Dies wird sich jedoch wahrscheinlich im 2. bis 4. Quartal normalisieren, da das Wachstum der Marketing-Kosten im Jahresverlauf zurückgeht.


Für das bereits im Januar zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2025 rechnet das Management nun mit einem Umsatzwachstum von 11 bis 12 % auf etwa 10,75 Mrd. USD, was eine deutliche Verlangsamung des Umsatzwachstums gegenüber dem Vorjahr bedeutet und ein sich verschlechterndes operatives Umfeld in den USA widerspiegelt, das sich jedoch im zweiten Halbjahr verbessern soll.


Es wird erwartet, dass die Bruttomarge über das Jahr hinweg unverändert bleibt und die Vertriebs- und Verwaltungskosten im Verhältnis zum Umsatz für das Gesamtjahr letztlich nur geringfügig steigen werden. Der Gewinn pro Aktie wird über 14 USD erwartet, was einem Wachstum von gut 15% entspricht.


Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das Management von LULU in der Vergangenheit eher konservativ agiert hat, um das Unternehmen für "Beat+Raise Quartale" im Jahresverlauf zu positionieren. So hat das Unternehmen seit Q1 2020 in jedem einzelnen Quartal die Schätzungen für den Umsatz und das Ergebnis übertroffen.


Ich glaube nicht, dass dies in diesem Jahr anders sein wird. Daher rechne ich für das Geschäftsjahr 2024 eher mit einem Umsatzwachstum von 13%.


Die Bewertung der Lululemon Aktie

Auf der Grundlage dieser Schätzungen werden die Aktien nun zum 27-fachen des diesjährigen Gewinns gehandelt, was im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld keineswegs günstig ist. Zum Vergleich: Nike wird mit dem 23- bis 24-fachen des Gewinns gehandelt. Lululemon befindet sich jedoch in einer einzigartigen Position, in der es in der Lage ist, weiterhin stark zu wachsen, während größere und reifere Konkurrenten wie Nike oder Adidas sehr zu kämpfen haben, um ihre Position zu halten.


Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über eine enorme Wachstumsperspektive und ist bei weitem am besten in der Branche positioniert. Es ist einfach ein hervorragendes Unternehmen mit einem exzellenten Management und gesunden, branchenführenden Finanzkennzahlen.


Daher bin ich gerne bereit, einen Aufschlag für dieses Unternehmen zu zahlen. Es hat ein unglaubliches Potenzial, ein hervorragendes Langfrist-Investment zu werden, und ich glaube, dass Anleger den jüngsten Kursrückschlag als Chance sehen können, um dieses Unternehmen in ihr Portfolio aufzunehmen oder eine bestehende Position aufzustocken.


Lululemon Analysteneinschätzungen

Lululemon Analysteneinschätzungen (aktien.guide)


Mit Blick auf das langfristige Wachstumspotenzial des Unternehmens halte ich einen 30-fachen Gewinnmultiplikator für fair. Auf der Grundlage dieses Multiplikators errechnet sich für das nächste Geschäftsjahr 2026 ein Kursziel von 488 USD, was in etwa dem Kursziel der Wall Street von 484 USD und einem Kurspotential von ca. 25% entspricht.


Daher stufen ich die Lululemon Aktie mit "Kaufen" ein und habe meine eigene Position aufgestockt. Dieses Premium Unternehmen wird nur selten mit einem Abschlag gehandelt. Es könnte jedoch durchaus sein, dass es in den kommenden Wochen zu weiteren Abwärtsbewegungen kommt, da die Stimmung gegenüber der Sportartikel-Branche recht negativ ist.


Falls Dir diese Analyse gefallen hat, so kannst Du gerne mal auf dem Substack Rijnberk InvestInsights vorbeischauen. Dort finden sich zahlreiche weitere Analysen zu spannenden Wachstumsaktien wie u.a. monday.com


Disclaimer: Der Autor Daan Rijnberk und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Anteile von Lululemon. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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<![CDATA[Zu Gast im "CashCocktail" Podcast]]>https://www.high-tech-investing.de/post/cashcocktail-podcast-stefan-waldhauser6559f165ac6216bee6224200Sun, 24 Mar 2024 11:54:58 GMTStefan Waldhauser


In der vergangenen Woche war ich zu Gast im "CashCocktail" Podcast von Lukas Ewen und Oliver Stöhring.


Wir sprechen u.a. über meinen bewegten beruflichen Werdegang: Vom Verkaufs meiner ersten Software-Company ins Silicon Valley bis hin zur Erfüllung eines Jugend-Traumes mit dem aktien.guide, der nur drei Jahre nach dem Start 500.000 monatliche Nutzer zählt.


Daneben geht es um meine wichtigsten Learnings aus 35 Jahren Börse und ich versuche zu erklären, wie ich meine Investments finde.


Zudem besprechen wir ausführlich einige aktuelle Investment Cases aus dem High-Tech Stock Picking wikifolio wie LendingClub, Vimeo, IAC und PayPal.


Den gut 60 minütigen "CashCocktail" Podcast (Folge vom 23.03.2024) mit mir findest Du auf den Plattformen von Apple und Spotify.


Vielen Dank für Dein Interesse. Wenn Du regelmäßig von mir hören bzw. lesen möchtest, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen High-Growth-Investing Newsletter bestellen.

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<![CDATA[IAC Aktie: Schnäppchen oder Value Trap? ]]>https://www.high-tech-investing.de/post/warum-die-tief-gefallene-iac-aktie-f%C3%BCr-mich-ein-high-conviction-buy-ist636cafb89013ebe5e6d22c6eFri, 22 Mar 2024 15:35:56 GMTStefan Waldhauser

IAC Aktie


Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 18.05.2023 veröffentlichten Beitrags. Er wurde erweitert und aktualisiert mit den vorliegenden Informationen bis zum 20.03.2024.


Die Internetholding IAC ist seit geraumer Zeit eine der übergewichteten Aktien in meinem investierbaren Musterportfolio. Leider hatten IAC-Aktionäre in den vergangenen Jahren wenig Freude an ihrem Investment: Die Aktie hat sich von dem Tech-Crash im Jahre 2022 noch nicht nachhaltig erholt und notiert immer noch ca. 70% unter den ehemaligen Höchstständen aus 2021.


Auch meine IAC Position liegt über 30% im Minus und ist damit eines der wenigen "Sorgenkinder" in meinem Portfolio, die ich besonders intensiv beobachte.


Hier daher ein weiteres Update zur IAC Aktie. Diese notiert derzeit bei ca. 53$, das bedeutet eine Marktkapitalisierung von knapp $4,6Mrd. bzw. einen Enterprise Value von $6,3 Mrd.


IAC Aktienkursentwicklung


https://aktien.guide/aktien/IAC-US44891N2080


Bei einer Holdinggesellschaft wie IAC bietet es sich generell an, den fairen Wert mittels einer Sum-Of-The-Parts Analyse abzuschätzen.


Glücklicherweise ist das im Falle IAC recht einfach möglich, denn im Portfolio der IAC gibt es zwei wesentliche börsennotierte Beteiligungen, deren aktueller Preis täglich aufs neue vom Finanzmarkt bestimmt wird: Die IAC hält mittlerweile 19,8% am Casino- und Unterhaltungskonzern MGM Resorts und 83,9% an der Handwerkerplattform ANGI Homeservices.


MGM

IAC hat in der Corona Krise zwischen 2020 und 2022 ca. $1,3 Mrd. in MGM investiert und ist damit dort seitdem mit 64,7 Mio. Aktien der größte Aktionär. Bei einem MGM Kurs von 45$ ist der Anteil der IAC inzwischen ca. $2,9 Mrd. wert.


Mehr als die Hälfte der aktuellen IAC Marktkapitalisierung ist also alleine durch MGM Aktien abgedeckt. Bemerkenswert ist, dass der Anteil der IAC an MGM derzeit stetig anwächst, weil MGM im großen Stil Aktien zurückkauft. Durch den Aktienrückkauf bei MGM ist der Anteil der IAC alleine in den letzten 12 Monaten von 16,5% auf 19,8% angestiegen. In den vergangenen 3 Jahren sank die Anzahl ausstehender Aktien bei MGM um weit über 30%.


Nicht verschweigen sollte man aber auch, dass die Bilanzqualität von MGM in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. Das ausgewiesene Fremdkapital hat sich in den letzten 4 Jahren verdoppelt, die Eigenkapitalquote wurde dadurch auf knapp 10% reduziert, der Verschuldungsgrad drastisch erhöht.


Nun sind derartige Hebel in der Hotel- und Glücksspielindustrie nichts Ungewöhnliches und MGM kann sich aufgrund milliardenschweren Cashflows diese Finanzierungsstruktur in normalen Zeiten sicherlich leisten. Aber die Corona-Krise hat gezeigt, dass bei unvorhergesehenen disruptiven Ereignissen eine dünne Eigenkapitaldecke auch mal zum ernsten Problem werden kann.


Ich bin sehr gespannt, welche Ziele die IAC mit der MGM-Beteiligung mittel- und langfristig verfolgt. Denn eigentlich passt eine solche Minderheitsbeteiligung nicht zur seit 30 Jahren bewährten Strategie der IAC. Die sieht eigentlich vor, Mehrheitsbeteiligungen an angeschlagenen Online-Companies zu erwerben, diese weiterzuentwickeln und dann wieder zu verkaufen oder idealerweise via Spin-Off an die Aktionäre zu übergeben.


Das IAC Management hat sich zu seinen Plänen mit MGM bisher sehr bedeckt gehalten und verweist immer wieder auf das große Potential, das man insbesondere für das Online-Business BetMGM sieht.


ANGI Homeservices

Bei der Handwerker-Plattform ANGI gab es neben vielen anderen Herausforderungen in den vergangenen Jahren ein hausgemachtes Führungsproblem. Der IAC CEO Joey Levin hat dort seit 2022 nun selbst das Ruder und die Sanierung des seit Jahren unprofitablen Unternehmens übernommen.


Seine Vorgänger hatten das ANGI Geschäft zu sehr auf Umsatzwachstum ausgerichtet und dabei kein nachhaltig profitables Geschäftsmodell geschaffen. Das wird gerade korrigiert. ANGI muss sich gesund schrumpfen, indem nicht profitable Geschäftseinheiten aufgegeben bzw. verkauft werden.


Der ANGI Umsatz sank in 2023 um 28% auf nur noch knapp $1,4 Mrd. Der Cashflow war bereits positiv. Für 2024 wird nach der Sanierung ein deutlich verbessertes Ergebnis von $120-150 Mio. EBITDA (adjusted) erwartet.


Die Börse hat die Sanierungsbemühungen bei ANGI bisher nicht nachhaltig belohnt, das Unternehmen wird gerade mal zum einfachen des Umsatzes gehandelt. Die 424,6 Mio. ANGI Aktien der IAC werden bei einem ANGI Aktienkurses von ca. 2,70$ damit aktuell mit ca. $1,1 Mrd. bewertet.


Angesichts der fehlenden Profitabilität wird von den Investoren völlig ignoriert, dass ANGI in den vergangenen Jahren in USA eine marktführende Stellung erobert hat: Jeder siebte US-Haushalt nutzt die ANGI Plattform pro Jahr, um einen der dort aktiven ca. 200.000 Handwerker zu suchen oder zu beauftragen. Ich bin sehr gespannt wie sich das Unternehmen mittelfristig weiterentwickelt.


Die Bewertung der IAC Aktie

Die Marktkapitalisierung der IAC Holding beträgt bei einem Kurs von 53$ und 85,9 Mio. ausstehenden Aktien derzeit ca. $4,6 Mrd.


Wenn man die börsennotierten Beteiligungen MGM und ANGI aus der Marktkapitalisierung der IAC herausrechnet und außerdem die $800 Mio. Cash-Position berücksichtigt (auf Holding-Ebene, die Cash- und Schuldenpositionen der konsolidierten Töchter sind hier herausgenommen), dann ergibt sich für den Rest des IAC Portfolios ein negativer Wert von ca. $200 Mio.


Bewertung IAC Holding


Auch wenn ein gewisser Holdingabschlag durchaus üblich ist: diese nun schon länger anhaltende Unterbewertung ist einigermaßen erstaunlich. Denn das bedeutet, die gesamten nicht börsennotierten Assets aus dem IAC Portfolio gibt es derzeit beim Kauf der IAC Aktie als Beigabe kostenlos dazu.


Was man als IAC Aktionär zusätzlich obendrauf bekommt?


Hier ein kurzer Überblick:


Dotdash Meredith

Die Übernahme des traditionsreichen Verlagshauses Meredith durch den Online-Publisher Dotdash aus dem Portfolio der IAC ist nun schon fast 3 Jahre her. Natürlich war dieser Milliarden-Deal der IAC zumindest vom Timing her sehr unglücklich. Das Meredith Geschäft mit $2 Mrd. Umsatz wurde damals für $2,7 Mrd. (das 7,5 fache des EBITDA) in bar übernommen.


Damals sah das für die meisten Beobachter (einschliesslich mich) wie ein Schnäppchen aus. Heute muss man feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, einen vom Umsatz her 10mal größeren Tanker aus der Old Economy in ein modernes Schnellboot zu integrieren. ;-)


Aber im Ernst: Zunächst hatte man sich bei Dotdash einen zu ambitionierten Zeitplan für die Integration vorgenommen. Es dauerte viel länger als geplant, die veralteten Online-Auftritte der großen Meredith Sites auf die Dotdash Plattform zu migrieren und einer vernünftigen Vermarktung zuzuführen.


Dann kam 2023 die Schwäche des Online-Werbemarktes hinzu, die besonders unabhängige Online-Publisher wie Dotdash Meredith traf.


All dieser Gegenwind führte dazu, dass IAC den ursprünglichen Business Plan für Dotdash Meredith, der $450 Mio. EBITDA für 2023 vorsah, einkassieren musste. Letztlich wurde nur $223 Mio. erreicht.


Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Im Q4 2023 wurde von einer annähernd 70% Steigerung des EBITDA (nach Restrukturierungsaufwendungen) auf über $120 Mio. berichtet.


Wie deutlich die Steigerung in 2024 ausfällt, das dürfte vor allem von der weiteren Entwicklung am Werbemarkt abhängen. Für das Gesamtjahr 2024 gehe ich mal von einem EBITDA von ca. $350 Mio. aus. Damit würde ich den Wert heute mindestens bei dem 6-fachen EBITDA, d.h. gut $2 Mrd. ansetzen.


Turo

IAC besitzt 39,2 Mio Aktien am weltgrößte Car-Sharing-Marktplatz Turo. Die Gesellschaft ist dadurch mit 39% Beteiligung der mit Abstand größte Aktionär. IAC besitzt eine Option auf weitere 10% der Anteile (zu einer Bewertung von $2,0 Mrd.).


Der weltgrößte Car-Sharing-Marktplatz wird laut Unternehmensangaben von 3,5 Mio. Menschen aktiv genutzt. 360.000 Fahrzeuge stehen auf der "Airbnb für Autos" Plattform zur Verfügung.


Der Turo Umsatz ist seit dem Einstieg der IAC von $142 Mio. in 2019 bis auf $880 Mio. in 2023 angestiegen. Nach einigen Jahren des stürmischen Wachstums betrug der Umsatzzuwachs 2023 allerdings nur noch 18%.


Daher besonders wichtig: Turo hat den Break-Even bereits seit einigen Jahren erreicht. Allerdings war die Profitabilität in 2023 rückläufig, besonders die von 54% auf 51% rückläufige Bruttomarge dürfte Investoren nicht gefallen.


