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Stefan Waldhauser

Der Angriff von Amazon auf MongoDB


Amazons Angriff auf MongoDB

MongoDB war eines meiner erfolgreichsten Investments in 2018. Seit der Vorstellung des Datenbankunternehmens hier im Blog ist fast auf den Tag genau 1 Jahr vergangen. Der Kurs ist seitdem von 30$ um 200% angestiegen. Selbst die allgemeine Marktschwäche konnte dem Kurs wenig anhaben und der Kurs erreichte Anfang Januar sogar nochmals Höchstkurse um 90$.

In der vergangenen Woche dann der Schock: Amazon Web Services (AWS) hat den Frontalangriff auf MongoDB angekündigt. Das Announcement schickte dann auch den Kurs der MongoDB Aktie direkt um über 15% gen Süden.

MongoDB Chart

Was ist passiert?

Amazon Web Services bietet ab sofort unter dem Namen Amazon Document DB einen eigenen cloud-basierten Datenbank-Service an, der kompatibel zu MongoDB (in der Version 3.6) sein soll.

Der Cloud-Riese imitiert also einen MongoDB-Server - und zwar ohne Lizenzkosten an MongoDB abführen zu müssen.

Obwohl das für branchenfremde Leser vielleicht zunächst einmal ungewöhnlich wirkt, ist das ein ganz normaler Vorgang in der Welt der Open Source Softwareanbieter wie MongoDB.

Grundsätzlich darf jeder den Code der Software kopieren, verändern und sogar in den eigenen gewerblichen Angeboten weiterverarbeiten - solange der Code unter einer entsprechende Open Source Lizenz veröffentlicht wurde.

AWS ist in der Vergangenheit schon mehrfach diesen Weg gegangen, um schnell und kostengünstig eine Vielzahl von Cloud-Services anbieten zu können.

Die Strategie der Open Source Hersteller

Die OpenSource Hersteller wie MongoDB gehen diesen Weg, um möglichst schnell möglichst viele Anwender für ihre Lösungen zu gewinnen. Geld wird im Rahmen einer solchen Open Source Strategie durch den Support der Software verdient und durch proprietäre Erweiterungen, die oftmals den Einsatz in unternehmenskritischen Umgebungen erst möglich machen.

Diese Strategie hat für MongoDB bisher wunderbar funktioniert. Bis zur Version 3.6. von MongoDB konnten Wettbewerber wie Amazon den Code ganz legal kopieren und in eine eigene Richtung weiterentwickeln (man spricht dann von einem „Fork“ der Software).

Seit der Version 4.0 hat MongoDB diese Freiheit drastisch beschränkt durch Verwendung einer neuen viel restriktiveren Open Source Lizenz. Diese macht es Amazon unmöglich, diese aktuelle Version für das eigene Angebot zu verwenden, ohne Lizenzzahlungen an MongoDB abzuführen.

Wettbewerb belebt das Geschäft

Noch vor einem Jahr hatte MongoDB mit zahlreichen anderen Wettbewerbern auf dem Feld der NoSQL-Datenbanken zu kämpfen. Es war eine (allerdings gut begründete) Spekulation, ob man mit der MongoDB-Technologie die Marktführerschaft in diesem schnell wachsenden Zukunftsmarkt würde erlangen können. Auch Amazon gehörte übrigens auch damals schon zu den Mitbewerbern im NoSQL-Markt mit seinem DynamoDB Angebot.

Die jetzt erfolgte Entscheidung von AWS, einen eigenen Cloud-Service auf Basis der MongoDB Technologie anzubieten, darf man durchaus als Ritterschlag für MongoDB werten. MongoDB ist damit auf dem besten Weg, einen defakto - Industriestandard zu definieren.

Es bleibt abzuwarten, ob das Angebot von AWS "gut genug" ist für die Mehrheit der Anwender und ob die Kunden bereit sind, die Abhängigkeit von AWS noch weiter zu vergrößern, indem sie auch den wichtigen Datenbank-Layer (und damit das Herz ihrer Applikation) in die Hände des Cloud-Riesen legen.