Turo konnte den ursprünglich für 2023 geplanten IPO bisher nicht durchziehen. Das liegt allerdings weniger an den suboptimalen Geschäftszahlen, sondern vielmehr daran, dass die Aufnahmefähigkeit des Marktes für IPOs immer noch sehr schwach ist. Hier kannst Du bei Interesse den (noch unvollständigen) Turo Emissionsprospekt studieren.


Ich gehe auch aufgrund von einigen Aktienrückkäufen davon aus, dass Turo derzeit ca. 20$ pro Aktie bzw. gut $2 Mrd. wert ist. Die IAC Beteiligung an Turo taxiere ich damit auf ca. $800 Mio.


Care

Die Pflege-Plattform Care generierte 2023 ca. $375 Mio. Umsatz, wächst nur noch schwach (3% gegenüber Vorjahr) und ist profitabel. Was auch immer das genau bedeutet, genaue Zahlen sind meines Wissens nicht veröffentlicht.


Die IAC hatte bei der Übernahme Anfang 2020 für Care $500 Mio. bezahlt und den Umsatz seither um mehr als 70% gesteigert. Ich würde mal konservativ aufgrund der gefallenen Bewertungen für solche Internetwerte einen Wert von $400 Mio. ansetzen, also in etwa das Einfache des Umsatzes.


Vivian Health

Die IAC besitzt 75% an Vivian Health, das ist eine auf den US Gesundheitsmarkt spezialisierte Online-Personalvermittlung für Pflegeberufe mit über 1 Mio. registrierten Benutzern. Das Unternehmen wurde in einer $60 Mio. schweren Finanzierungsrunde im April 2022 zu $400 Mio. bewertet. Im Laufe von 2023 ist das stürmische Wachstum von 51% im Q1 bis auf 25% im Q4 (jeweils gegenüber Vorjahr) abgeflacht.


Die Bewertungen solcher Companies sind in den vergangenen 2 Jahren deutlich zurückgekommen. Ich würde den Wert der 75% Beteiligung aktuell mit $100 Mio. ansetzen.


Sonstiges

Im Januar 2024 wurde bekannt, dass IAC die Mosaic Group für $160 Mio. an die italienische Bending Spoons verkauft, zu der auch schon Evernote gehört. Hinter der Mosaic Group verbirgt sich ein schrumpfendes aber profitables Geschäft mit einer ganzen Reihe von mobilen Apps wie PDFHero oder Robokiller, die allesamt ihre besten Tage hinter sich haben.


Dazu befinden sich im IAC Portfolio einige weitere Assets wie das profitable aber ebenfalls schrumpfende Search Business. Das erwirtschaftete 2023 immerhin $629 Mio. Umsatz und nach einem Gewinneinbruch noch $44 Mio. operativen Gewinn. Dazu kommt ein in der Höhe nach unbekannter Anteil am Personaldienstleister EmployBridge (aus dem Verkauf von Bluecrew).


Ich setze mal nach den Erfahrungen beim Verkauf der Mosaic Group konservativ einen Wert von insgesamt $200 Mio. an.


Damit ergibt sich in Summe eine Schätzung von $3,5 Mrd. für den fairen Wert der nicht börsennotierten Assets der IAC:


Nicht börsennotierte Assets der IAC


Das würde angesichts von ca. 86 Mio. ausstehenden IAC Aktien eine Unterbewertung von 41$ oder anders gesagt einen fairen Wert von 94$ für die IAC Aktie bedeuten.


Aktienrückkäufe anstatt Verwässerung

Das IAC Management bemüht sich durchaus, die Investorengemeinde auf die offensichtliche Unterbewertung aufmerksam zu machen. Im 1. Halbjahr 2023 hat man zudem umfangreich eigene Aktien zurückgekauft. Dadurch ist die Anzahl ausstehender IAC Aktien binnen Jahresfrist von 89 Mio. auf 86 Mio. gesunken.


Fazit

Ich habe den Eindruck, das Bild des IAC Portfolios ist aufgrund der offensichtlichen Schwierigkeiten bei ANGI und Dotdash Meredith bei vielen Investoren gestört. Die anderen, teilweise wesentlich besser laufenden Beteiligungen werden dabei derzeit ignoriert.


Quasi geschenkt bekommt man als IAC Aktionär ein ganzes Portfolio nicht börsennotierter Assets, für das ich nach bestem Wissen und Gewissen einen Wert von 41$ pro Aktie schätze. Das entspricht einem Kurspotential von aktuell 77% für die IAC Aktie.


Ich fühle mich nach dem Q4 2023 Bericht bestätigt in meiner Einschätzung der deutlichen Unterbewertung des IAC Portfolios. Die IAC Aktie verbleibt guten Gewissens auch in den kommenden Monaten hoch gewichtet im High-Tech Stock Picking wikifolio.


Anleger brauchen hier viel Geduld und evtl. sogar einen extrem langen Atem, aber früher oder später wird der Markt auch diese Fehlbewertung entdecken und korrigieren. Die dann folgende Neubewertung kann ganz schnell gehen, das haben wir in den vergangenen Wochen im Falle der Vimeo Aktie erlebt, die seit meinem Vimeo Beitrag vom 22. Februar in nur 4 Wochen um über 50% zugelegte.


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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Anteile von IAC. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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<![CDATA[PayPal Aktienanalyse: Wenn der schlafende Riese erwacht ]]>https://www.high-tech-investing.de/post/paypal-aktienanalyse65f3251ae70193cc3dabbf96Thu, 14 Mar 2024 18:21:38 GMTStefan Waldhauser


Mittlerweile ist es fast 9 Jahre her, seit eBay Anteilseigner im Rahmen eines damals viel beachteten Spin-Offs  PayPal Aktien in ihre Depots eingebucht bekamen. Diejenigen Aktionäre, die seit der eBay Abspaltung dabei blieben, haben einen wilden Ritt hinter sich.


Von 2015 bis Mitte 2021 stieg der Wert der PayPal Aktien von 35$ auf über 300$ an. Seitdem ist die auch bei Kleinanlegern beliebte PayPal Aktie um über 80% abgestürzt und heute für gut 60$ zu haben.


PayPal Aktienkursentwicklung

PayPal Aktienkursentwicklung


Von 2018 bis 2019 war ich schonmal recht erfolgreich in PayPal investiert, auch wenn ich damals viel zu früh aufgrund der hohen Bewertung ausgestiegen war.


Warum ich ausgerechnet jetzt wieder in den Fallen Angel PayPal Aktie investiere?


Hier meine Gedanken zum PayPal Investment Case: 


Die Historie von PayPal

PayPal, eines der bekanntesten Online-Zahlungssysteme, hat eine faszinierende Entwicklungsgeschichte, die vor gut 25 Jahren mit der Gründung von Confinity u.a. durch Peter Thiel  im Dezember 1998 begann. Im März 2000 fusionierte Confinity mit X.com, einem Online-Banking-Unternehmen, das von Elon Musk gegründet wurde.


Nach der Fusion konzentrierte sich das Unternehmen ausschließlich auf den Geldtransfer Dienst PayPal, der schnell zum bevorzugten Zahlungsmittel auf der Auktionsplattform eBay avancierte.


Im Februar 2002 ging PayPal erstmals an die Börse, wurde jedoch schon im Oktober desselben Jahres für 1,5 Milliarden US-Dollar von eBay übernommen. Diese Akquisition half PayPal damals, seine Position als führendes Online-Zahlungssystem zu festigen, insbesondere weil es eng mit der eBay-Plattform integriert wurde.


Trotz des anfänglichen Erfolgs der Integration entschieden sich eBay und PayPal 13 Jahre später für eine Trennung. PayPal wurde 2015 in einem Spin-off zu einem eigenständigen, an der Nasdaq börsennotierten Unternehmen. Erst dieser Schritt ermöglichte es PayPal, seine Geschäftsstrategie zu diversifizieren und Partnerschaften über eBay hinaus zu erweitern.


Der Neuanfang

In den vergangenen Jahren war ich nicht unbedingt ein Fan von PayPal. Ich selbst bin kein guter Kunde, denn obwohl ich seit Jahren einen PayPal Account besitze, nutze ich ihn nur unregelmäßig. Und seit meinem Exit vor 5 Jahren war ich nicht mehr ernsthaft an der PayPal Aktie interessiert.  

 

Was mir an PayPal in all den Jahren nicht gefallen hat, war die Fokussierung des langjährigen CEOs Dan Schulman auf immer neue Akquisitionen, die das Produktangebot und die Umsatz- und Profitquellen für mich unüberschaubar machten. Schulmans Strategie lautete: "Wachstum um jeden Preis". Mit seiner Vision einer PayPal “Super-App” ist Schulman jedenfalls in den vergangenen Jahren krachend gescheitert. 


Nach dem kompletten Rückzug von Schulman zum 31.12.2023 ist der Weg nun frei für eine Neuausrichtung des Unternehmens durch den neuen CEO Alex Chriss. Der war bei Intuit seit Jahren sehr erfolgreich in der Bereitstellung von Technologien für kleine Unternehmen tätig und ist bekannt für seine langfristige Denkweise. Was schon bemerkenswert ist in der heutigen von Quartalsergebnissen geprägten Finanzwelt. 


Seit seinem Amtsantritt vor gerade mal 4 Monaten hat Alex Chriss schon einiges bewegt: Annähernd die komplette Führungsmannschaft wurde ausgewechselt. Er hat klargemacht, dass er den Fokus des Unternehmens schärfen, in Produktinnovationen investieren und sich von unwichtigen zugekauften Randbereichen trennen will. Ich bin gespannt.


PayPal als zweiseitige Plattform

Viele von Euch kennen PayPal seit langer Zeit aus eigener Erfahrung als Online-Zahlungsdienst für Konsumenten. Der steht im harten Wettbewerb gegen Apple und Google mit ihren eigenen Payment-Services. Dazu kommen weitere innovative Herausforderer wie die Cash App von Block (Square) und natürlich die zahllosen Zahlungsdienste der Banken und Finanzdienstleister. 


Die PayPal Aktie ist bei vielen Investoren in Ungnade gefallen, da kritisch hinterfragt wird, ob PayPal zukünftig nicht immer weiter an Boden verlieren wird gegen die scheinbar übermächtigen Big Tech Alternativen.


Zumindest im deutschsprachigen Raum mache ich mir derzeit um die Wettbewerbsfähigkeit von PayPal auf der Konsumentenseite keine Sorgen. Der Grund sind eigene Erfahrungen: Bei der Entwicklung der aktien.guide Plattform haben wir bis 2023 auf eine Anbindung von PayPal verzichtet. Das war ein Fehler, die PayPal Zahlungsoption wurde von den Endkunden massiv als Alternative zu Debit- oder Kreditkarten gefordert. Seitdem PayPal hinzugefügt wurde, wird diese Option erstaunlich häufig gewählt: Mehr als 25% aller Zahlungen gehen bei diesem reinen Online-Business via PayPal ein - mit steigender Tendenz.


Das Konsumenten Business mit dem sogenannten “PayPal Branded Checkout”  ist jedoch nur die eine Seite der PayPal Plattform. Ebenso wichtig für PayPal ist das Geschäft mit den ca. 35 Mio. Händlern, die nicht nur PayPal- sondern auch Kartenzahlungen mit Hilfe der zu PayPal gehörenden Braintree Software entgegennehmen. Braintree ist PayPal’s Angebot für Unternehmen, das im Wettbewerb gegen Stripe, Adyen, Square (Block) u.a. steht. 


Aufgrund des Konkurrenzkampfes sinken bei den Payment-Providern tendenziell die sogenannten Take-Rates. So bezeichnet man den Anteil am Gesamtzahlungsvolumen, der von den Zahlungsdienstleistern vereinnahmt wird. Konkret ist die Take Rate bei PayPal in den vergangenen 3 Jahren von 2,2% auf 2,0% gesunken. Mehr als ausgeglichen wird dieser Gegenwind vom insgesamt steigenden Online-Zahlungsvolumen, das auch bei PayPal noch immer deutlich zweistellig (13% im FY23) wächst. 


Die PayPal Financials

PayPal ist ein seit mehr als 25 Jahren gewachsenes Unternehmen mit annähernd $30 Mrd. Umsatz und über 400 Mio. aktiver Konten. Auch wenn man sich trotz europäischer Banklizenz nicht als Bank, sondern als FinTech sieht: Es handelt sich bei PayPal längst nicht mehr um ein dynamisch wachsendes StartUp, sondern um einen Riesen, der in den vergangenen Jahren m.E. nicht gut gemanagt wurde. 


Schon alleine aufgrund der erreichten schieren Größe dürfen wir als Anleger von PayPal nicht mehr unbedingt zweistelliges Umsatzwachstum erwarten, auch wenn der globale Online-Zahlungsverkehr noch auf Jahre hinaus ein Wachstumsmarkt bleiben wird. 


So stieg der PayPal Umsatz in den vergangenen beiden Jahren um jeweils +8%. Und auch 2024 wird wohl kein zweistelliger Zuwachs zu erreichen sein, Analysten rechnen mit +7%.


Was ich hingegen sehr wohl von PayPal zumindest mittelfristig erwarte, ist ein deutlich zweistelliges Wachstum bei Gewinn und Cashflow. Denn dort gibt es wohl einiges an Optimierungspotential. Der operative Gewinn betrug 2023 (Non-GAAP) $6,7 Mrd., das entspricht einer Marge von gut 22%. Die Margen des schlanken Wettbewerbers Adyen z.B. liegen doppelt so hoch.


PayPal generierte 2023 einen um 17% rückläufigen Free Cashflow von $4,2 Mrd. Den Schulden von $11,3 Mrd. stand in der Bilanz per Ende 2023 ein Cashbestand von $17,3 Mrd. gegenüber. 


Damit verfügt PayPal über eine starke Bilanz, die es ermöglicht, aggressiv eigene Aktien zurückzukaufen.


PayPal Aktienrückkäufe

Aktienrückkäufe bei PayPal


Die Anzahl ausstehender PayPal Aktien wurde 2023 um 4% reduziert. Und auch im laufenden Jahr plant das Management, mindestens $5 Mrd. für Rückkäufe auszugeben, nachdem 2023 dafür bereits $5 Mrd. aufgewendet wurden. 


Die zügig sinkende Anzahl ausstehender Aktien bietet damit einen deutlichen Rückenwind für den Gewinn und Cashflow pro Aktie.  


Das neue Management

Meine Entscheidung, zum jetzigen Zeitpunkt erstmals in PayPal zu investieren, hat vor allem mit dem neuen Management zu tun. Die ersten Maßnahmen von CEO Alex Chriss sind vielversprechend und schaffen Vertrauen.


Auch wenn er die Erwartungen im Vorfeld einer Investorenveranstaltung im Januar etwas zu hoch geschraubt hatte (“We will shock the world”) und mit den nun angekündigten Innovationen hinter diesen überhöhten Erwartungen zurückblieb. 


https://www.youtube.com/watch?v=byYcpwe53Gs 


Sicherlich sind die mit diesem Video angekündigten Neuerungen keine Revolution des e-Commerce. Aber das braucht es m.E. auch gar nicht, um in den kommenden Jahren erheblichen Mehrwert für die PayPal Aktionäre zu schaffen.


Für mich ganz wichtig: Ich erkenne in den veröffentlichten PayPal Zahlen nun mehr Transparenz als in früheren Jahren. So gibt es ein neues Disclosure der monatlich aktiven Accounts (MAAs). Diese Zahl erscheint mir aussagekräftiger als die bisher angegebenen Aktiven Accounts (426 Mio.), die all jene User umfasst, die in den vergangenen 12 Monaten an einer  Transaktion beteiligt waren. 


Das wohl größte Problem des Unternehmens sind die angeblich schwindenden Benutzerzahlen. Über 400 Mio. aktive User sorgen für großartige Netzwerkeffekte. Meiner Meinung nach geht es für PayPal zukünftig nicht mehr unbedingt um eine Vergrößerung der Nutzerbasis, sondern eher darum, das große Potential dieses Kundenstamms besser zu heben, sprich das Engagement der Benutzer auf der Plattform zu erhöhen. 


Am  Finanzmarkt ist die PayPal Aktie auch deswegen unter Druck, weil die Anzahl der aktiven Accounts seit 12 Monaten (um insgesamt 2%) rückläufig ist. Ich kann da dennoch keine dramatische Erosion der Benutzerbasis erkennen.  


PayPal Benutzerzahlen

PayPal Q423 Investor Update


Zumal die Anzahl der MAAs in dieser Zeit sogar geringfügig um 1% auf 224 Mio. angestiegen ist. Die Anzahl der Transaktionen pro Account und Jahr (TPA) erhöhte sich im vergangenen Jahr sogar um 14%. Ich interpretiere das so: PayPal hat im vergangenen Jahr weitgehend inaktive Accounts aus dieser Statistik verloren, während die aktiven Benutzer die Plattform noch intensiver nutzten.


Die Bewertung der PayPal Aktie

Bei einem Aktienkurs von 62$ wird PayPal mit einem Enterprise Value von $64 Mrd. bewertet. Das ist gut das doppelte vom Umsatz. Das KGV auf der Basis von 2023 liegt bei 16. 

Bewertung der PayPal Aktie

Die Bewertung der PayPal Aktie im Zeitablauf


Die PayPal Aktie war gemessen an diesen Bewertungskennzahlen damit noch nie so günstig zu haben wie heute.  


Analysten zeigten sich enttäuscht, dass die PayPal Guidance für das laufende Geschäftsjahr 2024 keine Steigerung beim Gewinn pro Aktie vorsieht. Der ist bei 3,60$ (GAAP) und damit etwas unter dem Vorjahresergebnis geplant. 


Das Non-GAAP Ergebnis pro Aktie soll das Vorjahresniveau von 5,10$ erreichen. Allerdings rechnet das neue Management in die kommunizierten Non-GAAP Zahlen ab sofort die SBC (Shared-Based-Compensation - hier einfach erklärt) mit ein. Auch diese Veränderung ist aktionärsfreundlich, schafft mehr Transparenz und Vertrauen. 


Die initiale Guidance für den Free Cashflow 2024 hat mit $5 Mrd. die Erwartungen vieler Analysten enttäuscht. Ich sehe das etwas positiver: Bei PayPal wird unter dem neuen CEO nun wieder mehr investiert, auch wenn Profitabilität und Cashflow kurzfristig darunter leiden. Finde ich als längerfristig orientierter Aktionär gut.


Selbst mit der gesenkten Cashflow-Erwartung errechnet sich für 2024 ein EV/FCF Multiple von 13. Das erachte ich als günstig. Zumal ich davon ausgehe, dass PayPal über erhebliches Potential verfügt, um in den kommenden Jahren die Profitabilität und den Cashflow zu steigern. 


Fazit

Die PayPal Aktie gehörte lange Zeit zu den Favoriten vieler Kleinanleger. Jetzt leidet sie unter Bedenken vieler Investoren, die PayPal Plattform könne im Zeitalter von Apple Pay und generativer KI an Bedeutung verlieren.


Ich denke diese Ängste sind übertrieben. Die massive PayPal Userbasis mit über 200 Mio. regelmäßig aktiven Kunden bietet m.E. eine gute Basis für das neue Management, um in den kommenden Jahren wesentlichen Mehrwert für die leidgeprüften Aktionäre zu schaffen.


Ich habe in den vergangenen Tagen eine Einstiegsposition der PayPal Aktie für das High-Tech Stock Picking wikifolio erworben. Mein Plan ist es, in den kommenden Quartalen die weitere Entwicklung rund um PayPal genau zu beobachten und diese Position weiter auszubauen, sobald sich abzeichnet, dass das neue Management-Team erfolgreich ist.


Wenn Du PayPal zukünftig gemeinsam mit mir weiter beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter abonnieren.


Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von PayPal. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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<![CDATA[CrowdStrike Aktienanalyse: Die Cybersecurity Plattform Falcon ist nicht zu stoppen ]]>https://www.high-tech-investing.de/post/crowdstrike-aktienanalyse640b0576287fb655c40ee730Thu, 07 Mar 2024 15:44:29 GMTStefan Waldhauser

CrowdStrike Aktienanalyse


Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals im März 2023 veröffentlichten Beitrags zur CrowdStrike Aktie. Er wurde erweitert und aktualisiert nach den Zahlen zum Q4 des FY2024.


Ich hatte glücklicherweise Ende 2022 den Ausverkauf von SaaS Aktien genutzt, um den Cybersecurity Anbieter CrowdStrike zu Kursen um 100$ in das High-Tech Stock Picking wikifolio aufzunehmen. 15 Monate später dürfen sich Anleger dieses investierbaren Musterportfolios mit mir über Buchgewinne in Höhe von über 200% freuen.


Damit ist CrowdStrike eines unserer besten Investments der vergangenen Jahre. Zur Erinnerung: Ich hatte Mitte 2021 in diesem Portfolio schon einmal dreistellige Gewinne mit CrowdStrike realisiert und war zwischenzeitlich ausgestiegen, nachdem die Aktie heißgelaufen war.


Jetzt hat die CrowdStrike Aktie neue Höchststände erreicht. Ob damit erneut die Zeit für Gewinnmitnahmen gekommen ist, das möchte ich mit dieser CrowdStrike Aktienanalyse klären.


CrowdStrike Aktienkursentwicklung


https://aktien.guide/aktien/CrowdStrike-Holdings-Inc-US22788C1053


Zunächst ganz kurz für diejenigen unter Euch, die CrowdStrike noch nicht kennen:


Das erst 2011 gegründete US SaaS Unternehmen hat sich seit seinem Börsengang in 2019 vom Endpoint-Security Spezialisten zu einem der weltweit führenden Cyber-Security Anbieter weiterentwickelt. Das in nur 12 Jahren auf über $3 Mrd. Umsatz rasant gewachsene Unternehmen bietet eine cloud basierte Plattform namens Falcon an. Die ermöglicht es Organisationen, ihre Systeme und Daten mit einer breiten Palette von Sicherheitslösungen vor Cyber-Angriffen zu schützen.


Die dazugehörigen Softwaresubskriptionen machen weit über 90% vom Gesamtumsatz aus. Ausgehend von seiner führenden Position zum Thema Endpoint Protection greift CrowdStrike mittels der Falcon Plattform mit großem Erfolg auch bzgl. anderer Security-Themen wie Cloud Security, Identity Security und SIEM (Security Information and Event Management) die in diesen Nischen etablierten Hersteller an.


CrowdStrike Quartalszahlen für das Q4 FY24


CrowdStrike hat das bis zum Januar laufende FY24 zwar mit sinkenden Wachstumsraten, aber dennoch mit einem deutlich über den Erwartungen liegenden Ergebnis abgeschlossen. Das ist besonders bemerkenswert, weil wichtige Wettbewerber wie Palo Alto Networks über besonders schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen klagten und enttäuschende Zahlen melden mussten.


CrowdStrike Umsatzentwicklung

Quelle: CrowdStrike Investor Presentation


Der CrowdStrike Umsatz stieg im FY24 um 36% auf $3,06 Mrd., nachdem er für das Gesamtjahr FY23 noch 54% auf $2,24 Mrd. gewachsen war. Im jüngsten Q4 FY24 betrug das Wachstum "nur" noch 33%.


Besonders positiv: Das Schlussquartal des FY24 war zum zweiten Mal hintereinander ein Rekordquartal bzgl. des neu hinzugefügten ARR, der sich im Q4 auf $282 Mio. belief.


Besonders beeindruckend ist angesichts des hohen Umsatzwachstums die ebenso positive Cashflow-Entwicklung. Im FY24 stieg der Free Cashflow (FCF hier einfach erklärt) um 39% auf $938 Mio., was einer FCF-Marge von 31% entspricht.


CrowdStrike Cash Flow Entwicklung

Quelle: CrowdStrike Investor Presentation



Der von mir viel beachtete Rule-of-40 Score (hier einfach erklärt), welcher die Effizienz des Wachstums misst, liegt damit bei 67%. Das ist ein herausragender Wert für ein Unternehmen mit mehr als $3 Mrd. Umsatz.


Hohe Aktienvergütungen drücken auf den Nettogewinn


CrowdStrike steht bei vielen Hobby-Analysten seit Jahren in der Kritik wegen der hohen Aktienvergütungen (SBC = Stock Based Compensation) für die Mitarbeiter. Im FY24 betrugen die zu verbuchenden SBC insgesamt $632 Mio., d.h. 21% vom Umsatz.


Ich hatte in einem ausführlichen Beitrag zum Thema Aktienvergütungen hier schonmal erklärt, warum ich die hohen SBC - wie die meisten Profi-Investoren - relativ entspannt sehe.


Mein Fazit damals wie heute: Auf die aus den SBC resultierende Verwässerung der Aktionäre (sprich: auf die Anzahl der ausstehenden Aktien) kommt es an.


Verwässerung der CrowdStrike Aktie


CrowdStrike: Verwässerung im Vergleich zu SentinelOne und Snowflake


Ein Blick in die Fundamental Charts des aktien.guide zeigt, dass bei CrowdStrike die Anzahl der ausgegebenen Aktien in den vergangenen 3 Jahren um weniger als 8% angestiegen ist. Auch für das laufende FY25 hat sich das Management dazu committet, die Verwässerung unter 3% zu halten.


Das ist das, was für mich wirklich zählt! Und das hört sich doch schon viel weniger bedrohlich an und relativiert die hohen SBC, oder etwa nicht?


CrowdStrike erreicht GAAP Profitabilität


Trotz der hohen SBC war das CrowdStrike Ergebnis nach den US Bilanzierungsrichtlinien GAAP in FY24 unterm Strich erstmals positiv. Dafür verantwortlich sind auch die Zinseinnahmen aus dem üppigen Cashbestand: Die aktuell $3,5 Mrd. Cash in der CrowdStrike Bilanz bringen mittlerweile erhebliche Zinsen von über $30 Mio. pro Quartal ein. Der CrowdStrike Nettogewinn im FY24 betrug $90 Mio. nach einem Verlust von $182 Mio. im Vorjahr. Auch das operative Ergebnis nach GAAP war im Q3 FY24 erstmals leicht positiv.


Wichtig sind diese GAAP Zahlen vor allem im Hinblick auf die Möglichkeit, in den amerikanischen Leitindex S+P 500 aufgenommen zu werden. Dort hinein schaffen es nur Unternehmen mit einem positiven GAAP-Ergebnis. Diese Voraussetzung ist jetzt geschafft. Mit einer Aufnahme in den Index würde weitere Nachfrage nach der CrowdStrike Aktie entstehen. Denn all die passiven Investmentvehikel wie ETFs, die den S+P 500 abbilden, müssten die Aktie ins Portfolio aufnehmen. Der daraus entstehende Effekt für die betroffenen Aktien ist in den vergangenen Jahren aufgrund des gestiegenen Marktanteils an passiven Investments wesentlich größer geworden.


CrowdStrike Ausblick auf das FY25


Für das bereits seit Februar laufende Geschäftsjahr FY25 erwartet das CrowdStrike Management einen Umsatz von knapp $4 Mrd. Das entspricht einem Wachstum von gut 30% nach 36% im Vorjahr.


Das operative Ergebnis (Non-GAAP) soll von $660 Mio. im FY25 auf bis zu $913 Mio. ansteigen. Das bedeutet eine Steigerung von 38% und eine Marge von 23%.


Ich halte diese initiale Guidance für sehr konservativ und erwarte wie im Vorjahr eine Reihe von "Beat+Raise" Quartalen, an deren Ende letztlich eine wesentlich deutlichere Steigerung beim Ergebnis stehen sollte.


Noch wichtiger als die kurzfristige Guidance auf das laufende Geschäftsjahrist der längerfristige Ausblick, den CrowdStrike bereits vor einigen Monaten veröffentlichte (hier nachzulesen). Der wiederkehrende Subskriptionsumsatz soll in den kommenden 5-7 Jahren bei CrowdStrike auf über $10 Mrd. gesteigert werden, das ist also mehr als eine Verdreifachung gegenüber dem laufenden FY24. Die Free Cashflow Marge soll von heute 31% auf bis zu 38% ansteigen.


Rasant wachsender TAM

Nach Angaben des Unternehmens wird der durch CrowdStrike adressierbare Markt (TAM = Total Addressable Market) in den kommenden Jahren weiterhin rasant wachsen. Seit dem IPO vor 5 Jahren hat sich der TAM bereits auf $100 Mrd. verfünffacht, auch begünstigt dadurch, dass CrowdStrike immer neue Nischen des Cyber-Security Marktes adressieren konnte. Der CrowdStrike Umsatz hat sich in diesem Zeitraum um den Faktor 10 gesteigert!


In den kommenden 5 Jahren soll sich der TAM für CrowdStrike bis 2028 nochmals auf $225 Mrd. mehr als verdoppeln - aufgrund des organischen Wachstums des Cyber-Security-Marktes, aber auch aufgrund von neuen Lösungen des Unternehmens.


Heute schon wird die umfassende CrowdStrike Falcon Plattform von Kunden häufig dazu genutzt, Wettbewerbslösungen von anderen Anbietern abzulösen. Die folgende Grafik zeigt welch unterschiedlichen Wettbewerbern sich in den unterschiedlichen Nischen der Cyber-Security gegenüber sieht.


CrowdStrike Wettbewerbssituation

Wettbewerber der CrowdStrike Falcon Plattform


Ich erwarte, dass CrowdStrike durch die Breite der verfügbaren Lösungen auch zukünftig weitere Anteile im boomenden Cyber-Security Markt gewinnt. Die noch relativ jungen CrowdStrike Produkte für Cloud-Security, Identity Management und SIEM tragen schon heute über $850 Mio. oder 28% zum wiederkehrenden Umsatz bei. und wachsen allesamt mit dreistelligen Wachstumsraten.


Wir dürfen mittlerweile davon ausgehen, dass die Falcon Plattform von CrowdStrike nach dem Endpoint Management in wenigen Jahren auch in anderen Bereichen der Cyber-Security eine führende Rolle einnehmen wird. Das ausgegebene CrowdStrike Umsatzziel von mindestens $10 Mrd. bis 2028 halte ich vor diesem HIntergrund für sehr realistisch.


CrowdStrike und AI

Glücklicherweise wird CrowdStrike von der Investorengemeinde nicht als "AI Aktie" wahrgenommen und ist nicht vom entsprechenden Hype betroffen. Dabei nutzt das Unternehmen (wie viele andere auch) schon seit Jahren Machine Learning Algorithmen für seine Basistechnologien.


Den aktuellen Trend um Generative AI bedient CrowdStrike mit einer Neuentwicklung namens Charlotte AI. Das ist ein auf GenAI basierender virtueller Security-Analyst, der den Nutzern der CrowdStrike Falcon Plattform das Arbeitsleben ab sofort erleichtern soll.