Allerdings hat MongoDB den Durchbruch zur Mainstream Technologie erst so richtig mit der Version 4.0 geschafft, die seit 2018 erstmalig Transaktionssicherheit ermöglichte. AWS muss seine Lösung wie gesagt auf der mittlerweile 2 Jahre alten MongoDB Version 3.6 aufbauen. D.h. es werden von AWS längst nicht alle Möglichkeiten der aktuellen MongoDB Technologie angeboten.

Bleibt die Frage, ob die AWS-eigenen Entwickler die fehlenden Features im Laufe der Zeit nachbauen und MongoDB tatsächlich vollständig imitieren und letztendlich viellicht sogar überflügeln werden.

Selbstbewusst fiel dazu das Statement von Dev Ittycheria, MongoDB's CEO aus:

"Imitation is the sincerest form of flattery, so it's not surprising that Amazon would try to capitalize on the popularity and momentum of MongoDB. However, developers are savvy enough to distinguish between the real thing and a poor imitation."

MongoDB ist mit seiner hochmotivierten Mannschaft 100% darauf fokussiert, die beste Datenbanktechnologie zu erschaffen. Dagegen ist DocumentDB bei AWS nur einer von ca. 10 Datenbank-Services, das Team muss sicherlich auch intern bei AWS um Ressourcen und Budgets kämpfen. Soll heissen: auch ich bezweifle, dass es Amazon gelingt, MongoDB zu überholen und damit überflüssig zu machen.

Ist die MongoDB Aktie nach dem Amazon-Schock nun wieder ein Kauf?

Mir ist um die mittel- und langfristige Zukunft von MongoDB auch nach dieser Ankündigung von AWS nicht bange. Der Datenbankmarkt ist groß genug für mehrere Wettbewerber.

Und der strategische Wert von MongoDB für potentielle Aufkäufer wie IBM oder Oracle hat durch die aktuellen Entwicklungen sicherlich nochmals zugelegt.

Kurzfristig jedoch dürfte dieses AWS Announcement jedoch für Verunsicherung nicht nur bei Investoren, sondern auch bei potentiellen Kunden sorgen. Denn die werden sich sicherlich auch das AWS Angebot im Vergleich zum MongoDB Cloud-Angebot (MongoDB Atlas) genau ansehen.

Inwieweit sich das in einer Verlangsamung des Wachstums bei MongoDB (von zuletzt 58%) auswirkt werden die nächsten Quartale zeigen.

Mehr Sorgen als um die langfristigen Zukunftsaussichten mache ich mir um die doch sehr hohe Bewertung der MongoDB Aktie.

Denn in der High-Growth-Investing-Analyse des aktien.guide sieht die MongoDB Aktie angesichts eines EV/Sales-Verhältnis von 17 und einem Rule-of-40 Score von 34% nicht besonders gut aus.

aktien.guide Analyse MongoDB

Fazit

Die MongoDB Aktie ist „priced for perfection“. Sie bleibt daher nur eine Halteposition für langfristig orientierte Anleger. Ein Neueinstieg drängt sich zu diesen Kursen aktuell nicht auf.

Bist Du mit Deinem Portfolio - wie auch The Digital Leaders Fund - schon lange in der MongoDB Aktie investiert? Dann ist es sicherlich auch kein Fehler, einen Teil der dreistelligen Gewinnen zu realisieren und eine etwaig entstandene Übergewichtung im Portfolio abzubauen.

Ein Komplett-Ausstieg ist für mich aber derzeit kein Thema. MongoDB hat nach wie vor das Zeug dazu, langfrisitig in ganz neue Dimensionen und damit in seine ambitionierte Bewertung hinein- und darüber hinauszuwachsen. Daran ändert auch der Angriff von Amazon nichts.


Disclaimer

Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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