Im Gegensatz zu früheren Planungen will man bei CrowdStrike die Charlotte AI auch direkt monetarisieren. $20 pro Endpunkt und Jahr will man bei CrowdStrike gemäß Preisliste für Charlotte kassieren. Inwiefern die AI tatsächlich eine relevante zusätzliche Umsatzquelle sein kann, bleibt abzuwarten. Ich sehe hier eher eine Verbesserung der Benutzeroberfläche und ein besseres Enabling für unerfahrene Anwender der Falcon Plattform als einen echten virtuellen Mitarbeiter, der menschliche Analysten obsolet machen könnte.


CrowdStrike Aktienanalyse: Bewertung

Es läuft extrem rund bei CrowdStrike. Das Unternehmen liefert auch in schwierigem wirtschaftlichen Umfeld Quartal für Quartal beeindruckende Zahlen ab. Allerdings sind diese Erfolge von den Investoren in den vergangenen 15 Monaten auch schon mehr als ausreichend honoriert worden:


Die CrowdStrike Aktie hat sich seit Beginn 2023 mehr verdreifacht. Bei einem Aktienkurs von 330$ wird CrowdStrike mit einem Enterprise Value (EV hier einfach erklärt) von ca. $76 Mrd. bewertet.


Das EV/Sales Verhältnis beträgt damit ca. 19 (forward, d.h. auf Basis des Umsatzes des laufenden Geschäftsjahres FY25). Das Cashflow-Multiple von aktuell 80 (TTM) dürfte Ende des FY25 bei ca. 60 liegen.


Das ist schon sehr sportlich, eine Konsolidierung würde der etwas zu schnell gestiegenen Aktie sicherlich gut tun.


Andererseits ist die Bewertung von CrowdStrike heute längst nicht so extrem hoch wie in der zweiten Jahreshälfte 2021, als ich seinerzeit vorübergehend ausgestiegen war.


Bewertung der CrowdStrike Aktie

Bewertung der CrowdStrike Aktie nach EV/Sales und EV/FCF


Sowohl das Umsatz- als auch Chasflow- Multiple lag damals mehr als doppelt so hoch wie heute.


Fazit

Ich erwarte von der CrowdStrike Aktie im High-Tech Stock Picking wikifolio kurzfristig keine großen Kurssprünge mehr, möchte mich aber unbedingt langfristig an einem Marktführer der Cyber-Security beteiligen.


Kurse von über 300$ bedeuten mittlerweile wieder einen sehr ambitionierten Preis nach der +200% Rallye der letzten 15 Monate. Auch wenn man die starke Marktposition und das weiterhin zügige Wachstum von Umsatz und Cashflow berücksichtigt, ist die Aktie für mich damit nur noch eine gute Halteposition.


Ich habe im Musterportfolio bereist erste Gewinne mitgenommen und die Gewichtung der CrowdStrike Aktie reduziert. Ein vollständiger Exit ist derzeit nicht geplant, da davon auszugehen ist, dass das Unternehmen in den kommenden Jahren auch fundamental in den aktuellen Börsenwert hinein- und langfristig darüber hinauswachsen kann.


Wenn Du CrowdStrike zukünftig gemeinsam mit mir weiter beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter abonnieren.


Disclaimer

Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von CrowdStrike. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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<![CDATA[WBD Aktie: Warner Bros. Discovery - Der Griff ins fallende Messer]]>https://www.high-tech-investing.de/post/warner-bros-discovery-wbd-aktie-202465ddfb7dc1154d5ecc5f21beMon, 26 Feb 2024 23:00:00 GMTStefan Waldhauser

Warner Bros. Discovery  WBD Aktie


In den vergangenen zwei Jahren hatte ich auf diesem Blog bereits mehrfach den Investment Case rund um die Warner Bros. Discovery Aktie (WBD) beschrieben. Die WBD Aktie war damals wie heute einer meiner Top-Picks und ich habe mich Ende 2023 sogar dazu hinreißen lassen, ein mittelfristig dreistelliges Kurspotential auszurufen.


Das war bisher kein guter Call. Aktuell hat die WBD Aktie nach Bekanntgabe der Q4 Ergebnisse aus 2023 neue Tiefstände erreicht und ich muss angesichts eines Buchverlustes von 25% leider feststellen, dass ich ein neues Sorgenkind im investierbaren Musterportfolios habe.


WBD Aktienkursentwicklung

WBD Aktie Kursentwicklung (Quelle: aktien.guide) 


Hier ein kleines Update zur WBD Aktie und die Begründung dafür, warum ich in die Kursschwäche nach den Q4 Zahlen hinein diese Position nochmals aufgestockt habe. Wie kam es zu den jüngsten Kursverlusten?


WBD Quartalszahlen zum Q4 2023

Die Schlagzeilen der Q4 Berichterstattung waren für WBD wie schon im Vorquartal mies. Die meisten Headlines bezogen sich auf den Nettoverlust von $400 Mio. im Q4 bei gleichzeitigem 7% Umsatzrückgang.


Kaum ein Beobachter interessierte sich dafür, dass dieser Verlust zustande kam, da im Q4 nochmals $1,7 Mrd. Abschreibungen auf überhöhte immateriellen Vermögensgegenstände vorgenommen wurden. Ich verstehe das immer noch als notwendige Aufräumarbeiten in der im Zuge der Übernahme geerbten Bilanz von Warner Bros. Im Gesamtjahr 2023 wurde damit unterm Strich nochmals ein Nettoverlust von $3,1 Mrd. ausgewiesen nach einem Verlust von $7,4 Mrd. im Übernahmejahr 2022.


Offenbar interessierten sich angesichts der enttäuschenden Zahlen zu Umsatz und Gewinn die meisten Investoren nur wenig für den Cashflow, der sowohl im Q4 als auch für das Gesamtjahr 2023 ein komplett anderes Build zeichnet. Denn alleine im Q4 erzielte WBD einen Free Cashflow von $3,3 Mrd. und für 2023 wurde insgesamt ein Zahlungsmittelzufluss von fast $6,2 Mrd. generiert.


Dieser äußerst positive Cashflow ermöglichte es dem Unternehmen, seine Verschuldung im Jahresverlauf 2023 um $5,4 Mrd. deutlich zurückzuführen. Die noch verbleibenden Schulden i.H.v. $44,2 Mrd. betragen das 3,9-fache des EBITDA und sind allesamt mit festem Zinssatz (Durchschnitt 4,6% Zinsen) ausgestattet. In den kommenden 3 Jahren werden relative wenige Schulden fällig. Es gibt bei WBD weniger als zwei Jahre nach der Übernahme von Goliath (Warner Bros.) durch David (Discovery) m.E. keine bedrohliche Verschuldungssituation mehr.


Damit hat das Management Team um CEO David Zaslav und CEO Gunnar Wiedenfels ihre wichtigsten Ziele für 2023 erreicht. Der Kapitalmarkt honorierte das allerdings nicht, die WBD Aktie wurde nach den Zahlen nochmals abverkauft.


Der entscheidende Grund dafür war wohl, dass sich die Verantwortlichen den Analysten gegenüber weigerten, ein konkretes Ziel für den Cashflow in 2024 zu nennen. Stattdessen wiederholten sie lediglich ihre Absicht, die Verschuldung bis Ende 2025 auf unter das 3-fache des EBITDA zurückzuführen. Und bezogen auf das laufende Q1 berichteten sie von der aktuellen Erholung des Werbemarktes und damit verbunden stellten sie eine deutliche Verbesserung des Q1 Cashflows im Vergleich zum Vorjahresquartal in Aussicht. Das war alles wenig konkret.


Mit Bezug auf das globale Streaming-Business wiederholte man das Ziel, bis Ende 2025 mehr als $1 Mrd. EBITDA mit dem Direct-to-Consumer Segment erzielen zu wollen. Immer wieder bezweifeln Analysten, ob WBD mit dem eigenen Streamingdienst MAX (derzeit 98 Mio. Abonnenten) langfristig erfolgreich sein kann angesichts der scheinbar übermächtigen Konkurrenz von Netflix und Disney+ (260 Mio. bzw. 150 Mio. Abos)


Ich denke zum jetzigen Zeitpunkt macht ein Vergleich von Abonnentenzahlen noch gar keinen Sinn, da MAX in der Hälfte der prinzipiell erreichbaren Haushalte noch gar nicht verfügbar ist und erst in den kommenden beiden Jahren in vielen wichtigen Märkten startet. Wichtiger erscheint mir, dass MAX in den USA schon 2023 (und damit wesentlich eher als ursprünglich geplant) die Profitabilität erreicht hat.


Warum ich in der WBD Aktie investiert bleibe

Aus unternehmerischer Sicht war die Verweigerung einer konkreten Guidance aus meiner Sicht ein durchaus cleverer Schachzug des WBD Managements. Auch wenn man etliche Investoren damit verärgerte und den Aktienkurs weiter unter Druck setzte.


Denn damit erhält sich das WBD Management die Flexibilität, auf die Opportunitäten einer in Unruhe befindlichen Medienlandschaft in 2024 ohne Rücksicht auf kurzfristige Ziele reagieren zu können.


Im Gegensatz zu strauchelnden Mitbewerbern wie Paramount besitzt WBD aufgrund der starken Cashflow-Entwicklung mittlerweile wieder enorme finanzielle Stärke. WBD kann damit nicht nur seine eigene Verschuldung weiter zurückführen, sondern bei passender Gelegenheit auch Milliarden investieren. Sei es in die Weiterentwicklung der eigenen Franchises oder auch in den Zukauf von Assets.


Ich gebe es gerne zu: Ich bin ein Fan dieses durchaus polarisierenden Management-Teams. Seit dem Merger haben Zaslav und Wiedenfels trotz eines widrigen Marktumfeldes ihren Aktionären ziemlich genau das geliefert, was sie seinerzeit versprochen haben: Sie haben die Warner Bilanz nach dem jahrelangen Missmanagement im AT&T-Konzern deutlich bereinigt, mussten unpopuläre Maßnahmen treffen und viele Leute entlassen, um das Unternehmen mit einem starken Cashflow fit für die Zukunft zu machen.


Aus meiner Sicht ist WBD damit nun gut aufgestellt, um als einer der Gewinner aus der anstehenden Markt-Konsolidierung hervorzugehen. Der Finanzmarkt sieht das jedoch offensichtlich anders.


Obwohl die WBD Bilanz mittlerweile weitgehend aufgeräumt sein sollte (sprich: überhöhte Content-Assets und Firmenwerte wurden abgeschrieben), wird die Aktie bei einem Kurs von $8,50 gerade mal für die Hälfte des eigenen Buchwertes gehandelt. Das Verhältnis von Enterprise Value und Free Cashflow (EV/FCF hier einfach erklärt) beträgt ca. 10, bei anderen Medienwerten wie Netflix oder Disney liegt es zwischen 30 und 40.


Auch das EV/Sales Verhältnis liegt mit 1,5 auf historischem Tiefstand und deutet auf eine Unterbewertung hin. Aus meiner Sicht ist eine Marktkapitalisierung von nur noch $21 Mrd. (Enterprise Value beträgt $65 Mrd.) deutlich zu wenig für einen der weltweit führenden Medienkonzerne.


Ich habe die WBD Aktie mittlerweile im Portfolio übergewichtet. Und bin von diesem Investment Case weiterhin entsprechend überzeugt. Ob ich richtig liege? Das wissen wir alle schätzungsweise erst in zwei oder drei Jahren.


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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Warner Bros. Discovery. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.








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<![CDATA[ZipRecruiter Aktie: Schrecken ohne Ende? ]]>https://www.high-tech-investing.de/post/ziprecruiter-aktie-202465dc62a59f706de6a6c8eeadMon, 26 Feb 2024 15:38:59 GMTStefan Waldhauser

ZipRecruiter Aktie


Die ganz aufmerksamen Beobachter meines investierbaren Musterportfolios unter Euch haben es schon bemerkt: Ich habe in der vergangenen Woche nach den Quartalszahlen zum Q4 2023 die Position an der Jobvermittlungs-Plattform ZipRecruiter aufgelöst und dabei einen Verlust von 14% realisiert.


ZipRecruiter Aktienkursentwicklung

Aktienkursentwicklung bei ZipRecruiter (aktien.guide)


Wie immer nach einem Exit will ich die Fragen nach dem WARUM hier kurz beantworten.


Die kurze Antwort lautet:


ZipRecruiter hat sich in den vergangenen 12 Monaten seit dem Einstieg leider fundamental deutlich schlechter entwickelt als erwartet. Ich habe in dieser Zeit nicht genug Überzeugung aufbauen können, um diese Position beherzt und antizyklisch weiter auszubauen, sollte der Kurs weiter fallen. Daher musste ich jetzt verkaufen.


Ich hatte das in meinem Beitrag zum Umgang mit Buchverlusten einmal so formuliert:


Selbstverständlich bedeutet mein Ausstieg nicht, dass ich keine Hoffnung mehr auf einen Turnaround und wieder steigende Aktienkurse für ZipRecruiter habe. Aber das Hoffen auf bessere Zeiten ist keine gute Anlagestrategie.


Falls Dich die etwas ausführlichere Antwort interessiert, warum meine Überzeugung in ZipRecruiter ins Wanken geraten ist, obwohl das Unternehmen zuletzt die (niedrigen) Erwartungen an das Q4 übertroffen und 2023 die Profitabilität deutlich gesteigert hat?


Here you go:


Noch kein Ende der Umsatz-Talfahrt in Sicht


In der initialen Guidance für 2023 hatte das ZipRecruiter Management vor einem Jahr einen Umsatz von ca. $780 Mio. erwartet. Realisiert wurden 2023 letztendlich weniger als $646 Mio. nach $905 Mio. in 2022. Das ist ein Minus von 29%, welches sich zum Ende des Jahres hin sogar noch auf nahezu -35% vergrößert hat.


Für das Gesamtjahr 2024 traut sich das Management zum jetzigen Zeitpunkt (im Gegensatz zum Vorjahr) noch gar keine Guidance zu. Zu wenig prognostizierbar erscheint ihnen die weitere Entwicklung des Job-Markts in den USA.


Kurzfristig ist jedenfalls noch keine Erholung in Sicht: Für das laufende Q1 2024 sieht die enttäuschende ZipRecruiter Guidance nochmals einen Umsatzrückgang um über 30% auf nur noch ca. $120 Mio. vor. Zur Erinnerung: Zwei Jahre zuvor im Q1 2022 hatte der Umsatz noch $227 Mio. betragen.


Analysten erwarten im laufenden Geschäftsjahr insgesamt nochmals einen Umsatzrückgang von 17% auf $533 Mio., der dann den Tiefpunkt vor einer mehrjährigen Erholung markieren soll. Ich habe keine Ahnung, woher die Analysten die Zuversicht nehmen, einen deutlichen Aufschwung am US Arbeitsmarkt zu prognostizieren. Denn den wird es wohl benötigen, um den Turnaround beim Umsatz zu schaffen.


Marktposition ist unklar

Ein wichtiger Bestandteil meines ZipRecruiter Investment Cases war die Annahme, dass die ZipRecruiter Plattform in der Schwäche des Jobmarktes Marktanteile hinzugewinnt.


Daraufhin deutet vor allem die auch 2023 deutlich gestiegene Anzahl von Jobsuchenden auf der Plattform, der hohe Bekanntheitsgrad der ZipRecruiter Brand in den USA und die weiterhin guten Downloadzahlen der ZipRecruiter App.


Ich bin mir nach den jüngsten Ergebnissen dennoch nicht mehr so sicher, ob diese Marktanteilsgewinne wirklich real sind.


Der CEO Ian Siegel versichert das zwar in jedem Analystencall aufs Neue aber mich überzeugen seine auf die Job-Seeker-Seite fokussierenden Argumente nicht mehr wirklich:

Ian Siegel, ZipRecruiter CEO


Denn ein solcher digitaler Marktplatz benötigt für ein nachhaltiges Wachstum beide Seiten: Neben den Job-Suchenden müssen auch die Job-Anbieter ihr Engagement auf der Plattform erhöhen, damit beide Seiten vermehrt zueinander finden und für einen positiven Geschäftstrend sorgen. Davon ist leider aktuell wenig zu sehen.

LinkedIn ein übermächtiger Wettbewerber?

Skeptisch stimmt mich in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung der zu Microsoft gehörigen LinkedIn Plattform als vielleicht gefährlichster Online-Wettbewerber. Der Umsatz von LinkedIn ist in den letzten beiden Quartalen des Kalenderjahres 2023 jeweils um 8-9% gestiegen. Dies steht doch im krassen Gegensatz zum anhaltenden Umsatzeinbruch bei ZipRecruiter und wird von Ian Siegel zumindest öffentlich nicht anerkannt.

Ian Siegel, ZipRecruiter CEO


Diese Aussage hat mich dann in ihrer Absolutheit doch verwundert, um es vorsichtig auszudrücken.


Mindestens genauso wichtig wie die Geschäftszahlen sind mir bei meinen Investmententscheidungen auch persönliche Erfahrungen aus Kundensicht. Und da gibt es eine erstaunliche Anekdote zu berichten: Wir vergrößern aktuell das Team des aktien.guide und sind auf der Suche nach eine(m)/r zusätzlichen erfahrenen Softwareentwickler(in). Eine einzige in diesem Fall sogar kostenlose Stellenanzeige bei LinkedIn brachte uns innerhalb kürzester Zeit ca. 100 Bewerbungen, darunter waren etliche aussichtsreiche Kandidaten.


Auch wenn das sicherlich ein Extrembeispiel ist: Warum sollte man in einem solchen Umfeld als Arbeitgeber auf ZipRecruiter oder andere Online-Services zurückgreifen, wenn genügend potentielle Kandidaten derart einfach und auch noch kostengünstig auf dem führenden Business-Netzwerk ansprechbar sind ?

Meine These lautet jetzt: Erst wenn in einem deutlich anziehenden Jobmarkt LinkedIn alleine nicht mehr zielführend ist, werden sich Unternehmen wieder darauf besinnen, dass sie mehr Geld für das Recruitment ausgeben müssen. Erst dann wird sich auch der Umsatztrend von ZipRecruiter wieder deutlich umkehren lassen.


Bilanz

Ich hatte in der ursprünglichen ZipRecruiter Investment Story darauf hingewiesen, dass das Unternehmen als Direktlisting an die Wall Street gelangt war. Zur Finanzierung hat man 2021 einen mit 5% p.a. zu verzinsenden Kredit aufgenommen anstatt beim IPO junge Aktien auszugeben. Aus der Fremdfinanzierung werden jetzt jährlich $25 Mio. Zinsen fällig.


Das ist auch auf dem niedrigen Umsatz- und Cashflow-Niveau kein existentielles Problem für das Unternehmen, da man nach wie vor deutlich profitabel ist und diese Zahlungen auch bei geringerem Geschäftsvolumen bewältigen kann.


Aber ich persönlich fühle mich als Investor nicht wirklich wohl mit einer Bilanz, die nach aggressiven Aktienrückkäufen im Verlauf von 2023 nahezu Null Eigenkapital enthält.


ZipRecruiter Bilanz

Bilanz von ZipRecruiter zum 31.12.2023 (aktien.guide)


Die Bewertung der ZipRecruiter Aktie

Das Positive an der ZipRecruiter Geschäftsentwicklung ist, dass es dem Management wie versprochen dank eines rigorosen Sparkurses tatsächlich gelungen ist, im Downturn des Marktes die Profitabilität nicht nur zu erhalten, sondern sogar (in absoluten Zahlen) noch auszubauen.


Die ZipRecruiter Aktie wird zum 12-fachen des Free Cashflows aus 2023 bewertet. Das wäre durchaus attraktiv, sofern ich davon überzeugt wäre, dass dieser Cashflow nicht nur nachhaltig ist, sondern ab 2024 weiter gesteigert werden kann. Dies wird jedoch wohl nur gelingen, falls der negative Umsatztrend sich im Jahresverlauf umkehrt. Und das ist alles andere als sicher.


Das optisch günstige EV/Sales Verhältnis von 2 ist nicht vergleichbar mit der Bewertung anderer SaaS-Unternehmens, deren Geschäftsmodell auf wiederkehrenden Subskriptionen basiert. Das ZipRecruiter Business ist extrem zyklisch und selbst wenn es in einigen Jahren tatsächlich gelingen sollte, neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn zu erzielen, so werden die Bewertungsrelationen der Aktie relativ niedrig bleiben, einfach weil die Nachhaltigkeit dieser Zahlen nicht gegeben ist.


Fazit

Ich habe die Geduld mit ZipRecruiter verloren. Es kann durchaus sein, dass mein Verkauf sich - in einigen Jahren betrachtet - als Fehler herausstellen wird. Aber das ist dann OK.


Denn meine Entscheidung heute war eindeutig: Da ich die Überzeugung in eine langfristig positive Entwicklung verloren habe und im Falle weiterer Kursverluste nicht zum Nachkauf bereit bin, musste ich die ZipRecruiter Aktie verkaufen.


Die konsequente Realisierung von Buchverlusten beim Wackeln eines Investment Cases gehört dazu. Und ist auch kein Beinbruch. Glücklicherweise muss man als Stock-Picker am Aktienmarkt nicht immer richtig liegen, um langfristig überdurchschnittliche Renditen zu erzielen.


Du willst den Verlauf meiner Investments (positiv wie negativ) in Zukunft gemeinsam mit mir weiter verfolgen? Dann melde Dich doch jetzt hier zu meinem kostenlosen wöchentlichen High-Growth-Investing Newsletter an.



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<![CDATA[Vimeo Aktie: Eine Geduldsprobe für Aktionäre]]>https://www.high-tech-investing.de/post/vimeo-aktie-2023645368386b0331afd844498dThu, 22 Feb 2024 19:05:38 GMTStefan Waldhauser

Vimeo Aktienanalyse


Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 04.05.2023 veröffentlichten Beitrags. Er wurde erweitert und aktualisiert nach der Bekanntgabe der Geschäftszahlen von Vimeo für das Q4 2023.


Das Investieren in Tech-Aktien aus der zweiten und dritten Reihe kann herausfordernd und nervenaufreibend sein. Denn während die großen Namen wie Apple, Microsoft und aktuell besonders Nvidia all die Aufmerksamkeit der Investoren bekommen, fristen viele andere Tech-Aktien nach dem 2022er Crash noch immer ein Schattendasein.


Kaum ein Aktien-Anleger interessiert sich noch für sie. Calls mit Analysten sind teilweise nach nur wenigen Fragen mangels Interesse der institutionellen Investoren wieder beendet. Das ist auch eine große Chance für antizyklisch agierende Privatanleger, denn oftmals werden diese vergessenen Werte früher oder später wieder entdeckt. Dann kann auch mal blitzartig eine Neubewertung erfolgen, sofern diese fundamental gerechtfertigt ist.


Vimeo Aktienkursentwicklung

Kursentwicklung der Vimeo Aktie


Die Video-Plattform Vimeo ist eine der 2021/2022 fürchterlich abgestürzten Software-Aktien. Das Chartbild sieht desaströs aus, seit mehr als einem Jahr verharrt die Aktie auf niedrigem Niveau. Dennoch habe ich 2023 die Vimeo Aktie zu einem durchschnittlichen Einstandskurs von 3,50€ nach dem +90% Crash aufgesammelt und in mein investierbares Musterdepot aufgenommen.


Hier gibt's die Vimeo Investment Story zum Nachlesen. Zur Erinnerung: Vimeo war als einer der Corona-Gewinner 2020 und 2021 um 45% bzw. 38% gewachsen, kam dann als Spin-Off der IAC völlig überteuert an die Nasdaq und sah sich seitdem gefangen in einer Abwärtsspirale aus Kursverlusten und einbrechendem Umsatzwachstum. Nach einem 11% Wachstum 2022 musste man für 2023 sogar einen Umsatzrückgang von 4% berichten. Und auch 2024 wird man wohl noch nicht zurück auf den Wachstumskurs gelangen. Doch dazu später mehr.


Vimeo Quartalszahlen zum Q4 2023

Für das Q4 2023 wurden ordentliche Zahlen vermeldet, die über den Erwartungen und der eigenen Guidance lagen. Der Umsatz stagnierte mit $106 Mio. gegenüber dem Vorjahresquartal, die Bookings waren nochmals 3% auf $101 Mio. rückläufig.


Vimeo Bookings und Revenue

Quelle: Vimeo Q4 2023 Shareholder Letter


Um die aktuellen Entwicklungen des Vimeo Geschäftes zu verstehen, ist es sehr wichtig, einen etwas genaueren Blick auf die 3 verschiedenen Umsatzströme zu werfen, die sich sehr unterschiedlich entwickeln:


1. Self-Serve & Add-Ons

Der mit Abstand größte und wichtigste Geschäftsbereich ist die direkte Monetarisierung der Selbstbedienungsplattform vimeo.com. Hier können Benutzer für kleines Geld verschiedene Pakete der Vimeo Software buchen. Der durchschnittliche Subskriptionspreis liegt bei gut 200$ pro Jahr und wird von ca. 1,4 Mio. Abonnenten gezahlt. Insgesamt verfügt die Vimeo Plattform über eine massive Userbasis von 300 Mio. Benutzern.


Dieser Self-Serve Bereich war in der Corona Pandemie 2020 und 2021 außergewöhnlich stark gewachsen und ist die mit gut 2/3 Anteil dominierende Umsatzquelle bei Vimeo. Nach der Pandemie normalisieren sich nun die Zugriffszahlen der Video-Plattform wieder. Viele Nutzer, die das Medium Video aus der Not heraus in der Pandemie genutzt hatten, kehrten inzwischen zu Offline-Tätigkeiten zurück. In der Folge davon gingen 2023 die Bookings und Umsätze (-3%) im Self-Serve Segment genauso wie die Abonnentenzahlen zurück (zuletzt im Q4 ca. -8% gegenüber dem Vorjahr).


Das vielleicht wichtigste Ziel des Unternehmens ist es, den Rückgang von Bookings und Abonnenten des Self-Serve Segments 2024 zu stoppen und zum langfristig positiven Trend zurückzukehren.


2. Vimeo Enterprise

Das Land+Expand Vertriebsmodell von Vimeo sieht vor, dass man aus der großen Masse der Self-Serve Kunden diejenigen identifiziert, welche die Vimeo Tools im großen Stil mit vielen Nutzern in ihren Organisationen einsetzen wollen. An diese Enterprise Kunden verkauft man dann die für die Anforderungen von größeren Kunden erweiterte Vimeo Enterprise Suite mit Unterstützung einer klassischen Vertriebsmannschaft.


Vimeo Enterprise ist ein noch relativ kleiner, aber schnell an Bedeutung gewinnender Umsatzstrom. Sein Anteil am Umsatz ist im Q4 binnen Jahresfrist von 10% auf 16% gewachsen. Bei den Bookings beträgt der Anteil schon 21%. Das Bookings-Wachstum dieses Segments betrug im Q4 allerdings nur noch 34%, nach jeweils über 50% in den vergangenen Quartalen.


Diese Zahlen sind dennoch ein Beleg dafür, dass die Land+Expand Vertriebsstrategie greift und Vimeo unterstützt durch ein zügig wachsendes Enterprise Geschäft mittelfristig wieder auf den Wachstumskurs zurückkehren sollte. Beeindruckende Neukunden wie Porsche, Philips und Whole Foods im Q2, Boston Consulting Group, Shutterstock oder Forrester im Q3 und Domino's, Toyota sowie Hermes im Q4 2023 vervollständigen das positive Bild dieses Enterprise Business.


3. Other

Gegen eine schnelle Rückkehr auf den Wachstumspfad spricht derzeit noch der deutliche Rückgang der Umsätze und Bookings aus dem "Other" Segment. Hierunter verbergen sich Produkte wie VHX, OTT, LiveStream und Magisto, die in den vergangenen Jahren zugekauft wurden, um ihre Funktionalität in die Vimeo Plattform zu integrieren. In die Stand-Alone Versionen dieser Legacy Produkte wird mit Ausnahme von OTT nicht mehr investiert, einige Produkte werden nicht mehr fortgeführt. Entsprechend gingen die Umsätze dieses "Other" Segments 2023 um 15% gegenüber Vorjahr zurück. Der Umsatzrückgang hier hat sich durch bewusste Managemententscheidungen im Q4 sogar auf 25% beschleunigt.


Der Umsatzanteil dieses schwindenden Umsatzstroms betrug im Q4 2024 noch 17%. Bei den Bookings machte "Other" im Q4 nur noch 11% aus. D.h. ab sofort wird der positive Trend des Vimeo Enterprise Segments die Umsatz- und Bookingsverluste aus dem Legacy-Geschäft mehr als kompensieren.


Vimeo Geschäftszahlen

Quelle: Vimeo Q4 2023 Shareholder Letter


Profitabilität dank Kostendisziplin

Das Vimeo Management konnte in den vergangenen 18 Monaten erfolgreich umschalten von einem Growth-Modus in eine Strategie, bei der Profitabilität (vor allem gemessen am Free Cashflow) am höchsten priorisiert wird. Seit 2022 ist die neue CFO Gillian Munson im Amt. Sie trat auf die Kostenbremse, Vimeo musste sich von zahlreichen Mitarbeitern trennen und beschäftigte Ende 2024 mit 1.070 Mitarbeitern 13% weniger als ein Jahr zuvor. Auch zu Beginn von 2024 mussten nochmals einige Mitarbeiter aus Marketing und der Verwaltung gehen.


Die Bruttomarge (GAAP) konnte in den vergangenen 2 Jahren von 75% bis auf aktuell 78% gesteigert werden.


Die operativen Kosten sind in allen Unternehmensbereichen deutlich gesunken, die Kostenbasis sank 2024 durch die Sparmaßnahmen um knapp 25%.


Das ermöglichte einen eindrucksvollen Turnaround bei der Profitabilität:


Turnaround bei Vimeo

Quelle: Vimeo Q4 2023 Shareholder Letter 


Im Q4 2023 wurde daher (wie schon im Q3) auch unterm Strich ein Gewinn von $8 Mio. ausgewiesen nach $5 Mio. Verlust im Vorjahresquartal. Auch für das Gesamtjahr 2023 erreichte Vimeo einen Nettogewinn i.H.v. $20 Mio. nach einem Verlust von $80 Mio. in 2022.


Der operative Cashflow ist in 2023 von -$37 Mio. auf +$38 Mio. deutlich in den positiven Bereich gedreht. Alleine im 2. Halbjahr wurden $27 Mio. an Free Cashflow und somit eine deutlich zweistellige Rendite erwirtschaftet.


Das nenne ich einen beeindruckenden Turn-Around. Diese Zahlen sind ein toller Beleg dafür, wie gut sich solche SaaS Companies aufgrund ihrer hohen Bruttomargen in Krisensituationen sehr schnell in Richtung "Cash-Maschine" umsteuern lassen.


Die Erfolge der Vollbremsung bei Vimeo sind unübersehbar. Das Unternehmen ist ab sofort wieder deutlich Cashflow positiv und daran sollte sich auch 2024 und in den Folgejahren nichts mehr ändern. Das Cashpolster des schuldenfreien Unternehmens beträgt per 31.12.2023 über $300 Mio., also 3/4 eines Jahresumsatzes.


Vimeo kann damit nach der Stabilisierung des Geschäftes durchaus aus einer Position der finanziellen Stärke heraus agieren. Als nächstes geht es darum, 2024 zunächst den Trend für die Bookings und dann - wohl erst 2025 - auch den negativen Umsatztrend wieder umzukehren.


Die Vimeo Guidance für 2024

Das Vimeo Management hat mich mit seiner Guidance für 2024 enttäuscht. Der Umsatz soll nochmals 4-8% auf $385-400 Mio. zurückgehen, ich hatte bisher genauso wie die Analysten zumindest stabile Umsätze erwartet. Ein Grund für diese enttäuschende Umsatzerwartung ist wohl, dass Vimeo die Legacy-Umsätze aus dem "Other" Segment bewusst schneller als bisher zurückfährt, um sich auf die zukunftsträchtigeren Aktivitäten zu konzentrieren.


Vimeo erwartet 2024 einen operativen Verlust von $5 Mio. nach $13 Mio. operativen Gewinn in 2023. Das ist schwächer als erwartet, ich hatte bisher auch beim EBIT mit einer Stabilisierung im positiven Bereich gerechnet.


Ich könnte mir vorstellen, dass diese initiale Guidance auch im Hinblick auf die Berufung eines neuen CEO extrem konservativ gewählt ist, um diesem das Potential für positive Überraschungen zu bieten. Es wird spannend zu beobachten sein, wer nach dem Abgang von Anjali Sud demnächst als neuer CEO installiert wird. Denn der ab 1. Sep. 2023 agierende Adam Gross wurde nach wie vor nur als Interim-CEO präsentiert.


Die Bewertung der Vimeo Aktie

Auch wenn der Chart des Aktienkurses etwas anderes suggeriert: Vimeo ist ein stabiles Unternehmen mit einer starken Bilanz ($301 Mio. Cash zum 31.12.23, keine Schulden). Vimeo ist keinesfalls ein Pleitekandidat. Ich gehe jetzt davon aus, dass der Umsatz 2024 nochmals leicht zurückgeht und danach auch aufgrund der immer größeren Bedeutung von Vimeo Enterprise wieder ins Positive dreht.


Bei einem Vimeo Aktienkurs von aktuell 4$ beträgt der Enterprise Value weniger als $400 Mio. Das ist ungefähr das einfache des für 2024 zu erwartenden Umsatzes.


Unter normalen Umständen ist das viel zu wenig für ein profitables SaaS-Unternehmen mit 78% Bruttomarge und einer zweistelligen Cashflow-Marge.


Ich persönlich halte die mittelfristigen Ziele für ein nachhaltig profitables moderates Umsatzwachstum (ab 2025?) für durchaus realistisch. Ich behaupte, dass in einem solchen Szenario das EV/Sales-Verhältnis der Vimeo-Aktie in den kommenden 3 Jahren wieder auf mindestens 3 ansteigen wird.


Anders gesprochen: Ich sehe in meinem Investment Case den fairen Enterprise Value von Vimeo - in einigen Jahren - bei deutlich über $1 Mrd. Das entspricht also einem mittelfristig dreistelligen Kurspotential.


Vimeo im AI Zeitalter

Der Vimeo Aktienkurs leidet aktuell auch darunter, dass das Unternehmen vom Finanzmarkt wohl vorschnell als Verlierer im AI Zeitalter angesehen wird. Neue Herausforderer aus der AI Startup Szene werden aufgrund ihrer beeindruckenden technischen Fähigkeiten in der Video-Produktion als Disruptoren für etablierte Video-Softwarelösungen wie Vimeo gesehen.


Dabei wird eines gerne vergessen: Vimeo besitzt - wie YouTube oder Adobe - einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber all den jungen Angreifern aus der AI Szene: Man hat bereits einen riesengroßen Benutzerkreis, den man direkt monetarisieren kann. Und es geht bei der umfassenden Vimeo Plattform um so viel mehr als nur um die Funktionalität zur Video-Produktion.


Ich sehe GenAI Modelle zur Video-Produktion wie Sora von OpenAI daher auch in Zukunft nicht als direkten Wettbewerber von Vimeo. Es wird für Vimeo wie für die meisten anderen Software-Provider darum gehen, clevere Partnerschaften mit den Anbietern dieser LLMs zu schliessen und durch eine überzeugendes AI Integration die Conversion von Freemium-Usern zu zahlenden Kunden zu erhöhen.


Kurzfristig wird es dabei insbesondere darauf ankommen, ob die neuen AI-Features in der Video Creation Suite von Vimeo dazu beitragen können, den Turnaround im Self-Service Kerngeschäft zu schaffen. Einen wichtigen Hinweis darauf gab es in den jüngsten Äußerungen des Managements zum Q4: Die "Retention Rates" tendierten erstmals seit längerer Zeit wieder positiv, d.h. die Kundenzufriedenheit steigt und Kunden wandern nicht mehr so häufig ab. Genauere Zahlen dazu liegen mir leider nicht vor.

Fazit

Ich habe nach dem Crash ganz geduldig und behutsam eine Vimeo Position für das High-Tech Stock Picking wikifolio aufgebaut und beabsichtige, diese für mindestens 3 Jahre zu halten.

Das Unternehmen hat mit operativen Schwierigkeiten zu kämpfen, die m.E. durchaus lösbar sind. Ich habe den Eindruck, das neue Management hat dafür die richtigen Weichen gestellt. Wichtig ist mir, dass man nun wieder mehr in die Produktentwicklung investieren will und 2024 die Marketing-Ausgaben anteilig weiter zurückfährt.


Leider steht Vimeo von der allgemeinen Wahrnehmung her auf der falschen Seite im gegenwärtigen AI Hype. Aber auch dieser Hype wird vorübergehen und die Investoren werden feststellen, dass auch Unternehmen wie Vimeo durchaus eine Zukunft haben, sofern sie die neuen Möglichkeiten der AI vernünftig in ihre Produkte integrieren.


Sollte es in absehbarer Zeit nicht zu einer Kurserholung der Vimeo Aktie kommen, so wird Vimeo aufgrund der Unterbewertung evtl. auch zum Übernahmekandidat. Es würde mich nicht überraschen, wenn ein neuer CEO mit dem Ziel installiert wird, das Unternehmen für einen Rückzug von der Börse vorzubereiten. Ich hoffe für alle Vimeo Aktionäre, dass es nicht soweit kommt. Auch wenn uns Aktionären eine Übernahme durch einen Private Equity Player sicherlich mit einem ordentlichen Aufgeld versüßt werden würde.


Wenn Du die Entwicklung von Vimeo zukünftig gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter bestellen.


Disclaimer

Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Vimeo. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.





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<![CDATA[Uber Aktienanalyse: Was bringt 2024 nach der Kursverdoppelung im letzten Jahr?]]>https://www.high-tech-investing.de/post/uber-aktienanalyse-202364db413365cf36dc83a476b4Thu, 08 Feb 2024 10:03:41 GMTStefan Waldhauser

Uber


Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 16.08.2023 veröffentlichten Beitrags. Er wurde erweitert und aktualisiert nach der Bekanntgabe der Uber Geschäftszahlen für das Q4 2023.


Wer hätte zum Zeitpunkt des Uber Börsengangs anno 2019 gedacht, dass ich einmal ein glücklicher Uber Aktionär sein würde? Ich jedenfalls nicht.


Zwar bin ich schon seit 2015 ein zufriedener Uber Kunde und habe den Uber Fahrservice auf vielen Reisen sowohl geschäftlich wie auch privat als oftmals überlegene Alternative zu Taxi und Mietwagen kennengelernt.


Aber ich war aufgrund der jahrelangen hohen Verluste des Unternehmens bis Anfang 2023 nie daran interessiert, Uber Aktien zu erwerben. Zu Zeiten des IPO stand ich der Uber Aktie sogar ziemlich ablehnend gegenüber.


Uber Aktienkursentwicklung


Uber Aktienkursentwicklung


Erst im August 2023 nahm ich nach überzeugenden Geschäftszahlen die Uber Aktie in mein investierbares Musterdepot auf. Der Uber Aktienkurs stand damals in unmittelbarer Nähe des Erstausgabekurses beim Börsengang im Mai 2019. Die Uber Aktien wurden damals zu einem Ausgabepreis von 45$ pro Aktie angeboten.


Das Timing war extrem gut. Nur ein halbes Jahr später darf ich mich über Buchgewinne von über 60% freuen, die Uber Aktie notiert auf einem historischen Höchststand von 70$.


Grund genug um anlässlich der Vorlage des Geschäftszahlen für 2023 mit dieser Uber Aktienanalyse zu hinterfragen, ob die Aktie weiterhin haltenswert ist.


Aber eines nach dem anderen. Viele kennen Uber nur als Taxi-Alternative App. Für das Verständnis des Investment Cases ist es wichtig, dass Uber sich mittlerweile zu einem echten Plattformunternehmen entwickelt hat, welches viel mehr als den bekannten Dienst zur Personenbeförderung anzubieten hat.


Die Uber Historie

Uber wurde im März 2009 von Travis Kalanick und Garrett Camp in San Francisco gegründet. Deren Idee war es, eine digitale Plattform zu schaffen, die es den Nutzern ermöglicht, über eine App private Fahrer für Fahrten als preisgünstige Alternative zum Taxi zu buchen. Uber startete seinen Dienst in San Francisco und begann schnell, in anderen Städten und Ländern zu expandieren. Bis 2012 war man u.a. auch in London, Paris, Sydney und Toronto aktiv. Nur 6 Jahre nach der Gründung erreichte Uber bereits 2015 einen Milliardenumsatz.


Neben disruptivem Wachstum und technologischen Innovationen war die Entwicklung von Uber aber seit jeher geprägt von rechtlichen Auseinandersetzungen und kontroversen Diskussionen über das Geschäftsmodell des Unternehmens. Die Taxi-Lobby kämpft z.B. in Deutschland seit vielen Jahren sehr erfolgreich gegen Uber.


Bis heute stößt Uber hierzulande auf regulatorische Probleme aufgrund seiner Vermittlung von nicht lizenzierten Fahrern, was im Konflikt mit bestehenden Personenbeförderungsgesetzen steht. In Deutschland vermittelt Uber daher derzeit ausschließlich Fahrten an lizenzierte Mietwagenunternehmen und kann sein volles Potential daher bis heute nicht entfalten.


Womit verdient Uber sein Geld?

Das Geschäftsmodell der Uber Plattform basiert auf 3 wesentlichen Services:


  • Uber Mobility - Personenbeförderung

  • Uber Delivery - Lieferdienst für Essen und Lebensmittel

  • Uber Freight - Logistikplattform

Allen Geschäftsbereichen gemeinsam ist, dass Uber keine physischen Vermögenswerte (wie Autos, oder LKWs) besitzt und seine Umsätze nur durch Provisionen für die bereitgestellte Plattform erzielt.


Uber App Screenshot


Im Wesentlichen ist Uber der Mittelsmann zwischen der Angebotsseite (Fahrer, Kurier, Spedition) und der Nachfrageseite (Kunden), der die Verbindung herstellt und dafür einen Teil des vom Kunden für den Service gezahlten Umsatzes einbehält. Die Take-Rate beträgt meist ca. 25-30%.


Uber Personenbeförderung (Mobility)

Die Haupteinnahmequelle von Uber ist mit 53% Anteil am Gesamtumsatz der Mitfahrdienst, mit dem das Unternehmen ursprünglich bekannt wurde. Uber hat nur wenige Konkurrenten in der Ridesharing-Branche, da das Unternehmen als erstes in den Markt eingetreten ist und seine Position durch den starken Markennamen und aggressive Werbung seitdem erfolgreich gehalten hat. Heute ist Uber in über 70 Ländern und mehr als 10.000 Städten weltweit aktiv.


Im wichtigsten US-Markt hat sich ein Duopol entwickelt. Uber hat in den vergangenen 12 Monaten deutlich an Marktanteil hinzugewonnen und kommt auf 75% Anteil, während sich der Herausforderer Lyft mit 25% begnügen muss.


Uber Lieferdienst (Delivery)

Die zweite wichtige Einnahmequelle bei Uber mit 33% Umsatzanteil sind die Lieferdienste (Segment Delivery). Im Mittelpunkt steht Uber Eats, der Lieferdienst für Restaurants. Uber bietet seinen Kunden jedoch auch die Möglichkeit, sich Lebensmittel nach Hause liefern zu lassen, ohne dass sie ihr Haus verlassen müssen.


Der Markt für Essenslieferung ist viel umkämpfter als der Ridesharing-Markt. In USA etwa kontrolliert Uber mit seiner Brand Uber Eats 23% des Marktes, während der Marktführer DoorDash auf erstaunliche 66% kommt. In Deutschland ist Lieferando nach dem Rückzug von Delivery Hero der (derzeit noch) unangefochtene Marktführer. Uber Eats ist hier als Herausforderer erst 2021 ins Geschäft eingestiegen, bietet seine Dienste mittlerweile aber schon in über 100 deutschen Städten an.


Durch seine riesige Reichweite ist Uber auch interessant als zusätzlicher Vertriebskanal für die großen Restaurantketten, welche eigene Lieferservices betreiben. So hat Domino's 2023 eine exklusive globale Partnerschaft mit Uber bekanntgegeben.


Uber Logistik (Freight)

Uber Freight wurde im Mai 2017 gestartet. Es handelt sich um eine von Uber entwickelte und durch die milliardenschwere Akquisition von Transplace ergänzte Logistikplattform. Diese verbindet Spediteure und Versender miteinander, um den Transport von Waren und Fracht zu erleichtern und effizienter zu gestalten.


Der Umsatzanteil des zyklischen Freight Segmentes ist 2023 in einem schwachen Marktumfeld von 18% auf nur noch 14% zurückgegangen.


Uber Freight funktioniert ähnlich wie das traditionelle Uber-Modell, konzentriert sich jedoch auf die Fracht- und Logistikbranche. Ziel ist es, den Prozess der Zusammenführung verfügbarer Lkw-Kapazitäten mit den Versandanforderungen von Unternehmen zu optimieren und zu verbessern.


Uber Freight Model

Präsentation vom Uber Investor Day 2022


So funktioniert Uber Freight:


Versender stellen Ladungen, die transportiert werden müssen, auf der Plattform ein. Sie geben Informationen wie Frachttyp, Abhol- und Lieferorte, Lieferzeitrahmen und weitere Details an. Spediteure (Lkw-Fahrer oder Transportunternehmen) können die verfügbaren Ladungen durchsuchen und auswählen, die ihren Kapazitäten und Routen entsprechen.


Die Preise für den Transport werden auf der Plattform angezeigt. Spediteure können die Preise und die genauen Bedingungen für die Ladung akzeptieren oder ablehnen. Sobald ein Spediteur eine Ladung akzeptiert, wird der Vertrag zwischen dem Versender und dem Spediteur über die Plattform abgeschlossen.


Während des Transports können Versender, Spediteure und Empfänger den Fortschritt der Lieferung in Echtzeit verfolgen. Die Plattform ermöglicht auch die Kommunikation zwischen allen Beteiligten, um Informationen auszutauschen und eventuelle Anpassungen vorzunehmen.


Nach erfolgreicher Lieferung wird die Bezahlung durch Uber Freight abgewickelt. Die Plattform kümmert sich um die Zahlung an den Spediteur gemäß den vereinbarten Konditionen.


Uber Freight disruptiert mit seinem digitalen Angebot erfolgreich die bisher oftmals noch analogen Prozesse in der Logistikbranche. Versender können auf Knopfdruck in der App umgehend die Ladung buchen, die sie transportieren möchten. Und dank des im Voraus angezeigten Fahrpreises wissen Spediteure immer, wie viel Umsatz sie mit dem Transport erzielen werden.


Altlasten und Managementprobleme

Der Co-Founder Travis Kalanick diente lange Zeit als CEO bei Uber. Im Jahr 2017 geriet er jedoch inmitten verschiedener Kontroversen und interner Probleme in die Kritik. Diese Kontroversen betrafen Themen wie Unternehmenskultur, Geschäftspraktiken und sein persönliches Verhalten. Aufgrund des zunehmenden Drucks von Investoren trat Travis Kalanick im Juni 2017 als CEO zurück und ist 2019 auch aus dem Board ausgeschieden.


Der heutige CEO Dara Khosrowshahi macht aus meiner Sicht einen hervorragenden Job. Er kam 2017 von Expedia, wo er zuvor für die IAC als CEO tätig war, und wurde ausgewählt, um die Führung von Uber in einer Zeit der Umstrukturierung zu übernehmen.


Mitten in diese Umstrukturierung hinein fiel die Corona Pandemie und Uber hatte mit einbrechenden Fahrgastzahlen zu kämpfen. In dieser Zeit wurde Uber Eats immer wichtiger. Nach der Pandemie brachte das neue Management Uber schnell zurück auf einen nun sehr profitablen Wachstumskurs. Doch dazu später mehr.


Werbung auf der Uber Plattform

Seit einiger Zeit hat Uber das Werbegeschäft als zusätzliche Umsatzquelle für seine Plattform entdeckt. Nur 3 Jahre nach dem Start soll ab 2024 mit verschiedenen Formaten (in der Uber App, auf und in den Uber Autos) erstmals über $1 Mrd. an Umsatz mit Werbung generiert werden, das entspricht einem Umsatzanteil von ca. 3 %.

Uber Werbung

Werbung wird damit zu einem durchaus interessanten Addon-Geschäft der Uber Plattform, mit der man die enorme Reichweite von über 130 Mio. monatlich aktiven Endkunden zusätzlich monetarisiert.


Uber Partnerschaft mit Waymo

Uber hatte von 2015 bis 2020 versucht, eine eigene Technologie für autonome Fahrzeuge (Autonomous Vehicles - AV) zu entwickeln. Die Bemühungen von Uber im Bereich der autonomen Fahrzeuge sind jedoch letztlich an den technischen Herausforderungen gescheitert. Im Dezember 2020 verkaufte Uber seinen verlustträchtigen AV-Bereich an Aurora und hält seitdem dort eine Beteiligung.


2023 wurde eine strategische Partnerschaft von Uber mit Waymo geschlossen mit dem Ziel, die führende AV-Technologie der Google Schwester auf der Uber Plattform einzusetzen. Diese Partnerschaft gibt einen Vorgeschmack darauf, wie die langfristige Zukunft von Uber im AV Zeitalter aussehen soll.


Das Uber Management hat von Anfang an klar gemacht, dass es sich nicht um eine exklusive Partnerschaft mit Waymo handelt, d.h. Uber beabsichtigt zukünftig mit vielen anderen AV-Anbietern solche Kooperationen eingehen.


Im AV-Zeitalter wird dann also bei der Personenbeförderung mit Uber nicht mehr der Fahrer bis zu 75% des Fahrpreises bekommen, sondern das Geld wird aufgeteilt zwischen dem AV-Flottenanbieter (in diesem Falle Waymo) und Uber.


Ich gehe davon aus, dass die Rohmarge (derzeit ca. 30%) bei Uber insgesamt auch aufgrund der Transition zu einem solchen AV-Geschäftsmodell langfristig ansteigen wird. Es wird aber wohl noch viele Jahre dauern, bis sich dieser Effekt in den Geschäftszahlen zeigt.


Die Uber Geschäftszahlen 2023

Während die Entwicklung hin zum fahrerlosen Uber nur sehr langsam erfolgen wird, kann das Uber Management schon heute entscheidende Fortschritte hin zu einem profitabel wachsenden Mobilitäts-Riesen vermelden.


Viele Marktbeobachter (mich eingeschlossen) waren lange Zeit unsicher, ob Uber angesichts der niedrigen Rohmargen und des teuren Marketings jemals nachhaltig profitabel werden würde. Das hat sich spätestens in den vergangenen 12 Monaten geändert.


Nun kann man nach erfolgreicher Beseitigung der Altlasten und Bewältigung der Pandemie erkennen, dass Dara Khosrowshahi es mit seinem Team tatsächlich geschafft hat, trotz aller Schwierigkeiten und zusätzlicher regulatorischer Hindernisse eine regelrechte Cashmaschine zu formen.


Der Uber Umsatz steigerte sich 2023 um 17% auf $37,3 Mrd. Dabei haben sich die drei Segmente sehr unterschiedlich entwickelt. Das wichtigste Mobility Segment (Personenbeförderung) wuchs über 30% und erreichte einen Umsatz von $19,8 Mrd. Demgegenüber wuchs das Delivery Segment deutlich langsamer auf $12,2 Mrd. Das Logistik Segment (Freights) musste deutlich zweistellige Einbußen hinnehmen und setzte $5,2 Mrd. um.


Viel imposanter als die Umsatzentwicklung ist die Verbesserung der Profitabilität. Der operative Gewinn verbesserte sich 2023 um fast $3 Mrd. und drehte von einem Verlust i.H.v. $1,8 Mrd. deutlich in die Gewinnzone mit einem operativen Gewinn von $1,1 Mrd.


Sehr beeindruckend ist, dass der 17% Umsatzzuwachs 2023 erreicht werden konnte, obwohl die Ausgaben für Vertrieb und Marketing um fast 10% reduziert wurden. Die Kostenquote für die allgemeine Verwaltung sank von 9,8% auf 7,2%. Respekt für diese Kostendisziplin!

Gewinn- und Verlustrechnung von Uber

Gewinn- und Verlustrechnung von Uber


Der Uber Nettogewinn fiel mit $1,8 Mrd. noch deutlich höher aus aufgrund von Zuschreibungen auf den Wert der Beteiligungen an anderen Mobilitätsdiensten. Darunter fallen die chinesische Didi (12% Anteil), der asiatische Lieferdienst Grab (14% Anteil) und die bereits genannte Aurora (21% Anteil).


Der Free Cashflow bei Uber vervielfachte sich 2023 gegenüber dem Vorjahr auf $3,4 Mrd. Weitere Steigerungen sind zu erwarten. Ich gehe davon aus, dass die Uber Plattform ab 2024 im Schnitt pro Quartal mehr als $1 Mrd. an Cashflow generieren wird.


In der Uber Bilanz findet sich per Ende 2023 bereits eine $5,4 Mrd. große Cash-Position. Da fragt man sich natürlich, wohin mit dem vielen Geld. Es würde nicht überraschen, wenn auch hier nach dem Vorbild der Tech-Riesen in Kürze ein erstes Aktienrückkaufprogramm aufgelegt wird.


Die Bewertung der Uber Aktie

Der imposante Uber Turnaround ist selbstverständlich auch den Investoren nicht verborgen geblieben und spiegelt sich in einem deutlich gestiegenen Aktienkurs wider. Bei meinem Einstieg vor gerade mal 2 Quartalen wurde das Unternehmen zu einem Enterprise Value (EV) von $96 Mrd. gehandelt. Jetzt bei einem Aktienkurs von 70$ beträgt der Unternehmenswert $152 Mrd., das entspricht einem EV/Sales Verhältnis von 4.


Das Cashflow-Multiple (EV/FCF hier einfach erklärt) beträgt 45 (TTM). Das KGV für 2024 liegt bei gut 60.


Uber Analystenschätzungen  

Uber Analystenschätzungen (Quelle: aktien.guide)  


Diese Bewertung deutet sicherlich nicht auf ein Schnäppchen hin. Aber diese Preise sind auch noch nicht zu teuer angesichts der in den kommenden Jahren von Analysten errechneten Gewinnsprünge.


Möglich wird dies aufgrund der großartigen Marktposition, die Uber mit seiner starken Brand und den riesigen Netzwerkeffekten auf dem Mobilitätsmarkt innehat. Denn in diesem Geschäftsmodell liegt ein großer operativer Hebel, sofern es weiterhin gelingt, das Umsatzwachstum bei +15% zu halten, ohne die Budgets für Marketing und Verwaltung deutlich zu erhöhen.


Fazit zur Uber Aktienanalyse

Nach Airbnb habe ich 2023 mit Uber auch den zweiten Marktführer der Sharing Economy ins High-Tech Stock Picking wikifolio aufgenommen. Ich denke dass die großen Netzwerkeffekte diesen Unternehmen einen wertvollen Burggraben bieten, der Uber wie auch Airbnb auf absehbare Zeit nur schwer angreifbar macht.


Von beiden Investments sollte man als Aktionär nach den Kurssteigerungen 2024 nicht zu viel erwarten, denn diese Aktien sind jetzt schon fair bewertet. Auch Uber ist wie Airbnb auf diesem Niveau keine Spekulation auf einen schnellen Verdoppler.


Diese Aktien sollen vielmehr etwas Stabilität in mein Tech-Portfolio bringen und sind als langfristig angelegte Halteposition gedacht mit einer Zielrendite von ca. 15-20% p.a.


Wenn Du die Entwicklung von Uber und Airbnb zukünftig gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter bestellen.


Disclaimer


Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Uber und Airbnb. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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<![CDATA[Meta Platforms zahlt Dividende. Ein Grund zum Jubeln?]]>https://www.high-tech-investing.de/post/meta-platforms-dividende65bd1c188105e2cb7a10bd69Sat, 03 Feb 2024 10:53:42 GMTStefan Waldhauser

Meta zahlt Dividende


Was für ein Coup von Mark Zuckerberg!


Anlässlich der Vorlage hervorragender Quartalszahlen zum Q4 2023 gab er überraschend bekannt, den Meta Aktionären - und sich selbst - erstmals eine Dividende auszahlen zu wollen.


Die Investoren feierten den Start der Dividendenzahlungen bei Meta am Tag der Bekanntgabe mit einem regelrechten Kursfeuerwerk der Meta Platforms Aktie.


Meta Aktienkursentwicklung

Meta Platforms Aktienkursentwicklung


50 Cent Dividende pro Aktie soll es zukünftig pro Quartal geben. Das bedeutet bei 2,5 Mrd. ausstehenden Meta Aktien eine Dividendenausschüttung von $5 Mrd. p.a. 


Auch angesichts eines gerade um $50 Mrd. aufgestockten Aktienrückkaufprogramms ist die Höhe dieser Dividende nicht besonders aufregend. Die Dividendenrendite dürfte eher symbolische 0,4% betragen.


Dennoch war in der Börsenberichterstattung zu den Meta Quartalszahlen die Dividendenzahlung DAS Thema schlechthin. Dabei gab es jede Menge anderer guter Nachrichten vom Unternehmen, die dagegen fast untergingen: 


  • Der Q4 2023 Quartalsumsatz von Meta Platforms stieg um nahezu 25% nach einem Umsatzrückgang im Vorjahresquartal.


  • Die EBIT-Marge verdoppelte sich auf über 40%.

  • Die Guidance für den Umsatz im laufenden Q1 2024 lag mehr als 5% über den Erwartungen der Analysten.

Eine solche Outperformance ist schon ungewöhnlich für einen Konzern dieser Größenordnung. 


Wer sich genauer über die Meta Quartalszahlen informieren will, dem empfehle ich, die gute Zusammenfassung von Brad Freeman aka "Stockmarketnerd" hier nachzulesen.


Warum ist die Meta Dividende so wichtig?


Die Meta Aktie wird durch die Dividende erstmals ein Thema für ganz neue Kreise von Investoren:


  • Viele Fondsmanager dürfen aufgrund ihrer Anlagestrategie grundsätzlich nur in Dividendenzahler investieren.

  • Die Meta Aktie wird damit ein ernsthafter Kandidat auch für die Aufnahme in den Dow Jones Index.

  • Und viele Privatanleger fokussieren sich mit einer Dividendenstrategie ohnehin nur auf Unternehmen, die jährlich steigende Dividenden ausschütten.


Ist die Dividende wirklich ein Grund zum Jubel? 


Ich bin mir da nicht so sicher.


Ein Wachstumsunternehmen sollte eigentlich mehr als genügend Möglichkeiten finden, seine Cashflows zu hohen Renditen in die Erweiterung seines Geschäfts zu reinvestieren. Hohe Aktienrückkäufe und jetzt auch noch Dividendenzahlungen bedeuten, dass Mark Zuckerberg sich nicht länger in der Lage sieht, die Cashflows produktiver in Wachstum zu investieren - sei es intern oder durch Übernahmen. 


Und tatsächlich hat Meta in den vergangenen Jahren mit seinen Investitionsoffensiven öfter mal spektakulär daneben gelegen. Es ist gut, dass Mark Zuckerberg jetzt erkannt hat, dass seine Investments z.B. in das Metaverse völlig überzogen waren. 


Er hat aus seinen Fehlern gelernt, auf die Kostenbremse getreten (es wird oft vergessen, dass immerhin 25% der Belegschaft gehen mussten) und das Ergebnis zeigt sich jetzt deutlich in den Zahlen.


Der Meta Konzern ist zwei Dekaden nach dem Start nun ein reifes Unternehmen, dass sich mindestens genauso sehr auf Profitabilität wie auf Visionen fokussiert. Ganz nebenbei konsolidiert man dabei - dank der unfreiwilliger Unterstützung von Elon Musk - den Social Media Markt.


Mawrk Zuckerberg hat wohl erkannt, dass Wachstumsraten von über 20% (wie bis 2022 üblich) mittel- und langfristig nicht mehr erreichbar sein werden. Investoren sollten sich von den 25% Growth für das Q4 nicht täuschen lassen. Denn dieses Wachstum ist auch aufgrund der extrem schwachen Vergleichszahlen des Vorjahres zustande gekommen.


Umsatzwachstum bei Meta, Alphabet und Amazon

Umsatzwachstum bei Meta, Alphabet und Amazon (Quelle: aktien.guide)


In einer ganz ähnlichen Situation befindet sich übrigens auch Alphabet und Amazon. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das die nächsten Big Tech Konzerne sind, die innerhalb der kommenden 1-2 Jahre ebenfalls Dividendenzahlungen aufnehmen werden.


Echte Wachstumsunternehmen mit Umsatzwachstum größer als 15% können diese Tech-Riesen hingegen auf Dauer nicht mehr sein. Dagegen spricht schon allein die schiere Größe dieser Konzerne. 


Das ist an sich keine schlechte Nachricht, sondern der normale Lauf der Dinge im Lebenszyklus eines jeden erfolgreichen Unternehmens. Das Wachstum dieser ehemaligen Hyper-Growth-Companies flacht sich ab, diese Konzerne mutieren zu Cash Maschinen und letztlich wandeln sich deren Unternehmensanteile zu Value-Aktien, die idealerweise viele Jahre lang auch den Dividendenjägern große Freude bereiten.


Mark Zuckerberg hat jetzt begonnen, diesen Weg einzuschlagen und das ist sehr vernünftig.


Wie sieht es mit der Bewertung aus?


Ich hatte ja erst kürzlich Meta zur aussichtsreichsten Aktie unter den Glorreichen Sieben neben Alphabet gekürt (hier nachzulesen.)


Daran hat sich auch durch den kurzfristigen 20% Aufschlag nichts geändert. Die Meta Aktie ist damit jetzt mit einem Cashflow-Multiple von 27 in etwa fair bewertet. Das EV/Sales Verhältnis von 9 ist aufgrund der hohen Profitabilität durchaus berechtigt. Ich sehe keine deutliche Überbewertung nach oben wie z.B. bei Apple, Nvidia oder Tesla.


Und ich würde hier auch den Analysten nicht widersprechen, die hohes Potential für weitere Gewinnsteigerungen sehen:


Analystenschätzungen für Meta Platforms

Analystenschätzungen für Meta Platforms (Quelle: aktien.guide)


Auch auf dem erhöhten Kursniveau ist Meta eine Aktie, der ich auf Sicht von einigen Jahren 15% Kurssteigerung p.a. durchaus zutraue. Die Rückschlagsgefahr ist jetzt aber deutlich erhöht. Sollte die Stimmung gegenüber Big Tech kippen, so könnte auch die Meta Aktie unter Druck geraten.


Leider habe ich persönlich bisher den (Wieder-)Einstieg verpasst. Aber das ist ok, man kann nicht bei jeder Party dabei sein. Wenn Du Meta Platforms und Big Tech in Zukunft gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenfreien Newsletter abonnieren.


Disclaimer. Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt keine Aktien von Meta. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise






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<![CDATA[Aktien shorten? Ein Geständnis.]]>https://www.high-tech-investing.de/post/aktien-shorten65b3dfa775e2c88fe6a5a8ddSat, 27 Jan 2024 10:38:49 GMTStefan Waldhauser

Aktien shorten



Ich gebe es zu: Seit 18 Monaten führe ich in gewisser Hinsicht ein Doppelleben. 


Bislang habe ich mich hier und in den Sozialen Medien ja als Long-Only Investor präsentiert. Und das war auch über 30 Jahre lang zu 100% korrekt: Nachdem ich in den späten 80er Jahren als Student einiges an Lehrgeld beim Spekulieren auf fallende Kurse gezahlt hatte, investierte ich von 1990 bis 2021 ausschließlich langfristig in Aktien als das was sie sein sollten: echte Unternehmensbeteiligungen. 


Dann kam der Tech-Crash anno 2022. Und ich ärgerte mich maßlos. Zwar hatte ich die Gesamtsituation rund um die allgemein völlig überbewerteten Technologie- und Wachstumsaktien im Vorfeld dieses Bärenmarktes grundsätzlich richtig eingeschätzt. 

Aber aufgrund meiner Long-Only Strategie musste ich dennoch miterleben, wie auch mein eigenes Portfolio nach einigen Fehlern böse unter die Räder kam.


Zwischenzeitlich verlor mein Musterportfolio gut 50% an Wert. Zum dritten Mal in den vergangenen 30 Jahren (nach dem Platzen der Internetblase zur Jahrtausendwende und der Finanzkrise 2008/2009) war es mir nicht ansatzweise gelungen, dem Bärenmarkt zu entkommen. Wie denn auch: Eine Long-Only Strategie bedeutet nunmal, dass es keine Möglichkeit gibt, an fallenden Kursen zu verdienen.


Die Durchschnittsrendite, die ich für mein investierbares Musterportfolio (nach allen Kosten) trotz des Crashs seit 2016 erzielte, liegt aktuell bei gut 13% p.a. Das ist in Ordnung und entspricht in etwa meinem eigenen Anspruch an mich selbst.


Aber im Bärenmarkt war das angesichts des hohen Drawdowns nur ein schwacher Trost. Denn viele Anleger können eine solche Volatilität gar nicht aushalten und haben im Crash 2022 zu Tiefstpreisen dem Aktienmarkt den Rücken gekehrt.


Man lernt an der Börse nie aus


In den vergangenen Jahren durfte ich einige spannende Gespräche mit erfahrenen Fondsmanagern und anderen Profi-Investoren führen, die mich ins Grübeln brachten. Diese schlauen Köpfe waren überwiegend davon überzeugt, dass ich meine Gesamtperformance weiter verbessern und gleichzeitig das Risiko senken könnte. Wenn ich denn bereit wäre, meine Stock-Picking Strategie um ausgewählte Short-Positionen zu ergänzen.


Das bedeutet in meinem Fall, dass ich zu bestimmten Zeitpunkten (z.B. rund um einen Quartalsbericht) auf fallende Aktienkurse bei einem überteuerten Unternehmen spekuliere, sofern es gute (fundamentale) Gründe für einen Kursrutsch gibt. 


Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe im Laufe von 2022 still und heimlich damit angefangen, mit einzelnen zusätzlichen Short-Positionen auf fallende Kurse zu experimentieren. Dabei probierte ich verschiedene Ansätze (Leerverkäufe, Put-Optionsscheine) und auch verschiedene Broker für Privatanleger in Deutschland aus. Das Jahr 2023 habe ich genutzt, um mehr Erfahrung mit Shorts auch in einem Jahr allgemein steigender Kurse zu sammeln. 


Und siehe da: Ich habe bisher erstaunliche Ergebnisse erzielt. Die sind fast zu gut, um wahr zu sein. Aber dazu mehr in einem zukünftigen Beitrag.


Hier nur ein Beispiel: Viele von Euch wissen, dass ich seit langer Zeit ein bekennender Tesla Bär bin. Und tatsächlich konnte ich mit der Spekulation auf fallende Tesla-Kurse nach den Quartalszahlen zuletzt mehrfach großartige Erfolge feiern. Ebenso mit Leerverkäufen von einigen anderen aus meiner Sicht qualitativ fragwürdigen Unternehmen aus der zweiten Reihe.


Tesla Kursreaktionen


Jetzt fragt ihr Euch vielleicht, wie ich das Short Selling konkret in der Praxis betreibe, zumal ich doch in einem früheren Beitrag Privatanlegern mal explizit davon abgeraten habe. Bevor ich dieses Praxis-Know-How, das ich mir selbst erst in den vergangenen Jahren angeeignet habe, in den kommenden Wochen und Monaten mit Euch teile, möchte ich hier noch eine Warnung aussprechen:


Aktien shorten kann gefährlich sein


Ja, ich bin mittlerweile tatsächlich davon überzeugt, dass man als ERFAHRENER Marktteilnehmer (diese Einschränkung ist ganz wichtig) sein fundamentales Wissen rund um Einzelaktien auch im Falle von Überbewertungen erfolgreich am Kapitalmarkt einsetzen kann, um mit Leerverkäufen Geld zu verdienen. 


Aber die Instrumente, die man für das Short Selling benutzt, können für unerfahrene Anleger sehr gefährlich sein. Das ist ähnlich wie beim Autofahren: Es ist keine gute Idee, einem Fahranfänger gleich einen Porsche in die Garage zu stellen. Auch wenn dieser noch so einfach zu fahren ist: Das Unfallrisiko ist für den Anfänger einfach höher als bei einem kleinen Kompaktwagen.


Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich über meine Long/Short Erfahrungen schreiben oder das Thema aufgrund der potentiell hohen Risiken für mich behalten sollte. Denn naturgemäß sind diese Short-Positionen eher kurzfristig angelegt und für sich betrachtet wesentlich spekulativer als meine auf Jahre angelegten Unternehmensbeteiligungen.


Durch dieses öffentliche Bekenntnis zum “Shorten” muss ich mich zudem jetzt wohl endgültig damit abfinden, auch mal mehr oder weniger abschätzig in die Trader-Schublade gesteckt zu werden. Und wer mich kennt (einen lieben Gruß an meine Freunde bei wikifolio), der weiss, dass ich jahrelang dagegen angekämpft habe.


Aber vielleicht gibt es diese strikte Trennung zwischen Trader und Investor tatsächlich nur in meinem Kopf. Die Welt ist nunmal nicht schwarz/weiss. Und es kommt mir zunehmend falsch vor, über diesen Aspekt meiner Börsenaktivitäten zu schweigen.


Zudem ist ist offenbar so, dass viele junge Leute eher vom Trading fasziniert sind als vom seriösen, aber manchmal langweilig erscheinenden, langfristig orientierten Investieren.


Wo sind die jungen Aktionäre geblieben? 


Zumindest lese ich so die neuesten Zahlen vom Deutschen Aktieninstitut, die auf ein echtes Problem unserer Aktienkultur hinweisen. Im Jahr 2023 waren über 500.000 junge Leute weniger am Aktienmarkt aktiv als im Jahr zuvor, das ist ein Minus von 12% in nur einem Jahr. 


DAI Aktionärszahlen

Quelle: Deutsches Aktieninstitut


Eine halbe Million junger Anleger in Deutschland hat den jüngsten Bärenmarkt 2022 also entweder nicht überlebt oder hat ihr Depot inzwischen komplett mit anderen Assetklassen bestückt. Aufgrund der 2023 boomenden Krypto Märkte dürften viele junge Anleger in diese Richtung abgedriftet sein. To the Moon!


Aber im Ernst: Das sind katastrophale Zahlen vom DAI. Sie belegen, dass es für Leute wie mich, denen die Aktienkultur der jüngeren Generation am Herzen liegt, mehr zu tun gibt als je zuvor. Gerade weil die Zahl der jungen Aktionäre in den Jahren zuvor deutlich angestiegen war.


Ich fühle mich selbst irgendwie betroffen von dieser Flucht der jungen Leute aus der Aktie. Aber seien wir ehrlich: Ich erreiche mit diesem Blog und meinen Aktivitäten auf X, Threads und Instagram trotz erheblichem Aufwand leider nur eine winzig kleine Nische von i.d.R. männlichen Personen, die meist schon einiges an Börsen-Know-How mitbringen.


Und dabei bin ich ursprünglich doch damit angetreten, um einen Beitrag zur Finanzbildung gerade für die jüngere Generation zu leisten.


Der Traum vom schnellen Geld


Die jungen Leute erreiche ich jedoch mit meinen meist schriftlichen Inhalten leider kaum. Diese konsumieren stattdessen TikTok bzw. Instagram-Reels oder werden via YouTube von unzähligen selbsternannten Trading Coaches mit der Aussicht auf schnellen Reichtum geködert.


Anstatt das sauer verdiente Startkapital vernünftig anzulegen und das Investieren Schritt für Schritt zu erlernen, geben junge Hobby-Börsianer im schlimmsten Fall 4-stellige Summen für zweifelhafte Ausbildungen zum Daytrader aus. Dabei geht es dann vor allem um Charttechnik und kaum um die Aktie als echte Unternehmensbeteiligung. 


Ich möchte Euch in diesem Zusammenhang gerne an einen alten Beitrag von mir erinnern: Was von den Traumrenditen der Daytrader zu halten ist.


Darin schrieb ich Anfang 2020:

Bis heute bleibe ich dabei: Wer Euch 3-5% pro Monat als realistisches langfristig erreichbares Performance-Ziel beim Trading verkaufen will, der ist unseriös. Egal um welche Assets (Aktien, Krypto, Rohstoffe, Währungen) oder welche Trading-Strategie es geht.


Was dürft Ihr von mir erwarten? 


Auf diesem Blog bzw. in meinem Newsletter und meinen Social Media Kanälen gibt es auch in Zukunft sämtliche Aktienanalysen und mein Wissen kostenlos und für alle frei verfügbar. Obwohl ich einige gut gemeinte Ratschläge erhielt, die sich für eine Monetarisierung dieses Blogs in Richtung eines Börsenbriefes aussprachen, so nach dem Motto: “Was nichts kostet, ist auch nichts wert”. 


Ich hoffe, dass ihr gemeinsam mit mir anderer Meinung seid. Und dass ihr diesem Blog weiter die Treue haltet, auch wenn ich meine Strategie zukünftig etwas ergänze und bei entsprechendem Marktumfeld auch mal über meine Short-Ideen schreibe. 


Ich bin selbst gespannt, zu welchen Ergebnissen das langfristig führt. Mein Ziel bleibt natürlich wie bisher auch, eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen und die Entstehung für Euch 100% transparent zu machen. 


Erfahrene Hedgefonds Manager agieren mit einer Zielrendite von 20% p.a.

An denen muss ich mich wohl mit meinen 56 Jahren, davon 35 Jahren an der Börse, messen lassen. Sonst dürfte ich mich nicht auf dieses glatte Parkett einer Long/Short Strategie begeben.


Ein solches Ziel hört sich für mich sehr ambitioniert, aber nicht völlig unrealistisch an. Ich liebe Herausforderungen!


Was bedeutet das nun für diesen Blog? 


Selbstverständlich steht meine altbewährte High-Growth-Investing-Strategie auch zukünftig im Mittelpunkt meines Handelns. Es wird hier weiter zuallererst um vielversprechende Investment-Stories aus der zweiten Reihe gehen sowie um eher strategische Themen rund ums Portfoliomanagement. Ich bin und bleibe natürlich in allererster Linie ein unternehmerisch denkender Aktionär.


Dazu kommt im Laufe von 2024 neuer Content rund um das Long/Short-Trading, den ihr bisher wohl nicht auf diesem Blog erwartet hättet. Mir fallen da auf Anhieb etliche Themen ein: 


  • Welche Werkzeuge benutze ich zum Shorten?

  • Welche Fallstricke gibt es zu beachten? 

  • Wie sieht es mit dem Risikomanagement aus?

  • Welche konkreten Short-Ideen habe ich?


Wenn Euch das interessiert, dann könnt ihr jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter abonnieren. Und wenn ihr mich in meiner Arbeit unterstützen wollt, dann teilt diesen Beitrag gerne mit Euren Freunden, Bekannten oder Kollegen, die sich fürs Trading interessieren. Insbesondere falls die gerade über eine teure Trader-Ausbildung nachdenken sollten.

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<![CDATA[Aktientalk mit Michael Flender und Daniel Wassmer]]>https://www.high-tech-investing.de/post/aktientalk-waldhauser-flender-wassmer-goldesel-investmflow65abb881c217e268d659e983Sat, 20 Jan 2024 17:25:49 GMTStefan WaldhauserNach längerer Zeit gibt's mal wieder einen Aktientalk Michael Flender aka Goldesel und mir. Mit dabei ist diesmal auch Daniel Wassmer, den einige von Euch von seinem Investflow YouTube Kanal her kennen.



Viel Spaß bei den folgenden Themen:


  • Rückblick auf die kräftige Erholung in 2023 nach dem Tech-Crash anno 2022

  • Apple

  • Tesla

  • Nvidia

  • LendingClub

  • monday .com

  • IAC

  • CrowdStrike

  • Duolingo


Falls Du lieber Podcast hörst als ein knapp einstündiges Video anzusehen, findest Du unseren Aktientalk auch auf Spotify, in der Apple Podcast App oder direkt hier:



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Disclaimer: Stefan Waldhauser und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Aktien der hier besprochenen Unternehmen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise



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